

Diamond Age von Neal Stephenson
#1
Geschrieben 27 März 2002 - 22:51

#2
Geschrieben 02 April 2002 - 13:25
(Georg Christoph Lichtenberg)
#3
Geschrieben 04 April 2002 - 07:44

#4
Geschrieben 04 April 2002 - 13:18
So hatte ich mir das gedacht. Â :wink:mit deinen Gedanken läufst du Gefahr, eine nicht mehr zu kontrollierende Diskussion auszulösen
Das bestimmt. Ich dachte aber auch ein wenig weiter, und es bleibt ja nach wie vor eine Arbeitshypothese.Wenn also in vielleicht 40, 50 Jahren tatsächlich so etwas wie die Nanotechnologie machbar sein wird, werden Menschen, die so wie wir denken, irgendwas finden, womit sie produktiv und verbessernd der Gesellschaft dienen können.
Sie mag nicht ganz unrecht haben, obwohl wir streng genommen nicht sehr repräsentativ sind. Ein Landwirt in Jordanien, wird sich wohl nicht als degeneriert empfinden, wenn er hinter Ochse und Pflug trockene Böden beackert. Mal ganz plakativ: nehmen wir an, Du hättest eine neuronale Schnittstelle im Hirn, die Dir in Echtzeit Zugriff auf sämtliche Datenbanken gewährt, Dich mit allen Parametern von Uhrzeit bis Temperatur und Börsenkurse versorgt - würdest Du noch in der Bibliothek sitzen und für Klausuren lernen oder Deine Mitmenschen nach der Uhrzeit fragen?Übrigens...WIR sind doch schon die degenerierte Gesellschaft (zumindest nach Ansicht meiner Mutter :-) Â
(Georg Christoph Lichtenberg)
#5
Geschrieben 05 April 2002 - 07:08
#6
Geschrieben 25 April 2004 - 20:31
Meine persönlichen Anmerkungen stehen in {geschwungenen} Klammern, die Zitate sind kursiv.
SPOILER WARNUNG:
Wer den Roman noch nicht gelesen hat, möchte diesen Beitrag bitte vorsichtig lesen, ich verrate viel vom Inhalt, was einem die Freud am Buch verderben könnte.
Zur Handlung:
Die Welt nach der nanotechnologischen Wende irgendwann gegen Ende des 21. Jahrhunderts. Die Handlung spielt größtenteils in Shanghai, Nebenschauplätze sind Vancouver, Californien, London. {Erste Stärke für mich dabei: keine genaue Festlegung des Datums der Handlung, oder der vorausgegangenen fiktiven zukünftigen historischen Weltereignisse.}
Da ist die Handlung um Hackworth, genialer Artifex der Nanotechnik, Angehöriger der Viktorianer (einer der mächtigsten Stämme, Clans, Gruppen, oder wie immer man die nicht-territorialen Patchwort-Staaten nennen mag; andere sind die Küstenrepubliken, das Himmlische Königreich und viele mehr). Für den Dividenden-Lord Finkle-McGraw entwirft und fertigt er das Original der »Fibel für junge Damen«, ein Wunderwerk der Kombination von Buch, Nanotechnik, Pädagoge, Künstlicher Intelligenz. Hackworth fertigt mit Hilfe des mysteriösen Dr. X. eine illegle Kopie der Fibel an, wird auf dem Heimweg überfallen und die Kopie landet bei der kleinen Nell.
Nell ist die Heldin des Buches im Doppelsinn: einmal als Primärprotagonistin, deren Leben »The Diamond Age« über circa 20 Jahre begleitet, und innerhalb der Geschichte als Schülerin der sie erziehenden und beschützenden Fibel. Stephenson schwingt sich zu iconographischen Höhenflügen auf, die man nur noch mit der christlichen oder superheldencomicartigen Bildsphäre vergleichen kann (Nell als Heilige, als erste weibliche große erfolgreiche Revolutionsgestalt der Geschichte als Ende von Kapitel 72). Die vierjährige Nell stammt aus den den unteren Sozialstrata der Zukunftsgesellschaft, lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter, und wird von der Fibel regelrecht errettet.
Das Buch geizt nicht mit Nebenfiguren, die für meinen Geschmack sehr gut und anschaulich (lebendig) geschildert sind. So die <I>Cyber</I>-Schauspielerin Miranda die der Fibel die echte menschliche Stimme verleiht und zu einer niegesehenen Mutter für Nell wird, und ihr Boss Carl Hollywood; oder Richter Fang von den Küstenrepubliken, seine Beziehung zu dem Bösewicht Dr. X., aus dem Himmlischen Königreich und seine Ermittlungen †¦ um nur einige der wichtigen interessanten Figuren zu nennen, deren Handlungen alle irgendwie mit dem Schicksal von Nell und ihrer Fibel zusammenhängen.
Der Schluß, also die letzten 50 Seiten sind ein Wahnsinn. Der große Schlußakkord an Aktion und Ineinander der Motive erfolgt wirklich auf den letzten Zeilen †¦Â mir fällt als vergleichbar lediglich das Ende von John Irvings »Owen Meany« ein.
Meine persönlichen Anmerkungen stehen in {geschwungenen} Klammern, die Zitate sind kursiv.
Auszüge und Anmerkungen:
Wohl eine der deutlichsten Reflektion über Form und Stil im Buch; Seite 87 - Hackworth hatte sich die Mühe gemacht, einige chinesische Schriftzeichen zu lernen und sich mit den Grundprinzipien der fremden Denkweise vertraut zu machen, aber im großen und ganzen hatte er seine Transzendenz lieber unverhohlen und bloßliegend, so daß er sie im Auge behalten konnte - beispielsweise in einem hübschen Schaukasten aus Glas -, und nicht in den Stoff des Lebens eingewoben wie Goldfäden in Brokat.
