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Welche Zukunft wollen wir ?


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465 Antworten in diesem Thema

#241 simifilm

simifilm

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 13:28

Deine Einschätzung von einer aussterbenden Form "Utopie" halte ich für vollkommen richtig.
Die Naivität leckt da deutlich durch alle Knopflöcher.
Heute sieht doch jeder, daß jede mögliche Ausprägung der Welt ambivalente Eigenschaften abhängig von der Perspektive aufweist.

Ich möchte das nicht einmal unbedingt werten. Ich glaube nicht, dass die Menschheit insgesamt gescheiter oder weniger naiv ist als vor 100 oder 200 Jahren. Ich denke, man kann das ganz gut als Ausdifferenzierung des literarischen Marktes beschreiben. Als primär unterhaltende Literatur war die klassische Utopie ja nur selten wirklich erfolgreich. Wer heute nach "Rezepten für eine bessere Welt" sucht, wird - und das ist ja mein Grundtenor in diesem Thread - wohl eher an Orten fündig. Mein Hinweis auf Eso- und Ratgeberliteratur war durchaus ernst gemeint. In gewissem Sinn ist das eine Form utopischer Literatur (und vieles davon ist im Grunde genauso fiktional wie SF). Oder schau Dir mal die Aktion Orgonise Africa an, auf die Tarantog hier verweist; solche Spinnereien, von denen es wahrlich viele gibt, sind ja im Grunde nichts anderes als zeitgenössische Utopien, die der Fiktion sehr viel näher stehen als der Wirklichkeit (auch wenn die Leute, die dahinter stehen, das wohl anders sehen).

Die Menschen sind heute wahrscheinlich genau so empfänglich für positive Zukunftsvisionen, nur müssen die nicht mehr in eine literarische Form gepackt werden, sondern können eigenständig an den Mann gebracht werden.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#242 Beverly

Beverly

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 13:59

Ich erinnere wieder an Bogdanow und sein Argument, dass man die kommunistische Gesellschaft, fuer die der damals 1907 mit Lenin gekaempft hat, anschaulich machen muesse. An die kommunistische Gesellschaft glaube ich nicht, ich bin ein ueberzeugter Liberaler, daher mag ich auch die Modelle von Cabet und Bellamy nicht, auch nicht Morris und Callenbach, alles viel zu brav und zentralistisch-technokratisch. Aber warum nicht mal das Argument von Bogdanow auf den Liberalismus anwenden und eine liberale Gesellschaft anschaulich werden und attraktiv erscheinen lassen ? Gibt es da keine Autoren ? Ich entnehme dem Heyne Jahrband 2007 auf S. 1334, dass es einen "Prometheus Award" der "Libertarian Futurist Society" gibt. Vielleicht sollte ich da mal anfragen ?

Ich war auch einmal (links)liberal und habe meine Bücher Völker der Sonne und Völker der Milchstraße im Geiste einer "offenen Gesellschaft" im Sinne von Popper und NICHT im Sinne einer holistischen Utopie, wo alle nach dem gleichen (öden) Schema funktionieren, geschrieben. Von Teilen des liberalen Mainstreams gab es durchaus positive Reaktionen darauf. Von anderen Teilen waren die Reaktionen dafür um so ernüchternder. Und die Gründe, meine Erzählungen zu verwerfen, letztendlich vorm Arsch :smokin: Bzw. sie wurden nicht offen gelegt.

Weil es zwei Arten von "liberal" gibt. Das eine ist die, die du hier skizzierst:


Wenn ich hier von "liberal" rede, meine ich aber nicht "Wirtschaftsliberalismus", sondern Freiheit in jeder Form, Spieltrieb, "Colours of Benetton", "Olympiaden", "Strahssenfeste mit Luftballons", einfach nur mal was anderes als ewig dieses "doom & gloom", das mir wirklich langsam langweilig und unintelligent erscheint. "1984" mal nicht als Horror, sondern als verwirklichter Traum mit "Yellow Submarine" und Beatles und die "blue meanies" auf der Flucht ! John Lennon at the helm - und nicht "der grohsse Bruder".

Die offene, bunte, vielfältige Gesellschaft, wo alles möglich ist. Eben nicht "wirtschaftsliberal". Das andere "liberal" ist der herrschende Mainstream eben mit wirtschaftsliberal als dem ideologischem Rückgrad. Da wird die Diskusrslinie so stur vertreten wie die Parteilinie zu den schlimmsten Zeiten des Staatssozialismus. Die Diskurslinie ist schnurgerade und Abweichungen nach rechts oder links, oben oder unten werden nicht geduldet. Der Diskurs hat immer nur um die nächsten Punkte auf dieser Linie zu gehen, NIE um Abweichungen von ihr, seien sie noch so gering. Mehr Bildung und weniger Bürokratie, mehr Geld für Raumfahrt und weniger für spekulative Blasen, mehr formale und damit kontrollierbare Ausübung von Herrschaft und weniger parakriminelle Klüngel und gewalttätige Banden, Parteien, die alternative ideologische Konzepte zur Diskusssion stellen und nicht als korrupte Banden nach Macht und Geld streben, mehr Ordnung und weniger freies Spiel der Kräfte - es besteht keine Chance, auch nur einen dieser Wünsche durchzusetzen. Das führt dann irgendwann dazu, ein System, das so erstarrt ist, zu verwerfen. Mag es sich liberal oder "bibabuff" nennen.

