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Welche Zukunft wollen wir ?


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465 Antworten in diesem Thema

#121 simifilm

simifilm

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 13:35

Uebrigens noch zu den Problemen mit dem Browser. Irgendetwas scheint mit Mozilla nicht sauber zu funktionieren, wo es ans Umblaettern ging. IE7 hatte kein Problem. Also vielen Dank an Simifilm fuer den Tipp. Zum Auswerten drucke ich mir sowieso das Ganze auf die Platte aus, da kann man leichter suchen.

Aber deswegen muss man doch nicht gleich ins Reich des Bösen wechseln. Wahrscheinlich hast Du einfach eine alte Mozilla-Version. Mit Firefox, der ja intern die gleiche Engine wie Mozilla verwendet, gibt es auf dem Forum zumindest kein Problem.

Bearbeitet von simifilm, 17 Dezember 2008 - 14:46.

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#122 Ogion

Ogion

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 15:38

Ich greife einfach nochmal ene Sache auf (alles einzeln durchzugehen wäre zuviel): Fremowolf, du sagtest, SF-Leute würden sich mit der Frage, welche Zukunft sie wollten nicht auseinandersetzen, weil du keine dir zusagenden 'UItopien' findest. Ich würde das hier an dieser Stelle mal stark anzweifeln. In der SF wirst kein politisches Manifest, keine Handlungsanweisung finden für eine konkrete bessere Zukunft, natürlich nicht. Wenn ein SF-Autor so etwas hätte würde er in die Politik oder an die Öffentlichkeit gehen und versuchen, das umzusetzen. Stattdessen aagibt es viele Ideen, wie die zukunft aussehen könnte, und diese Ideen werden erforscht in Büchern und Filmen (vor allem aber in Büchern, Filme sinnd viel zu sehr darauf ausgelegt, sich gut zu verkaufen, immerhin sind sie erheblich teurer als Bücher). Ein Autor hat eine idee zu einer Zukunft, und setzt sich dann dran und beschreibt diese Zukunft und lässt menschliche Charaktere (damit wir es nachvollziehen können) diese Gesellschaft erkunden, testet, wie diese mit der Zukunft zurecht kommen...Später hat vlt ein anderer Autor eine ähnliche Idee, oder meint, die vorherige Ideee könnte man anders darstellen, und schreibt eine Geschichte, die auf der selben Idee aufbaut, aber die Charaktere anders damit umgehen lässt.Das ist, für mich, der Sinn von sämtlicher Literatur, SF tut das halt mit der Zukunft, Historische Romane mit der (wahrgenommenen) Vergangenheit etc...Ein wichtiger Aspekt, wenn nicht gar der wichtigste, ist, den Leser (oder Zuschauer) in die Lage zu versetzen, sich in die Situation reinzuversetzen und selber erleben lassen. Um das möglich zu machen, darf halt das Beschriebene nicht zu weit von unserer Wirklichkeit entfernt sein. Ein politisches Manifest eignet sich dagegen nur wenig zu diesem Zwecke, und das ist wohl auch der Grund, warum simifilm es als "langweilig" empfindet. (Was ich auch tue meistens, zumindest wenn ich auf der Suche nach Unterhaltung bin).Ogion
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#123 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 15:46

Ein politisches Manifest eignet sich dagegen nur wenig zu diesem Zwecke, und das ist wohl auch der Grund, warum simifilm es als "langweilig" empfindet. (Was ich auch tue meistens, zumindest wenn ich auf der Suche nach Unterhaltung bin).

'Langweilig' ist hier immer im Kontext von erzählender Literatur zu verstehen. Ich hätte nicht so viele Utopien gelesen, wenn ich sie in jeder Hinsicht uninteressant finden würde.

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#124 †  a3kHH

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 15:49

Mir faellt spontan jetzt nur ein "leiser" SF-Film ein, der nur sehr verhalten mit einem Verbrechen zu tun hat, das waere "Gattaca".

Silent Running ?
Außerdem : Was Du suchst, sind offenbar diese Kunstfilme gedreht von Regisseuren, die schon lange die Grundregeln des Metiers verdrängt haben und sich mit inhaltsleerem Kram zu profilieren versuchen. Da hast Du Recht, so etwas suchst Du (gottseidank) in der SF (noch) vergebens. Obwohl mit Christian Kracht der erste dieser Künstler in den SF-Bereich eingedrungen ist ...
:)

#125 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 15:52

Silent Running ?
Außerdem : Was Du suchst, sind offenbar diese Kunstfilme gedreht von Regisseuren, die schon lange die Grundregeln des Metiers verdrängt haben und sich mit inhaltsleerem Kram zu profilieren versuchen. Da hast Du Recht, so etwas suchst Du (gottseidank) in der SF (noch) vergebens. Obwohl mit Christian Kracht der erste dieser Künstler in den SF-Bereich eingedrungen ist ...
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Gähn.

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#126 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 15:57

Obwohl mit Christian Kracht der erste dieser Künstler in den SF-Bereich eingedrungen ist ... :)

Hast Du den Kracht gelesen?
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#127 Beverly

Beverly

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 16:44

Weil du gerade davon redest - kennst du das Essay "Utopie ist keine Literaturgattung" von Burkhart Schmidt in "Literatur ist Utopie" von Gerd Ueding in der suhrkamp Edition von 1978? Vorweg ich hab' den Artikel nicht gelesen - nur überflogen, aber im Zusammenhang mit Bloch wird darin darauf hingewiesen, dass es sich bei Utopie nicht um eine Literaturgattung handelt. Was ist/kann damit gemeint sein? Gruß Thomas

Ich denke, der "utopische Teil" oder die "Utopie" ist der Teil eines phantastischen Werkes, in dem Kultur und Gesellschaft abgehandelt werden. Wenn es endlich in die vernagelten Köpfe geht, dass Menschen SEHR verschiedene Vorstellungen von "ihrer" Utopie haben, dann löst sich der spezifische Utopiebegriff auf. Utopie wird zu einem Synonym für "Gesellschaftsordnung", "System" oder "fiktive Gesellschaft". Wir haben dann eine positive Utopie, wenn eine Welt gezeigt wird, die für die darin lebenden Menschen mehr oder weniger funktioniert. Dystopie ist eine Welt, die eben nicht mehr funktioniert. Wobei die Wahrnehmung dessen, was Utopie ist, sehr unterschiedlich ist.

#128 Diboo

Diboo

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 18:11

Ich würde das hier an dieser Stelle mal stark anzweifeln. In der SF wirst kein politisches Manifest, keine Handlungsanweisung finden für eine konkrete bessere Zukunft, natürlich nicht. Wenn ein SF-Autor so etwas hätte würde er in die Politik oder an die Öffentlichkeit gehen und versuchen, das umzusetzen

Das stimmt so nicht. Die Romane z. B. von L. Neil Smith haben sehr wohl den Anspruch, ein bestimmtes "politisches" Programm zu verkaufen. Smith würde den Begriff des Politischen zwar ablehnen, aber er entwirft die Utopie, die er für erstrebenswert hält (und füllt sie dann mit Konflikten, die aus alledem sogar sehr unterhaltsame Romane voller Action machen). Und er tut das bewusst und durchaus "missionarisch" (er war ja auch mal Präsidentschaftskandidat in den USA).

