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Welche Zukunft wollen wir ?


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465 Antworten in diesem Thema

#181 fremowolf

fremowolf

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 08:02

Nur mal fürs Protokoll: Das stimmt eben nicht. Du bist mit einem ganzen Strauss von Fragen angetreten, den Du fortlaufend erweiterst. Ursprünglich war's mal etwas in der Art von "Welche positiven und plausiblen Zukunftsentwürfe entwirft die SF". Zu diesem Thema habe ich mich ausführlichst geäussert und zwar in dem Sinne, dass ich glaube, dass das keine sinnvolle Frage ist, weil die SF eben gar nicht sonderlich dazu geeignet ist, positive und plausible Zukunftsszenarien zu entwerfen. Aber all diese Ausführungen hast Du weitgehend ignoriert, stattdessen hast Du einen hypothetischen positiven SF-Film entworfen. Dabei hast Du die Tatsache, dass in über 100 Jahren Filmgeschichte nichts gemacht wurde, was dem auch nur annähernd nahe kommt, ebenso zur Seite geschoben wie meine theoretischen Einwände. Stattdessen hast Du von der Tatsache, dass es das, was Du suchst, in der SF nicht gibt, darauf geschlossen, dass SF-Leser grundsätzlich den Kopf in den Sand stecken und Du der einzige bist, der sich für die Zukunft interessiert. Was falsch an denen ist? Dass sie Diktaturen sind, die die Menschen gezielt verdummen. Aber das ist ja gar keine Frage, um das geht's ja in den Büchern. Beides völlig irrelevante Fragen, da sie Szenarien entwerfen, die kein bisschen plausibel sind. Dazu gab es sehr wohl Antworten.

Zu jedem einzelnen Punkt eben haette ich eine Menge zu sagen. Pauschal nur einmal - Begruendung folgt erst im Januar : Jede Deiner Antworten hier ist beweisbar falsch. Bleibt also genug Stoff zum streiten. Nachtrag : "Falsch" ist ein zu pauschales Urteil. Gemeint ist : Natuerlich kenne ich die Reflexe. Aber Reflexe sind keine Begruendungen. Die Frage ist nicht, ob uns "Brave New World" als Horror erscheint, sondern warum das so ist. Wie steht es dann mit "Walden II". Viele lesen das auch als Horror, aber Skinner bekam (speziell wohl fuer "Beyond Freedom and Dignity") den Preis der Humanisten fuer die Foerderung aufgeklaerten und menschenfreundlichen Denkens ! Da hat jede Debatte anzusetzen. "1984" ist einfacher als Horror zu lesen, aber die Frage selbst ist aehnlich. Empoerung macht keine gute Philosophie, sie ist bestenfalls ein Anstohss fuer eine solche. Im Falle Hitler und Mugabe etc. habe ich Hinweise gegeben, dass es garnicht um Weltanschauung, sondern um Psychopathen geht. Aber Hitler ist eben schwieriger, weil er eine Menge Bewunderer gerade im gebildeten Buergertum und bei Professoren hatte. Ueber die Filme "I, Robot" und "A.I." gibt es viel zu sagen, die sind viel relevanter als Du zu ahnen scheinst. Es geht garnicht um die technischen Fragen dort, sondern um das Bild des Menschen. "I, Robot" behauptet, dass die Roboter sich das Recht nehmen, die Menschen umzubringen, weil diese dumm und boese seien. War das nicht immer das Argument von Kolonialherren gegen die Wilden ? War es nicht auch das Argument von Hitler und Stalin ? Die Frage, ob wir als unparteiische Beurteiler (die wir aber als Menschen gegen die Roboter ja nicht sind) den Robotern Recht geben muessten, stellt sich sehr wohl. Und dies ist auch - in anderer Form - die Frage von "A.I." : Sollte man eine Welt, in der es keine "aeffischen" Menschen mehr gibt, wohl aber "heilige" Roboter, nicht als eine intellektuell und moralisch fortgeschrittene Welt begruehssen ? Gibt es einen guten Grund, die Existenz des Menschen zu verteidigen, wenn er durch etwas besseres, das er selbst geschaffen hat, abgeloest werden koennte ? Das alles sind substanziell strittige Fragen, die keineswegs so weggebuegelt werden sollten, wie Du es hier tust. Zu Ogion habe ich eben eine Antwort geposted. Also bis nach den Ferien alles Gute vom Fremowolf.

Bearbeitet von fremowolf, 19 Dezember 2008 - 08:24.


#182 Ogion

Ogion

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 09:01

Mir war schon klar, dass meine ersten drei Punkte sehr vage, allgemeine, 'Ziele' waren. Aber das war auch ein bischen der Punkt. Auf welcher Ebene sollen wir denn darüber reden? Soll ich anfangen konkrete Gesetze und Verfassungen zu schreiben?Oder vlt doch bei allgmeineren "Leitlinien der Gesellschaft" bleiben? Sagen wir mal so: Wenn ich mir überlege, was für eine Zukunft mich erwarten soll, dann denke ich eher in allgemeinen Ideen. Denn letztlich, solange ich genügend selbstbestimmt sein kann, sind die Details der alllgemeinen Gesellschaft relativ egal.Ogion
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#183 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 09:14

Zu jedem einzelnen Punkt eben haette ich eine Menge zu sagen. Pauschal nur einmal - Begruendung folgt erst im Januar : Jede Deiner Antworten hier ist beweisbar falsch. Bleibt also genug Stoff zum streiten.

Nachtrag : "Falsch" ist ein zu pauschales Urteil. Gemeint ist : Natuerlich kenne ich die Reflexe. Aber Reflexe sind keine Begruendungen. Die Frage ist nicht, ob uns "Brave New World" als Horror erscheint, sondern warum das so ist. Wie steht es dann mit "Walden II". Viele lesen das auch als Horror, aber Skinner bekam (speziell wohl fuer "Beyond Freedom and Dignity") den Preis der Humanisten fuer die Foerderung aufgeklaerten und menschenfreundlichen Denkens ! Da hat jede Debatte anzusetzen. "1984" ist einfacher als Horror zu lesen, aber die Frage selbst ist aehnlich. Empoerung macht keine gute Philosophie, sie ist bestenfalls ein Anstohss fuer eine solche. Im Falle Hitler und Mugabe etc. habe ich Hinweise gegeben, dass es garnicht um Weltanschauung, sondern um Psychopathen geht. Aber Hitler ist eben schwieriger, weil er eine Menge Bewunderer gerade im gebildeten Buergertum und bei Professoren hatte. Ueber die Filme "I, Robot" und "A.I." gibt es viel zu sagen, die sind viel relevanter als Du zu ahnen scheinst. Es geht garnicht um die technischen Fragen dort, sondern um das Bild des Menschen. "I, Robot" behauptet, dass die Roboter sich das Recht nehmen, die Menschen umzubringen, weil diese dumm und boese seien. War das nicht immer das Argument von Kolonialherren gegen die Wilden ? War es nicht auch das Argument von Hitler und Stalin ? Die Frage, ob wir als unparteiische Beurteiler (die wir aber als Menschen gegen die Roboter ja nicht sind) den Robotern Recht geben muessten, stellt sich sehr wohl. Und dies ist auch - in anderer Form - die Frage von "A.I." : Sollte man eine Welt, in der es keine "aeffischen" Menschen mehr gibt, wohl aber "heilige" Roboter, nicht als eine intellektuell und moralisch fortgeschrittene Welt begruehssen ? Gibt es einen guten Grund, die Existenz des Menschen zu verteidigen, wenn er durch etwas besseres, das er selbst geschaffen hat, abgeloest werden koennte ? Das alles sind substanziell strittige Fragen, die keineswegs so weggebuegelt werden sollten, wie Du es hier tust.

