Was ziemlicher Unsinn ist, da die daraus resultierenden Aussagen nicht seriös sind, sondern tendenziell das ergeben, was der Untersucher gerne raushaben möchte. Nimm als Testgruppe 100 vom Arbeitsamt zur Verfügung gestellte WoW-Spieler und Du wirst relativ leicht einen direkten Zusammenhang zwischen WoW und Arbeitslosigkeit herstellen können.

Das wäre ja auch noch keine Fragestellung, sondern nur ein Sample/Korpus.
Ganz davon abgesehen ist doch diese Untersuchungsrichtung genau das, was ich angesprochen habe : Der Einfluß von PR auf den Leser.
Der Einfluss von etwas auf die Gesellschaft ist aber genau das Gegenteil von der Frage, ob etwas ein Spiegel der Gesellschaft ist. Im einen Fall wirkt etwas auf die Gesellschaft ein, im anderen Fall die Gesellschaft auf etwas.
EDIT: Zur illustrierenden Ergänzung hier noch zwei Beispiele dafür, wie die Rezeption von SF untersucht werden kann:
Jenkins, Henry: „Star Trek Rerun, Reread, Rewritten: Fan Writing as Textual Poaching“. In:
Critical Studies in Mass Communication. Jg. 5, Nr. 2, 1988, 85-107. - Henry Jenkins ist einer der Pioniere bei der Untersuchung der Rezeption populärer Medien. In diesem mehr als 20 Jahre alten Text widmet er sich den Star-Trek-Fans, die eigene Geschichten mit ihren Lieblingsfiguren schreiben. Er analysiert, welche Formen diese Fanprosa annehmen kann und wie darüber in Fanzines diskutiert werden. Dabei geht es unter anderem die Frage, welche Gründe die Fans selbst für ihr Tun angeben und wie sie es rechfertigen. Auch die Frage, welche Formen von Geschichten unter den Fans wie beurteilt werden (wer bestimmt, wann eine Geschichte dem 'Geist der Serie' treu ist), ist zentral.
Hunt, Nathan: „The Importance of Trivia: Ownership, Exclusion and Authority in Science Fiction Fandom“. In: Jancovich, Mark/Reboll, Antonio Lázaro/Stringer, Julian et al. (Hgg.):
Defining Cult Movies: The Cultural Politics of Oppositional Taste. Manchester/New York 2003, 185-201. - In diesem Text untersucht Hunt die Fans einer bestimmten SF-Filmzeitschrift und konzentriert sich dabei vor allem auf die Rolle von 'Trivia', also von 'unnützem' Detailwissen, das den Fan vom Nicht-Fan unterscheidet. Hunt zeigt sehr schon, wie unter anderem mit diesem Wissen eine Hierarchie innerhalb des Fandoms etabliert wird und welche Strategien Fans benutzen, um sich vom 'Massenpublikum' abzugrenzen.
Beide Texte sind typisch für die neuere Rezeptionsforschung; beide untersuchen eine sehr kleine Gruppe (nämlich Fans, die sich auch öffentlich - in Fanzines, in eigenen Texten, in Leserbriefen - zu Wort melden) und konzentrieren sich dabei auf ganz spezifische Aspekte. Dass hier Fans untersucht werden, ist kein Zufall, denn die machen sich ja auch öffentlich bemerkbar. Einen PR-Leser, der jede Woche sein Heft kauft, sich aber nie nachweislich dazu äussert, kann nur schlecht (oder mit sehr grossem Aufwand) untersucht werden. In beiden Fällen geht es auch nicht um eine simple 'Einbahnstrassenfrage'; es wird also nicht nur gefragt, wie Zuschauer die Medien beeinflussen oder eben der umgekehrte Fall; vielmehr gehen beide Autoren von einem dynamischen Modell aus, bei dem sich die verschiedenen Akteure gegenseitig beeinflussen. In beiden Fällen werden auch Selbstäusserungen der Akteure - über Leserbriefe, Interviews, Befragungen - mit der Analyse von Texten (Romanen, Filmen, Serien) etc. kombiniert.
Wie gesagt: Das sind nur zwei Beispiele und viele andere Fragen sind denkbar, aber ich wollte damit illustrieren, wie Rezeptionsforschung heute unter anderem betrieben wird.
Bearbeitet von simifilm, 09 August 2009 - 13:50.