Über Öffentlichkeit, Politik und Moral; Seite 223 - »Wissen Sie, als ich ein junger Mann war, galt Scheinheiligkeit als schlimmstes aller Laster«, sagte Finkle-McGraw. »Das lag einzig und allein am moralischen Relativismus. Sehen Sie, in jenem Klima stand es einem nicht zu, andere zu kritisieren - immerhin, wenn es kein absolutes Richtig oder Falsch gibt, welche Basis gäbe es dann für Kritik?« {†¦} Seite 224 - »Nun, das führte zu einer Menge allgemeiner Frusttration, denn die Menschen sond von Natur aus tadelsüchtig und lieben nichts mehr, als die Unzulänglichkeiten anderer zu kritisieren. Aus diesem Grund stürzten sie sich auf die Scheinheiligkeit und erhoben sie von einer läßlichen Sunde in den Rang der Königin aller Laster. Denn, sehen Sie, selbst es kein Richtig oder Falsch gibt, kann man Gründe finden, einen anderen Menschen zu kritisieren, indem man vergleicht, was er sagt und wie er tatsächlich handelt. In diesem Falle maßt man sich kein Urteil darüber an, ob seine Ansichten oder die Moral seines Verhaltens richtig oder falsch sind - man weißt lediglich darauf hin, daß er etwas predigt, aber etwas anderes tut. In meiner Jugendzeit lief pralktisch der gesamte politische Diskurs darauf hinaus, die Scheinheiligkeit auszurotten.« {†¦} Seite 225 - »Weil sie scheinheilig waren †¦Â wurden die Viktorianer Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts verachtet. Selbstverständlich hatten sich viele Leute, die diesen Standpunkt teilten, selbst des schandlichsten Verhaltens schuldig gemacht, und doch sagen sie kein Paradoxon in ihren Ansichten, da sie selbst nicht scheinheilig waren - sie erhoben keine moralischen Maßstäbe und lebten nach keinen.« / »Demnach waren sie den Viktorianern moralisch überlegen †¦ obwohl - besser gesagt, weil - sie gar keine Moral hatten.«
{Tja, welche Lehre läßt sich ziehen aus der Erkenntnis (oder Ansicht), daß Kritik nicht möglich ist, wenn allgemeine Abmachung darüber fehlen, was richtig oder falsch ist, gut oder schlecht? Für meinen Teil will ich mich nicht auf meinen Geschmack als Refugium meiner persönlichen Freiheit zurückziehen, um ansonsten anzunehmen, daß sowas wie die natürliche Fress- und Hackordnung die feine oder bescheidene Position einer ästhetischen Haltung bestimmt.}
Schöne Spekulation über den Grund der Sehnsucht nach einer Rückkehr der guten Sitten; Seite 226 - In einer Ära, wo man alles überwachen kann, bleibt uns nichts anderes als die Höflichkeit.
Richter Fang zitiert in Gedanken Konfuzius und läßt damit das große Thema von »The Diamond Age« erklingen. {Gar nicht so weit weg von dem, was ich unter Aufklärung verstehe}; Seite 287 - Die Alten, welche überall im Königreich erhabene Tugend demonstrieren wollten, brachten zuerst ihr eigenes Dasein in Ordnung. Im Wunsch, ihr eigenes Dasein in Ordnung zu bringen, reglementierten sie zuerst ihre Familien. In dem Wunsch, ihre Familien zu reglementieren, kultivierten sie als erstes ihre Persönlichkeit. In dem Wunsch, ihre Persönlichkeit zu kultivieren, korrgierten sie zuerst ihr Herz. In dem Wunsch, ihr Herz zu korrigieren, trachteten sie als erstes danach, aufrichtigen Denkens zu sein. In dem Wunsch, aufrichtigen Denkens zu sein, erwarben sie als erstes höchstes Wissen. Dieser Erwerb höchsten Wissens lag in der Untersuchung von Dingen †¦ Vom Sohn des Himmels bis hinab zur Masse des Wolkes müssen alle die Kultivierung ihrer Persönlichkeit als Wurzel für alles andere betrachten.
Über die Auflösung der Nationalstaaten. {Wir leben meiner Ansicht nach ja derzeit in der Phase, wo sie sich noch heftig in Todeskrämpfen winden}; Seite 317 - Carl Hoillywood: »Das Mediennetz wurde von Grund auf konstruiert, um Privatsphäre und Sicherheit zu gewährleisten, damit die Leute es auch für Geldtransfers benutzen konnten. Das ist ein Grund, weswegen die Nationalstaaten zerfallen sind - sobald das Mediennetz errichtet war, konnten die Regierungen finanzielle Transaktionen nicht mehr überwachen, und das Steuersystem wurde hinfällig.«
{Das Mediennetz in dem Buch ist eine Weiterentwicklung des Internets von heute. So unterscheidet man zwischen klassischen (oder altmodischen) Passiven, womit Filme wie wir sie kennen gemeint sind, und Raktiven, vergleichbar den Star Trek-Holodecks, also Live-Rollenspiel in einem komponierten Narrationsgitter. Siehe auch: die Macher von »Deus Ex« sprechen bei den Levels ihres PC-Spiels von Möglichkeitsräumen.}
Beste »Dracula«-Empfindsamkeit und Zurückhaltung. {»Dracula« kann man getrost als einen Schlüsselroman der Viktorianischen Epoche bezeichnen, und es überrascht mich also nicht, hier Spuren seines emotionellen Taktes wiederzufinden}; Seite 336 - Gwendoline Hackworth: »Mein Mann schreibt mir jede Woche Briefe, aber sie sind überaus allgemein gehalten, unverbindlich und oberflächlich. In den letzten Monaten tauchen immer mehr befremdliche Bilder und Emotionen in diesen Briefen auf. Sind sind - bizarr. Ich fürchte um die geistige Stabilität meines Mannes und um die Aussichten eines jeden Unterfangens, das von seinem Urteilsvermögen abhängen könnte.«
Über Sinnvermittlung; Seite 351 - Mr. Beck: »Lästige Unterscheidungen interessieren mich nicht. Ich interessiere mich nur für eines †¦ und das ist der Einsatz von Technologie, um Sinn zu vermitteln.«
{Zumindest vom anglo-amerikanischen Narrationstzerrain weiß ich (oder habe den Eindruck), daß dort das Motiv vom aus dem Unter- oder Hintergrund agierenden Aufkläreren verbreiteter ist, als in Deutschland †¦ hierzulande ehr anrüchiig und bisweilen ein Tabu, kann aber auch sein, daß ich diesbezüglich leicht paranoid bin.}
Weitere Passage zu der Spannung zwischen Ethik und Technik; Seite 384 - Der Vatikan hatte eine große Zahl ernster ethischer Vorbehalte gegen die Nanotechnologie, aber schoießlich hatte man sich darauf geeinigt, daß sie okey war, wenn nicht mit der DNS herumgespielt oder direkte Schnittstellen mit dem menschlichen Gehirn geschaffen wurden.
