Wirklich bedauerlich finde ich, daß keiner von uns den Roman gut findet.
Sicher, wir sind uns, glaube ich, einig, daß die Schreibe von Frank Borsch gefällt. Aber das Setting und der Plot wird von uns allen eigentlich eher kritisch gesehen.
Hmm... ich glaube fast, das ist eine Idee zu stark formuliert. Wie ich oben schrieb, der Roman hat streckenweise wirklich spaßgemacht. Altbacken wie das Setting war, war durchaus der Wille zur "Verbesserung" zu erkennen. Es wurde ja an einigen Stellen versucht - zugegeben, meist eher ungeschickt,
viel zu offensichtlich, mit dem Holzhammer -, das klassische Schwarzweißschema aufzubrechen. Andererseits fand das sogar schon im SO statt, ich erinnere nur an LLs sehr gelungenen Kybb-Doppler gegen Ende!
Mich hat nicht so sehr das Setting gestört - klar ist es ärgerlich, wenn das Expo-Team einen "Sprung in der Platte" hat, aber damit konnte man
rechnen, sage ich mal -, als vielmehr die schockierend
groschenheftigen Techniken, die FraBo teilweise verwendet hat. Das Artisten-Geblubber, der ach so exzentrische Wissenschaftler - boah, das ging mir so
dermaßen auf den Keks! Ich hätte mir gewünscht, FraBo hätte da eine Induktivzelle im Kopf gehabt, die ihn jedesmal
electrocuted, wenn er an Turnerei oder Flechtwerk auch nur
denkt. Und, auch das ist schon gesagt worden; es zeugt nicht gerade von Leserachtung, wenn man praktisch
eingeprügelt bekommt - damit's auch die
ganz Dummen begreifen -, wie
friedlich die letzten hundert Jahre wahren, und wie
gar nicht spaceorkig die Frequenz-Monarchie ist und und und... da spielen sicherlich auch die Erwartungen an den Autoren eine Rolle. Bei einem Feldhoff oder einem Anton hätten mich solche "Tricks" zumindest nicht verwundert - sowas aber in einem Borsch zu lesen, hat mich regelrecht
schockiert.
Then again... auf
seinem Mist sind
ganja-smokin' rastafaris (Lemuria I) und suizidale Oxtorner-Nackedeis (Pan-Thau-Ra I) gewachsen... oh, well...
Was wohl nicht unwesentlich dadurch bedingt sein dürfte, daß sich hier eine gewisse Elite versammelt hat, deren Horizont doch weit über eine einzelne Heftchenserie hinausgeht.
Ich glaube,
das ist
viel zu stark formuliert.
Der Horizont der meisten Jasager, die Du hier im Kopf haben dürftest, geht, soweit ich das beurteilen kann, ebenfalls weit über PR hinaus. Sie legen lediglich einen ganz anderen Maßstab an - warum auch immer. Vielleicht hilft Elke Heidenreich hier weiter. Sie sagte mal in einem Interview:
Soll ich Ihnen sagen, was ich jeden Abend um sechs Uhr gucke? Ich gucke jeden Abend um sechs Uhr "Verbotene Liebe". Das ist, glaube ich, die blödeste und schlimmste Soapopera, die läuft. Aber sechs Uhr ist immer meine Break-Time. Da muß ich einen Tee trinken, da muß ich ein Butterbrot essen, da habe ich Hunger - und da setze ich mich vor den Fernseher und gucke: Was machen die Lahnsteins? Und ich liebe das.
So verstehe ich diejenigen, die sagen: "Hey, Leute! PR ist 'ne
Unterhaltungsserie... 's geht doch um nix, hier..." Und das kann man so sehen. Im Sinne des eigenen Seelenfriedens
sollte man das vielleicht sogar so sehen. Allein, es gab da mal einen William Voltz, einen Clark Darlton... es gibt einen Leo Lukas - und man fragt sich, warum die Serie so selten ihr Potential ausschöpft. Warum ist man, um im Bild zu bleiben, damit zufrieden,
Verbotene Liebe zu sein, wenn man
Battlestar Galactica sein könnte...

Die einzigen, die ich
wirklich nicht verstehen kann, sind die, die meinten, PR
wäre ja schon qualitativ so weit oben wie die letztgenannte Serie anzusiedeln. Da frag' ich mich dann echt, wie
das gehen soll...
Anyway, man sollte jedenfalls die Kirche im Dorf lassen... ich will gar nicht leugnen, daß es die von Dir genannten Superfans gibt, ganz im Gegenteil! Ich würde aber eher sagen, daß sich das in einer... selektiven Blindheit / der mangelnden Bereitschaft, sich kritisch mit dem Objekt der Begierde auseinanderzusetzen zu tun hat, als mit einer, ähm, "horizontalen Beschränktheit".
Und jeder, der schon mal verliebt war oder (ein themennäheres Beispiel) StarWars-Fan ist, kann eine uneingeschränkt positive Haltung zu PR wenigstens
nachvollziehen. Wer nicht möchte, möchte halt nicht. Problematisch wird's im allgemeinen dann, wenn man versucht, auf Kritik zu reagieren, ohne sich mit ihr auseinanderzusetzen...
Es läuft dann nämlich effektiv darauf hinaus: "Ich möchte das nicht hören/lesen! Laß' mich meinen Perry gutfinden und verschwinde!" Denn, wenn die Zweifel einmal eingesickert sind... in gewisser Weise kann man diejenigen beneiden/bewundern, die es geschafft haben, auch nach mehrjähriger, vielleicht sogar jahrzehntelanger PR-Lektüre, sich ihre Begeisterungsfähigkeit zu erhalten. Ich bin mit Nr. 2005 eingestiegen - wenn ich dran denke, wie ich bis weit in den Tradomzyklus hinein jede Woche völlig
blown away war... sogar die ParaCity-Romane und die ES-Zeitschleife haben mich sprachlos zurückgelassen... vor
Begeisterung! Ja,
das waren noch Zeiten...

Soviel erstmal zu meiner laienpsychologischen Analyse der berüchtigten "Jasager-Fraktion".