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#129 †  a3kHH

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 18:47

Hast Du den Kracht gelesen?

Ja. Stilistisch und formal top, inhaltlich gleich Null. Was schade ist, der Typ hat echt 'ne geniale Schreibe. Kennst Du andere Werke von ihm ? By the way : Simon, hast Du den gelesen ? Wenn nicht, könntest Du als Schweizer dies mal machen ? Ich glaube nämlich, daß mir als Flachlandtiroler diverse Anspielungen entgangen sind. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smokin.gif

#130 Oliver

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 19:20

Nur kurz. Ich stimme Simifilm zu, dass einer der Hauptgründe dafür ist, dass wir fremowolf keine Werke präsentieren können, die unter seine Ausgangs-Prämisse fallen, die Tatsache ist, dass sich Konflikte nun mal besser erzählen lassen. Ich musste hart nachdenken, selbst außerhalb der SF einen Film praktisch ohne Konflikte zu finden, den man 'ernst nehmen' kann. Dabe fiel mir eigentlich nur einer ein, immerhin ziemlich unumstritten ein Meisterwerk: Miyazakis "Mein Nachbar Totoro" (JPN 1988). Und selbst der hat mit einer kranken Mutter noch eine traumatisierende Seite. Trotzdem, der ist eine Ausnahme von der These, dass gute Stories nicht auf Konflikte verzichten können. Vielleicht kann man noch Capras "Lost Horizon" (USA 1937) hier dazu denken, aber in die dortige positive Utopie werden dann die Konflikte von außen herein getragen. Zwei weitere Thesen: 1. Ich glaube, dass zwischen SF-Schaffenden und SF-Konsumenten ein ungeschriebener Konsens besteht, dass Spannungselemente dazu gehören müssen. Also auch Konflikte. 2. In unserem heutigen Kulturbetrieb gibt es einen Konsens, dass man als leichtgewichtig gilt, ja fast verlacht wird, mindestens als unkritisch angesehen wird, wenn man auf jegliche Konflikte verzichtet und nur 'Positives' beschreibt. Auch wenn das nicht genau hierunter passt, denke ich da auch an den häufig geäußerten Spott über Gene Roddenberrys Werke (die auch trotzdem regelmäßig mit Konflikten und Spannungselementen arbeiteten). Die These etwas verengter: Sehr viele gerade europäische Rezipienten können nur positive Gefühle gar nicht mehr ohne den Umweg über die Ironie verarbeiten, ich weiß da als (vollkommen irioniebefreiter) Bollywood-Fan genau, wovon ich rede. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.png Und, oh Schreck, selbst DA gibt es vorgeschobene :D Konflikte, um auf Standardlänge zu kommen. In einem muss ich fremowolf noch erheblich widersprechen, das habe ich zumindest bei ihm so rausgelesen: Gut und schlecht sind bei Filmen keine parallelen Begriffspaare zu laut und leise. Ich weiß, dass auch nicht wenige Filmkritiker diesem Mantra folgen, aber die Liste der Gegenbeispiele ist unendlich lang. Wurde doch nicht so kurz. @Lucardus: Den Kracht will/muss ich auch noch lesen.

Bearbeitet von Oliver, 17 Dezember 2008 - 19:23.

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#131 fremowolf

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 19:25

Das stimmt so nicht. Die Romane z. B. von L. Neil Smith haben sehr wohl den Anspruch, ein bestimmtes "politisches" Programm zu verkaufen. Smith würde den Begriff des Politischen zwar ablehnen, aber er entwirft die Utopie, die er für erstrebenswert hält (und füllt sie dann mit Konflikten, die aus alledem sogar sehr unterhaltsame Romane voller Action machen). Und er tut das bewusst und durchaus "missionarisch" (er war ja auch mal Präsidentschaftskandidat in den USA).

Nur kurz und pauschal an alle. Heute bin ich etwas angeschlagen wegen leichter Grippe, habe mir auch eine "Denkzeit" verordnet, um die Einwaende zu verarbeiten. Und jetzt bin ich wuetend auf einen Pop Up, der mir die Antwort geklaut hat - mit dem Pop Up war auch die Antwort im Nirvana. OK, peanuts. Nur so viel : Danke an Diboo fuer den Hinweis auf Smith. Aber : Manifeste irgendwelcher Art waren ja nie mein Thema. So etwas findet man besser bei Philosophen, Historikern, Soziologen, Juristen etc. dargestellt und begruendet. Ich wolle einfach ein BILD einer kuenftigen Gesellschaft, das mich irgendwie anmacht, so wie Jugendliche sich fuer "Aerzte ohne Grenzen" oder fuer "Greenpeace" begeistern, weil jemand von denen ihnen in einem Vortrag erlaeutert, was die da tun. Ich will etwas SEHEN. Keine Theorien. Die bekomme ich anderswo besser. Mein Einwand hier auf dem Thread war doch immer, dass alles, was mir die SF zeigt, nur ewig das gleiche langweilige (oft auch spannend gemachte) "doom & gloom" ist. Wie wollten denn "Aerzte ohne Grenzen" oder "Greenpeace" neue Leute fuer ihre Arbeit begeistern, wenn sie nur jammern und den Eindurck verbreiten, dass eh alles keinen Zweck hat und alles nur korrupt ist usw. ? Man muss doch irgendwo und irgendwie mal plausibel machen, dass die Zukunft etwas ist, was der Muehe wert waere. Ist das wirklich so schwer zu verstehen ? DARUM ging es mir und um nichts anderes. Wenn eh alles nur aussichtslos und korrupt ist und belly up geht, dann brauchen wir die Zukunft ja nicht, dann koennen wir nur gottergeben auf das juengste Gericht warten. Das ist nicht meine Mentalitaet. Meine Frage war schlicht und einfach : Weiss irgendwer aus der Szene ein Buch oder einen Film - es duerfen gerne auch zwei oder drei sein - in denen die Zukunft als etwas erscheint, was meine Mitarbeit wert waere ? DAS ist mit der Frage des Thread gemeint "Welche Zukunft wollen wir ?" Vor 2000 Jahren sind die Christen mit leuchtenden Augen aufgebrochen und haben sich den Loewen zum Frahss vorwerfen lassen, die wussten, was sie wollten (die Christen). 630 Jahre spaeter brachen die Araber auf und eroberten die Welt im Namen Allahs. Dann kamen die Protestanten und protestierten gegen Bevormundung durch die Kirche und beriefen sich auf ihr Gewissen - Geburt des modernen Liberalismus. Dann kamen die Buergerlichen und beriefen sich auf den Fortschritt durch Wissen und Koennen und Freiheit und stuerzten die Staendegesellschaft der "adligen Schmarotzer". Dann kamen die Sozialisten und beriefen sich auf die Befreiung des Proletariats von den "Ausbeutern". Aber uns faellt zur Zukunft nichts mehr ein. Aus der Traum. Zynischer Pragmatismus, oder mit Hofmannsthal : "Wer spricht von siegen ? Ueberstehn ist alles." Mit der Mentalitaet gaebe es keine "Aerzte ohne Grenzen" und kein "Greenpeace", nicht einmal Unternehmertum. Also streitet euch mal schoen, ob ihr der Zukunft doch noch was abgewinnen koennt, ich geh jetzt schlafen. Demnaechst wieder in diesem Theater, full throttle... Wie sagt Mephisto : Ich bin des trocknen Tons nun satt, muss wieder recht den Teufel spielen ...

