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Kurzgeschichten: Nur für exklusive Zirkel?


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5 Antworten in diesem Thema

#1 Oliver

Oliver

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Geschrieben 05 August 2008 - 11:44

Da man Dirk gleich wieder entgegnen würde, dass er sowieso keine Kurzgeschichten liest und das bei mir nun nicht gerade behaupten kann, nehme ich mal einen Blog-Eintrag von ihm heute zum Anlass
http://www.sf-boom.de/blog/?p=632

in welchem er ein Zitat von Elizabeth Bear aus ihrem Blog bringt

http://matociquala.l...om/1419832.html

das sich wie folgt liest:

I have a theory. I think SFF short fiction is turning into a club scene,
hothouse, by writers for writers.I think it serves an important purpose as that club scene.
But I†™m not sure how many non-writer readers it attracts anymore. This is the film festival stuff.

Was haltet Ihr davon? Ich finde den Vergleich eigentlich sehr passend und kann dem zu 80% zustimmen.

Ja (80%), gerade die KG ist ein Tummelplatz für literarische Ansprüche und Experimente. Ja, die KG zieht nun nicht gerade das 'SF-Prekariat' an, das, ja - was lesen die? Perry Rhodan*?

Nein (20%), weil es auch in der KG genug Autoren gibt, die nur gut unterhalten wollen oder, der umgekehrte Fall, diese für erste (manchmal durchaus schauderhafte) 'Gehversuche' nutzen.

Kann man, wie Dirk meint, die Theorie von Baer auch auf Deutschland übertragen? Ich denke schon. Das gilt zum einen sowohl für die literarischen Ansprüche auf der einen, als auch für die 'Gehversuche' auf der anderen Seite. Und natürlich für die niedrigen Auflagen.

Passt der Vergleich mit dem Filmfestival? Ich finde ja. Aber ich sehe auch gerne typische Festival-Filme. ;)


Was meint Ihr?


(Ach ja, um nicht in eine ideologisch-emotional-dämliche Debatte einzuleiten, habe ich ganz bewusst das Wort "elitär" vermieden und "exklusiv" benutzt.)


---
* Als Abonnent so gut wie sämtlicher PR-Serien und Rhodan-Fan seit mehr als einem Vierteljahrhundert darf ich so etwas sagen, weil ich es sarkastisch-nett meine und mich selbst da gerne einschließe und zu stehe.

Bearbeitet von Oliver, 05 August 2008 - 11:47.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#2 Jan Gardemann

Jan Gardemann

    Infonaut

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Geschrieben 05 August 2008 - 16:00

Es gibt nicht mehr viele Liebhaber von SF-Kurzgeschichten. Na und? Früher war das wohl mal anders. Aber die Zeiten sind eben vorbei. Was geblieben sind, sind einige Freaks, die auf diese Kunstform abfahren. Ob dies nun ebenfalls Autoren sind oder nicht, ist doch egal.Das Problem ist: Mit Kurzgeschichten kann ganz offensichtlich kein Geld verdient werden (von c†™t mal abgesehen). Also braucht diese Form alternative Veröffentlichungsmethoden, die sowohl die Autoren, die Herausgeber als auch die Leser zufriedenstellen. Ein solches Konzept gibt es leider noch nicht. Die VISIONEN sind daran zugrunde gegangen, und bei den anderen Publikationen haben die Autoren das Nachsehen, will heißen: kein Honorar. Was etliche Autoren aber gar nicht zu stören scheint und auch okay ist. Fakt aber ist, daß die wirklich guten Leute nicht nebenberuflich schreiben, sondern sich ihrer Passion mit Haut und Haaren hingegeben haben. Die Zeit, die sie am Schreibtisch sitzen und arbeiten, muß wenigstens ein bißchen Gewinn abwerfen, so läuft das nun mal. Unentgeltliche Veröffentlichungen sind am Anfang der Karriere okay, später dann aber sinnlos.Was ich mir wünsche, wäre jedes Jahr ein KG-Band von der Qualität der Visionen. In etwas soliderer Aufmachung würde ich dafür auch sehr viel mehr Geld ausgeben, um in diesen „exklusiven“ Kunstgenuß zu kommen (Kunstdrucke sind ja auch nicht eben billig). Vielleicht braucht die SF-Kurzgeschichte sogar einen Mäzen. Auf jeden Fall müßte gewährleistet werden, daß die Autoren angemessen bezahlt werden, damit sie der Arbeit an solchen Texten genügend Zeit und Kreativität widmen können, was letztendlich auch ausschlaggebend für die Qualität der Geschichten ist. Ansonsten wird die SF-Kurzgeschichte das werden, was viele bereits in ihr sehen: ein Medium für Gehversuche von Schreibenden. Und so etwas wird dann wirklich nur noch von Leuten gelesen, die entweder selber schreiben oder wohlwollend sind und über Mängel hinwegsehen können.