{Die beschriebene Ansicht empfinde ich als sehr richtig. Ich kann die vorauseilende Bereitschaft von Zeitgenossen zum Einbau von Hirnbuchsen (oder sonstiger Schnittstellen zwischen Hirn und Technik) nicht nachvollziehen.}
Weiteres zu Moral, inzwischen von Hauptfigur Nell selbst; Seite 410 - »Ich glaube, ich bin endlich dahintergekommen, was Sie mir vor Jahren sagen wollten, über die Notwendigkeit, intelligent zu sein. {†¦} Die Vickys {= Neo-Viktorianer} haben einen komplizierten Moral- und Verhaltenskodex. Er entstand aufgrund der moralischen Verkommenheit einer früheren Generation, genau wie den ursprünglichen Viktorianiern die Gregorianer und die Regentschaft vorausgegangen sind. Die alte Garde glaubt an diesen Kodex, weil sie durch Schaden klug geworden sind. Sie erziehen ihre Kinder dazu, den Kodex zu respektieren - aber ihre Kinder glauben aus gänzlich anderen Grunden daran. {†¦} Einige stellen ihn niemals in Frage - sie wachsen zu kleingeistigen Menschen heran, die sagen können, was sie glauben, aber nicht, warum. Andere, desillusioniert die Scheinheiligkeit der Gesellschaft, und sie rebellieren.« / »Für welchen Weg entscheidest du dich, Nell?«, fragte der Constable †¦ »Konformismus oder Rebellion?« / »Weder noch. Beide sind ein wenig schlicht - sie sind nur für Menschen, die nicht mit Widersprüchen und Zweideutigkeit fertig werden.«
{Ein Buch des von mir wertgeschätzten Umberto Eco aus den Jahren 1964/1978 heißt »Apokalyptiker und Intergierte - Zur kritischen Kritik der Massenkultur«, in dem es bisweilen um die gleichen Dinge geht, wie bei Stephenson †¦ nur nicht mit soviel Spezial FX natürlich.}
Die Neo-Viktorianer wollen mehr Künstler in ihrer Gesellschaft; Seite 421 - Dividenden-Lord Finkle-McGraw fragt Carl Hollywood: »Glauben Sie, wir ermutigen unsere eigenen Kinder nicht genug, sich den Künsten zuzuwenden, oder sind wir für Männer ihres Schlages nicht anziehend genug, oder beides?« / »Bei allem gebührenden respekt, Euer Gnaden, bin ich mit Ihrer Prämisse nicht unbedingt einverstanden. New Atlantis kann auf zahlreiche bedeutende Künstler zurückgreifen.« / »Ach kommen Sie. Warum kommen sie denn alle von außerhalb des Stamms wie Sie selbst? Im Ernst, Mr. Hollywood, hätten Sie den Eid überhaupt abgelegt, wenn es aufgrund Ihrer Tätigkeit als Theaterpriduzent nicht von Vorteil für Sie gewesen wäre? {†¦} Es kommt Ihnen gut zupaß, weil Sie inzwischen ein gewissen Alter erreicht haben. Sie sind ein erfolgreicher und etablierter Künstler. Das unstete Leben eines Bohemiens kann Ihnen nichts mehr bieten. Aber hätten Sie Ihre derzeitige Position erreicht, wenn Sie dieses Leben nicht früher geführt hätten?« / »Jetzt, wo Sie es so ausdrücken †¦ stimme ich zu, daß wir versuchen könnten, in Zukunft gewisse Vorkehrungen zu treffen, für junge Bohemiens - « / »Das würde nicht funktionieren †¦ darüber denke ich schon seit Jahren nach. Ich hatte denselben Einfall: eine Art Freizeitpark für junge künstlerische Bohemiens einzurichten, in allen Städten verstreut, damit junge Atlanter mit entsprechenden Neigungen sich versammeln und subversiv sein können, falls ihnen danach zu mute ist. Aber die Vorstellung allein ist ein Widerspruch in sich, Mr. Hollywod, ich habe im vergangenen Jahrzehnt oder so viel Mühe darauf verwandt, das Subversive systematisch zu ermutigen.«
Denn †¦; Seite 421 - »†¦ darin liegt die Daseinsberechtigung eines Dividenden-Lords - die Interessen der gesamten Gesellschaft im Blick zu haben, anstatt die eigene Firma zu melken oder was immer.«
{Angesichts der Manager- und Beraterskandale hierzulande (aber auch anderswo) spricht mich zumindest diese Passage sehr an. Leben wir wirklich noch in einer primitiven Zeit, in der jeder nur den eigenen Beutel füllt, oder verstehe ich kleiner Bürger die Handlungen der Mächtigen und Reichen nicht, die sich durchaus im Sinne der Weltgemeinschaft Sorgen und entsprechend agieren?}
Teil einer »So ist der Lauf der Welt«-Rede von Madame Ping zu Nell, Seite 429 - »Im Grunde genommen gibt es nur zwei Industriezweige. Das ist immer so gewesen. {†¦} Die Industrie der Sachen und die Industrie der Unterhaltung. Die Industrie der Sachen kommt zuerst. Sie hält uns am Leben. Aber heutzutage, wo wir den Feeder haben, ist es nicht mehr schwer, Sachen zu machen. Es ist keine besonders interessante Branche mehr. / Wenn die Menschen alles haben, was sie zum Leben brauchen, ist der Rest nur noch Unterhaltung. Alles.«