Bearbeitet von fremowolf, 18 Dezember 2008 - 01:12.


#132 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 22:54

Das ist lustig : MS scheint nicht sehr beliebt zu sein ! Na ja, evil empire mit Dark Sith Lord Bill Palpatine, so extrem sehe ich das nicht. Aber ich habe Seamonkey. Vielleicht gehe ich doch noch auf Firefox 3.

Hat gar nichts mit MS zu tun, von allen aktuellen Browsern ist IE einfach in so ziemlich jeder Hinsicht der schlechteste.

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#133 simifilm

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 22:56

Das stimmt so nicht. Die Romane z. B. von L. Neil Smith haben sehr wohl den Anspruch, ein bestimmtes "politisches" Programm zu verkaufen. Smith würde den Begriff des Politischen zwar ablehnen, aber er entwirft die Utopie, die er für erstrebenswert hält (und füllt sie dann mit Konflikten, die aus alledem sogar sehr unterhaltsame Romane voller Action machen). Und er tut das bewusst und durchaus "missionarisch" (er war ja auch mal Präsidentschaftskandidat in den USA).

Interessanter Hinweis, ich kenne Smith nicht. Konkrete Vorschläge, was man da lesen sollte?

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#134 simifilm

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 22:58

Ja. Stilistisch und formal top, inhaltlich gleich Null. Was schade ist, der Typ hat echt 'ne geniale Schreibe. Kennst Du andere Werke von ihm ? By the way : Simon, hast Du den gelesen ? Wenn nicht, könntest Du als Schweizer dies mal machen ? Ich glaube nämlich, daß mir als Flachlandtiroler diverse Anspielungen entgangen sind. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smokin.gif

Nein, kenne ich bislang noch nicht.

Wie wollten denn "Aerzte ohne Grenzen" oder "Greenpeace" neue Leute fuer ihre Arbeit begeistern, wenn sie nur jammern und den Eindurck verbreiten, dass eh alles keinen Zweck hat und alles nur korrupt ist usw. ?

Wieso immer diese Gleichsetzung von Fiktion und Realität? Da kommen dann so Dinge raus wie, dass jeder Perry-Rhodan-Leser eigentlich ein Faschist ist, und dass Comics zu Analphabetismus führen.

Bearbeitet von simifilm, 17 Dezember 2008 - 22:59.

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#135 †  a3kHH

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 23:19

Interessanter Hinweis, ich kenne Smith nicht. Konkrete Vorschläge, was man da lesen sollte?

Das hier ist interessant, aber nicht gerade literarisch hochwertig. Etwas anderes von ihm kenne ich nicht, jedenfalls ist mir nichts bewusst.

#136 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 17 Dezember 2008 - 23:22

Meine Frage war schlicht und einfach : Weiss irgendwer aus der Szene ein Buch oder einen Film - es duerfen gerne auch zwei oder drei sein - in denen die Zukunft als etwas erscheint, was meine Mitarbeit wert waere ? DAS ist mit der Frage des Thread gemeint "Welche Zukunft wollen wir ?"

Und darauf hast Du von mir als auch anderen genügend Beispiele gepostet bekommen. Lies auch mal das, was andere schreiben. Aber offensichtlich bist Du nur hier, um Vorurteile zu pflegen. Für solche Dödels ist mir allerdings meine Zeit zu schade.
:)

#137 simifilm

simifilm

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 00:31

Und darauf hast Du von mir als auch anderen genügend Beispiele gepostet bekommen. Lies auch mal das, was andere schreiben. Aber offensichtlich bist Du nur hier, um Vorurteile zu pflegen. Für solche Dödels ist mir allerdings meine Zeit zu schade.
:)

Bitte a3kHH nicht beachten, der ist heute besonders schlecht gelaunt.

Vor 2000 Jahren sind die Christen mit leuchtenden Augen aufgebrochen und haben sich den Loewen zum Frahss vorwerfen lassen, die wussten, was sie wollten (die Christen). 630 Jahre spaeter brachen die Araber auf und eroberten die Welt im Namen Allahs. Dann kamen die Protestanten und protestierten gegen Bevormundung durch die Kirche und beriefen sich auf ihr Gewissen - Geburt des modernen Liberalismus. Dann kamen die Beurgerlichen und beriefen sich auf den Fortschritt durch Wissen und Koennen und Freiheit und stuerzten die Staendegesellschaft der "adligen Schmarotzer". Dann kamen die Sozialisten und beriefen sich auf die Befreiung des Proletariats von den "Ausbeutern".



Fällt Dir etwas auf? Alle diese Beispiele sind nicht erzählende Literatur (ok, die Bibel hat natürlich viele erzählende Passagen, aber da ist eben auch die Rede davon, wie man sich verhalten muss, damit Gott einem wohl gesinnt ist ...).

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#138 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 01:10

(Anm. der Moderation: Ich habe keine Lust in einem heiß-diskutierten Thread von "Dödeln" u.ä. in Richtung anderer Beitragenden zu lesen. Bitte sachlich bleiben - und ad-hominem-Reizwörter nachträglich SELBER weg-editieren. Oder dem Thread lieber pazifistisch motiviert fern bleiben. Danke! -- Und bitte Betriebssystem- & Browser-Abgleiche, metaphorisch farbig oder nicht, im OT-Subforum posten, nicht hier... :))

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#139 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 01:16

Und darauf hast Du von mir als auch anderen genügend Beispiele gepostet bekommen. Lies auch mal das, was andere schreiben. Aber offensichtlich bist Du nur hier, um Vorurteile zu pflegen. Für solche Dödels ist mir allerdings meine Zeit zu schade.
:)

Soo viel war das ja nun nicht. Aber ich gebe zu, dass ich das erst mal aufarbeiten muesste. Bezogen auf die Masse der SF sieht es eher nach 1-2% aus ! Das ist auch eine Information.

#140 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 02:10

dass wir fremowolf keine Werke präsentieren können, die unter seine Ausgangs-Prämisse fallen,

Das ist leider ein immer wieder aufgetragenes Missverstaendnis. Ich war nie gegen Konflikte in der Zukunft, und weder Callenbach's "Ecotopia" noch die heile Welt von Frodo Beutlin und den Hobbits war je mein Ideal. Ich habe nur gesagt - und das ist etwas ganz anderes - dass alles, was ich bisher kenne, in die Kategorie "doom & gloom" gehoert : "Die Klapperschlange", "Der Blade Runner", "Mad Max", "Der Report der Magd", "Starship Troopers", was auch immer. Das steht schon im Eroeffnungsstatement, wo ich schrieb, die typischen Szenarios seien doch "Nach dem Atomkrieg" ("post doomsday", z.B. Film "The Day after"), "Nach dem Umweltkollaps" (z.B. "Schafe blicken auf"), Diktatur ("1984", "Kallocain", "Der Report der Magd", "Wir", usw.), Verbloedung ("Brave New World"), Missbrauch (Filme "Die Insel", "Soylent Green"), sozialer Horror (Filme "Bladerunner", "Escape from New York"). Es war diese Einseitigkeit, die ich in Frage gestellt habe, die scheinbare (?) Unfaehigkeit oder Unwilligkeit von Autoren und Lesern, sich ueberhaupt noch eine andere als eine "boese" Zukunft vorzustellen. In dem Zusammenhang habe ich auf die "Schiessbudenfiguren fuer's linke Kasperle-Theater" verwiesen : "Der" boese Unternehmer, "der" boese General, "der" boese Wissenschaftler, usw., und gefragt, ob nicht jemand hier zufaellig auch eine intelligentere Darstellung der Zukunft kennt, eine Zukunft, in der man Lust haette, zu leben. Dass es auch in solch einer Zukunft Konflikte geben koennte und sollte, habe ich nie bestritten !

