Ich "shuttle" mal wieder...

Diesmal ein, wie ich finde, sehr informatives und ehrliches
Statement von Marc:
Zitat
Und noch etwas: PRA war ein Erfolg. [...] Für mich war es ein Erfolg, für viele Leser und den Verlag ebenfalls - nur der Trend, der war leider negativ. Gründe dazu gab es einige, unter anderem auch vertriebliche und schlicht markttechnische. Deshalb war es besser, die Handbremse zu ziehen, bevor die Serie tatsächlich zu einem Loch in der Kasse geführt hätte.
Tja, was soll man dazu sagen...
Erstmal etwas, was aus meinem virtuellen Munde vielleicht überraschend wirken mag; Marc hat Recht mit dem, was er da schreibt!
Natürlich war PRA ein persönlicher Erfolg für ihn! Seine Romane wurden begeistert aufgenommen, und wenn er nicht der nächste EA-Autor wird, dann weiß ich's auch nicht. (Seriously, der Mann
muß zügigst EA schreiben, weil er wirklich was taugt! Ich habe von ihm bisher PRA 5 und PRA 9 gelesen, und war durchaus hocherfreut ob dieses Lichtblicks im ansonsten sehr tristen Demetria-Geballer...)
Natürlich war PRA ein Erfolg für "viele Leser". Die Serie dürfte nicht sooo wenigen gefallen haben; ansonsten wäre tatsächlich bereits nach 12 Heften Schicht im Schacht gewesen... Selbstverständlich wird ein Leser, der sich von einer Heft-Serie gut bis sehr gut unterhalten fühlt, diese als Erfolg werten - dürfte es doch in der Absicht der Autoren gelegen haben, genau dieses Gefühl des Gutunterhaltenseins im Leser auszlösen.
Natürlich war PRA ein Erfolg aus Verlagssicht! Wie man aus dem obigen Statement herauslesen kann, "wurde die Handbremse rechtzeitig gezogen"; was nichts anderes heißen dürfte, als daß man mit PRA bis zuletzt - wenn auch
rückläufige - schwarze Zahlen schrieb bzw. noch schreiben
wird, da der
allerletzte Band ja erst noch erscheint.
Und doch...
Irgendwie redet man doch aneinander vorbei, oder nicht? Wer wollte ernsthaft bestreiten, was Marc hier als Erfolge anführt? In der Tat: wer
bestreitet das ernsthaft? Niemand! Insofern ist es verwunderlich, daß
diese von allen Seiten akzeptierten Tatsachen als
Gegenrede angeführt werden gegen Behauptungen derjenigen, die da sagen, PRA sei
gescheitert.
Wo doch (scheinbar
gar nicht so) offensichtlich ist - sogar
zwingend logisch, da eben
niemand leugnet, daß die Serie ein Karrieresprungbrett für Marc, ein Spaß für viele Leser und sicherlich auch kein Verlustgeschäft für den Verlag war -; daß es also offensichtlich ist, daß diejenigen, die PRA "gescheitert" nennen, etwas ganz anderes im Sinne haben müssen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß das "auf der anderen Seite" nicht angekommen ist. Andererseits will ich auch niemandem bewußtes Mißverstehen unterstellen... es ist verzwickt...
Die Wendung von der rechtzeitig gezogenen Handbremse bei gleichzeitiger Betonung des wirtschaftlichen Erfolgs der ersten 36 Hefte verdeckt z.B. einen Aspekt, den man als "Scheitern" auffassen kann... nämlich,
daß die Handbremse rechtzeitig gezogen werden
mußte; "bevor die Serie tatsächlich zu einem Loch in der Kasse geführt hätte".
Natürlich sind schwarze Zahlen, ganz formal gesehen, erstmal ein Erfolg. Aber wie schaut's mit
so stark rückläufigen schwarzen Zahlen aus, daß sie in absehbarer Zeit rot zu werden drohen und das Ziehen einer Handbremse erforderlich machen? Ein Erfolg? Doch eher nicht...
Ein Projekt, daß zunächst vielversprechender anläuft als gedacht, dann jedoch trotzdem - aufgrund
äußerer Zwänge, und
nicht etwa mit einem "krönenden Abschluß" in Form eines z.B. fünfzigsten oder hunderten Bandes, der eine von Anfang an als abgeschlossen angelegte Handlung beschlösse - beendet werden muß,
obwohl so viele
eigentlich gerne weitermachen würden; es ist
gescheitert.
(Man kann, wenn man mag, sogar noch weiter differenzieren und sagen: "Ja, der Demetria-Zyklus, die 12 Bände PRA, die ursprünglich geplant waren, war(en) ein großer Erfolg. So groß, daß das Okay für eine weitere Staffel bzw. mehrere weitere Staffeln vom Verlag gegeben wurde. Der Demetria-Zyklus; ein wirtschaftlicher Erfolg. Keine Frage! Dann kommt man trotz alledem nicht umhin einzusehen, daß der darauf aufbauende Versuch, PRA als eigenständige SpinOff-Serie zu etablieren, gescheitert ist. Und das dann mit einem Verweis auf die allgemein schlechte Situation auf dem Heftromanmarkt abzutun, greift zu kurz.)
Das ist nur der
wirtschaftliche Aspekt...
Natürlich kann man auch noch das konzeptionelle und das literarische Scheitern der Serie diskutieren. In der Tat, gerade die konzeptionellen Probleme des reißerischen ACTION-Titels, in Verbindung mit einer weitenteils den vollmundig angekündigten tiefen Charakteren und nicht auf bloßes Geballer abzielenden Handlungssträngen
hohnsprechenden literarischen Umsetzung bzw. sogar
Verfehlung dieses Ziels; sie stehen doch hauptsächlich im Focus der Kritik, die an PRA geübt wurde.
Dieser Kritik kann man nicht durch den Verweis auf schwarze Zahlen und eine in durchaus weiten Teilen zufriedene Fanschar begegnen. Das ist, als würde man die Kritik an der einschläfernden Monotie, der plastikhaften Aufgesetztheit, der penetranten Aufdringlichkeit der Melodien und den platten, nichtssagenden Texten, die Bohlen-Songs auszeichnen, damit abzuschmettern versuchen, indem man auf zweifellos enorme Verkaufszahlen und kreischende Fanscharen verwiese... darum
geht's überhaupt nicht. Das ist ein Kategorienfehler, da werden die von den Kritikern verwandten Begrifflichkeiten in einen falschen Kontext transferiert.
Ich glaube, was einige der Kritiker vermissen - ich z.B. auch! -, das sind ein paar ehrliche, auch menschliche Worte, das Eingestehen von Fehlern. Warum wird krampfhaft daran festgehalten, daß das Wiederauftauchen Lok-Aurazins im zweiten Zyklus eine tolle Idee war bzw. warum wird diese Sache totgeschwiegen?
Warum nicht ein Statement von Monti:
"Ja, das war wohl eine suboptimale Lösung. Wir hatten zunächst nicht damit gerechnet, daß PRA eine zweite Staffel bewilligt bekommt; und als dann eine neue Handlung möglichst fix hermußte, da ist es ja natürlich, daß man auf bereits Benutztes zurückgreift. Leider haben wir dabei unterschätzt, wie ernst viele Leser die angekündigte "abgeschlossene Handlung" nahmen."
(Falls ein Statement dieser Art bereits existiert, entschuldige ich mich hiermit in aller Form und bitte höflichst darum, daß jemand mein ignorantes Augenmerk auf die besagte Quelle richten möge.