{Interessant wie sich diese Passage mit der Aussage von Mr. Beck im vorausgegangenen Auszug von Seite 351 reibt, denn Mr. Beck geht es primär um die Vermittlung von Sinn. Sinn taucht bei Madame Ping aber nicht auf, außer weitläufig im Bereich der Sachen, so wie Lebensmittel Sinn machen, wenn man hungerig ist.}
Nell denkt über ihre Arbeit (Design von Raktiven) nach, Seite 464 - Seit frühester Kindheit erfand sie Geschichten und erzählte sie der Fibel, und nicht selten wurden sie verarbeitet und in die Geschichten der Fibel eingegliedert. Für Nell war es ganz natürlich, dieselbe Arbeit für madame Ping zu tun. Aber nun hatte ihre Chefin von einer Darbietung gesprochen, und Nell mußte gestehen, daß es in gewissem Sinne eine war. Ihre Geschichten wurden verarbeitet, zwar nicht von der Fibel, sondern von einem anderen Menschen, und so wurden so Bestandteil des Denkens dieser anderen Person. / Das schien durchaus einfach zu sein, aber die Vorstellung beunruhigte sie aus einem Grund, der ihr erst bewußt wurde, als sie mehrere Stunden im Halbschlag darüber nachgedacht hatte.
{Wohl jeder angehende oder etablierte Autor (oder allgemein Künstler/Unterhalter) hat sich darüber schon mal den Kopf zerbrochen †¦ oder sollte es zumindest. Will ich nur unterhalten, will ich Sinn vermitteln, Trost spenden (--> Tolkien), Sozialkritik üben? usw.}
Struktur und Summa:
Das Buch teil sich in zwei Hälften. Die Kapitel sind in der Regel kurz gehalten, so daß es auf den 575 Seiten 74 davon gibt, jedes mit einer notizhaften Inhaltsangabe überschrieben (schöne Referenz an Tradition, siehe alte Bücher). Stephenson schreibt weitestgehend elegant, nur manchmal war mir das clevere Erklärungsgeklimper zu den zugestanden originellen Technikvisionen zu lang †¦ aber ich habs halt nicht so mit Haarkleinbeschreibungen von Technik in Romanen. Aufgefallen ist mir, daß mich in der zweiten Hälfte des Buches kaum noch etwas was den Figuren widerfährt so gefesselt hat, wie in der ersten Hälfte. Spätestens im letzten Drittel übernimmt mehr und mehr die Spannung, wie die vielen einzelnen Fäden des Buches zusammenfinden. Das ähnelt im Guten (Suspense) wie im Schlechten (Sterilität) dem Eindruck, wenn man ein Uhrwerk oder eine Automate beobachtet †¦ anders gesagt: die Programm-Natur, die aller Kunst innewohnt, tritt markant hervor. Das hat mich nur einmal (in der zweiten Hälfte) bei Passagen über die finsternsten Aspekte von Nells Leben gestört. Nell wird von Aufständischen als Spaßsklavin gehalten, sexuell mißbraucht (wie schon in ihrer Kindheit) und mehrfach vergewaltigt - für meinen Geschmack bedient sich Stephenson hier ca. 2 Seiten lang einen zu aseptischen Ton (Kapitel 72, Seite 542). Ist aber heikle Kiste, ich will darüber nicht richten müssen.
Der große Aufhäger von »Diamond Age«, der radikale weltweite Strukturwandel durch die fruchtbare Anwendung von Nanotechnologie in allen erdenklichen Lebens- und Gesellschaftsbelangen, von Energiegewinnung, über Güter-Produktion und Konsumtion, Kommunikation und Informationsverarbeitung ist gut druchdacht. Mir symphatisch dabei, daß Stephenson trotz der vielen extrapolierten Details uns nix vorjubeln will, wie toll das alles doch ist. In seiner facettenreichen Technik-Utopie versteht er es zum Beispiel, das glitzende Zukunftsglück und die faszinierenden Gadgets seiner Welt mit menschlichen Alltagsmiseren und sozialem Elend zu konstrastieren, und sozusagen nebenbei einige der ewigen Menschenprobleme zu behandeln.
Nach »The Diamond Age« vertraue ich Stephenson soweit, daß ich mir »Quicksilver« besorgt habe und mich dort inzwischen hochvergnügt auf Seite 200 tummle. Stephenson hat für ein weinig Irritation sowohl bei SF-Fans als auch im Feuilliton (damit meine ich die nicht nur auf Deutschland beschränkte etablierte allgemeine Literaturkritik) gesorgt, als er ankündigte einen dreiteiligen dickbuchigen Zyklus über die Epoche des Barock zu schreiben, mit Newton, Peyps, Leibnitz und anderen historischen Persönlchkeiten als Romanfiguren, sowie einem Vorfahren des Helden Waterhouse aus »Cryptonomicon« (auch schon keine richtige SF mehr). Das alles begrüße ich als Weg eines Schriftstellers, der sich von Genre-Grenzen oder anderen Betrachtungsschubladen in seinem erzählerischen Fortgang nicht irritieren läßt und seinem Thema in der jeweils besten Umgebung nachgeht †¦ ein Vermittler zwischen verschiedenen Traditionen der Literatur, hochgebildeter Kenner vieler Wissensgebiete und besorgter Beobachter der Zeitläufte. All diese allgemeinen Qualitäten von Stephenson bietet auch »The Diamond Age«. Kann man mehr von einem Buch verlangen?