In einem muss ich fremowolf noch erheblich widersprechen, das habe ich zumindest bei ihm so rausgelesen: Gut und schlecht sind bei Filmen keine parallelen Begriffspaare zu laut und leise. Ich weiß, dass auch nicht wenige Filmkritiker diesem Mantra folgen, aber die Liste der Gegenbeispiele ist unendlich lang.

Auch das ist ein Missverstaendnis : Ich bin weit davon entfernt, alle leisen Filme fuer gut und alle lauten Filme fuer schlecht zu halten. Ich habe nur daran erinnern wollen, dass viele der besten Filme eben zur leisen Kategorie gehoeren. "Broken Flowers" und "Lost in Translation" sind leise, "Godzilla" und "The Day after Tomorrow" oder "Independence Day" sind es nicht, und es hat gute Gruende, dass mindestens drei Viertel (wenn nicht gar 9/10) aller "Blockbuster" es nie in "Reclams Filmfuehrer" schaffen werden, weil sie das Nachdenken ueber den Menschen und seine Welt und seine Probleme und Konflikte (!!) durch Krawall und Action betaeuben. "Blohss nicht nachdenken !" "Matchpoint" ist ein sehr nachdenklicher und leiser Film mit einem Mord, und von "Magnolia" kann man etwas aehnliches sagen, was nicht ausschliesst, dass mir "MI 2", "Iron Man", "The Dark Knight", und "Independence Day" auch sehr gefallen haben. "Vom Winde verweht" ist "grohsses Kino" - weder "leise" noch "dumm". Also : Ich setze da nirgends einfach Gleichheitszeichen "leise=gut" + "laut=dumm" !

#141 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 02:20

Wieso immer diese Gleichsetzung von Fiktion und Realität? Da kommen dann so Dinge raus wie, dass jeder Perry-Rhodan-Leser eigentlich ein Faschist ist, und dass Comics zu Analphabetismus führen.

Nein, so war das nicht gemeint. Aber zufaellig sind die Zukunft und die Literatur ja BEIDE "Fiktion". Jeder darf Perry Rhodan lesen, und Heinlein ist immer lesenswert, aber warum nicht mal etwas Intelligenteres als "Baengbaeng bumbum !" Warum taumelt die SF immer zwischen finsteren Verliesen und sonnigen Wiesen - wobei ja die sonnigen Wiesen von Hobbitland sehr schnell durch sehr viel Dunkles und Boeses verdraengt werden. Aber wie waere es denn mit Austens "Emma" im Jahre 2200 ? Oder wenigstens mit einer Variante von "Vom Winde verweht" ? Das sind beides "Gesellschaftromane". Daran sollten sich die SF-Leute mal versuchen. Aber vermutlich kommt wieder bestenfalls etwas so Tristes dabei heraus wie "Magnolia", wobei ich nicht bestreite, dass "Magnolia" gut ist.

Bearbeitet von fremowolf, 18 Dezember 2008 - 02:23.


#142 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 03:02

Ich denke, der "utopische Teil" oder die "Utopie" ist der Teil eines phantastischen Werkes, in dem Kultur und Gesellschaft abgehandelt werden. Wenn es endlich in die vernagelten Köpfe geht, dass Menschen SEHR verschiedene Vorstellungen von "ihrer" Utopie haben, dann löst sich der spezifische Utopiebegriff auf. Utopie wird zu einem Synonym für "Gesellschaftsordnung", "System" oder "fiktive Gesellschaft". Wir haben dann eine positive Utopie, wenn eine Welt gezeigt wird, die für die darin lebenden Menschen mehr oder weniger funktioniert. Dystopie ist eine Welt, die eben nicht mehr funktioniert. Wobei die Wahrnehmung dessen, was Utopie ist, sehr unterschiedlich ist.

Nur ein erster Reflex : Utopie ist wohl einfach der Traum von einer besseren Welt, wobei dieser Traum entweder deutlich formuliert werden kann - wie eben bei Morus und Campanella ua. - oder einfach eine vage Idee von "mehr Glueck und mehr Liebe, mehr Menschlichkeit und mehr soziale Gerechtigkeit" usw. meint. Das war es, was Burghart Schmidt, Assistent von Bloch, meinte : Utopie ist mehr als eine Literaturgattung, sie ist die Gesamtheit aller grohssen Traeume von einer besseren Welt - ob in der Zukunft oder in "Herland" oder in "Pepperland". Aber da gibt es dann das Problem, dass die Blue Meanis, die aus Pepperland vertrieben werden, das ja wieder anders sehen. Und hier muss man fragen, ob es nicht berechtigt ist, mit Freud und Marcuse auf Neurosen zu verweisen. Das meintest Du ja wohl : Eine Utopie, die auf neurotischer Wahnhaftigkeit beruht wie bei Hitler und Stalin oder ihren immer noch Anhaengern kann nicht funktionieren. Diese Leute stellen sich selbst nicht in Frage, sie sind nicht lernfaehig und nicht gespraechsbereit. Wer nur ueber andere lachen kann aber nie ueber sich selbst, der hat nach meiner Erfahrung einen tiefreichenden Knacks in der Seele. Man darf das nicht mit Gleichberechtigung ueberspielen. Die Neonazis (der fast-Moerder von Passau) fordern zwar Meinungsfreiheit, wuerden diese aber ihren Gegnern nicht zubilligen. Aehnlich die Fundis, die sich und andere in die Luft sprengen. Die sind objektiv schwer geschaedigt. Da wird Meinungsfreiheit zum Unsinn, weil sie die Moeglichkeit von streitiger Vernunft bestreitet. Nur ist es eben sehr schwer, genau zu sagen, worin sich das Pathologische bei Hitler und seinen Anhaengern zeigt. Freudianer wuerden sagen, diese Leute waren "anale Charaktere", Saubermaenner und Sauberfrauen. Pathologisch war ihre Angst vor Unordnung und Spiel und Humor, die alle als Bedrohung ihrer Stabilitaet wahrgenommen wurden. Sie haetten Deine Darstellung der "Love Parade" gehasst. Sie haetten es gehasst, dass ein bekennender Schwuler OB von Berlin, und dass eine bekennende Lesbe Moderatorin der wichtigsten Talkshow in Deutschland ist. Wir anderen empfinden das aber als Fortschritt ins Reich der Menschlichkeit, als einen Sieg ueber die Blue Meanies. Ich glaube, an einer Diskussion ueber die Kriterien des Pathologischen kommen wir nicht vorbei. Arno Gruen hat einiges dazu zu sagen, ebenso Horst Eberhard Richter. Es war das Grundthema von Erich Fromm und auch von Alexander und Margarete Mitscherlich. Fritz Riemann's "Grundformen der Angst" sind hier sicher von Bedeutung. Allerdings sollte man sich vorher mit dem Stichwort "Antipsychiatrie" beschaeftigt haben, um nicht naiv zu sein (vgl. Cooper, Laing, Szasz, Foudraine ua.). Die Antispychiatrie will darauf hinweisen, dass auch die Vertreter der Psychohygiene oft selbst Psychopathen mit einem zu engen Vernunftbegriff sind, die etwa in China (und vorher oft in der UdSSR) Dissidenten in Nervenheilanstalten einwiesen, mit der Begruendung, wer gegen den Stalinismus / Maoismus / Kommunismus sei, muesse entweder als "boese" (dann ab ins Gefaengnis) oder als psychopathisch (dann ab in die Klapse) eingestuft werden. Das ist also ein vermintes Gelaende. Ich verfolge das hier nicht weiter, man muesste diese Debatte abtrennen. Aber im Rahmen unseres Themas bleibt es eine wichtige Frage, in welchem Sinne Dystopien wie "1984" oder "Brazil" oder "Schoene neue Welt" sich als psychopathisch erweisen lassen. Was macht sie zu Horror-Visionen und was laesst umgekehrt andere Modelle als wuenschenswert erscheinen. Das ist ja hier meine Dauerfrage : Wo sind die heutigen "guten" Utopien ? Wenn es die nicht mehr gibt - woran liegt das ? Glauben wir nicht mehr an die Ideale von mehr Menschlichkeit, mehr Freiheit, mehr Glueck, mehr Gerechtigkeit usw. ? Sind wir alle Pessimisten und Zyniker geworden ? Sollte das so bleiben ? Genau danach frage ich hier doch ! Fuer mich sind die Rednecks und Faschos die Psychopathen, nicht die Easy Rider und die Leute in "Hair" und "Rocky Horror Picture Show". Aber wie waere das zu begruenden ? Das ist nicht leicht !