Bearbeitet von Beverly, 31 Dezember 2008 - 14:02.


#243 Beverly

Beverly

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 14:20

Zum Thema Raumfahrt:

Ich bin nicht gegen Raumfahrt, aber abgesehen von Satelliten, die bessere Daten über den Zustand der Umwelt liefern, trägt sie nichts zu der Lösung unserer Probleme bei. In unserem Sonnensystem gibt es keinen bewohnbaren Planeten außer der Erde, da müsste man also erst mal terraformen - und wer das hinkriegt, der sollte auch in der Lage sein, die ökologischen Probleme hier auf der Erde in Griff zu bekommen, denn beides erfordert ganzheitliches ökologisches Denken. Und Planeten in anderen Sonnensystemen sind bis auf weiteres nicht zugänglich, wenn es denn dort überhaupt bewohnbare Welten gibt.

Der Mond als Mega-Stadt und die Erde als Naturschutzgebiet kämen mir viel umweltfreundlicher vor als all die "die Probleme auf der Erde lösen"-Diskurse.

Und überhaupt: die Idee "Wenn wir die Erde zugrundegerichtet haben, suchen wir uns einen neuen Planeten und machen dort weiter" ist ja wohl so ziemlich der größte Schwachsinn, der einem zur Umweltproblematik einfallen kann. Darauf hätte auch Adolf Hitler kommen können. Eine Gesellschaft, die so mit Planeten umgeht, ist nicht würdig, "Zivilisation" genannt zu werden, das ist nichts anderes als eine interplanetare Heuschreckenplage. Wollen wir so werden wie die Aliens in Independence Day? Doch bitte nicht!

"Ich kann das Wort Öko nicht mehr hören!" (Aussage einer Kollegin in den 1990er Jahren)

Merkst du nicht den Selbstwiderspruch in deinem Diskurs?

Mir ist nämlich schon oft der Gedanke gekommen, dass sich eine heile Natur mit schönen Landschaften und vielen wilden Tieren und Pflanzen schlicht und einfach nicht mit 7 oder noch mehr Milliarden Menschen verträgt. Wobei die meisten Menschen schon in einer so künstlichen Umgebung leben und so von Technik abhängig sind, dass sie es vielleicht nur an der Schwerkraft merken würden, wenn sie plötzlich in einer Stadt auf dem Mond leben.

Ich bin für die Auswanderung in den Weltraum, gerade um die Erde nicht vollends kaputt zu machen. Von den Mega-Fantasien kosmischer Imperien halte ich auch nicht viel. Wir brauchen keine tausenden oder gar Millionen besiedelter Planeten und Billionen oder Billiarden Menschen. Für das angebrochene Jahrtausend reicht es schon, die Menschheit nicht weiter exponenziell wachsen zu lassen und sie - so technisch möglich - auf ca. 30 Planetensysteme zu verteilen. Auf einem erdähnlichen Planeten leben dann höchsten 500 - 1000 Milionen Menschen, das reicht. Und ist viel umweltfreundlicher als zig Milliarden auf der Erde zusammen zu pferchen und dann den lieben langen Tag von "Umweltschutz", "Naturschutz" und "Klimaschutz" zu schwadronieren.

N. B.: auch aus Besorgnis um die Umwelt bin ich 1980 bei den Grünen eingetreten. 2003 bin ich wieder ausgetreten, weil diese Partei in keine Weise eine ehrliche Politik macht. Sie kommen daher und sagen "wenn ihr uns nicht wählt, geht die Welt untern". Wenn man sie wählt und sie an der Regierung sind gibt es so schöne Dinge wie "Hartz IV". Grünen-Funktionäre im Maßanzug erzählen dann, dass es mit dem Fliegen ja nicht so schlimm sein, hauptsache die Maschinen sind "öko". Weil sie ihrer bürgerlichen Klientel Busse und Bahnen nicht zumuten wollen.

Auch das hat mir die Öko-Diskurse verleidet.

Bearbeitet von Beverly, 31 Dezember 2008 - 14:22.


#244 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 14:26

Jetzt mal eine ganz blöd-pingeliger Vorschlag. Sollte dieser Thread nicht in ein allgemeineres Themenfach verschoben werden.

Überhaupt nicht blöde oder pingelig...bin dafür :smokin: !