Puh.
Danke für die Geduld, wer immer auch das alles nun durchgelesen hat.
Grüße
molosovsky/alex
ZUGABE: Schmankerl:
Ha, ein deutsches Wort im Original (ROK-Taschebuchausgabe); Seite 337 - »It didn't matter which brain a {Nano}´site was in. The all talked to one another indiscriminately, forming a network. Get some Drummers together in a dark room, and they become a gestalt society.«
Übersetzt (wieder Goldmann Tachenbuch); Seite 389 - »Es spielte keine Rolle, in welchem Gehirn sich die ´siten befanden. Sie redeten alle gleichwertig miteinander und bildeten eine Art Netz. Pferchen Sie ein paar Tromler in einem dunklem Raum zusammen, und sie werden zu einer Gestaltgesellschaft.«
Habe laut gelacht bei folgendem Satz; Seite 375 - Er sollte besser von hier verschwinden, bevor er wieder Sex mit jemanden hatte, den er nicht kannte.
Seite 380 - Die Mannbarkeit hatte ihr jede Menge Merkmale verliehen, die die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts und von Frauen mit entsprechenden Neigungen auf sich zogen.
Wirklich lustiger Schnitzer - naja - mangelndes Fingerspitzengefühl von Joachim »Blutpudding« Körber. Mannbarkeit wird hier ernsthaft auf eine Vertreterin des weiblichen Geschlechtes angewendet. Zum Vergleich die gleiche Stelle im Original; Seite 329 - Maturity had given her any number of features that would draw the attention of the opposite sex, and of women so inclined.
Geiler historischer Fachbegriff des 21. Jahrhunderts bezüglich der Massenvernichtungswaffen des 20. Jahrhunderts; Seite 443 - Elizabethanische Atombomben.
Bearbeitet von molosovsky, 26 April 2004 - 10:26.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#7
Geschrieben 26 April 2004 - 10:54
Leider war ich so enttäuscht über Cryptonomicon, dass ich mir über Quicksilver erst einmal keine weiteren Gedanken mache. Sollte diese Trilogie aber "erderschütternd gut" sein, dann poste mal deine Einschätzung dazu... wenn es irgendwie geht, mit nicht so viel Spoilern.Nach »The Diamond Age« vertraue ich Stephenson soweit, daß ich mir »Quicksilver« besorgt habe und mich dort inzwischen hochvergnügt auf Seite 200 tummle.

Bearbeitet von Jürgen, 26 April 2004 - 14:33.
#9
Geschrieben 26 April 2004 - 12:02
#10
Geschrieben 26 April 2004 - 12:18
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#11
Geschrieben 26 April 2004 - 12:19
Ja... Nein... weiss nicht !Och, diese Spoiler sind halb so wild.




Bearbeitet von Jürgen, 26 April 2004 - 12:28.
#12
Geschrieben 26 April 2004 - 12:37
Du hast mir auch nichts vom einem Buch gesagt, das reden, singen, tanzen, babysitten und Kaffee machen kann!Das molosovsky´s Kritik dir jetzt Appetit auf Diamond Age gemacht hat, finde ich allerdings wiederum gut. Dann hat sich seine Arbeit definitiv gelohnt... und meine nichtÂ
Hmpf !

Bearbeitet von rockmysoul67, 26 April 2004 - 12:53.
#13
Geschrieben 26 April 2004 - 13:19
sehe keinerlei Problem, ist ja keine Leseprobe, sondern es handelt sich um Zitate, die zur Untermauerung der Meinung des Rezensenten dienen, und das ist durch das Zitatrecht im UrhG abgedeckt. Gruß RonniZweitens : Ich muss mich da nochmal fachkundig machen (oder bei Ronni nachfragen), ob es überhaupt erlaubt ist, innerhalb einer Rezension soviel "unveränderten Inhalt eines Autors" wiederzugeben.
Bearbeitet von Ronni, 26 April 2004 - 13:20.
#14
Geschrieben 26 April 2004 - 14:17

Ist ja wirklich eine nette Idee. Aber wer sich solche Sorgen um das Befinden seiner Leserschaft macht, der möge doch einfach die Schriftfarbe mit den entsprechenden "Tags" über dem Antwortfenster ändern.n vielen Foren gibt es übrigens eine Spoilertaste. Der Text nimmt dann die Farbe des Hintergrunds an. Wenn ein Leser dann der Spoiler sehen möchte, muss er selbst aktiv werden (durch Markierung). Wäre vielleicht eine Idee für unseres Forum (ich habe keine Ahnung, ob so etwas einfach technisch realisierbar ist).

(Georg Christoph Lichtenberg)
#15
Geschrieben 26 April 2004 - 14:40

#16
Geschrieben 26 April 2004 - 21:00
#17
Geschrieben 26 April 2004 - 21:28
Ich finde es phantastisch(!) , dass Du dieses Thema in diesem Zusammenhang ansprichst. Damit sprichst Du mir aus der Seele. Die Idee dieses Forums war und ist es (ja!) SF-Leser und solche die Interesse daran entwickeln zusammenzuführen. Dabei sollten wir darauf achten, dass wir möglichst wenig regulierend eingreifen und potentielle Schreiber abschrecken. Ich möchte mir tatsächlich das Recht vorbehalten ganz frisch und frei meine Eindrücke zu einem Titel/Kurzgeschichte zu schreiben, ohne einen Formfehler zu begehen, oder zu naseweis daherzukommen. Vielleicht sollten wir uns über diesen Aspekt des Forums mal alle zusammen in einem neuen Thread unterhalten, damit sich alle daran beteiligen können. Würde mich über ein wenig Resonanz dazu freuen.Es werden anscheinend Rezensionen mit Modelcharakter erwartet, zu denen man dann sein Anmerkungen abgibt. Resultat ist, dass zu einem erheblichen Teil der aktuellen Titel kein passender Thread zur Verfügung steht. Das steht dem Forum nicht gut zu Gesicht. Meiner Meinung nach soll jeder frei von der Leber weg einen Thread eröffnen und seine Begeisterung oder Kritik kundtun. Und das Schönste wäre natürlich, wenn sich dann ausführliche Meinungen anschließen, wie jetzt zB durch molosovsky.