Bearbeitet von fremowolf, 18 Dezember 2008 - 03:22.


#143 Diboo

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 07:29

Das hier ist interessant, aber nicht gerade literarisch hochwertig. Etwas anderes von ihm kenne ich nicht, jedenfalls ist mir nichts bewusst.

Er hat noch einen sehr schönen alternative-history-Roman geschrieben, in dem ein libertärer Präsidentschaftskandidat aus Versehen auch gewählt wird und sich dann überlegt, was er eigentlich jetzt tun soll. Ist leider nur noch antiquarisch erhältlich.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#144 simifilm

simifilm

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 07:46

Nein, so war das nicht gemeint. Aber zufaellig sind die Zukunft und die Literatur ja BEIDE "Fiktion". Jeder darf Perry Rhodan lesen, und Heinlein ist immer lesenswert, aber warum nicht mal etwas Intelligenteres als "Baengbaeng bumbum !" Warum taumelt die SF immer zwischen finsteren Verliesen und sonnigen Wiesen - wobei ja die sonnigen Wiesen von Hobbitland sehr schnell durch sehr viel Dunkles und Boeses verdraengt werden. Aber wie waere es denn mit Austens "Emma" im Jahre 2200 ? Oder wenigstens mit einer Variante von "Vom Winde verweht" ? Das sind beides "Gesellschaftromane". Daran sollten sich die SF-Leute mal versuchen. Aber vermutlich kommt wieder bestenfalls etwas so Tristes dabei heraus wie "Magnolia", wobei ich nicht bestreite, dass "Magnolia" gut ist.

Da muss ich aber dennoch nachhaken; ich finde nach wie vor, dass Du Gleichsetzungen machst, die einfach falsch sind, und Beispiele bringst, die nicht aufgehen. Darf ich daran erinnern, dass etwa in Gone with the Wind ein äusserst blutiger Bürgerkrieg den Hintergrund bildet, dass während des Films mal kurz Atlanta abgebrannt wird? Auch hier ist das Gesellschaftsportrait nicht einfach friedlich und nett, auch hier hat im grossen Stil blutige Konflikte eingebaut. Umgekehrt halte ich beispielsweise Children of Men für einen sehr intelligent gemachten Film, aber er zeigt dennoch eine alles andere als freundliche Zukunft.


Wenn es die nicht mehr gibt - woran liegt das ? Glauben wir nicht mehr an die Ideale von mehr Menschlichkeit, mehr Freiheit, mehr Glueck, mehr Gerechtigkeit usw. ? Sind wir alle Pessimisten und Zyniker geworden ? Sollte das so bleiben ? Genau danach frage ich hier doch !

Da könnte man auch fragen, warum es keinen Liebesfilm gibt, in dem das Paar den ganzen Film über glücklich ist - glauben wir nicht mehr an die Liebe? Wir landen immer beim Gleichen: Glück gibt erzählerisch nichts her.

Warum schreibst Du eigentlich immer, dass es diese positiven Zukunftsgeschichten "nicht mehr" gibt? Wann hat es sie jenseits der Utopie, deren Problem eben gerade ist, dass sie keine Handlung hat, denn je gegeben?

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#145 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 10:43

Da muss ich aber dennoch nachhaken; ich finde nach wie vor, dass Du Gleichsetzungen machst, die einfach falsch sind, und Beispiele bringst, die nicht aufgehen. Darf ich daran erinnern, dass etwa in Gone with the Wind ein äusserst blutiger Bürgerkrieg den Hintergrund bildet, dass während des Films mal kurz Atlanta abgebrannt wird? Auch hier ist das Gesellschaftsportrait nicht einfach friedlich und nett, auch hier hat im grossen Stil blutige Konflikte eingebaut. Umgekehrt halte ich beispielsweise Children of Men für einen sehr intelligent gemachten Film, aber er zeigt dennoch eine alles andere als freundliche Zukunft.

Ich musste eben ueber Deinen zaehen Widerstand lachen, aber das ist ok.

Klar, alles was Du ueber "Gone with the Wind" schreibst, ist richtig. Es kommt sogar eine KuKluxKlan Szene vor. Auch die "russische Entsprechung" dazu, "Dr.Schiwago", ist aehnlich "boese" und komplex. Nur handeln eben beide Filme von Buergerkrieg, und Buergerkrieg ist nicht die Regel sondern die Ausnahme - oder sollte es jedenfalls sein (oder nicht?). Wann hatten wir denn hier zuletzt Buergerkrieg ? Sehnen wir uns danach ? Die von mir aufgezaehlten "leisen" Filme - einschliesslich "Matchpoint" - handeln nicht im oder vom Buergerkrieg, sind aber dennoch nicht langweilig. Das ist die falsche Gleichung, die ich DIR immer wieder vorwerfe. Wozu dann zu ergaenzen waere, dass weder in "Gone with the Wind" noch in "Dr.Schiwago" der Buergerkrieg selbst das Spannende ist, das den Film antreibt, sondern die Liebesgeschichte. Der Buergerkrieg ist nur der Hintergrund, auf dem sich die Liebesgeschichte entfaltet. Genau deshalb konnte Woody Allen in "Matchpoint" auf Krieg und Buergerkrieg verzichten. Bei ihm ist der Hintergrund "die feine Gesellschaft" von London. Alles gaaanz friedlich. Es ist doch einfach nicht wahr, dass es immer "The Dark Knight" mit explodierenden Krankenhaeusern sein muss, damit eine Geschichte spannend wird. Genau gegen DIESE falsche Gleichsetzung wehre ich mich.