#245 Konrad

Konrad

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 16:12

Oder schau Dir mal die Aktion Orgonise Africa an, auf die Tarantog hier verweist; solche Spinnereien, von denen es wahrlich viele gibt, sind ja im Grunde nichts anderes als zeitgenössische Utopien, die der Fiktion sehr viel näher stehen als der Wirklichkeit (auch wenn die Leute, die dahinter stehen, das wohl anders sehen).

Ich wußte nicht, daß es diese Spinnerei immer noch gibt.
Hat das nicht mal mit "energetisiertem Wasser" angefangen ?
Ich muß gestehen, daß ich hier keine Parallele zu Utopien gesehen habe, aber du hast wohl recht.
Wobei ich aber einen intentionalen Unterschied zu literarischen Utopien sehe, da hier m.E. betrügerische Absicht die treibende Kraft ist.

#246 simifilm

simifilm

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 16:41

Ich wußte nicht, daß es diese Spinnerei immer noch gibt. Hat das nicht mal mit "energetisiertem Wasser" angefangen ? Ich muß gestehen, daß ich hier keine Parallele zu Utopien gesehen habe, aber du hast wohl recht. Wobei ich aber einen intentionalen Unterschied zu literarischen Utopien sehe, da hier m.E. betrügerische Absicht die treibende Kraft ist.

Die Geschichte mit dem Orgon ist ziemlich alt, das geht auf Wilhelm Reich zurück, der das zu Beginn der 40er propagiert hat. Aber das ist ja nur ein Beispiel unter vielen. Bei manchen mag da betrügerische Absicht dahinter sein, bei anderen nicht. Aber ob es nun Orgon, yogisches Fliegen, Milleniumsspinner, Raelinaer oder sonst irgendeine seltsame Sache ist - es geht ja immer um einen angeblich todsicheren, oft auch noch als wissenschaftlich bezeichneten Weg zum Glück, der sich nur wegen einer bösen Verschwörung finsterer Mächte bislang nicht durchsetzen konnte. Wahrscheinlich wäre es noch interessant, einige dieser "Erzählungen" literaturwissenschaftlich zu untersuchen und mit klassischen Utopien zu vergleichen; da kämen wohl interessante Parallelen raus. Und dies obwohl es hier ja angeblich nicht mehr um Fiktion geht ...

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#247 Konrad

Konrad

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Geschrieben 31 Dezember 2008 - 17:22

Wahrscheinlich wäre es noch interessant, einige dieser "Erzählungen" literaturwissenschaftlich zu untersuchen und mit klassischen Utopien zu vergleichen; da kämen wohl interessante Parallelen raus. Und dies obwohl es hier ja angeblich nicht mehr um Fiktion geht ...

Das wirklich Interessante an diesen instrumentalisierten Utopien ist, daß sie das immer noch vorhandene Mobilisierungspotential von Utopien zeigen, denn sonst wäre zumindest diese Form wohl schon ausgestorben. Man müßte mal den Zusammenhängen mit bestimmten Formen des Marketing nachspüren...

#248 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 01 Januar 2009 - 13:31

Thema soll verschoben werden ?Kein Problem... wohin soll es ?Gruß und ein tolles 2009 wünscht euchJürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#249 molosovsky

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Geschrieben 01 Januar 2009 - 15:56

Ich hielte "Spekulationen" im Scifi-Board für angemessen.GrüßeAlex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#250 Jürgen

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Geschrieben 01 Januar 2009 - 19:23

Thema wie gewünscht verschoben.
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#251 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 01 Januar 2009 - 19:37

Ich hielte "Spekulationen" im Scifi-Board für angemessen.

Jepp, ab damit zu den Ufos, Aidsimpfungen & betrügerischen Mondlandern nebst bayerischen Impaktgeschädigten :smokin: . @ Moderation: :smokin: .

Bearbeitet von Jorge, 01 Januar 2009 - 19:38.


#252 Beverly

Beverly

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 11:08

Ich verstehe diesen Beitrag leider nicht. Kann mir wer helfen?

Du verstehst nie etwas, was nicht in dein Weltbild passt.

#253 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 11:21

Du verstehst nie etwas, was nicht in dein Weltbild passt.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Deiner Antwort und Simifilms Aufforderung Gegenbeispiele zu bringen? Simifilm: "Provokativ zusammengefasst: Momentan bietet die SF kaum noch Nova, die für eine Mehrheit wirklich als positive Projektionsfläche dienen können. - Ich freue mich auf Gegenbeispiele. " Ich verstehe es so, dass Simi Beispiele sucht, die für eine Mehrheit als positive Projektionsfläche dienen können. Du kommst dann mit Orwell und Huxley. Wo ist da das Positive für eine Mehrheit, und was hat das mit Simis Weltbild zu tun?

Bearbeitet von Lucardus, 02 Januar 2009 - 11:22.

Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#254 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 12:24

Ist ja enorm, dass meine Kleinlichkeit so gut ankommt.
Bin natürlich jetzt glücklich, dass dieser sehr allgemeine, hoch-spekulative Thread ins passende Gartenbeet verpflanzt wurde.

@Jorge:
Ich muss Deiner Schelmerei widersprechen (Zeigefinger wedel).
Dein Scherz klingt, als ob das Spekulationen-Fach die Müllhalde des SF-Netzwerks-Forums ist. Ich finde das traurig. Zugegeben, die von Dir spitzbübisch genannten Beispiele sind geeignet aufseufzen zu lassen, ABER †¦
†¢ Ich finde, es sollte einem SF-Kreis eigentlich ein wichtiges Anliegen sein, produktiv und (wie so schön heißt) streitbar-konvivial zu spekulieren (bzw. über Spekulationen zu diskutieren).
†¢ Gerade die Frage »Welche Zukunft wollen ›wir‹« ist da doch interessant (auch wenn diese Frage zu allegmein ist, um mit ihr wirklich praktikabel zu jounglieren).
Aber lass Dir von diesem ernsten Einwurf bloß nicht die Laune verderben.


@Konrad:

Man müßte mal den Zusammenhängen mit bestimmten Formen des Marketing nachspüren...

DAS ist allerdings EIN fruchtbarer Blickwinkel, den man m.E. bei diesem Thema ins Auge fassen sollte.
Welche Zukunftsmöglichkeiten werden derzeit aktiv vorbereitet, programmiert, propagiert?


Allgemein:
Ich kann mich zwar damit brüsten, dass ich durchaus so meine Wanderungen in (Fach-)Texten hinter mir habe, welche sich auf die ein oder andere Art mit Zukunftsmöglichkeiten befassen, ABER ich persönlich empfinde doch eine große Lücke zwischen der theoretisch-spekulativen Sphäre, in welcher sich diese Texte bewegen, und meinem eigenen Verhältnis zu einer den im Möglichkeitsraum schwärenden Zukünften. †” Ich meine natürlich jetzt freilich die großen Perspektiven, nicht Fragen dazu, was ich dieses Jahr vorhabe; ja noch nicht einmal, was ich mir selbst von den nächsten 10 bis 50 Jahren erwarte.

Grüße
Alex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 02 Januar 2009 - 12:25.

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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#255 simifilm

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 13:40

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Deiner Antwort und Simifilms Aufforderung Gegenbeispiele zu bringen? Simifilm: "Provokativ zusammengefasst: Momentan bietet die SF kaum noch Nova, die für eine Mehrheit wirklich als positive Projektionsfläche dienen können. - Ich freue mich auf Gegenbeispiele. " Ich verstehe es so, dass Simi Beispiele sucht, die für eine Mehrheit als positive Projektionsfläche dienen können. Du kommst dann mit Orwell und Huxley. Wo ist da das Positive für eine Mehrheit, und was hat das mit Simis Weltbild zu tun?

Freut mich doch, dass ich nicht der einzige bin, der Beverly nicht versteht. @Beverly: Wie wär's, wenn Du mal versuchst, einen Gedanken sauber darzulegen, anstatt gleich zu Beschimpfungen überzugehen?

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#256 Konrad

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 15:10

@Jorge: ...Dein Scherz klingt, als ob das Spekulationen-Fach die Müllhalde des SF-Netzwerks-Forums ist. Ich finde das traurig. Zugegeben, die von Dir spitzbübisch genannten Beispiele sind geeignet aufseufzen zu lassen, ABER †¦

Da muß ich molo unterstützen, selbst in einem Abfallhaufen finden sich manchmal ein paar Rosinen, mmmmmm lecker *kotz* ;) Ich finde an diesem Thread einen völlig anderen Aspekt interessant: Wie kommt man dazu, einen so überladenen Realitätsanspruch an die SF zu stellen. Die SF ist keine Futurologie und schafft es bestenfalls einige Versatzstücke eines Zukunftszenarios in einen Zusammenhang zu stellen, der einigermaßen plausibel ist. Über den ganzen Rest bereitet ein geschickter Autor einen Teppich der Unschärfe, der es dem Leser erlaubt, sich in dem Bild zu bewegen ohne ständig "falsch" schreien zu müssen. Das ist auch der Grund, warum dies bei einer Dystopie besser funktioniert als bei einer Utopie. Hier liegt der Fokus der Geschichte auf einem begrenztem Bereich der Kulisse und erlaubt es dem Autor in der Peripherie unscharf zu werden ohne daß dies dem Leser auffällt. Die Versuchung für einen Autor, einen Panoramablick auf die Kulisse zu wagen und dabei baden zu gehen, ist bei einer Dystopie auch deutlich geringer. These: Der überladene Realitätsanspruch kommt von einer filmisch geprägten Sicht auf das Genre und die heutigen SF-Filme wirken deshalb so primitiv, weil sie mit wenigen Ausnahmen keine poetische Bildsprache mehr besitzen. So, und nun zerreißt mich. :)

