Geschrieben 28 Juli 2009 - 09:50
So, Band 1000 frisch (wieder)gelesen. Ein paar Gedanken dazuBand 1000Der erste und offensichtlichste Unterschied von Band 1000 zu allen anderen bis dahin erschienenen Romanen sind sicher die Graffitis. In ihnen stellt Willi Voltz ziemlich deprimierende und teilweise zeitlos aktuelle Szenen der Realität der Erde 1980 dem fiktiven, Perryversum gegenüber. Apropos Zeitlos: Gibt es noch jemanden, den das Pedro Armendariz Graffiti erschreckend an die aktuelle Lage im Iran erinnert? Die Graffitis in ihrer lakonischen, sich jeder Wertung enthaltenden Sprache rühren mich jedes mal wieder an und reizen dazu, zu widersprechen, zu fragen, warum Voltz nur Negativszenarios ausgewählt hat. Diese Form der Vermischung von Real- und Romanebene, die im letzten Graffiti zusammengeführt werden, ist für mich ein außerordentlich gelungener Kunstgriff. Die Hoffnung und der Optimismus, die Sehnsucht nach einer tieferen Bestimmung, die Willi Perry Rhodan stellvertretend für alle Menschen spüren läßt, gibt dem Roman eine Botschaft, die zumindest mich tief berührt.Dem gegenüber steht eine Romanhandlung, bei der ich einige Punkte finde, die ich nicht mag. Irgendwie kommt es mir falsch, wie unnötiges Gemecker vor, angesichts der Graffitis und ihrer Wirkung auch die negativen Punkte anzusprechen. Aber ein Verschweigen wäre auch eine Form von Selbsttäuschung.Das geht mit Carfesh los. Zu Anfang wird er als wichtiger Helfer der Kosmokraten beschrieben, aber zum Dank für seine treuen Dienste muß er eine Reise ohne Wiederkehr antreten. Zwar ist sein Schicksal nicht sonderlich schrecklich, aber er verliert seine Freiheit und die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu entscheiden. Später macht er deutlich, dass ihm der Verlust seiner Körperlichkeit alles andere als gleichgültig ist. Von positiven Mächten erwarte ich mir irgendwie eine respektvollere Behandlung.Auch die Tatsache, daß Millionen von Wesen im Laufe der kommenden Zeitalter ihr Leben für die Suche opfern, um nicht zu sagen, vergeuden, stößt mir sauer auf. Schließlich stört mich die Tatsache, dass ES die Unterstützung der Milchstraßenvölker ohne Wenn und Aber einfordert und nicht etwa auf den Gedanken kommt, sie zu erbitten. Wie immer meint ES es natürlich gut, aber wie geht der Spruch? Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Potitiv bewerte ich, dass ES nicht als Geheimniskrämer auftritt. Erstmals werden die Terraner und ihre Verbündeten - oder zumindest Perry Rhodan - von Anfang an mit den Hintergründen der Krise um Seth Apophis vertraut gemacht. ES nimmt die Verbündeten ernst und vertraut ihnen in diesem Punkt. Nicht genug, um ihnen die Entscheidung über eine Hilfeleistung völlig zu überlassen, aber immerhin.Sehr angenehm auch, das das ewige Schema vom bösen Feind, den es zu besiegen gilt, durchbrochen wird. Im Gegenteil geht es darum, Hilfe zu leisten, wenn es denn möglich ist.Ein weiterer positiver Aspekt ist die im Zwiebelschalenmodell von ES erklärte Entwicklung. Die zu gründende Kosmische Hanse wird mit dem Konzil der Sieben gleichgesetzt. Es wird klar gemacht, dass nicht ein Volk allein den Aufstieg in Richtung Superintelligenz schaffen wird. Es bedarf der Zusammenarbeit aller Völker einer, möglicherweise auch der Völker vieler verschiedener Milchstraßen, um eines Tages den Sprung zu einer höheren Wesenheit zu schaffen. Diese Stufe des Zwiebelschalenmodells ist in der Seriengegenwart leider sehr in den Hintergrund getreten, wo es nur noch um die Terraner und ihre Großtaten geht.Es gäbe sicher noch viel zu dem Roman zu sagen. Ich möchte aber noch zwei Punkte aufgreifen, die nichts mit dem eigentlichen Roman zu tun haben.Zum Einen wäre da die Meldung im PR-Report, nachdem sich angeblich die Annahme der Wissenschaftler bestätigt, dass eine neue Eiszeit bevorstehe, da das Eis der Pole wachse. Was knapp 30 Jahre doch ausmachen können ...Dann ist da Marianne Sydows Limerick auf der LKS, der heute so aktuell ist wie damals. Es wird viel kritisiert, aber los kommt von der Serie kaum jemand, und wenn es nur um die Vollständigkeit der Sammlung geht. Mich würde schon interessieren, wie viele Leute die Serie noch kaufen, aber nicht mehr lesen, auch wenn das nie jemand wird herausfinden können