Ich unterstütze die Forderung, dass das Buch mit einer Zusammenfassung und einem Resummee enden sollte.
Als verbriefter Todorov-Nicht-gut-Finder formuliere ich mal vorsichtig und unter Vorbehalt:
Sein Einfluß vor allem auf die akademische, kontinentale Beschäftigung mit ›Phantastik‹ scheint mir immer noch enorm, da hat Robin recht. Ich schreibe ›Phantastik‹ in Gänsefüßchen, denn ich bin der Meinung, dass eben ›Ambivalenz‹ die bessere Bezeichnung für das ist, was T. da zur einer systematischen Gattung macht.
Wichtig erscheint mir, dass Leser, die unbedarft an T. Thesen herangehen, enttäuscht sein werden. Nicht nur, weil T. verquast schreibt und (m. E.) sogar schummelt (siehe meine
Anmerkung zu seiner Zurechtbiegung von Jaques Callott, dessen »Der verliebte Teufel« nämlich eindeutig wundersam ist und keineswegs ›ambivalent‹), sondern vor allem, weil er kaum etwas Erhellendes über die Genre-Klammer ›Phantastik‹ sagt, so wie man sie gemeinhin versteht (als Schirmbegriff für Fantasy, Horror oder SF und alle anderen Spielarten der ›nicht realistisch mimetischen‹ Weltenbauten). Ts. Sicht richtet sich vor allem auf vergangene Jahrhunderte, und da auch auf einen erstaunlich kleinen Werkskorpus.
Ich persönlich habe den Eindruck, es ging T. um etwas anderes (nur: um was?) und ›fantastische Literatur‹ ist lediglich ein Wetztstein an dem er seine Ausführungen schleift. Zudem ist sein Buch sehr der Denke der 70er verhaftet und wirkt (zumindest auf mich) auch nur in den damaligen Diskursverlauf eingebettet wirklich sinnvoll (siehe, dass »Einführung†¦« zu einem Gutteil eine Reaktion auf Northop Frye ist.)
Todorovs binäre Strukturierung leistet zwar im Guten Komplexitätsreduktion, im Schlechten dünkt mir das aber wie naive (welt- bzw. literaturästhetisch-fremde) Pedantik.
Grüße
Alex / molo
Bearbeitet von molosovsky, 24 Juni 2010 - 11:00.