Und schon wieder kommt ein ganzer Strauss. Wenn Du konkret über ein Buch oder über einen Film diskutieren willst, dann mach das bitte klar. Auf ein Post wie dieses, in dem Du ein halbes Dutzend Titel und mindestens sieben verschiedene Ebene durcheinanderwirfst, ist keine vernünftige Antwort möglich. Und noch einmal: Ursprünglich hast Du danach gefragt, wo es in der SF positive und einigermassen plausible Szenarien gibt. AI und I Robot mögen Diskussionsstoff bieten, aber sicher nicht als plausible Szenarien. Wenn Du also diskutieren willst, dann bleib bitte mal bei einem Thema und bring nicht immer neue dazu.

Bearbeitet von simifilm, 19 Dezember 2008 - 09:28.

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#184 simifilm

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 09:17

Mir war schon klar, dass meine ersten drei Punkte sehr vage, allgemeine, 'Ziele' waren. Aber das war auch ein bischen der Punkt. Auf welcher Ebene sollen wir denn darüber reden? Soll ich anfangen konkrete Gesetze und Verfassungen zu schreiben? Oder vlt doch bei allgmeineren "Leitlinien der Gesellschaft" bleiben?

Meine Antwort war überhaupt nicht als Kritik an Dir gedacht. Zumindest mir ist nach wie vor nicht klar, auf welcher Ebene remowolf die Frage denn diskutieren will. Geht's um Szenarien in Bücher und Filmen, geht's um die grossen philosophischen Bögen oder um konkrete, umsetzbare Konzepte - ich weiss es schlichtweg nicht (aber das scheint Dir ja ähnlich zu gehen).

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#185 Ogion

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 09:31

Ja, das geht mir schon ähnlich. Ein Problem ist auch, wie du gerade sagtest, dass er immer so viel mischt, dass man gar nicht auf alles eingehen kann, obwohl man es vlt. gerne möchte. Aber hinzugehen und Posts Satz für Satz zu zer-quoten macht auch keinen Spaß^ :)Ogion(P.S.: Ich habe deine Antwort auff mich (bzw. auf fremowolf mit Bezugnahme auif mich) gar nicht als Kritik aufgefasst. Ich hatte jetzt eben auch eher auf ihn geantwortet...)
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#186 Thomas Sebesta

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 09:50

... auf welcher Ebene remowolf die Frage denn diskutieren will. Geht's um Szenarien in Bücher und Filmen, geht's um die grossen philosophischen Bögen oder um konkrete, umsetzbare Konzepte - ich weiss es schlichtweg nicht (aber das scheint Dir ja ähnlich zu gehen).

Ich habe den Eindruck, dass er (fremowolf) eher mal was von der Seele lassen will und dabei ziemlich kreuz und quer kommt. Ich orte da (gefühlsmäßig) ein bisschen aufgestautes, unerfülltes "Sendungsbewußtsein" (es ist mir aber noch nicht klar, ob ich das in diesem Falle positiv oder negativ besetzen soll - also derzeit abwartend neutral). An sich ist der Thread ja nicht uninteressant, aber ich hoffe doch, dass es euch gelingt (natürlich einschließlich fremowolf) auf eine klare Linie zu kommen und nötigenfalls den Tread zu splitten - schon um der Übersichtlichkeit willen. Es sind derart viele Stränge vorhanden, dass es, ich will mal sagen "Unbedarfteren", schwer fällt allem zu folgen. Filmkritiken, allgemeine Gesellschaftskritik, Literaturkritik ...... Gruß Thomas

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#187 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 10:05

Ich habe den Eindruck, dass er (fremowolf) eher mal was von der Seele lassen will und dabei ziemlich kreuz und quer kommt. Ich orte da (gefühlsmäßig) ein bisschen aufgestautes, unerfülltes "Sendungsbewußtsein" (es ist mir aber noch nicht klar, ob ich das in diesem Falle positiv oder negativ besetzen soll - also derzeit abwartend neutral). An sich ist der Thread ja nicht uninteressant, aber ich hoffe doch, dass es euch gelingt (natürlich einschließlich fremowolf) auf eine klare Linie zu kommen und nötigenfalls den Tread zu splitten - schon um der Übersichtlichkeit willen. Es sind derart viele Stränge vorhanden, dass es, ich will mal sagen "Unbedarfteren", schwer fällt allem zu folgen. Filmkritiken, allgemeine Gesellschaftskritik, Literaturkritik ......

In diesem Fall zähle ich mich auch zu den "Unbedarfteren" ... :)

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#188 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 10:21

Mal eine dumme Frage: Was sind SF-People?

Ich afraide, ich understehe nur Trainstation.

#189 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 10:34

Mal eine dumme Frage: Was sind SF-People?

Anscheinend das Gegenteil von Philosophen ...

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#190 Diboo

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 10:40

Mal eine dumme Frage: Was sind SF-People?

Sciffys halt.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#191 Morn

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 10:59

Zu der Threadfrage passt ein Thread, den Beverly mal eroeffnet hatte: In welcher Welt wuerdet ihr gern leben?, welches Universum ist das Beste?.

#192 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 11:27

Zu der Threadfrage passt ein Thread, den Beverly mal eroeffnet hatte: In welcher Welt wuerdet ihr gern leben?, welches Universum ist das Beste?.

:thumb: http://www.scifinet....e...st&p=115830

#193 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 11:40

Ich habe den Eindruck, dass Deine Posts immer wirrer werden und dass Du alles irgendwie durcheinander schmeisst. Verstehen tu ich's auf jeden Fall je länger je weniger.

Da bist du nicht der einzige... :thumb:

#194 Ogion

Ogion

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 13:00

Ok Leute, ich werde bis Neujahr ungefähr nicht mehr wirklich online sein. Ich besuche meine Eltern in Spanien, und bei denen ist das nicht so einfach mit dem Internet...Falls hier Diskussion weitergeht, wünsche ich spannedes Disukutieren, ansonsten schöne Feiertage und einen Guten Rutsch.Ogion
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#195 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 Dezember 2008 - 14:19

Da bist du nicht der einzige... :thumb:

Das ist doch schon mal ein Trost ...