(Georg Christoph Lichtenberg)
#18
Geschrieben 26 April 2004 - 21:37
Großes Lob für deine ausführliche Rezi! (Ich hab noch nicht alles genau durchlesen, aber finde deinen Einsatz und auch deine Meinungen toll/interessant!)
Du erwähnst auch den Schreibstil, und der und die Struktur der "Kapitel" gefällt mir in DA ganz besonders. In einem älteren inzwischen toten Miniforum (leider alles auf Englisch) hat mal jemand vor ca. 2 Jahren den Roman zerrissen, und ich ihn daraufhin verteidigt, u.a. mit dem Stil-Argument (es geht nicht immer nur um den Plot). Über das gelungene Ende lässt sich schon streiten - mir bleibt aber positiv in Erinnerung dass dieses kleine Ding, die Fibel, so eine Massenbewegung (die "Mausmädchen") ausgelöst hatte, und das wirkt wie eine Allegorie auf die Möglichkeiten der Nanotechnik an sich.
Für mich ist DA das Dune der Neunziger (und das ist ein Kompliment!

Zum "Spoiling": Ich finde der Roman ist schon so lange da, dass man inzwischen so etwas darf. Außerdem wird ja in rot davor am Anfang gewarnt - dezidiertere Vorgehensweisen (Tags, Tasten, Abschnittswarnungen) finde ich persönlich allgemein übertrieben. Die liebevolle Arbeit an dieser Rezi überwiegt gerade in diesem Fall jeglichen Spoiler-Nachteil.
Zwei Dinge fallen mir bei Stephenson inzwischen wiederholt auf (ich habe neben DA aber nur Snow Crash gelesen, und bin mittig in Cryptonomicon):
[*]Er liebt das Spiel mit schnellen Passagen und Verschnörkelungen im Text (wobei er bei DA eher Letzteres vorzieht, was m.E. sehr gut zu dem viktorianischen/chinesischen Milieu passt), und
[*]bestimmte Tiefen der Informatik haben es ihm angetan, und es hilft einfach wenn man als Leser diesen Hintergrund mitbringen kann. Die Beschreibung von Turing-Maschinen (in der Fibel-Fabel mit dem Schloss und den vielen Ketten) in DA finde ich eine der besten Metafern die ich je gelesen habe, und wünsche mir dass dieser Abschnitt in Uni-Vorlesungen zum Thema Pflicht wäre (bei uns ging es damals sehr viel trockener zu).
[/list]Jedenfalls ist DA m.E. Pflicht in jedem "Kanon" der SF, und ich wette viele werden diesen Stil noch emulieren. Klar, Gibson war "zuerst" da, aber Stephenson hat mit DA Cyberpunk bis auf den Nanometer raffiniert...
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 April 2004 - 12:06.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#19
Geschrieben 26 April 2004 - 21:51
Hallo Dave, da hast Du aber zu früh aufgegeben. Die Verurteilung und das Ende dieses Halbdebilen hat was! Diese Passagen sollten auch zur Pflichtlektüre werden. Und zwar für alle Halbdebilen dieser Welt.Habe es auch nicht durchgehalten. Das sind solche Bücher, die ich zwar mögen möchte, aber nicht kann. Vor allem wenn ein Halbdebiler mit einer im Schädel implantierten Raketenabschussanlage auf einem motorisierten Skateboard zum Händler seines Vertrauens rauscht, um sich aufrüsten zu lassen, frage ich mich wie weit ich das nun ernst nehmen soll. Ehrlich gesagt, ich hielt das eigentlich für einen Comicstrip und habe jetzt nicht schlecht gestaunt, dass es auch solch tiefschürfende Facetten gibt.
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It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#20
Geschrieben 27 April 2004 - 06:30
So faszinierend die Idee mit der Fibel auch ist, stellenweise lasen sich die Kapitel sehr zäh (ganz im Gegensatz zu den sehr rasant geschriebenen ZODIAC oder SNOW CRASH). Gerade bei ZODIAC gelingt es Stephenson, dem Leser "nebenbei" viel Wissen beizubringen ohne dass es aufgesetzt wirkt. In Diamond Age reitet er meiner Meinung nach viel zu lange auf den Turing Maschinen herum. Das wesentliche wurde bereits gesagt, aber er findet kein Ende.
Der größte Kritikpunkt ist aber der Schluss. Auf den letzten Seiten habe ich überhaupt nicht mehr durchgeblickt, die Handlung überschlägt sich und alles geht wild durcheinander. Das Buch steht aber auf meiner Liste der Bücher, die ich noch einmal lesen möchte. Vielleicht war ich vor ein paar Jahren noch nicht "reif" genug.
Was ich Neal Stephenson aber hoch anrechne ist seine Fähigkeit, sich als Autor zu verändern und weiterzuentwickeln!
Sullivan
Bearbeitet von Sullivan, 27 April 2004 - 06:32.
#21
Geschrieben 27 April 2004 - 10:01
Ich glaub das hat mit Reife (eh m.E. ein Unbegriff) nichts zu tun. Es gibt unterschiedliche Geschmäcker.Im großen und ganzen hat mir Diamond Age gut gefallen, ich bin allerdings nicht so hingerissen wie molosovsky oder yippie.
    :
Der größte Kritikpunkt ist aber der Schluss. Auf den letzten Seiten habe ich überhaupt nicht mehr durchgeblickt, die Handlung überschlägt sich und alles geht wild durcheinander. Das Buch steht aber auf meiner Liste der Bücher, die ich noch einmal lesen möchte. Vielleicht war ich vor ein paar Jahren noch nicht "reif" genug.