#257 simifilm

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 15:21

Da muß ich molo unterstützen, selbst in einem Abfallhaufen finden sich manchmal ein paar Rosinen, mmmmmm lecker *kotz* ;)

Ich finde an diesem Thread einen völlig anderen Aspekt interessant:
Wie kommt man dazu, einen so überladenen Realitätsanspruch an die SF zu stellen.
Die SF ist keine Futurologie und schafft es bestenfalls einige Versatzstücke eines Zukunftszenarios in einen Zusammenhang zu stellen, der einigermaßen plausibel ist.
Über den ganzen Rest bereitet ein geschickter Autor einen Teppich der Unschärfe, der es dem Leser erlaubt, sich in dem Bild zu bewegen ohne ständig "falsch" schreien zu müssen.
Das ist auch der Grund, warum dies bei einer Dystopie besser funktioniert als bei einer Utopie.
Hier liegt der Fokus der Geschichte auf einem begrenztem Bereich der Kulisse und erlaubt es dem Autor in der Peripherie unscharf zu werden ohne daß dies dem Leser auffällt.
Die Versuchung für einen Autor, einen Panoramablick auf die Kulisse zu wagen und dabei baden zu gehen, ist bei einer Dystopie auch deutlich geringer.

These:
Der überladene Realitätsanspruch kommt von einer filmisch geprägten Sicht auf das Genre und die heutigen SF-Filme wirken deshalb so primitiv, weil sie mit wenigen Ausnahmen keine poetische Bildsprache mehr besitzen.

So, und nun zerreißt mich. :)

Ich bin mit Deinen Ausführungen weitgehend einverstanden, bis auf die "Schlussthese". Ich halte es ebenfalls für einen Fehler, wenn man von Literatur so viel Wirklichkeitstreue und "-wirksamkeit" verlangt. Oder sagen wir: Man kann das tun, nur spricht man dann eben nicht über Literatur, sondern benutzt diese für etwas Anderes. Das ist dann ungefähr so, wie wenn ich in die Galerie gehe und mir die Bilder anschaue, um zu entscheiden, mit welcher Farbe ich mein Büro streichen soll. Da wird die Kunst dann auf einen Weise instrumentalisiert, die ihr nicht gerecht wird. Ich sage nicht, dass das nicht auch interessant und vielleicht sogar fruchtbar sein kann, nur trägt man in diese Fall von aussen einen Anspruch an die Kunst heran, den diese von sich aus in den meisten Fällen gar nicht hat.

Was Deine These zum Schluss betrifft: Ich sehe diesbezüglich eigentlich keinen grundlegenden Unterschied zwischen Literatur und Film. Im Film mag die SF in gewissem Sinne "realistischer" wirken, da wir die Dinge ja konkret vor uns sehen, die all die Nova ja da sind, aber gerade was den "Panoramablick" betrifft, halte ich die Möglichkeiten des Films in vieler Hinsicht für beschränkter. Beispielsweise kannst Du in einem Roman sehr viel einfacher abstrakte Informationen über einen Gesellschaft der Zukunft bringen. Literatur kann sich jederzeit eine "Auszeit" nehmen und seitenweise Dinge beschreiben oder abstrakte Gedanken formulieren; das ist im Film schwieriger und endet dann meistens in höchst unfilmischen Monologen einer Figur.

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#258 Tarantoga

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:06

N. B.: auch aus Besorgnis um die Umwelt bin ich 1980 bei den Grünen eingetreten. 2003 bin ich wieder ausgetreten, weil diese Partei in keine Weise eine ehrliche Politik macht. Sie kommen daher und sagen "wenn ihr uns nicht wählt, geht die Welt untern". Wenn man sie wählt und sie an der Regierung sind gibt es so schöne Dinge wie "Hartz IV". Grünen-Funktionäre im Maßanzug erzählen dann, dass es mit dem Fliegen ja nicht so schlimm sein, hauptsache die Maschinen sind "öko". Weil sie ihrer bürgerlichen Klientel Busse und Bahnen nicht zumuten wollen.

Ich will hier nicht wieder auf meiner Lieblingshasspartei den Grünen rumreiten, aber die Zeit in der Sie entstanden ist sehr interessant und wirkt bis heute nach. Die Siebziger und Achtziger kann man eigentlich als die Hochzeit eines Apokalypsmus bezeichnen. Von überall gab es extrem negative Zukunftsbilder, wahlweise wegen des Atomtodes (damals stand die Welt am Rande des dritten Weltkrieges ), des Waldsterbens, der globalen Abkühlung, später wegen der globalen Erwärmung und und und. Einiges war durchaus begründet, ich erinnere nur an all die mit Geschwüren übersäten Fischen aus dem Rhein und die echten Smogglocken über manchen Städten. (hier haben sich die Grünen auch echte Verdienste erworben ) Grade bei im Osten sah es großflächig so aus, als wäre der Weltuntergang schon vorbei. Das hat eine ganze Generation geprägt, die bis heute nicht zugeben will, das sie sich damit geirrt hat. Die Probleme wurden faktisch alle gelöst, die Welt ist NICHT untergegangen, sie ist im gegenteil viel besser als vor 30 Jahren, die Rohstoffe sind im Gegensatz zu den Aussagen des Club of Rome ebenfalls nicht zur Neige gegangen und und und. Aber da kommt dieses negative Denken her " Kann ja alles nur schlimmer werden ! " "Technischer Fortschritt ist böse !" und und und..

