simifilm schrieb am 28.12.2008, 20:03:
Fremowolf, betont zwar immer, dass er "von der Philosophie herkommt", ist aber von Beruf ja Inscheniör.
Wir sollten hier besser keinen showdown abfahren, sondern uns auf die Argumente konzentrieren. Wer etwas ueber mich und meine Denke erfahren will, muss nur "hubertus fremerey" in Google eingeben. Sokrates war uebigens weder in Philosophie noch in Geisteswissenschaften promoviert, sondern ein Steinmetz, von dem nicht sicher ist, ob er schreiben konnte. Auf die Argumente kommt es an - und auf die richtigen Fragen und wie man die versteht.
Ich lese gerade ein schoenes Suhrkamp-Buechlein (sv 2537, ISBN 978-3-518-12537-3) "Ein Bewusstsein von dem, was fehlt". Das ist ein Zitat aus einem Zitat von Habermas, der schreibt : "Die praktische Vernunft verfehlt ihre Bestimmung, wenn sie nicht mehr die Kraft hat, ein Bewusstsein von dem, was fehlt, von dem, was zum Himmel schreit, zu wecken und wach zu halten." Liesse sich das nicht auch auf die anspruchsvollere SF uebertragen, die sich als "praktische Philosophie" in Wort und Bild versteht ? Entsprechend anspruchsvolle SF hat es immer gegeben. Meine Frage, "welche Zukunft wollen wir?" bezweckte, aktuelle Texte und Filme zu finden, die dem Anspruch gerecht werden. Viel war nicht zu erwarten, alles Gute ist selten.
Es gab ja in den 60er Jahren eine SF-Revolution, durch die weitgehend Hard-SF durch Soft-SF mit Psychologie und Soziologie und Oekologie zurueckgedraengt wurde. Das wurde damals als Fortschritt empfunden gegenueber der Technikverliebtheit der 40er und 50er Jahre. Auch die Frauen-SF (LeGuin ua.) begann sich zu entfalten. Brauchen wir wieder eine solche Revolution oder habe ich die verschlafen ? Brauchen wir eine Wendung von "doom & gloom" zu einer "nach- und vorausdenkenden SF" ? Das war doch der Sinn meiner Frage.
Und noch einmal : Ich habe ueberhaupt nichts gegen reine Spahss-SF bis hin zu "Space-Balls" und "Mars Attacks" oder "Barbarella". Spahss muss sein. Er soll nur nicht alles platt machen. Auch serioese SF behaelt ihre Berechtigung. Man lese dazu einmal
http://www.fuenf-fil...llt-filmkritik/
woraus ich zitiere :
// ...was die Leser wirklich wollen: Affären, Scheidungen, Sucht, Krankheit, Erfolg, Scheitern, Todesspekulationen, Verhaftungen, Ausfälle, Skandale, “Wer wurde mit wem gesehen†, “Wer wurde mit wem beobachtet† und Top Ten-Listen dieser Dinge.
Der Promikult-Virus frisst unsere Kultur bei lebendigem Leibe und Zeitungen setzen sich ihm auch noch freiwillig aus. Er lehrt unsere Jugend schäbige Werte, befüttert ungesunde Neugier, missachtet die Privatsphäre und ignoriert Werte und Leistungen. Eine der TV-Promishows hat verkündet, es werde über die Obama-Family wie über eine Hollywood-Story berichten und ich verspüre den Drang, etwas gegen eine Wand zu schmettern.
...
Klatsch- und Tratsch waren immer der Zucker, der zwischendurch als Auflockerung serviert wurde. Doch wie mit echten Süssigkeiten ist es auch mit der geschriebenen Form: Wer sich alleine davon ernährt, verfettet im Kopf. Film sollte immer auch Möglichkeit zur Auseinandersetzung sein, aber dort, wo kritisches Denken nicht mehr gelehrt wird, wird Film tatsächlich zu etwas, das man schaut, um “sein Gehirn abzuschalten†.//
Ich habe mein Leben lang gerne Comics gelesen und Filme wie "Tom & Jerry" oder "Fritz the Cat" oder "Roger Rabbit" genossen, das war nie mein Problem (
http://looneytunes.kidswb.com/). Ebenso zahllose Western- und Kriegs- und Krimifilme bis zu "Blade" und "Kill Bill". Aber das war eben auch nie alles. 90% aller wirklich guten Filme erscheinen heute nicht mehr in den Filmpalaesten, sondern nur noch in Filmkunstkinos. Aber es bleiben die wirklich guten Filme, auch wenn sie nur von einer kleinen Minderheit zur Kenntnis genommen werden.
Bearbeitet von fremowolf, 29 Dezember 2008 - 13:30.