)
Das hätte bzw. würde, glaube ich, viele Kritiker besänftigen. Vor allem würde man sich mal verstanden fühlen. (Ich meine,
come on! Wer möchte denn
jetzt noch
ernsthaft behaupten, Lok wiederkehren zu lassen, war super! Man kommt sich doch veräppelt vor...

)
Ganz analog hätte z.B. Klaus ruhig einfach mal zugeben können, daß er's damals bei der GROSSARTIGEN (Caps sind hier nötig, wer damals im SO dabei war, weiß warum...

) Ankündigung des neuen ÜBERSCHURKEN (siehe vorherige Klammer

) Iant Letoxx durchaus ein BISSCHEN (

) zu dick aufgetragen hat...
Und ein Statement zur ebenfalls nicht hoch in der Lesergunst stehenden Ascari da Vivo bzw. ihrem noch weniger angesehen Sprössling hätte durchaus ebenfalls Wogen glätten können.
Das gehört durchaus ebenfalls zur wunderbaren Kommunikation zwischen Machern und Lesern, derer man sich so gerne rühmt. Stattdessen gibt's Schweigen im Walde, oder gar geradezu
politikerhafte "Bekenntnisse" zur Großartigkeit der kritisierten Konzepte, zur ungebrochen überwältigend positiven Leserstimmung - was
allgemein gesprochen
immer richtig ist, aber in Spezialfällen, z.B. Kantiran, schon sehr schnell weniger glaubhaft wird!
Ja, da könnte man PR-mäßig (Har Har, Wortspiel!

) einiges besser machen...
Bearbeitet von Echophage, 04 August 2009 - 14:23.