#259 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:15

Ich will hier nicht wieder auf meiner Lieblingshasspartei den Grünen rumreiten, aber die Zeit in der Sie entstanden ist sehr interessant und wirkt bis heute nach.

Mit den Grünen ist es wie mit der SF : Im Mainstream angekommen verliert sie an Bedeutung. Jede Partei denkt heute zumindestens in Teilen ökologisch, von daher hat sich diese Besonderheit der Grünen einfach überlebt. Ein besseres Kompliment kann man einer Partei aber eigentlich garnicht machen ... :)

#260 simifilm

simifilm

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:17

Die Probleme wurden faktisch alle gelöst, die Welt ist NICHT untergegangen, sie ist im gegenteil viel besser als vor 30 Jahren, die Rohstoffe

Das ist zwar ein anderes Thema, aber welches Problem wurde denn faktisch gelöst? Wie immer man auch zum Atomstrom steht, das Problem der Entsorgung ist definitiv nicht gelöst. Rohstoffe werden auch nicht plötzlich auf magische Weise mehr, und Probleme mit Verkehr und Abgasen sind aktueller denn je. Das mag nicht mehr unter dem Stichwort "Smog" laufen, ein Problem gibt es hier aber nach wie vor.

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#261 Beverly

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:40

@Beverly: Wie wär's, wenn Du mal versuchst, einen Gedanken sauber darzulegen, anstatt gleich zu Beschimpfungen überzugehen?

Jede Art von Kritik wertest du als Beschimpfung, um dir einen Grund zurecht zu legen, selbst zu pöbeln. Um von der Polemik wieder zum Thema zurück zu kommen: Ich sehe da grundsätzlich zwei Arten von "Zukunft": 1. Eine Zukunft, das JETZT und den "status quo" immer nur forschreibt. Innerhalb dieser Zukunft kann es viel Geschrei und Konflikte geben, sogar Kriege und Katastrophen. Aber wenn sich der Staub gelegt hat, ist man allenfalls eine Etappe weiter auf dem Weg. Oder auch eine Station zurückgeworfen oder man hat einen Herzinfarkt bekommen, trat aber nur auf der Stelle. Alle Naselang wird ein neuer Trend verkündet: "Das Ende der Geschichte", "Kampf der Kulturen" oder "chinesisches Jahrhundert". Alle Subsysteme und Untereinheiten sind letztendlich Teil des gleichen und selbstbezogen gewordenen globalen Projektes, der "One World". Sie mögen verschieden und gegensätzlich sein, aber sie sind es als Teil eines Systems. 2. Eine Zukunft, die das JETZT nicht fortschreibt. Das kann sowohl positiv wie negativ sein. Atomkrieg und Auslöschung der Menschheit oder technokratischer Wohlfahrtsstaat für alle und Flug zu den Sternen. Vielleicht auch das Aufbrechen und Zerbrechen der globalen Vereinheitlichung und dass verschiedene Gruppen verschiedene Projekte machen. Im Grunde eine "offene Gesellschaft" für alle Menschen.

#262 simifilm

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:54

Das Ausbleiben von "Nova" wurde in der SF aber auch abgehandelt: "Schöne neue Welt" von Aldous Huxlex nimmt die Wohlstandsverblödung der Reichen und Arrivierten vorweg, "1984" von George Orwell den Fanatismus und Totalitarismus der Armen und Ausgegrenzten.

Jede Art von Kritik wertest du als Beschimpfung, um dir einen Grund zurecht zu legen, selbst zu pöbeln.

Beantworte doch einfach mal meine Frage: Was hast Du mit Deinem ursprünglichen Post gemeint und was war der Zusammehang mit meinem Post?