#3 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 05 August 2008 - 19:04

Ich denke, dass die Aussage zutrifft.Der Markt (=die großen Verlage) bietet kaum SF-Kurzgeschichtensammlungen an. Vermutlich weil sie sich nicht besonders verkaufen, und die Werbung für eine Anthologie ist schwieriger als für einen Roman, der einen bestimmten Fokus hat, auf den man die Kampagne ausrichten kann.Davon abgesehen geht es den SF-Romanen nicht besser. Sieht man von denen ab, auf denen SF nicht draufsteht und auf denen keine Raumschiffe abgebildet sind (siehe "Ausgebrannt"). Das SF-Label ist verkaufshemmend, nur eine überschaubare Gruppe Fans (um nicht zu sagen: Nerds) kauft das Zeug. Im Gegensatz zur Fantasy, wo jeder Scheiß verschlungen wird, bloß weil ein Drache auf dem Cover ist. Dabei ging es der Fantasy früher ähnlich wie der SF. Vor Herr der Ringe (den Filmen!) und Harry Potter. Sprich: Wir brauchen mal wieder eine Reihe SF-Blockbuster, die richtig viele Leute mitnimmt. Diese Leute kaufen dann auch SF-Romane (und vielleicht sogar Kurzgeschichten).

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de


#4 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 05 August 2008 - 19:12

Das SF-Label ist verkaufshemmend, nur eine überschaubare Gruppe Fans (um nicht zu sagen: Nerds) kauft das Zeug.

Nö. Das ist die Meinung von einigen unqualifizierten Controllern. Tatsächlich ist jedes Label bis zu einem gewissem Grad verkaufshemmend. Warum wohl werden die neuen Vampir-Schlampen ohne Label verkauft ? ;-) Ich behaupte : SF verkauft sich sogar recht gut. Da aber das Angebot so klein ist, ist der Gewinn daraus vernachlässigbar. Und die Buchhandels-Ketten konzentrieren sich lieber auf das, was in Massen da ist ...

#5 MrSeaman

MrSeaman

    Nanonaut

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Geschrieben 05 August 2008 - 19:52

Ich habe mit meinen Lieblings-SF-Anthologien die Erfahrung gemacht, dass diese durchaus auch von "Nicht-SFlern" (für sie) überraschend gerne gelesen werden, wenn ich sie verleihe - die SF behandelt ja auch nicht nur wissenschaftliche Themen, sondern im besten Falle ebenso menschliche Themen wie der Rest der Literatur. Deshalb kann das eventuelle Zutreffen der Aussage eigentlich nur an Vorurteilen liegen, denen man durch das Verleihen von Büchern und hartnäckiges Empfehlen entgegen wirken kann - aber vielleicht bin ich da auch zu blauäugig. :thumb:

#6 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

    Illuminaut

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Geschrieben 06 August 2008 - 09:33

Ich behaupte : SF verkauft sich sogar recht gut. Da aber das Angebot so klein ist, ist der Gewinn daraus vernachlässigbar. Und die Buchhandels-Ketten konzentrieren sich lieber auf das, was in Massen da ist ...

Das Angebot ist riesig, zumindest im englischsprachigen Raum. Laut LOCUS (Quelle: Dozois 25th) erschienen 2007 rekordartige 2723 Bücher "of interest to the sf-field", sowohl Erstveröffentlichungen wie Nachdrucke. Nur wird von diesem Angebot hierzulande herzlich wenig Gebrauch gemacht. Warum? - Weil sich andere Bücher besser verkaufen, viel besser. Der Verlag kann nicht beliebig viele Bücher auf den Markt werfen, da machen die Vertreter nicht mit, die Vertriebe nicht, schon gar nicht die Händler. Und das eigene Potenzial ist auch beschränkt, was Personal und Werbung, etc. betrifft; es ist eben eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Selbst Kurzgeschichten werden Jahr für Jahr in rauhen Mengen produziert, als Bestandteil von Magazinen, in Print und Online, Anthologien und Collections, darunter haufenweise Nachdrucke beliebter Autoren früherer Jahrzehnte - allerdings vorwiegend von Kleinverlagen.


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