Da könnte man auch fragen, warum es keinen Liebesfilm gibt, in dem das Paar den ganzen Film über glücklich ist - glauben wir nicht mehr an die Liebe? Wir landen immer beim Gleichen: Glück gibt erzählerisch nichts her.

Der gleiche logische Fehler wie oben : "Matchpoint" lebt vom Glauben an die Liebe und vom Verrat an diesem Glauben - das ist der tragische Konflikt. Mit "Glueck der Liebenden" hat das nicht zu tun. Und andere glauben eben in der gleichen Weise an Gerechtigkeit und Guete und an den Fortschritt zu einer vernuenftigeren Gesellschaft und meinen, dieser Glaube sei wohl durch das, was man in Simbabwe oder in Myanmar oder in Nordkorea besichtigen kann, gerechtfertigt. Oder sie erinnern an Hitler-Deutschland oder an den Ostblock unter den Stalinisten oder an die "Kulturrevolution" unter Mao, um plausible zu machen, dass das wohl nicht unsere Vorstellung von einer menschlich guten Zukunft ist oder sein sollte. Dem kann ich mich nur anschliessen. Genau darum ging es mir.

Die Welt, die Woody Allen in "Matchpoint" als Hintergrund waehlt, ist keine verrottete Welt wie in "Die Klapperschlange" oder "Der Blade Runner" oder "1984". Es ist auch nicht die Welt von Simbabwe oder Nordkorea heute. Es ist ein sonniges, klares London der wohlhabenden und kultivierten Gesellschaft. Fuer den dargestellten Konflikt braucht man keinen duesteren Hintergrund.

Natuerlich kann man fragen - und das ist wohl Dein Punkt - wie man seinen "Glauben an das Gute" am besten gestaltet und rueberbringt. Stellt man besser das Gute selbst dar - oder stellt man besser das Boese dar, damit das Gute als das empfunden wird, was fehlt ? Ein Film wie "1984" (von 1984, mit Hurt) oder wie "Brazil" erzeugt im Betrachter doch den Wunsch, dass es nie so kommen sollte. Das waere also "die Peitsche des 'so nicht!' " gegen das "Zuckerbrot" einer positiven Utopie, die zeigen wuerde, WIE es sein sollte. Beides hat seine Berechtigung.

Du hast natuerlich Recht, dass die positive Darstellung immer in Gefahr ist, kitschig zu werden. Selbst Morus wird gelacht haben, als er seine Utopier Nachttoepfe aus purem Gold verwenden liess, um zu sagen, dass ihnen Gold nichts bedeutete. Erasmus verstand das Werk seines Freundes Morus als hoechst geistreiche Satire, ohne die Seitenhiebe auf reale Kritikpunkte dabei zu ueberlesen. In dem Sinne sage ich immer, dass wir einen Bernard Shaw oder Oscar Wilde der SF brauchen. Das Ergebnis waere nicht "Mars Attacs", obwohl das lustig ist. Das Ergebnis waere eher eine Woody Allen Geschichte, die im Jahre 2200 spielt.

Und ich denke, Du glaubst mir jetzt, dass man sehr wohl auch eine im Jahre 2200 spielende Geschichte mit Witz und Humor und ohne Buergerkriege und explodierende Krankenhaeuser spannend machen kann, ohne albern oder kitschig werden zu muessen. Entweder hat man es bisher nicht geschafft, oder man hat es nicht einmal versucht. Vielleicht haetten sich Woody Allen und Stanley Kubrick einmal zusammensetzen sollen um so etwas hinzukriegen. Es muesste einer einmal zeigen, dass es geht, und damit einen neuen Mahssstab setzen, so wie "2001" und "Alien" und "Matrix", die ja zufaellig alle SF sind, neue Mahssstaebe gesetzt haben. Da fehlen sozusagen noch ein oder zwei gleichwertige Filme, die das Schema komplettieren. Die drei genannten Filme - "2001" und "Alien" und "Matrix" - sind ja darin aehnlich, dass es dort keine "Gesellschaft" gibt. Sie alle spielen in "Kaefigen".

Ich frage mich ploetzlich, ob nicht dieses Kaefiggefuehl - auch in "1984", "Brazil", "12 Monkeys", "Blade Runner", "Gattaca", usw. - ueberhaupt sehr charakteristisch fuer die SF geworden ist. In der Aera von Lubitsch hat man sich unter "Gesellschaft" noch etwas vorstellen koennen. Vielleicht koennen das die modernen Regisseure einfach nicht mehr. Vielleicht ist ihre Phantasie in einem Kaefig gefangen ? Das eben war in "Gone with the Wind" und "Dr.Schiwago" noch ganz anders. Das sind grandiose Gemaelde von "Gesellschaft". Da lebt niemand im Kaefig.

Warum schreibst Du eigentlich immer, dass es diese positiven Zukunftsgeschichten "nicht mehr" gibt? Wann hat es sie jenseits der Utopie, deren Problem eben gerade ist, dass sie keine Handlung hat, denn je gegeben?

Gute Frage ! Als Geschichte in der Zukunft hat es das wohl nie gegeben, es sei denn, mir ist irgendeine Verfilmung von Bogdanows "Roter Stern" entgangen. Spontan faellt mir keine positive Zukunftsdarstellung ein. Es war ja die Ausgangfrage dieses Threads, ob ich da was uebersehen habe, und ihr Experten mir etwas zeigen koenntet. Scheint bisher nicht so zu sein. Was genannt wurde war nicht umwerfend, denn sonst haette man es wohl gewusst. "Boese" Zukunft faellt sogar mir - dem Nichtspezialisten - gleich im Dutzend ein. Fuer die "gute" kratzt auch ihr Spezialisten euch am Kopf und bringt Zweitklassiges und Obskures ans Licht. Ich denke, so kann man das vorlaeufige Ergebnis schon beschreiben. Da wartet einfach ein grohsser Stoff auf einen grohssen Autor und Regisseur.

#146 Oliver

Oliver

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 10:57

Sorry, aber damit tust Du "Matchpoint" unrecht.

Der gleiche logische Fehler wie oben : "Matchpoint" lebt vom Glauben an die Liebe und vom Verrat an diesem Glauben - das ist der tragische Konflikt. Mit "Glueck der Liebenden" hat das nicht zu tun. Und andere glauben eben in der gleichen Weise an Gerechtigkeit und Guete und an den Fortschritt zu einer vernuenftigeren Gesellschaft

Yep, aber da ziehe doch bitte nun gerade nicht "Matchpoint" heran. Du kannst doch nicht nur von der Oberfläche ausgehen. "Matchpoint" ist selbst für Woody Allen ein ziemlich zynischer Film, in welchem er feststellt, dass es gerade keine Gerechtigkeit und Güte gibt, sondern dass es vom bloßen Zufall abhängen kann ob das Schwein, das Jonathan Rhys Meyers in der Hauptrolle spielt, am Ende davonkommt oder nicht. Dabei spielt auch Allen wieder mit dem von Hitchcock so häufig zitierten Trick, dass das Publikum sich wünscht, dass er davonkommt, obwohl er so ein Hund ist.