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#263 molosovsky

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:55

Hi Berverly.Lass mich auf Deinen letzten Beitrag reagieren.Zukunft ist immer das, was aus dem jetztigen hervorgeht.Soweit ich mich zusammendengeln trau, kann man folgende Arten einer Zukunftsentwicklung unterscheiden.1. Zyklisch: Ein Kreislauf aus Status Quo, Transformation, Blüte, Degeneration und Krise, der am Ende wieder von Vorne beginnt.2. Linear: Je nachdem ob man eine optimistische oder pessimistische Interpretation einer graden Fortentwicklung annimmt handelt es sich hier um den Fortschriftts- oder Untergangsglauben (»Alles wird immer besser«, positive Telelogie, oder »Alles wird immer schlechter«, negative Telelogie).Diese beiden ersten Spielarten sind weitestgehend klassisch, da sie seit Langem von verschiedenen philosophischen Traditionen formuliert werden. Als letztes möchte ich eine Spielart nennen, die meines Wissens nicht explizit ausformuliert wurde.3. Chaotisch: Weder zyklisch, noch linear, sondern eben unvorhersehbar und unzielgerichtet.GrüßeAlex / molo

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#264 Konrad

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:55

Was Deine These zum Schluss betrifft: Ich sehe diesbezüglich eigentlich keinen grundlegenden Unterschied zwischen Literatur und Film. Im Film mag die SF in gewissem Sinne "realistischer" wirken, da wir die Dinge ja konkret vor uns sehen, die all die Nova ja da sind, aber gerade was den "Panoramablick" betrifft, halte ich die Möglichkeiten des Films in vieler Hinsicht für beschränkter. Beispielsweise kannst Du in einem Roman sehr viel einfacher abstrakte Informationen über einen Gesellschaft der Zukunft bringen. Literatur kann sich jederzeit eine "Auszeit" nehmen und seitenweise Dinge beschreiben oder abstrakte Gedanken formulieren; das ist im Film schwieriger und endet dann meistens in höchst unfilmischen Monologen einer Figur.

Ich sehe bis jetzt keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil. Du hast sehr plausibel argumentiert, warum ein Filmbild realistischer gemacht werden muß als ein literarisches Bild um den Zuschauer zu erreichen. Die mangelnde Abstraktion läßt sich nur durch eine pseudorealistische Bildfülle kompensieren, der Fluch von CGI. Es sei denn, man entwickelt eine poetische Bildsprache.

Bearbeitet von Konrad, 02 Januar 2009 - 17:05.


#265 simifilm

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 17:15

Ich sehe bis jetzt keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil.
Du hast sehr plausibel argumentiert, warum ein Filmbild realistischer gemacht werden muß als ein literarisches Bild um den Zuschauer zu erreichen.
Die mangelnde Abstraktion läßt sich nur durch eine pseudorealistische Bildfülle kompensieren, der Fluch von CGI.
Es sei denn, man entwickelt eine poetische Bildsprache.

Ich bin nicht sicher, ob ich Dich verstehe. Film ist nun mal ein photographisches Medium, das primär abbildet (obwohl sich das - gerade auch dank CGI - ein bisschen zu verändern beginnt. Man denke an Filme wie Sin City oder Speed Racer, wo Film dann eher zur graphischen Kunst wird), das ist grundsätzlich unabhängig davon, ob eine "poetische Bildsprache" verwendet wird (wobei auch dieser Begriff durchaus Verschiedenes bedeuten kann). Der für die SF typische "technische Realismus" muss "poetische Bilder" auch keineswegs ausschliessen, 2001 wäre da ein prominentes Beispiel, das beide Tendenzen vereinigt.

Ich glaube, dass wir uns hier gar nicht grundsätzlich uneins sind. Was ich nicht ganz verstehe, ist wie der "Panoramablick" ins Spiel kommt und warum er filmtypisch sein soll. Ich verstehe "Panoramablick" als Versuch, eine fiktionale Welt umfassend darzustellen, und das scheint mir generell eine Tendenz, die in der Literatur häufiger anzutreten ist als im Film. Das gilt sowohl für den Gesellschaftsroman des 19. und frühen 20. Jahrhunderts; hier zeigt sich gerade in den Literaturverfilmungen, wieviel Mühe es dem Film bereitet, ein umfassendes Gesellschaftsgemälde zu entwerfen. Und es gilt erst recht für die klassische Utopie. Hier geht es nur um "Panoramablick", und just diese Form ist im Film völlig inexistent.

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#266 Konrad

Konrad

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 18:05

Ich bin nicht sicher, ob ich Dich verstehe. Film ist nun mal ein photographisches Medium, das primär abbildet (obwohl sich das - gerade auch dank CGI - ein bisschen zu verändern beginnt. Man denke an Filme wie Sin City oder Speed Racer, wo Film dann eher zur graphischen Kunst wird), das ist grundsätzlich unabhängig davon, ob eine "poetische Bildsprache" verwendet wird (wobei auch dieser Begriff durchaus Verschiedenes bedeuten kann). Der für die SF typische "technische Realismus" muss "poetische Bilder" auch keineswegs ausschliessen, 2001 wäre da ein prominentes Beispiel, das beide Tendenzen vereinigt.