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#196 simifilm

simifilm

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Geschrieben 23 Dezember 2008 - 11:17

In diesem Zusammenhang vielleicht interessant: Bin gerade auf einen englischen Artikel zum Thema "Political Utopias in Film" gestossen. Habe ihn nur überflogen, aber nicht ganz zufällig hat der Autor eigentlich fast nur üblichen Dystopien als Beispiele ausgegraben. Als positive - wenn auch unvollständige - Entwürfe werden nur zwei Filme angeführt: Gas-s-s-s! Or: It Became Necessary to Destroy the World in Order to Save It von Roger Corman und Jonas qui aura 25 ans en l†™an 2000 von Alain Tanner. Letzteren kenne ich; ein sehr schöner Film, hat allerdings gar nichts mit SF zu tun, sondern fragt danach, wie ein besseres Leben im Hier und Jetzt (oder vielmehr in der Schweiz der 70er) möglich ist. Den Corman habe ich noch nicht gesehen, werde das aber nun bald nachholen.

Bearbeitet von simifilm, 23 Dezember 2008 - 11:18.

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#197 fremowolf

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 02:44

Und schon wieder kommt ein ganzer Strauss. Wenn Du konkret über ein Buch oder über einen Film diskutieren willst, dann mach das bitte klar. Auf ein Post wie dieses, in dem Du ein halbes Dutzend Titel und mindestens sieben verschiedene Ebene durcheinanderwirfst, ist keine vernünftige Antwort möglich. Und noch einmal: Ursprünglich hast Du danach gefragt, wo es in der SF positive und einigermassen plausible Szenarien gibt. AI und I Robot mögen Diskussionsstoff bieten, aber sicher nicht als plausible Szenarien. Wenn Du also diskutieren willst, dann bleib bitte mal bei einem Thema und bring nicht immer neue dazu.

Nur mal so eine Bemerkung aus dem Gasthaus am Rande des Universums, kein voller Wiedereinstieg vor Mitte Januar : Ich verwirre mich nicht. Ich bewege mich locker in der Landschaft. Aber es scheint Probleme zu geben, ich bin unerfahren mit solchen Foren, ich muss noch lernen, auf den Wegen zu bleiben und nicht wie Batman mal hier und mal da zu sein in Gotham City.

Also : Die Leitfrage war tatsaechlich : "Welche Zukunft WOLLEN wir?". Man konnte diese Frage auch ebenso auf einem Philosophiekongress in den Raum stellen, und da gab es natuerlich auch einiges. Aber ich dachte - und das war der Sinn der engeren Frage nach Filmen und Literatur - dass einige Leute vielleicht schon das eine odere andere ueberzeugende Bild einer guten Zukunft entworfen haetten. Viele ernsthafte philosophische Fragen hat man ja schon in dieser Weise anschaulich werden lassen. Also war die Frage nicht unvernuenftig.

Ich habe ausdruecklich gefragt "Welche Zukunft WOLLEN wir?" und nicht etwa : "Welche Zukunft werden oder koennten wir bekommen?". Das waere naemlich die Frage der Futurologen und der Pessimisten und Optimisten. Das war nicht MEINE Frage. Meine Frage "Welche Zukunft WOLLEN wir?" ist philosophisch, weil sie nach Begruendungen fragt. Vielleicht koennen wir bald kuenstliche Menschen herstellen, Androiden, vielleicht koennen wir bald 500 Jahre alt werden, vielleicht koennen wir bald Hybridgehirne aus Normalgehirnen und Mikrochips herstellen wie in "Neuromancer". Ueberall die Frage : Wollen wir das denn ?

Ich hatte angedeutet, dass die Frage problematisch ist, indem ich auf das "Suehssies Paradox" hinwies : "Ab und zu Kuchen ist gut - immerzu Kuchen ist unertraeglich.!" Aus der Frage "Welche Zukunft WOLLEN wir?" folgt eben NICHT, dass es eine friedliche und liebevolle Zukunft sein muss. Vielleicht wollen wir die ja garnicht ? Das muss doch erst einmal geklaert werden. Ich habe auch auf den Unterschied von Mensch und Roboter hingewiesen : Menschen sind Affen, daher brauchen sie vielleicht "sex & crime" und Kampf um Weibchen und Besitz usw., aber wahrhaft intelligente Wesen muessen keine Affen sein, daher brauchen sie das alles wohl auch nicht. Das war die Idee von Kubrick, als er die "saintly robots", die "advanced mechas", in seinem A.I.-Film einfuehrte.

Die paar Hinweise auf die wenigen "optimistischen" Filme und Romane werden dieser Problematik ueberhaupt nicht gerecht. Die Utopien von Plato bis Callenbach scheinen doch niemanden zu ueberzeugen. Die wenigen positiven Zukunftsentwuerfe - sozialistische, christliche, liberale ua. - scheinen von niemandem recht ernst genommen zu werden. Das ist schon eine wichtige Einsicht.

Aber dann kam das Argument, eine positive Welt sei dramatisch unergiebig. Ich habe das teilweise in Zweifel gezogen mit dem Gegenargument, dass die entscheidenden Konflikte nicht notwendig mit "sex & crime" zu tun haben. Worum geht es denn bei weltanschaulichen Konflikten ? Koennten die nicht auch in einer "heilen" Welt noch bedeutsam sein ?

Aber selbst einmal angenommen, das Argument sei so richtig : "Eine gute Zukunft ist eine langweilige Zukunft, die literarisch nichts hergibt", dann ist ja auch das eine sehr problematische Behauptung : Dann sind Filme und Literatur also nur eine Spielwiese und Kompensation fuer ein ansonsten immer langweiliger werdendes Leben. Das ist die Idee von "Rollerball" und "Running Man", und laeuft in letzter Konsequenz auf "Brave New World" hinaus, mit kuenstlichen Adrenalinschueben, die der Abfuhr aggressiver Kraefte in Menschen dienen sollen. Damit ist dann die Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins als "Scheinproblem" erledigt. Dagegen richtete sich mein Hinweis, dass der Mensch die Aufgabe haben koennte, die Natur ueber ihre eigenen Moeglichkeiten hinaus fortzufuehren. Damit waere wieder ein "Sinn des Lebens" auch ausserhalb der Religion (wenn auch nicht im Widerspruch zu ihr) erkannt, und daraus liessen sich dann auch wieder "spannende" Geschichten und Filme entwickeln, die weit ueber alles blohsse "sex & crime" hinaus nach echten Aufgaben und ihrer guten Loesung fragen, und die damit an klassische philosophische und religioese Traditionen anknuepfen - auch ohne Eifersucht und Aggression und "Kampf um Weibchen und Macht" usw.. Es gaebe wieder wirkliche Herausforderungen fuer den Menschen - gerade als ein intelligentes und nicht nur als ein aeffisches Wesen.