Die Welt, die Woody Allen in "Matchpoint" als Hintergrund waehlt, ist keine verrottete Welt wie in "Die Klapperschlange" oder "Der Blade Runner" oder "1984".

Ja, das stimmt, nicht verrottet in dem Sinne. Trotzdem will er, das ist doch völlig eindeutig, eine zutiefst verrottete Welt hinter einer schönen Oberfläche beschreiben; es ist doch evident, dass er sich mit dem Film in die Tradition von Buñuel stellen wollte, bzw. ganze zwei Stunden das zeigen wollte, was man bei Lynch in "Blue Velvet" am Anfang unter der Grasnarbe sieht. Ich weiß, das ist nicht Deine Kernaussage, ich sehe jetzt aber nicht den Unterschied, ob ich eine verrottete Welt hässlich zeige wie viele Dystopien, oder aus Gründen der Ironie und des Zynismus als an der Oberfläche schön. Verrottet ist sie trotzdem.

Bearbeitet von Oliver, 18 Dezember 2008 - 10:58.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
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#147 fremowolf

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 11:28

Sorry, aber damit tust Du "Matchpoint" unrecht. Yep, aber da ziehe doch bitte nun gerade nicht "Matchpoint" heran. Du kannst doch nicht nur von der Oberfläche ausgehen. "Matchpoint" ist selbst für Woody Allen ein ziemlich zynischer Film, in welchem er feststellt, dass es gerade keine Gerechtigkeit und Güte gibt, sondern dass es vom bloßen Zufall abhängen kann ob das Schwein, das Jonathan Rhys Meyers in der Hauptrolle spielt, am Ende davonkommt oder nicht. Dabei spielt auch Allen wieder mit dem von Hitchcock so häufig zitierten Trick, dass das Publikum sich wünscht, dass er davonkommt, obwohl er so ein Hund ist. Ja, das stimmt, nicht verrottet in dem Sinne. Trotzdem will er, das ist doch völlig eindeutig, eine zutiefst verrottete Welt hinter einer schönen Oberfläche beschreiben; es ist doch evident, dass er sich mit dem Film in die Tradition von Buñuel stellen wollte, bzw. ganze zwei Stunden das zeigen wollte, was man bei Lynch in "Blue Velvet" am Anfang unter der Grasnarbe sieht. Ich weiß, das ist nicht Deine Kernaussage, ich sehe jetzt aber nicht den Unterschied, ob ich eine verrottete Welt hässlich zeige wie viele Dystopien, oder aus Gründen der Ironie und des Zynismus als an der Oberfläche schön. Verrottet ist sie trotzdem.

Deine Einwaende sind in der Sache so zutreffend, aber ich wehre mich auch hier wieder gegen Pauschalurteile. Wieso ist die Welt, die Woody Allen in Matchpoint zeigt "verrottet" ? Da ist eine einzelne Person, die mit ihren Gefuehlen und Ambitionen nicht klarkommt. Aber die Gesellschaft selbst kann man dafuer nicht beschuldigen. Du wirst ja wohl nicht behaupten, dass es egal ist, ob wir in der Welt von "1984" oder in der von "Matchpoint" leben, nur weil es auch in der letzteren ein paar Leute gibt, die mit dieser Welt nicht klarkommen. Sonst sage das bitte deutlich so, dann wird man Dir die Haut abziehen ! Mich erinnert das an die "Kollektivschuldthese" : 1945 sollten ploetzlich alle Deutschen an Hitler schuld sein. Das war eine Beleidigung fuer die vielen, die sich von Anfang an unter Lebensgefahr gegen die Nazis gestellt hatten. So billig sollte man es sich nicht machen, und so billig sollte man es vor allem auch denen nicht machen, die wirklich aus Ueberzeugung oder aus Opportunismus bis zum Schluss "Heil Hitler!" geschrieen und jeden Kritiker an die Gestapo ausgeliefert haben. Die werden naemlich dadurch entschuldigt : "Waren doch alle so !" Nein, eben nicht. Und das ist wichtig ! Und Woody Allen haette es sich nie so einfach gemacht, nur von einem "Schwein" zu reden. Das war ein echter Konflikt, wie er immer wieder vorkommt. Ich kenne mehrere Faelle, in denen Maenner, die dank Tuechtigkeit und Intelligenz aufgestiegen sind, sich dann ihrer zwar attraktiven, aber duemmlichen oder spiessigen Frauen entledigt haben (durch Scheidung oder 'Trennung', nicht durch Mord), um "passend" heiraten zu koennen. Das gibt es oft, weil die meisten ja schon in einer Zeit, wo ueber ihre Karriere noch nichts entschieden ist, wo sie sich selbst noch nicht kennen, einfach "was fuer's Bett und so" brauchen. Das sind ganz normale Vorkommnisse und Konflikte, das hat nichts mit "verrotteter Gesellschaft" zu tun. Das London von "Matchpoint" ist nicht das London von "1984" und auch nicht das Harare von 2008.

#148 simifilm

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 11:31

Ich musste eben ueber Deinen zaehen Widerstand lachen, aber das ist ok.

Klar, alles was Du ueber "Gone with the Wind" schreibst, ist richtig. Es kommt sogar eine KuKluxKlan Szene vor. Auch die "russische Entsprechung" dazu, "Dr.Schiwago", ist aehnlich "boese" und komplex. Nur handeln eben beide Filme von Buergerkrieg, und Buergerkrieg ist nicht die Regel sondern die Ausnahme - oder sollte es jedenfalls sein (oder nicht?). Wann hatten wir denn hier zuletzt Buergerkrieg ? Sehnen wir uns danach ? Die von mir aufgezaehlten "leisen" Filme - einschliesslich "Matchpoint" - handeln nicht im oder vom Buergerkrieg, sind aber dennoch nicht langweilig. Das ist die falsche Gleichung, die ich DIR immer wieder vorwerfe. Wozu dann zu ergaenzen waere, dass weder in "Gone with the Wind" noch in "Dr.Schiwago" der Buergerkrieg selbst das Spannende ist, das den Film antreibt, sondern die Liebesgeschichte. Der Buergerkrieg ist nur der Hintergrund, auf dem sich die Liebesgeschichte entfaltet. Genau deshalb konnte Woody Allen in "Matchpoint" auf Krieg und Buergerkrieg verzichten. Bei ihm ist der Hintergrund "die feine Gesellschaft" von London. Alles gaaanz friedlich. Es ist doch einfach nicht wahr, dass es immer "The Dark Knight" mit explodierenden Krankenhaeusern sein muss, damit eine Geschichte spannend wird. Genau gegen DIESE falsche Gleichsetzung wehre ich mich.