Du hast insofern recht, als CGI prinzipiell nicht pseudorealistisch eingesetzt werden müßte.
Bei der SF scheint es aber eine Tendenz in diese Richtung zu geben.
Die Bilder werden durch realitätsnahe Modelle generiert und diese Realitätsnähe scheint sich als Idee verselbständigt zu haben.
Ich kann ja falsch liegen, aber meine Erinnerung an 2001 wurde hauptsächlich durch die fast manisch detailgenaue pseudorealistische Bilderfülle geprägt. Selbst bei dem poetischen Endmotiv konnte Kubrick nicht auf "endoskopische" Genauigkeit verzichten.
Es scheint fast so, als bräuche man den Pseudorealismus als Garant für die Glaubwürdigkeit der Aussage.

Ich glaube, dass wir uns hier gar nicht grundsätzlich uneins sind. Was ich nicht ganz verstehe, ist wie der "Panoramablick" ins Spiel kommt und warum er filmtypisch sein soll. Ich verstehe "Panoramablick" als Versuch, eine fiktionale Welt umfassend darzustellen, und das scheint mir generell eine Tendenz, die in der Literatur häufiger anzutreten ist als im Film. Das gilt sowohl für den Gesellschaftsroman des 19. und frühen 20. Jahrhunderts; hier zeigt sich gerade in den Literaturverfilmungen, wieviel Mühe es dem Film bereitet, ein umfassendes Gesellschaftsgemälde zu entwerfen. Und es gilt erst recht für die klassische Utopie. Hier geht es nur um "Panoramablick", und just diese Form ist im Film völlig inexistent.

Ich glaube, da hast du mich mißverstanden.
Ich sehe beim Panoramablick in beiden Medien die Schwierigkeit, vollständig plausibel zu bleiben.
Nur ist dieses schwierige Element bei Utopien notwendig, weswegen es eine Tendenz zu Dystopien gibt.

Bearbeitet von Konrad, 02 Januar 2009 - 19:53.


#267 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 20:22

(Zeigefinger wedel).
Dein Scherz klingt, als ob das Spekulationen-Fach die Müllhalde des SF-Netzwerks-Forums ist. Ich finde das traurig. Zugegeben, die von Dir spitzbübisch genannten Beispiele sind geeignet aufseufzen zu lassen, ABER †¦
Aber lass Dir von diesem ernsten Einwurf bloß nicht die Laune verderben.

Wieso? Dafür ist das ganze hier viel zu (unfreiwillig) komisch :).


Welche Zukunftsmöglichkeiten werden derzeit aktiv vorbereitet, programmiert, propagiert?

Meinst du so etwas http://www.updatinggermany.de/ ?

#268 molosovsky

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Geschrieben 02 Januar 2009 - 21:01

Fürs Protokoll:Film kann man sich mit unterschiedlichem Schwerpunkt nähern. Für mich zum Beispiel sind Filme von jeher eine ›graphische‹ Kunst. (Zumindest sind fast alle Filme, die ich hoch schätze solche, die sich der graphischen Gestaltung eines Films bewußt wirdmeten.)Aber natürlich ist Film erstmal eine dramaturgische Kunst (siehe Theater, ›Melodram‹ im ursprünglichen Sinne †” unterschätzt mir nicht den Antei von Mukke und Sound!).Literatur ist insofern abstrakter, als dass sie nichts direkt (nicht mal wörtliche Reden) ›abbildet‹. Bücher enthalten Zeichen, die auf andere Zeichen verweisen, die wiederum auf die Welt verweisen :)Film bildet m.E. auch nichts direkt ab, aber der ›Authentizitätseffekt‹ des Films ist ungleich höher als bei Literatur.GrüßeAlex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 02 Januar 2009 - 21:02.

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#269 Konrad

Konrad

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Geschrieben 03 Januar 2009 - 01:34

Meinst du so etwas http://www.updatinggermany.de/ ?

Ich dachte eher daran, daß die Automobilindustrie in letzter Zeit zunehmend mit utopischen Motiven zu werben scheint. Sowohl in Werbespots als auch durch "Product Placement" in SF-Filmen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nicht vielleicht daran liegt, daß sie in Wirklichkeit die Zukunft verpennt haben. ;)

#270 Beverly

Beverly

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Geschrieben 03 Januar 2009 - 10:20

Ich verstehe es so, dass Simi Beispiele sucht, die für eine Mehrheit als positive Projektionsfläche dienen können. Du kommst dann mit
Orwell und Huxley. Wo ist da das Positive für eine Mehrheit, und was hat das mit Simis Weltbild zu tun?

Die Mehrheit gibt sich aber als williges Menschenmaterial für eben solche Szenarien her. In der Schweiz ist es zweifellos "Schöne neue Welt" mit lauter Wohlstandsdeppen mit Sprachfehlern, in Gaza ist es ohne Zweifel "1984" mit Armut, Terror und Angst. Irre (Hamas), die über Irre herrschen und mit anderen Irren (Israel) Krieg führen.


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