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Weicher Cyberpunk - gibt es so etwas ?


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7 Antworten in diesem Thema

#1 Harry

Harry

    Nanonaut

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Geschrieben 11 Juli 2009 - 21:15

Hallo,

eine Frage an alle Cyberpunk-Experten.

Ich wurde durch die Romane von William Gibson auf das Genre Cyberpunk aufmerksam. Insbesondere die Romane der Brücken-Trilogie haben sich zu meinen Lieblingsbüchern entwickelt.

Mir gefällt insbesondere der weiche, romantische, gewaltarme Stil, der sich in meinen Augen wohltuend von der knallharten, gewaltgesättigten Atmosphäre anderer Bücher abhebt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Protagonisten Menschen mit Schwächen und Fehlern sind und keine harten, toughen, kämpferischen Helden. Bei letzteren habe ich nämlich immer Schwierigkeiten, mich mit einem Protagonisten zu identifizieren.

Nun hat sich der Meister ja leider vom Cyberpunk verabschiedet. Die Brücken-Trilogie habe ich nun so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig kann und die Bücher beginnen, zu zerfallen. Diese Bücher sind einfach ganz genau mein Ding. Deshalb meine Frage:

Gibt es noch andere Bücher dieser Art (d.h. Cyberpunk, weich, romantisch...) ?
Hat jemand Empfehlungen für mich ?

Ich hoffe, mich verständlich ausgedrückt zu haben.

Gruß

Harry

#2 Matthias

Matthias

    Illuminaut

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Geschrieben 11 Juli 2009 - 21:22

"Weich" als Attribut für Cyberpunk? Das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Cyberpunk, gerade von Gibson, ist per definitionem ein düsterens, dreckiges "noir"-Setting.Kannst Du näher definieren, was genau Du mit "weich" meinst?
Lieblingsautoren: Alastair Reynolds, R.C. Wilson, G. Benford

#3 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 11 Juli 2009 - 21:56

Tja Harry, leider gibt es nichts vergleichbares wie die Bridge-Trio. Das ist leider so und liegt ganz einfach an dem exklusiver Schreibstil von Gibson.Sicher gibt es noch hunderte von Büchern mit ähnliche Szenarien, die eine zeitnahe Zukunft beinhalten, aber dieses besondere Leseerlebnis a la Gibson gibt es von keinem anderen Autor... und ich habe lange danach gesucht.Bleibt nur die Möglichkeit, den Weg, den Gibson literarisch eingeschlagen hat, weiter mit zu gehen.Mustererkennung und Quellcode sind zwar inhaltlich weit von Virtuelles Licht und Idoru entfernt, aber zumindest der Stil macht diese Bücher lesenswert.GrußJürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#4 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 11 Juli 2009 - 22:55

Weniger romantisch, deutlich gewalttätiger, aber definitiv Cyberpunk (und in meinen Augen sogar stärker als Gibson) ist Snow Crash von Neal Stephenson.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de


#5 Andreas Bulgaropulos

Andreas Bulgaropulos

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Geschrieben 12 Juli 2009 - 08:16

Ich halte mich zwar nicht für einen Cyberpunk-Experten, könnte da aber "Rebellion der Stadt" von John Shirley empfehlen. Die Atmosphäre ist klasse, die Protagonisten haben ebenfalls Schwächen und der Gewaltgrad liegt im mittleren Bereich. Ist jedenfalls ein schlankes, überschaubares Buch, von dem ich mich zum Teil für meinen eigenen Roman "Ebquizeon" habe inspirieren lassen.PS Und ein bisschen Romantik gibt's auch.

Bearbeitet von Andreas Bulgaropulos, 12 Juli 2009 - 08:21.

Andreas Bulgaropulos
Science-Fiction-Fantasy: EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt
ebquizeon.de

#6 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 12 Juli 2009 - 10:43

"Stadt geht los" von Shirley ist definitiv kein Cyberpunk, sondern Fantasy. Zwar erinnert der Erzählstil an Gibson (er gibt ja auch gerne zu, daß Shirley einen nicht unerheblichen Einfluß auf seinen Schreibstil hatte), aber das ganze Set und der Plot haben nichts mit Cyberpunk zu tun. Stephensons "Snow Crash" lehnt sich eher an die "Sprawl-Trio" von Gibson an - ist etwas "härter" im Plot. Ich denke mal, Harry bezieht sich mit seiner Definition zur "weichen CP" auf die Tatsache, daß in der Bridge-Trio der CP-typische "Run" keine Rolle spielt. Actionelemente sind eher rar gesät, dafür ist die Welt fast perfekt entworfen - die Atmosphäre fast zum anfassen greifbar. Bills Talent, absolut exklusive Protagonisten zu entwerfen, erreicht imho in dieser Trio den Höhepunkt (wobei ich gerne zugebe, daß in Sachen Protagonisten auch "Mustererkennung" oberste Liga ist) Abgesehen davon, Idoru, der mittlere Band der Trio, ist ein absolutes Meisterwerk von Gibson. Hier trifft eine fantastisch ausgearbeitete Story auf seinen bekannten Schreibstil. Ähnliches gibt es im Bereich CP nicht. Selbst in einem anderen Genre muß man lange nach einer so geglückten Symbiose aus Stil und Inhalt suchen. Im Bereich Cyber-Thriller fällt mir da noch "Lautloses Duell" von Jeffery Deaver und im Bereich Erzählung "Mikrosklaven" von Douglas Coupland ein. Ansonsten: alles wichtige zum Thema Cyberpunk in der Literatur findest du hier auf meiner webseite. :o
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#7 Harry

Harry

    Nanonaut

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Geschrieben 14 Juli 2009 - 20:30

@Matthias:
Ich meine ja auch nicht das Setting, sondern den Stil, den ich bei der Brücken-Trilogie als weich und romantisch empfinde.


Vielen Dank an alle für die Anregungen. Mir schwante schon, dass die Suche nach etwas, das der Brücken-Trilogie vergleichbar ist, nicht einfach wird. Seufz.


Gruß
Harry

#8 WeepingElf

WeepingElf

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Geschrieben 14 Juli 2009 - 20:46

Ich denke, was Harry gefallen könnte, ist Inseln im Netz von Bruce Sterling - übrigens eines meiner Lieblingsbücher, und obwohl vor gut 20 Jahren geschrieben und nur noch gut 10 Jahre von der Gegenwart entfernt, wirkt es immer noch wie eine plausible nahe Zukunft: von einigen unwichtigen Details abgesehen, kann man sich auch heute noch gut vorstellen, dass die Welt des Jahres 2020 wie im Buch beschrieben aussehen wird. Auch einige andere Sachen von Sterling gehen in die Richtung.

Was Snow Crash betrifft, es verhält sich zum Genre Cyberpunk wie Pulp Fiction zum Genre Actionthriller - nicht zu ernst nehmen, Hauptsache es macht Spaß. Deshalb wurde Neal Stephenson auch "der Quentin Tarantino des Cyberpunk" genannt.

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