Aber ich sehe den Unterschied wirklich nicht. In den allermeisten filmischen Dystopien gibt es auch eine Liebesgeschichte und ein Happyend; da dient die "verrottete Gesellschaft" genau in gleicher Weise als Hintergrund wie der Bürgerkrieg in Gone With the Wind. Insofern stimmt es eben auch nicht, dass das vollkommen negative Filme sind. Logan's Run, THX 1138, Equilibrium, Children of Men, The Island und unzählige andere Filme haben ein hoffnungsvolles Ende. Die böse Diktatur wird überwunden, die Liebenden kommen zusammen, der Rebell kommt in die Freiheit. Spontan fallen mir eigentlich nur zwei filmische Dystopien ein, bei denen das nicht der Fall ist: 1984 und A Clockwork Orange (wobei Letzterer durchaus ein Happyend hat - allerdings nur für die Hauptfigur und nicht für den Zuschauer). Ich sehe hier wirklich keinen grundsätzlichen Unterschied.


Der gleiche logische Fehler wie oben : "Matchpoint" lebt vom Glauben an die Liebe und vom Verrat an diesem Glauben - das ist der tragische Konflikt. Mit "Glueck der Liebenden" hat das nicht zu tun.

An die Liebe glauben die meisten Dystopien ebenso. Eines der Themen, dass sich durch fast alle Dystopien durchzieht, ist, dass sich die wahre Liebe nicht unterdrücken lässt. Du wirst ohnehin Mühe haben, einen Hollywoodfilm zu finden, der keine Liebesgeschichte hat. In wahrscheinlich mehr als 80% aller Filme kommen die Liebenden am Ende zusammen.

Die Welt, die Woody Allen in "Matchpoint" als Hintergrund waehlt, ist keine verrottete Welt wie in "Die Klapperschlange" oder "Der Blade Runner" oder "1984". Es ist auch nicht die Welt von Simbabwe oder Nordkorea heute. Es ist ein sonniges, klares London der wohlhabenden und kultivierten Gesellschaft. Fuer den dargestellten Konflikt braucht man keinen duesteren Hintergrund.

Siehe den Beitrag von Oliver; sie ist vielleicht schöner anzusehen, ist im Innersten aber völlig verrottet.

Natuerlich kann man fragen - und das ist wohl Dein Punkt - wie man seinen "Glauben an das Gute" am besten gestaltet und rueberbringt. Stellt man besser das Gute selbst dar - oder stellt man besser das Boese dar, damit das Gute als das empfunden wird, was fehlt ? Ein Film wie "1984" (von 1984, mit Hurt) oder wie "Brazil" erzeugt im Betrachter doch den Wunsch, dass es nie so kommen sollte. Das waere also "die Peitsche des 'so nicht!' " gegen das "Zuckerbrot" einer positiven Utopie, die zeigen wuerde, WIE es sein sollte. Beides hat seine Berechtigung.

Nur eignet sich das Eine sehr viel bessere für eine Erzählung ...

Du hast natuerlich Recht, dass die positive Darstellung immer in Gefahr ist, kitschig zu werden.

Um Kitsch geht es mir gar nicht, sondern darum, ob es überhaupt etwas zu erzählen gibt.

Und ich denke, Du glaubst mir jetzt, dass man sehr wohl auch eine im Jahre 2200 spielende Geschichte mit Witz und Humor und ohne Buergerkriege und explodierende Krankenhaeuser spannend machen kann, ohne albern oder kitschig werden zu muessen. Entweder hat man es bisher nicht geschafft, oder man hat es nicht einmal versucht. Vielleicht haetten sich Woody Allen und Stanley Kubrick einmal zusammensetzen sollen um so etwas hinzukriegen.

Ich möchte nicht ausschliessen, dass so ansatzweise etwas geht, aber ich glaube nicht, dass alles, was Dir vorschwebt - fröhliche Zukunft, einigermassen plausibel, Darstellung der Gesellschaft, nicht dämlich - sich wirklich so umsetzen lässt. Nicht nur weil eine fröhliche Welt eben eine schlechte Ausgangslage für eine Erzählung ist, sondern auch gerade der Film besonders ungeeignet ist für das Darstellen gesellschaftlicher Zusammenhänge. Es ist kein Zufall, dass viele literarische Dystopien verfilmt wurde, aber eigentlich keine Utopie.

Gute Frage ! Als Geschichte in der Zukunft hat es das wohl nie gegeben, es sei denn, mir ist irgendeine Verfilmung von Bogdanows "Roter Stern" entgangen. Spontan faellt mir keine positive Zukunftsdarstellung ein. Es war ja die Ausgangfrage dieses Threads, ob ich da was uebersehen habe, und ihr Experten mir etwas zeigen koenntet. Scheint bisher nicht so zu sein. Was genannt wurde war nicht umwerfend, denn sonst haette man es wohl gewusst. "Boese" Zukunft faellt sogar mir - dem Nichtspezialisten - gleich im Dutzend ein. Fuer die "gute" kratzt auch ihr Spezialisten euch am Kopf und bringt Zweitklassiges und Obskures ans Licht. Ich denke, so kann man das vorlaeufige Ergebnis schon beschreiben. Da wartet einfach ein grohsser Stoff auf einen grohssen Autor und Regisseur.

Das bezweifle ich (kleine Zwischenfrage des Rechtschreibefanatikers: Was hast Du eigentlich für ein Problem mit dem 'h'. Dient Dir das zur Steigerung von? Das taucht bei Dir an den seltsamsten Stellen auf)

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#149 simifilm

simifilm

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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 11:34

Deine Einwaende sind in der Sache so zutreffend, aber ich wehre mich auch hier wieder gegen Pauschalurteile. Wieso ist die Welt, die Woody Allen in Matchpoint zeigt "verrottet" ?

Sagen wir es mal ganz simpel: Die Welt von Matchpoint ist eine, in der jemand aus gesellschaftlichen/finanziellen Zwängen dazu gebracht wird, die Frau umzubringen, die er liebt, und in der das Gute nicht siegt. Das ist nun wirklich keine schöne Welt (obwohl es wahrscheinlich ein ziemlich ehrliches Bild des Menschen entwirft).

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#150 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 18 Dezember 2008 - 11:39

Hoechst geistreiche Satire, ohne die Seitenhiebe auf reale Kritikpunkte dabei zu ueberlesen. In dem Sinne sage ich immer, dass wir einen Bernard Shaw oder Oscar Wilde der SF brauchen. Das Ergebnis waere nicht "Mars Attacs", obwohl das lustig ist. Das Ergebnis waere eher eine Woody Allen Geschichte, die im Jahre 2200 spielt.

Und ich denke, Du glaubst mir jetzt, dass man sehr wohl auch eine im Jahre 2200 spielende Geschichte mit Witz und Humor und ohne Buergerkriege und explodierende Krankenhaeuser spannend machen kann, ohne albern oder kitschig werden zu muessen. Entweder hat man es bisher nicht geschafft, oder man hat es nicht einmal versucht. Vielleicht haetten sich Woody Allen und Stanley Kubrick einmal zusammensetzen sollen um so etwas hinzukriegen.

Das hat Woody Allen bereits ohne Kubrick geschafft:

Der Schläfer(Sleeper)
http://en.wikipedia..../Sleeper_(film)


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