Natuerlich wird es nicht leicht sein, das darzustellen, aber die umgekehrte Gefahr, gegen die ich hier auch anschreibe, ist doch, dass der Mensch weiterhin als blohsser Lustmaximierer und dummer Kaempfer dargestellt wird, und dass er sich an dieses Selbstbild, das weit hinter seinen geistigen Moeglichkeiten zurueckbleibt, immer mehr gewoehnt und so die wirklichen geistigen Herausforderungen, die sich einem die Zukunft gestaltenden Wesen stellen, garnicht mehr versteht.

Ich denke doch, dass diese Fragenkette eine klare Logik hat, wo ein Gedanke aus dem andern folgt.

Aber jetzt mache ich wieder Schluss und geniesse den Urlaub mit den Kindern.

Bearbeitet von fremowolf, 28 Dezember 2008 - 14:47.


#198 molosovsky

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 07:16

{†¦} ich bin unerfahren mit solchen Foren {†¦}

Das dachte ich mir, fremowolf, weshalb ich auch gnädiger gewesen bin in meinem ersten Beitrag zu Deiner Gedankenlandschaftswanderung hier.

Ach ja: MoinMoin zusammen.

Die Leitfrage war tatsaechlich : "Welche Zukunft WOLLEN wir?".

Das ist ja nicht schwer. ›Wir‹ wollen eine Zukunft, die überhaupt kommt. Ein großes Bumm mit lebensvernichtenden Schadstoff- und Strahlungsfolgen steht dem eher im Wege.

Die interessante (und eigentlich auch relevantere) Frage ist aber: »Welche Zukunft DÜRFEN wir wollen?«. Denn wollen kann man vieles. Zum Beispiel:
Ich wünsche mir eine Zukunft, in der ich an jedem Tag der Woche einen anderen Körper habe und mich austoben kann wie ein launischer Gott; wo ich mich und andere verspeisen kann wie Pralinen, ohne dass jemand dabei wirklich zu schaden kommt. Sterblichkeit wird abgeschafft und ersetzt durch eine umfassende Gehirn- und Persönlichkeitswäsche (für den Fall, dass einem die Unsterblichkeit fade wird). Viele wollen wohl eine Zukufft, die ein nicht endender Kindergeburtstag, Krieg nur ein Spiel ist. (Siehe dazu, vielleicht, »Die Abschaffung der Arten« von Dietmar Dath.)

Aus der Frage "Welche Zukunft WOLLEN wir?" folgt eben NICHT, dass es eine friedliche und liebevolle Zukunft sein muss.

Ahhh, das lese ich als Deut auf den Umstand, dass der Weg in die Zukunft ja bestimmt wird, von den Möglichkeiten, aus denen ›wir‹ wählen können. Siehe meine Umformulierung: »Welche Zukunft DÜRFEN wir wollen«.

Wer stellt die Leitplanken des Entscheidungs-Netzes auf?

Ich brauch ein Zitat: Unterwegs in »Gegen den Tag« von Thomas Pynchon, mit den Luftschiffabenteuragenten ›Chums of Chance‹, Rowohlt, S. 23. Wir nähern uns der für ihre Fleischindustrie berühmten Stadt Chicago, wo just die Weltausstellung von 1893 stattfindet:

In der Tat sah man mehr Rinderrücken als Menschenhüte. Aus dieser Höhe war es, als sähen die Freunde {der Fährnis}, die früher oft beobachtet hatten, wie die riesigen Rinderherden in wechselnden, wolkenartigen Mustern über die westlichen Ebenen zogen, diese ungeformte Freiheit nun zu einer Bewegung rationalisiert, die sich nur in geraden Linien, rechten Winkeln und einer fortschreitenden Reduktion von Alternativen vollzog, um schließlich in d0as letzte Tor einzumünden, das zur eigentlichen Schlachtstätte führte.

Du, fremowolf, schreibst:

Die wenigen positiven Zukunftsentwuerfe - sozialistische, christliche, liberale ua. - scheinen von niemandem recht ernst genommen zu werden. Das ist schon eine wichtige Einsicht.

Kommt drauf an, ob man diese jeweiligen Utopien kennt, und WER sie ernst nimmt. Aber hierüber im Detail zu sprechen endet doch nur in einem Mischmasch aus Spekulation und Politik, die den Zwischenruf »Verschwörungstheorie« auf sich zieht, oder?

Ich stehe Dir aber mal (teilweise) in einer anderen Sache bei, die Dich umtreibt. Nicht der literarische, erzählerisch dargereichte Entwurf einer positiven Zukunft ist langweilig, sondern eine Erzählung ohne dramatische Konflikte droht langweilig zu werden. †” Nimm einen modernen SF-, Cyberpunk-Klassiker wie »Snow Crash« von Neal Stephenson. Da gibts viel Äktschn und Konflikte, aber auch eine umfassende Visionen von einem 3-D-Internet (das Metaverse), so detailiert geschildert, dass diesen 1992 erschienen Roman angeblich einige Start Ups als Geschäftsplan auf den Tisch liegen hatten. Was haben wir nun: Second Life! In den dramatischen Schalen eines konfliktreichen, gesellschaftlich-politische Probleme thematisierenden Romanes (mit viel Äktschn und einem kecken Schuß Satire) fand sich also genug ›positive Zukunftsvision‹, dass es nicht wenig Leser inspirierte, sich aufzumachen und ihr Wollen auszurichten, auf dass sie ein dolles Internet Wirklichkeit werden ließen. (Und »The Daimond Age« von Stephenson liefert eine ähnlich gehaltvolle Zukunfts-Abenteuerdichtung bezüglich Nanotechnik vor. Wer hätte nicht gerne seinen ganz persönlichen ›Primer‹!?!).

Wieder ein Schnipsel von Dir:

Dagegen richtete sich mein Hinweis, dass der Mensch die Aufgabe haben koennte, die Natur ueber ihre eigenen Moeglichkeiten hinaus fortzufuehren. Damit waere wieder ein "Sinn des Lebens" auch ausserhalb der Religion†¦

Ohhh, glaube nicht, dass einige (eibnflussreiche religiöse Mystiker) nicht doch genau in diese Kerbe schlagen. Der Mensch ist nur ein Zwischenstadium, ein Punkt irgendwo im Verlauf eines teleologischen Vektors, der in einer heilsbotschaftlichen Zukunft auf den ›Punkt Omega‹ zustrebt.
Dazu ein Zitat des jesuitischen Wissenschaftlers Teilhard de Chardin:

Ich glaube, daß das Universum eine Evolution ist.
Ich glaube, daß die Evolution in Richtung auf den Geist geht.
Ich glaube, daß der Geist sich im persönlichen Gott vollendet.
Ich glaube, daß das das höchste Personale der universale Christus ist.

Um zum Schluß zu kommen: es ist immer heikel, wenn man Literaturkritik und Gesellschaftskritik kreuzt, oder wie in Deinem Falle: allegmeines Philosophieren über die Frage, welche Zukunft ›wir‹ wollen vermischt mit pauschalen Rundschlägen gegen ein Genre.

