Zahn hat mit den Figuren nichts weiter getan, als sie in seine Handlung einzubauen. Dass Du beim Lesen das interpretierende Spiel der Darsteller nicht mitliest, ist zum Teil Kopfsache. Aber darum geht es ja nicht. Luke ist keine wahnsinnig komplexe Figur in den Filmen. Ebensowenig Leia. Wenn Du da wirklich einsteigen wolltest, fang mal an zu fragen, wie sie mit ihrer Folter umging. Oder Luke mit dem Verlust von Tante und Onkel. Man will gar nicht wissen, was Christopher Nolan da für Abgründe aufgezeigt hätte.
Im EA gibt es übrigens Antworten auf diese Fragen.
Ich sage nicht, dass die OT perfekt ist. Lukes Verlust wegen Tante und Onkel ist nie so richtig rübergekommen.
Aber Leias Folter ... von Repression hast du schon mal etwas gehört, oder? Das ist nämlich genau das, was Leia in den Filmen ständig betreibt. Sie zeigt ihre Gefühle und ihren Schmerz nur selten offen. Erst in die Rückkehr der Jedi Ritter wird sie mehr zu einem Menschen statt einer Maschine, die ihre Pflicht erfüllt.
Zu Chrisopher Nolan: ja, dessen Filme sind okay, aber der breitet auch alles leicht verdaulich für seine Fans auf. Die palavern und lamentieren die ganze Zeit offen über ihre Problemchen. Anderer Stil, kann man bevorzugen, muss man aber nicht. Ich fand TDK nur beim ersten Mal schauen interessant, beim zweiten Mal habe ich abgebrochen, weil ich mich sosehr fadisiert habe.
Bei Zahn bekommst Du eine stimmungsvolle Fortsetzung mit weniger Schwarz/Weiß und mehr Multikulti. Er bleibt noch sehr dicht am vorgegebenen Universum und erfindet eben nur ganz wenig zu den Figuren hinzu. Sehr wahrscheinlich war das sogar eine Vertragsbedingung.
Weniger Schwarz-Weiß? Thrawn hat 'nen Planeten einäschern lassen, weil er die Kunst der Bewohner nicht verstanden hat. Mara Jade hat sicher hunderte Menschen auf dem Gewissen und zerfließt in Selbstmitleid, anstatt echte Reue zu zeigen. Wo ist da das Grau?
Außerdem sind die Hauptpersonen auch hauptsächlich Menschen, genauso wie in der OT. Sag mir: Was ist daran mehr Multikulti als in den Filmen?
Aber immerhin gelang es Zahn das Franchise zu beleben. Er scheint also der Nerv vieler Fans _damals_ getroffen zu haben, die auf mehr Star Wars warteten.
Ja, und? Muss ich die Romane deswegen mögen und gut finden? Nein. Deine Logik ist mir teilweise nicht ganz geläufig, muss ich gestehen.
Heute ist Star Wars ein Mythos. Damals war es eher ein phantastisches Märchen im Weltraum. Bauerntölpel, Prinzessin und böser Herrscher. Die Rollen sind alle klassisch belegt. Das kann man psychologisieren, klar. Aber dem Kinogänger war es egal ob Luke an Kindheitstraumata litt oder Leia ihren Friseur hasste. Er trat dem Moff in den Hintern und Han Solo hatte das schnellste Schiff der Galaxis.
Mir ging es eben nicht nur um das schnellste Raumschiff und die größte Blasterpistole und anderen Fans ebenfalls nicht. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass das den meisten weiblichen Fans nicht so wichtig war. Soll ich mich jetzt entschuldigen, weil mich Drama mehr interessiert als Action? Ich darf mich ja anscheinend nur für den einen Aspekt interessieren und für die anderen nicht.
Die Designs der Aliens und Raumschiffe und so weiter sind der Zuckerguss, aber nicht das, was mich dabei gehalten hat. Es gibt nämlich Welten, die ebenso vielfältig aufgebaut sind und keine "eine Rasse eine Persönlichkeit"-Logik verwenden.
Was meinst du jetzt mit "verfälscht"? Etwas oberflächlich beschrieben, würde ich eher sagen.
Es ist lang her, dass ich die Bücher gelesen habe. Aber wie gesagt, ich habe die Figuren nicht wieder erkannt, und das kann nur der Fall sein, wenn sie sich nicht entsprechend ihres Charakters verhalten haben.
Bearbeitet von Angela Fleischer, 07 Juni 2011 - 13:28.