    :
Das Verzwirbelte an DA mag ich z.B. sehr, obwohl ich zugebe dass der Text stärker hätte redigiert werden können, besonders am "endlosen" Ende. Aber vielleicht ist das ja ein Problem der Redaktion? Stephenson scheint jedenfalls jemand zu sein der keine Probleme hat, Text zu erzeugen. Vielleicht aber (so meinte ein SF-Guru-Freund von mir mal) hat sich nach Snow Crash kein Redakteur/Lektor mehr getraut ihm zu widersprechen? Anderswo in diesem Forum wurde ja auch schon mal angemerkt, dass Verlage immer mehr am Lektorat einsparen, d.h. der Autor muss nach und nach alles können - Ideen haben, Schreiben, Korrigieren, Redigieren. Wer weiß, evtl. gibt es in 10 Jahren erschwingliche "Buch-Drucker" bei Aldi zu kaufen, dann brauchen Verlage nur noch den Vertrieb zu übernehmen...?
Jedenfalls scheint mir dass Stephenson nicht der größte Redakteur seiner eigenen fiktiven Werke ist - aber ich finde er ist ein sehr talentierter Ideenschmied und Wortfabrikant. Besonders DA ist außerdem eine schon fast anthropologische Studie entfernter Kulturen/Denkweisen - ein roter Faden den er in seinen neueren (ähnlich wenig redigierten) Werken (von dem was man so über sie hört) anscheinend weiterführt.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 April 2004 - 10:20.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#22
Geschrieben 27 April 2004 - 11:38
#23
Geschrieben 27 April 2004 - 12:09
ich kreislaufkollapse seit gestern - wahrscheinlich zu lange in der Sonne. Deshalb nur knapp:
@ Ronni - Danke fürs checken wegen Auszügen †¦ grob ahnte ich was Du bestätigt hast.
@ rms67 - Bitteschön. Teekochen tut die Fibel allerdings nicht. Das hatte ich aber vergessen zu schildern: die Geschichten die Nell von der Fibel über die 20 Jahre erzählt werden, bilden (in sans-serfif statt in serif) eigene Kapitel, also ein Buch im Buch. Das ist geil. das ist toll. »The Diamond Age« ist (auch) ein wundervolles Buch über die Macht/Lebensnotwendigkeit von Geschichten.
@ Dave - Mir ging es wie Dir bei »Snow Crash«. Zuviel Äktschn am Anfang, hätte mich fast auch »Diamond Age« weglegen lassen. In der *Rezi* habe ich deshalb ganz unterschlagen, daß es neben den ganzen feinen Reflektionen und Dialogen in »Diamond Age« nicht gerade an guter Äktschn mangelt. Du schreibst Comicstrip und scheinst das negativ zuu meinen †¦ ich schätze dies als gute Qualität. Viel zu wenige deutsche Autoren lassen sich auf eine Auseinandersetzung mit Comic, Film, Populärmythen, PC-Spiele usw erst gar nicht ein. Kein Wunder, daß unsere Literatur zu Provinzveranstaltung verkommt.
Was Du zu (noch) fehlenden Rezis zu aktuellen Büchern schreibst habe ich mir bzgl. Miéville und seine Bas-Lag-Romane (»Perdido Street Station« und »The Scar«) auch schon gedacht. Zu »The Scar« habe ich eine ca. 50 Seiten-Zusammenfassung geschrieben und werde den Teufel tun, sie jetzt schon zu posten )ob hier, oder in meinem Blog), denn das Buch ist eben noch recht jung. Schade trotzdem, daß nur zu »Perdido†¦« nur ein bischen hier zu finden ist.
@ yiyippeeyippeeyay - Danke fürs Lob. Deinen Vergleich mit »Dune« kann ich nicht teilen. Herbert ist imho kein guter Schriftsteller (Erfolgsrezept-Ausreizer), fand lediglich Band eins ganz gut und finde den Lynch-Film besser (obwohl ich das Buch zuvor gelesen habe).
Deine beiden Anmerkungen zu Stephenson allgemein finde ich sinnig, stimme zu. Gerade jetzt in »Quicksilver« überrascht er mich mit seinem sprachlich-stilistischem EInfühlungsvermögen in die Zeit (ca. 1650 - 1715). Zuviel Technik/IT-Bla war für mich vor allem in der ersten Hälfte von »Diamond Age« nervend †¦ die Turing-Maschinen-Kiste hat mich nicht gestört, sondern (positiv) an Autoren wie Douglas R. Hofstaedter und Rudy Rucker erinnert. So würde Lem schreiben, wenn er kein durch-und-durch Pessimist wäre :-) (immer schön imho).
Wenn es einen SF-Kanon gäbe (nicht nach Beliebtheit, sondern so Literatur-Qualitäts-Fuzzi-Ansprüchen) dann ist »Diamond Age« ein Titel dafür. Auf jeden! - Gibson ist ein ganz schlechter Stilist, sogar auf Englisch.
Dicke Dinger und scheue Lektoren: Diese Entwicklung ist imho bis auf Stephen King und ähnliche Hervorbringer dicker Wälzer zurückzuführen (Tom Clancy). Vielleicht habe ich als Nicht-TV-Gucker und als Gegenpol auch Lyrikleser keine Probleme mit solchen Wälzern †¦ mit Stephensons »Baroque-Cycle« werden ja 3 x über 900 Seiten innerhalb eines Jahres erscheinen.
Nicht unwesentlich für diese Entwicklung dürften »The Stand« (gekürzt als erst recht ungekürzt) und »It« gewesen sein. Davor galt das Gesetzt, daß Genre- und U-Literatur lieber geteilt (Tolkien) wird oder schlanker bleiben sollte. Gegen Autoren, die nicht zu zügeln waren habe ich nur halb so wenig Groll, wie gegen Lektorate und Verlage, die ein dickes Buch zu zwei Bänden aufblähen. Bei »The Scar« zum Beispiel nur wegen dem behämmerten, dicken Papier.