SF-Literatur (andere Phantastik und auch ›normale erzählende Literatur‹ aller Coleur) leistet schon sehr viel, wenn sie ihren Lesern eine ideenreiche, argumentativ anregende ›Schau von Oben‹ bietet und damit tatsächlich stattfindende und/oder sich im Möglichkeitsraum alternativer Zukünfte sowie abzeichnende Probleme und Alternativen vermittelt. Durch das Kennenlernen von Visionen erweitert sich das Wissen um Wahlmöglichkeiten, kann sich das individuelle Bild davon schärfen, WELCHER zukunftsgestaltenden Tatgemeinschaft man zuarbeiten will (und sei es nur in Form der persönlichen Stimmungsäußerung). Nur wer, anders als die oben zitierten Rinder, mehrere Alternativen kennt, kann navigieren, statt navigiert zu werden.

Grüße
Alex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 26 Dezember 2008 - 07:23.

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#199 simifilm

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 09:35

Aber selbst einmal angenommen, das Argument sei so richtig : "Eine gute Zukunft ist eine langweilige Zukunft, die literarisch nichts hergibt", dann ist ja auch das eine sehr problematische Behauptung : Dann sind Filme und Literatur also nur eine Spielwiese und Kompensation fuer ein ansonsten immer langweiliger werdendes Leben.

Das ist eine Behauptung, die ich einfach für falsch halte.

Natuerlich wird es nicht leicht sein, das darzustellen, aber die umgekehrte Gefahr, gegen die ich hier auch anschreibe, ist doch, dass der Mensch weiterhin als blohsser Lustmaximierer und dummer Kaempfer dargestellt wird, und dass er sich an dieses Selbstbild, das weit hinter seinen geistigen Moeglichkeiten zurueckbleibt, immer mehr gewoehnt und so die wirklichen geistigen Herausforderungen, die sich einem die Zukunft gestaltenden Wesen stellen, garnicht mehr versteht.

Und das halte ich für genauso falsch. Das ist simpelste Küchenpsychologie, die einer empirischen Überprüfung keinen Moment stand hält. Nur kurzer Einschub am Rande: Die beiden Schnipsel, die ich da rausgerissen habe, drehen sich beide um Funktion und Wirkung von Fiktion. Die Angst, dass gewisse Bücher, Filme oder Comics irgendwie schädlich auf die Rezipienten wirken könnten, ist ja alt. Die Argumentation ist da immer etwa die Gleiche: Das ist nicht realistisch, da wird eine falsche Illusion vorgegaukelt, da werden vollkommen falsche Werte/Vorstellungen vermittelt, das schadet den Lesern. - Bei all diesen Warnschreien gibt es eine interessante Konstante. Es sind immer die anderen, die davon betroffen sind. Wenn man jemanden, der die Schädlichkeit von bestimmten Filmen anprangert, fragt, ob er denn schon den Bezug zur Realität verloren hat, dann heisst es: "Nein, ich durchschaue das schädliche Ding eben, ich kann noch unterscheiden." Es sind immer die anderen, irgendein dummer imaginärer Rezipient, der Fiktion und Realität nicht mehr unterscheiden, sitzt da draussen und lässt die schädlichen Filme über sich ergehen. Der Warner ist dagegen immun. - Seltsam, oder?

Bearbeitet von simifilm, 26 Dezember 2008 - 15:49.

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 11:09

Nur kurzer Einschub am Rande: Die beiden Schnipsel, die ich da rausgerissen habe, drehen sich beide um Funktion und Wirkung von Fiktion. Die Angst, dass gewisse Bücher, Filme oder Comics irgendwie schädlich auf die Rezipienten wirken könnten ist ja alt. Die Argumentation ist da immer etwa die Gleiche: Das ist nicht realistisch, da wird eine falsche Illusion vorgegaukelt, da werden vollkommen falsche Werte/Vorstellungen vermittelt, das schadet den Lesern. - Bei all diesen Warnschreien gibt es eine interessante Konstante. Es sind immer die anderen, die davon betroffen sind. Wenn man jemanden, der die Schädlichkeit von bestimmten Filmen anprangert, fragt, ob er denn schon den Boden zur Realität verloren hat, dann heisst es: "Nein, ich durchschaue das schädliche Ding eben, ich kann noch unterscheiden." Es sind immer die anderen, irgendein dumme imaginärer Rezipient, der Fiktion und Realität nicht mehr unterscheiden, sitzt da draussen und lässt die schädlichen Filme über sich ergehen. Der Warner ist dagegen immun.

Interessant, so habe ich das noch nie gesehen.

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 11:40

Bei all diesen Warnschreien gibt es eine interessante Konstante.

Die schlimmsten Kritiker der Elche, waren früher selber welche. Grüße Alex / molo

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 12:06

Die schlimmsten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.

Das ist zwar - wie so vieles von Gernhart - absolut richtig, ist aber gerade in diesem Kontext eigentlich nicht so passend. :smokin:

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Geschrieben 26 Dezember 2008 - 12:26

F.W. Bernstein, nicht Gernhart. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Grüße Alex / molo

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 13:59

Dazu ein Zitat des jesuitischen Wissenschaftlers Teilhard de Chardin: Um zum Schluß zu kommen: es ist immer heikel, wenn man Literaturkritik und Gesellschaftskritik kreuzt, oder wie in Deinem Falle: allegmeines Philosophieren über die Frage, welche Zukunft ›wir‹ wollen vermischt mit pauschalen Rundschlägen gegen ein Genre. SF-Literatur (andere Phantastik und auch ›normale erzählende Literatur‹ aller Coleur) leistet schon sehr viel, wenn sie ihren Lesern eine ideenreiche, argumentativ anregende ›Schau von Oben‹ bietet und damit tatsächlich stattfindende und/oder sich im Möglichkeitsraum alternativer Zukünfte sowie abzeichnende Probleme und Alternativen vermittelt. Durch das Kennenlernen von Visionen erweitert sich das Wissen um Wahlmöglichkeiten, kann sich das individuelle Bild davon schärfen, WELCHER zukunftsgestaltenden Tatgemeinschaft man zuarbeiten will (und sei es nur in Form der persönlichen Stimmungsäußerung). Nur wer, anders als die oben zitierten Rinder, mehrere Alternativen kennt, kann navigieren, statt navigiert zu werden.

