Nenn mich pingelig, aber in meinen Augen zeigst Du hier eigentlich schon, warum «geisteswissenschaftlich korrekt» als Kriterium unbrauchbar ist. Denn zuerst verwendest Du es als Gegensatz zu «geisteswissenschaftlich dumm», dann sagst Du wieder, dass es egal ist, ob die Zusammenhänge richtig oder falsch sind. «Korrekt» ist für mich aber synonym für «richtig» - da kriege ich dann wirklich Mühe, denn das heisst ja, dass ein «geisteswissenschaftlich korrekter» Roman durchaus «geisteswissenschaftlich falsch» sein kann. - Ich denke, ich verstehe schon, auf was Du hinaus willst, aber «Korrektheit» oder «Richtigkeit» scheint mir hier wirklich ein mehr als unglücklicher Begriff.Nun, nach meinen Vorstellungen wäre er "geisteswissenschaftlich korrekt" - denn er ist nicht "geisteswissenschaftlich dumm", wie richtig oder falsch die dargestellten Zusammenhänge auch sein mögen. Es gibt in dem Roman keine "Blindheit" gegenüber dem Thema.
Aber eben: Damit bringst Du ein Qualitätsurteil ins Spiel.Ich denke, eine gewisse Spielerei mit Modellen sollte in der Literatur ja grundsätzlich erlaubt sein - sogar mit Modellen, die in der Wirklichkeit überholt sind. Für mich lege der entscheidende Faktor in dem, was ich oben angesprochen habe - in dem Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Theorie, einem ausgearbeiteten, in sich kohärentem Modell - und offensichtlichem, unkohärentem Blödsinn, der weder mit der Wirklichkeit noch mit einem Modell etwas zu tun hat.
Bearbeitet von Matthias, 22 Juli 2009 - 12:29.