@ Sullivan - Dir wollte ich sowieso mal ein Kompliment machen für Nickname und Avatar. - Der Schluß ist arg, sowas lese ich auch nur alle paar Jahre. Ich drück Dir die Daumen, daß es beim zweiten Angang des Berges ohne Unwetter klappt.
@ Jürgen, Dave - (Nochmal) Dank für Zeige wie ich das nächste mal besser texte. Vor allem den Tip, die Freundlichkeit zu haben, zuerst allgemein (für Nichtgelesenhabende) und dann gespoilt (für Gelesenhabende) zu besprechen, werde ich beherzigen.
Grüße vom taumelnden und großzügigen (gebe alles von mir heute)
molosovsky / alex
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#24
Geschrieben 27 April 2004 - 13:43
O je, und das sagst du mir, großem Herbert-Fan (der dir auch dessen Kurzgeschichten und als evtl. ersten Nicht-Dune-Roman The Dragon in the Sea empfiehlt)? O nein! Schnell, holt die Silberkugeln... :eevil::
Deinen Vergleich mit »Dune« kann ich nicht teilen. Herbert ist imho kein guter Schriftsteller (Erfolgsrezept-Ausreizer), fand lediglich Band eins ganz gut und finde den Lynch-Film besser (obwohl ich das Buch zuvor gelesen habe).
:
In meiner Meinung (kann mir Noch-immer-neu-Deutscher jemand mal die Abkürzung IMHO erläutern?) ist Herbert unangefochten einer der filosofischsten SF-Autoren (unter Neueren reicht ihm da m.E. nur Attanasio das Wasser, und das wesentlich unlesbarer). Und in jedem Roman/Romanserie ist die filosofische Aussage eine Andere. Für mich war die zentrale Aussage der Dune-Trilogie (denn die ersten 3 Bücher waren von ihm als eines konzipiert, und deshalb sollte man sie als Ganzes beurteilen): "Abandon certainty." (Ungefähre Übersetzung: "Vergiss die Sucht nach Sicherheit/Genauigkeit.")
Wo genau siehst du darin das Festhalten an (s)einem Erfolgsrezept? Wie lautet dieses?
Der Lynch-Film ist ein Objet d'Art / Actionfilm mit schönen Bildern (Ausnahme: extrem missgecasteter Kyle MacLachlan), hat aber m.E. mit dem Sinn der Trilogie sehr wenig zu tun.
Aber ich will hier keine Herbert-Diskussion, und werde auch keinen Herbert-Verteidigungs-Thread, starten. Evtl. bespreche ich mal die ein oder andere Kurzgeschichte von ihm im neuen KG-Forum. (Genauere Links zu Rezis von mir zur Dune-Trilogie gerne auf Anfrage über private EMail...)
Jedenfalls gute Besserung wg. der Kollapse...
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#25
Geschrieben 27 April 2004 - 14:18
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#26
Geschrieben 27 April 2004 - 14:35
Da kann (und darf) man vollkommen unterschiedlicher Meinung sein... was ich auch bin !Gibson ist ein ganz schlechter Stilist, sogar auf Englisch




Bearbeitet von Jürgen, 27 April 2004 - 14:41.
#27
Geschrieben 11 Oktober 2004 - 12:03
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#28
Geschrieben 12 Oktober 2004 - 07:33
#29
Geschrieben 12 Oktober 2004 - 09:05
Es gibt jetzt noch keinen Thread dazu, oder? Deshalb nur noch mal kurz hier: Natürlich sollten solche Threads so einladend wie möglich sein und vom literaturwissenschaftlichen Abriss bis zur kurzen Begeisterungs- oder Unmutsbekundung alles erlaubt sein. Nur bei reinen Postings wie "Fand ich auch gut", das gefällt mir persönlich nicht so, denn davon hat keiner was. Ob die Begründung einen Satz ausmacht oder mehrere Bildschirmseiten ist egal, hauptsache aber, sie ist da. So, jetzt noch kurz der Senf von mir: @Sullivan: Ja, ich habe Zodiac Anfang des Jahres gelesen, auch viel daraus gelernt und mich sehr gut unterhalten. Das Buch ist für mich auch ein schönes Beispiel dafür, was Stephenson meint, wenn er sagt, es sei keine SF, lese sich aber so. Dann muss ich noch Jürgen und Alex ein klein wenig widersprechen: Ich fand das "Cryptonomicon" im Gegensatz zu Jürgen grandios, ich habe selten so viele tolle Ideen in einem Roman gelesen und fand die Handlung packend und Alex muss ich insofern mit Vorbehalt widersprechen, dass ich bei Quicksilver auch ca. auf Seite 200 bin (US-HC), mich aber recht schwer tue, die Handlung packt mich einfach nicht so und ich finde das große Figurenarsenal etwas verwirrend. Da hilft mir auch diese Stephenson-Wikipedia nicht richtig weiter. Zu "Diamond Age": Ich fand, das es am Ende etwas zu sehr abdreht (mit dieser Mädchen-Armee), vorher aber so viele gute Ideen hatte, dass ich es sehr gerne gelesen habe. Es geschah teilweise über 100 Seiten keinerlei veräußerlichte Handlung, trotzdem habe ich das sehr gespannt gelesen, wie die kleine Nell von dem Buch großgezogen wurde.Dabei sollten wir darauf achten, dass wir möglichst wenig regulierend eingreifen und potentielle Schreiber abschrecken.
Bearbeitet von Oliver, 12 Oktober 2004 - 09:06.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
-
• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
-
• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
-
• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
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• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#30
Geschrieben 12 Oktober 2004 - 09:25
ne, ne ! Widersprechen geht nicht.Dann muss ich noch Jürgen und Alex ein klein wenig widersprechen


Bearbeitet von Jürgen, 12 Oktober 2004 - 09:29.
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