Alternativen zum Bestehenden zum Bewusstsein zu bringen war immer die Aufgabe von Literatur und Kunst und Religion und Philosophie, das ist mir klar und das liebe ich auch, weil ich mich mit alledem immer schon beschaeftigt habe - von Grimms Maerchen und Karl May und Asimov etc. bis Heidegger und Marcuse usw.. Aber speziell Teilhard und sein pseudoreligioeses Geschwafel habe ich immer schon abgelehnt. Dann schon lieber die Bibel! Mich interessiert hier kein vager Punkt Omega, sondern die konkrete Verantwortung, die wir Menschen fuer unsere Zukunft haben. "Brave New World" und "1984" haben anschaulich machen wollen, was wir NICHT wollen. Jetzt war eben meine Frage : Was wollen wir denn statt dessen "positiv" ? Natuerlich habe ich keine eindeutige Antwort erwartet. Jede politische und religioese Fraktion will etwas anderes, das ist mir klar. Aber das Bild mit den Rindern in den Schlachthoefen von Chicago gefaellt mir nicht. Warum wieder so passiv ? Wollten wir nicht einmal unsere Zukunft "bauen" ? Und "bauen" ist etwas anderes, als auf den zugewiesenen Korridor zur Schlachtbank warten! Es ist nicht die legitime Verspieltheit der Visionen, es ist die unbelangbare Unverbindlichkeit blohsser Gedankenspielerei - auch bei Teilhard - gegen die ich angehe. Ich will nicht navigiert werden, aber SF sollte auch nicht zum Opium der Massen (na ja, das sind wohl eher die Simmel- und Konsalik- und King-People) verkommen. Ich sah gestern einen Teil des Films "Children of Men", der im London des Jahres 2027 spielt. Das ist im wesentlichen wieder eine Dystopie, vgl. http://www.childrenofmen.net/ und http://de.wikipedia....Children_of_Men und http://en.wikipedia....Children_of_Men. Der Film ist als Film - Regie, Bild, Schnitt usw.- so gut, wie er von der Kritik und den Besuchern gesehen wird (8.1/10 Punkte bei imdb). Aber er ist gedankenlos und bloedsinnig wie das meiste dieser Art. Dieses Urteil hat ueberhaupt nichts mit "Moralisieren" zu tun. Es geht hier nicht um eine Beschimpfung der Elche durch einen ehemaligen Elch. Warum wird denn die Tatsacbe, dass hier im London des Jahres 2027 zum ersten mal seit 18 Jahren wieder ein Kind zur Welt kommen soll, nicht als etwas Positives gewertet in einer insgesamt positiv dargestellten Gesellschaft vernuenftiger Menschen ? Was soll wieder dieser Quatsch mit Terroristen und Polizei usw. ? Begreift denn keiner, dass das abgestandener Quark ist, und dass das Thema Geburtenueberschuss und Geburtenmangel ganz andere und sehr wohl dramatisierbare und konfliktreiche Fragen traegt, die sich in einer heilen Wohlstandsgesellschaft stellen ? Wie waere es denn mit einem Film ueber den Verzicht auf ein eigenes "Retorten"-Kind, wenn man auch eins adoptieren koennte ? Das ist heute in der Wohlstandsgesellschaft ein reales Problem. Wie waere es mit der Thematisierung der Frage, was geschieht, wenn die Reichen sich genetisch verbesserte Kinder leisten koennen, die Armen aber nicht, und so eine neue Menschenart von "Superhumans" entsteht, die sich mit "gewoehnlichen" Menschen weder paaren will noch auch nur paaren kann, die sich dagegen in "closed communities" zurueckzieht ? Auch das ist ein Thema, ueber das bereits ernsthaft nachgedacht wird - nicht in der SF, sondern von praktizierenden Fachaerzten. Auch dieses Thema wuerde in einer normalen heutigen Gesellschaft darstellbar sein, ohne Ghettos, ohne Terror, ohne Polizeistaat usw.. Dann gibt es natuerlich die Themen "Ueberalterung durch Geburtenmangel" und "Jugendkriminalitaet durch Arbeitslosigkeit bei Geburtenueberschuss" in den Favelas der Megacities usw.. Das sind REALE Probleme hier und jetzt, und zugleich Probleme der Zukunft, also sehr wohl Stoff eines SF-Romans oder Films. Aber das alles ist ja nicht "die" Zukunft. Filme wie "Der Blade Runner" oder "Children of Men" oder "Der Bericht der Magd" oder "Flucht aus New York" oder "Soylent Green" sind eine Beleidigung fuer die Intelligenz des Publikums. Von Moral rede ich hier nicht, die ist nicht mein Thema. Ich rede auch nicht von kuenstlerischem Anspruch, den ich keinem der genannten Filme bestreite. Meine Frage ist einfach : Warum kann man echte Probleme nicht auch mit kuenstlerischem Anspruch in einer glaubwuerdigen Zukunft darstellen. Denn das Gemeinsame aller genannten Filme ist doch, dass sie alle vollkommen unglaubwuerdig sind. Es widerspricht jeder Wahrscheinlichkeit, dass die Welt irgendwo in 20-30 Jahren so aehnlich aussieht - ausser vielleicht in einzelnen Sondergebieten. Die Dramen von Goethe, Schiller, Ibsen, Strindberg, Hauptmann, Brecht ua bezogen sich auf reale historische oder gegenwaertige Situationen, nicht auf in die voellige Unglaubwuerdigkeit verzerrte Situationen. Gerade aus dieser Wirklichkeitsnaehe entwickelte sich das Drama : Die Konflikte und Probleme wurden als real wahrgenommen. Wer irreale Situationen braucht, um einen Konflikt zu dramatisieren, nimmt sich und die Welt nicht ernst. DAS ist mein Vorwurf. Nur darin sehe ich eine Verdummung des Publikums. Warum soll es denn so viel schwerer - oder so viel langweiliger - sein, die Probleme einer glaubwuerdigen Zukunft zu erkennen und zu dramatisieren als die einer unglaubwuerdigen ? Noch einmal ausdruecklich : Ich moralisiere hier nicht. Ich kenne die Pornoseiten im Internet, ich habe keine Probleme damit, dass Menschen an Wrestling und "mud wrestling" oder an "Kamasutra" Spahss haben usw.. Das alles ist ueberhaupt nicht mein Thema. Mein Thema ist die Frage, wieso man sich in der SF offenbar die Zukunft entweder nur unglaubwuerdig oder ueberhaupt nicht vorstellen kann. Warum hat niemand den Mut, sich eine glaubwuerdige Zukunft als Alternative zur wahrscheinlichen Zukunft zu denken ? Und wieso wird unser Bild des Menschen der Zukunft von triebgesteuerten Affen und paranoiden Gangstern bestimmt, und nicht von vernuenftigen und liebevollen Menschen, die es schliesslich doch auch gibt - eher sogar in der Mehrheit ? Kann es damit zu tun haben, dass SF nur selten von bewaehrten Politikern und anerkannten Staatsrechtlern, Historikern, Oekonomen und Unternehmern geschrieben wird, die wissen, wovon sie reden ? Wieso muss das Kontrafaktische immer dumm und boese sein ? Mich erinnert das daran, dass man sich oft Gedanken gemacht hat ueber den Fall, dass Hitler den Krieg gewonnen und die Welt erobert haette, aber nie ueber den Fall, dass er vernuenftig geworden und sich zum Range eines Caesar oder Karl d.Gr. erhoben haette, dass er seine Autoritaet genutzt haette, um Deutschland nach 1936 mit Hilfe der Juden zu einem weltweit als modern und friedliebend geachteten Staat zu erheben. Man hat wohl gespuert, dass es nicht in Hitlers Natur lag, "vernuenftig zu werden". Dennoch haette auch dieser Gedanke anregend und provozierend gewirkt : Wie eindrucksvoll waere es, einmal einen wirklich maechtigen Menschen wie Hitler, Stalin, oder Mao als wahrhaft weise und im besten Sinne zukunftsbewusst und veranwortlich zu zeigen! Wie wuerde man heute einen Castro oder Mugabe oder Kim JongIl bewundern, wenn sie von solcher Art und nicht dumme, macht- und angstbesessene Neurotiker waeren ! Ich erwaehne das nur, um die Aehnlichkeit zur SF zu illustrieren : Was ist denn so natuerlich daran, die Zukunft gegen alle Wahrscheinlichkeit und Vernunft immer nur in grau und schwarz darzustellen ? Warum Schlachthoefe in Chicago und nicht "Die Stadt in der Wueste" von Antoine de Saint Exupery ? Wir scheinen einfach noch nicht faehig zu sein, uns innerlich mit der Zukunft als einer kommenden und als einer von uns verantwortlich zu gestaltenden Welt des Menschen zu befreunden. Das ist kein Rundumschlag gegen die SF, das ist eine vorlaeufige Diagnose des Bildes, das sie von unserer Zukunft entwirft. Aber ich lasse mich gerne anders belehren. Im Uebrigen Dank von Fremowolf fuer die mancherlei Anregungen von Dir und Simifilm und anderen.

