Bei mir ist jetzt auch gerade die Luft raus, ungefähr an derselben Stelle. Die ersten 190 Original-Seiten lasen sich fast von allein, aber jetzt nehmen mir dreierlei Dinge die Leselust. Erstens unterscheiden sich die verschiedenen Erzählerstimmen für mich nicht stark genug voneinander. Wenn ich dann zweitens vorblättere und sehe, dass die Autorin nicht etwa bei diesen Stimmen bleibt, sondern auch noch Nebenfiguren von Nebenfiguren in den Erzählerstimmenstand hebt, rechne ich nicht mit höherem Lesevergnügen, sondern weiterer Zerfaserung. Drittens frage ich mich nach ungefähr zwei Dritteln jetzt nicht mehr, worauf die Autorin hinaus will, sondern bezweifle eher, dass es da überhaupt noch eine höhere Ebene oder so was gibt. Lege jetzt erstmal eine Pause ein und schaue, ob mich noch etwas zu dem Buch zieht. Pointiert gesagt: Ich habe gegen dieses Buch jetzt den Kunschtvorbehalt.Ich gebe jetzt übrigens auf. Ich bin mitten in dem zweiten Besuch auf dem Mars - zirka 220 Seiten - und wenn es die Autorin bis hierher nicht geschafft hat mich zu faszinieren, dann passiert das auf den verbleibenden 150 Seiten sicherlich auch nicht. Dabei bin ich nicht gänzlich unzufrieden mit dem Roman. Die chinesischen Kultur-Einflüsse haben mich durchaus fasziniert. Aber ich bin der festen Meinung, dass ein Roman eine wie auch immer geartete Leser-Führung benötigt. Und eben nicht aus wahllos zusammen gestellten Kurzgeschichten-Fragmenten bestehen sollte, aus denen der Leser dann sehen kann, wie er sich Zusammenhänge zurecht legen darf.
Bearbeitet von Frank Böhmert, 03 April 2009 - 14:41.