Bearbeitet von fremowolf, 27 Dezember 2008 - 14:45.


#205 molosovsky

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 14:34

Hi fremowolf. Ich vermute: Was Deine bohrende Frage danach, was ›wir‹ für eine Zukunft wollen zu beantworten erschwert, ist der Umstand, dass sich in diesem Forum nun mal im Großen und Ganzen ziemlich durchschnittliche, un-mächtige kleine Zivilisten tummeln. Zukunftsmöglichkeiten die durch tätige Projektgemeinschaften anvisiert werden, sind nun mal für ›uns‹ (Normalos, Konsumenten, Wähler, Touristen, Bürger, Steuerzahler, Arbeitnehmer usw) etwas, das uns vorgesetzt wird. Deshalb mein Zitat mit den Rindern aus »Gegen den Tag«. Was sollen ›wir‹ schon groß antworten, auf die Frage, welche SF-Zukunftsvision wir wollen? Konkreter wäre dagegen die Frage, welchen politisch-gesellschaftlichen Ansichten ›wir‹ (im Einzelnen) unsere Sympathie schenken. (Anbei: Teilhard ist nicht ›pseudo-religiös‹, sondern erz-religiös! †” War auch als Fingerzeig gemeint, dass stets ein lustig-unheimliches Knäul aus spirituellen und rationalen Ansichten die ›Vorstellungen‹ dazu speisen, was für ein Teil-Vektor zu was für einer großen Teleologie man sein will.) Ach ja: Aus ›Gedankenspielereien‹ werden die Legosteine für Programmatiken gebastelt. EDIT-Ergänz zum von fremowolf nachgereichten im letzten Beitrag:

Wir scheinen einfach noch nicht faehig zu sein, uns innerlich mit der Zukunft als einer kommenden und als einer von uns verantwortlich zu gestaltenden Welt des Menschen zu befreunden. Das ist kein Rundumschlag gegen die SF, das ist eine vorlaeufige Diagnose des Bildes, das sie von unserer Zukunft entwirft. Aber ich lasse mich gerne anders belehren.

Solch eine jammervolle Spannung meinte ich, weshalb es für ›uns‹ so schwer ist Deine Frage nach einem posiviven Zukunftsbild zu beantworten. Der Gestaltungsraum von ›uns‹ IST empörend klein. †” Widersprechen möchte ich aber, dass es keine positiven Zukunftsvisionen der SF gibt, oder dass diese unglaubwürdig seien. Im Gegenteil: ich nehme an, dass viele SF-Autoren (und deren treue Leser) von ihrer jeweiligen Warte aus die gemachten Zukunftsvisions-Angebote für ziemlich voll nehmen. (Sei es als indirekte Rede über die Gegenwart, sei es als mehr oder minder offen und klar dargereichte Unterbreitung. Es soll ja SF geben, der es ein Anliegen ist, Ideenliteratur zu sein. Siehe die Bedeutung von Gedankenspielen.) Ich bin sicher, dass wenn Du, fremowolf, mit weniger Furor und dafür mit mehr Geduld das weite Feld der SF ins Auge fassen würdest, auch Du Stoffe findest die ›auf reale historische oder gegenwärtige Situationen fussen‹, statt auf in ins ›völlige Unglaubwürdige verzerrte Situationen‹. Grüße Alex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 27 Dezember 2008 - 14:54.

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#206 simifilm

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 14:56

Hi fremowolf. Ich vermute: Was Deine bohrende Frage danach, was ›wir‹ für eine Zukunft wollen zu beantworten erschwert, ist der Umstand, dass sich in diesem Forum nun mal im Großen und Ganzen ziemlich durchschnittliche, un-mächtige kleine Zivilisten tummeln. Zukunftsmöglichkeiten die durch tätige Projektgemeinschaften anvisiert werden, sind nun mal für ›uns‹ (Normalos, Konsumenten, Wähler, Touristen, Bürger, Steuerzahler, Arbeitnehmer usw) etwas, das uns vorgesetzt wird. Deshalb mein Zitat mit den Rindern aus »Gegen den Tag«. Was sollen ›wir‹ schon groß antworten, auf die Frage, welche SF-Zukunftsvision wir wollen? Konkreter wäre dagegen die Frage, welchen politisch-gesellschaftlichen Ansichten ›wir‹ (im Einzelnen) unsere Sympathie schenken.

Dem muss ich widersprechen; bloss weil ich "nur" ein normaler Steuerzahler bin, kann ich dennoch vieles wollen und mir alle möglichen Dinge ausmalen. Das Problem ist - und darauf spielst Du wohl an - dass davon wenig plausibel sein wird, weil mir als Individuum die Möglichkeit fehlen, diese Visionen umsetzen. Und damit sind wir schon beim Grundproblem von fremowolfs Frage, dem Zusammenbrngen von (SF-)Zukunftsvision und einem gewissen Grad an Plausibilität. Das halte ich - aus verschiedenen Gründen, die schon genannt wurden - für etwas, dass bestenfalls eine grosse Ausnahme ist.

Bearbeitet von simifilm, 27 Dezember 2008 - 14:57.

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#207 fremowolf

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 15:05

Hi fremowolf. Ich vermute: Was Deine bohrende Frage danach, was ›wir‹ für eine Zukunft wollen zu beantworten erschwert, ist der Umstand, dass sich in diesem Forum nun mal im Großen und Ganzen ziemlich durchschnittliche, un-mächtige kleine Zivilisten tummeln. Zukunftsmöglichkeiten die durch tätige Projektgemeinschaften anvisiert werden, sind nun mal für ›uns‹ (Normalos, Konsumenten, Wähler, Touristen, Bürger, Steuerzahler, Arbeitnehmer usw) etwas, das uns vorgesetzt wird. Deshalb mein Zitat mit den Rindern aus »Gegen den Tag«. Was sollen ›wir‹ schon groß antworten, auf die Frage, welche SF-Zukunftsvision wir wollen? Konkreter wäre dagegen die Frage, welchen politisch-gesellschaftlichen Ansichten ›wir‹ (im Einzelnen) unsere Sympathie schenken. (Anbei: Teilhard ist nicht ›pseudo-religiös‹, sondern erz-religiös! †” War auch als Fingerzeig gemeint, dass stets ein lustig-unheimliches Knäul aus spirituellen und rationalen Ansichten die ›Vorstellungen‹ dazu speisen, was für ein Teil-Vektor zu was für einer großen Teleologie man sein will.) Ach ja: Aus ›Gedankenspielereien‹ werden die Legosteine für Programmatiken gebastelt. Grüße Alex / molo

Lieber Alex, erst mal nur Dank fuer die Antwort, ich habe nur einen Knochen hingeworfen und wollte mal sehen, was geschieht. Natuerlich sind wir alle letztlich kleine Maeuse im Elefantenzirkus, obwohl auch wieder nicht ganz, denn mancher Denker hat auch als Maus die Welt bewegt - Lao Tse, Sokrates ua.. Aber nachdenken und debattieren ueber die Frage, welche Zukunft wir wollen, duerfen auch immer wir Maeuse, das ist kein Vorrecht von Elchen und Elefanten, das ist einfach Demokratie. "Ein kleine Vermahnung zu des geistlichen SF-Standes Besserung" ist also immer legitim. Ich bin dann mal wieder wech. Bin gespannt, was diese Debatte im Januar noch ergeben wird - oder ob sie an Ueberforderung stirbt, was ich inzwischen fuer moeglich halte. Vielleicht greift dann ein erfahrener Mensch wie Du mit anderen Moderatoren das ganze auf und macht einen neuen Vorschlag, wie man damit umgehen kann oder das Biest zerlegt. Alles Gute vom Fremowolf, der manchmal biestig, aber nie verbiestert ist.

Bearbeitet von fremowolf, 28 Dezember 2008 - 14:57.


#208 molosovsky

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 15:06

@simi:Fühle mich exakt richtig verstanden und stimme Dir entsprechend vollends zu, Simifilm.Was ›wir‹ antworten können, sind so kleine Sachen wie: Ich will an einer Energie-Revolution teilnehmen, weg von fossilen Brennstoffen, indem ich zusammen mit Gleichgesinnten einen alten Bauernhof rundum auf den neusten Stand bringe, mit Biogasanlage, Solarenergie und hastenichtgesehen.›Andere‹ Leute, ressourcen- und machtvollere, können aber sagen: ich will im südamerikanischen Urwald eine Kolonie aus dem Boden stampfen, um eine neue Supermenschen-Rasse zu züchten, und somit der lahmarschigen Evolution den (meinen) Gleischschritt beizubringen.@fremowolf (Nachtrag)Zugegeben: SF operiert (wie die meiste so genannte ›Phantastik‹) auf den ersten Blick erstmal ›nur‹ mit übertriebenen Bildern. Meiner Ansicht nach unterscheiden sich da gute SF-Stoffe und (sagen wir mal) wirtschaftliche, gesellschaftliche oder religiöse Theorie- und Spekulations-Architekturen wenig voneinander. Aber wie bei allen guten Erzählungen, sind es die grundlegenden Beobachtungen und Ideen zum Menschlichen und Zwischenmenschlichen, die auch ein Gutteil der SF zu einer ehrwürdigen Fiktions-Tradition macht.GrüßeAlex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 27 Dezember 2008 - 15:11.

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#209 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 27 Dezember 2008 - 18:52

Wieso muss das Kontrafaktische immer dumm und boese sein ? Mich erinnert das daran, dass man sich oft Gedanken gemacht hat ueber den Fall, dass Hitler den Krieg gewonnen und die Welt erobert haette, aber nie ueber den Fall, dass er vernuenftig geworden und Deutschland zu einem weltweit als modern und friedliebend geachteten Staat zu erheben. Man hat wohl gespuert, dass es nicht in Hitlers Natur lag, "vernuenftig zu werden". Dennoch haette auch dieser Gedanke anregend und provozierend gewirkt.

Wirklich nie...:smokin: http://forum.sf-fan....?p=63950#p63950 ?

#210 simifilm

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Geschrieben 28 Dezember 2008 - 11:16

@simi: Fühle mich exakt richtig verstanden und stimme Dir entsprechend vollends zu, Simifilm. Was ›wir‹ antworten können, sind so kleine Sachen wie: Ich will an einer Energie-Revolution teilnehmen, weg von fossilen Brennstoffen, indem ich zusammen mit Gleichgesinnten einen alten Bauernhof rundum auf den neusten Stand bringe, mit Biogasanlage, Solarenergie und hastenichtgesehen. ›Andere‹ Leute, ressourcen- und machtvollere, können aber sagen: ich will im südamerikanischen Urwald eine Kolonie aus dem Boden stampfen, um eine neue Supermenschen-Rasse zu züchten, und somit der lahmarschigen Evolution den (meinen) Gleischschritt beizubringen.

Nun, auch Letzteres halte ich nicht für sonderlich plausibel. :thumb: Entscheidend bei all diesen Dingen ist wahrscheinlich, dass sich die grossen Umbrüche eben gerade nicht oder nur sehr schlecht vorhersehen lassen. Die Politik ist primär damit beschäftigt, die Gegenwart und die unmittelbare Zukunft zu verwalten. Um die grossen Umbrüche kann sie sich nur schlecht kümmern. Das zeigt sich nur schon an den grossen Problemen beim Formulieren einer gemeinsamen Strategie, um die der Klimaerwärmung zu begegnen. Im Vergleich zu anderen Zukunftsszenarien gibt es hier eine ziemlich gut abgestützte Datenbasis, aber selbst in diesem Fall hat die Politik grosse Mühe, in adäquatem Ausmass und Geschwindigkeit zu reagieren. Die grossen Veränderungen sind wohl meist etwas, was von aussen an die Politik und somit auch an die "Planer der Gesellschaft" herangetragen wird. Ausnahmen bilden revolutionäre Bewegungen, die alles Dagewesene wegfegen und durch etwas Neues ersetzen wollen. Aber mit denen haben wir im letzten Jahrhundert keine besonders guten Erfahrungen gemacht.

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