Das Darwin Virus
#1
Geschrieben 27 Oktober 2002 - 18:50
Das Darwin Virus
(Radio Darwin)
1999, dt. Ausgabe 2001
Spektrum Akademischer Verlag, HC
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zum Inhalt:
Der in Ungnade gefallene Palaeonthologe Mitch Rafelson hat sich zu einer zwielichtigen Bergtour in die österreichischen Alpen überreden lassen. Dort hat seine Führerin die Leichen zweier Höhlenmenschen entdeckt. Doch nicht nur die Neandertaler-Mumien harren in der Höhle ihrer Entdeckung: auch einen Säugling-Leichnam findet Mitch. Doch handelt es sich bei diesem eindeutig um eine andere Menschen-Spezies.
Die Molekularbiologin Kaye Lang ist in Georgien unterwegs, um dort mit Spezialisten für Bacteriophagen ein Vertrag für ihr Biotech-Unternehmen abzuschließen. Von UN-Truppen wird sie überraschend als Sachverständige zu einem Massengrab gebeten. Zu ihrem Erstaunen liegen dort ausschließlich ermordete Frauen begraben, die scheinbar aufgrund ihrer Schwangerschaft getötet wurden. Vor Ort trifft Kaye auch auf den Virus-Beauftragten der amerikanischen Gesundheitsbehörde, Christopher Dicken, der ihren Fragen auffällig ausweichend begenet.
Bald schon stellt sich heraus, dass ein geheimnisvolles Virus auf der ganzen Welt Fehlgeburten bei Schwangeren hervorruft. Die Herodes-Grippe, die das sogenannte SHEVA-Virus verursacht, befällt anscheinend nur Frauen.
Kaye, die lange an humanen endogenen Retroviren gearbeitet hat, wird als Expertin hinzugezogen und so kreuzen sich die Wege der drei Protagonisten, als ein Zusammenhang zwischen den Funden in Georgien, Österreich und den jüngsten Ereignissen nicht mehr von der Hand zu weisen ist.
Während in den USA langsam aber Sicher eine Hysterie ausbricht, droht doch eine ganze Generation verloren zu gehen, feilt Kaye an einem Verdacht: was wenn die endogenen Retroviren keine Krankheit auslösen, sondern ein Schrittmacher der menschlichen Evolution sind?
Mit DAS DARWIN VIRUS verlässt Greg Bear das klassische SF-Genre und widmet sich dem wissenschaftlichen Thriller. Seine jüngste Veröffentlichung VITALS bestätigt diesen Trend, und Kritiker argwöhnen bereits, Bear versuche sich auf diesem Feld (erfolgreich) neben Preston und Child zu etablieren (siehe DAS SCIENCE FICTION JAHR 2002, S. 742).
Zwar startet Bears Roman recht vielversprechend und verspricht ein hohes Maß an Spannung und intelligenter Unterhaltung, doch wird die Handlung zunehmend zähflüssiger und verliert deutlich an Tempo. Zu tiefe Einblicke gewährt Bear in behördliche und offiziele Verfahren, wie der geheimnisvollen Seuche beizukommen sei. Das mag der Realität entsprechen, liest sich aber zeitweise eher wie eine Dokumentation, denn ein Thriller.
Bear kann diese Knackpunkte jedoch weitestgehend durch seine beeindruckenden Kenntnisse der Materie kaschieren, die mindestens auf Biologie-Vordiplom-Niveau einzustufen sind. Und so liegt die Spannung des Romans dann auch weniger in der eigentlichen Handlung, als in der Frage, nach Natur und Ursprung des aggresiven und geheimnisvollen Retrovirus.
Über das Ende kann man glücklich oder nicht sein, zumindest befriedigt es das Interesse des Lesers an dem SHEVA-Virus halbwegs. Zudem gelingt es Bear im letzten Drittel der doch etwas statischen Handlung eine interessante persönliche Komponente hinzuzufügen, die den Roman sehr auflockert.
Bear legt sehr großen Wert auf Authentizität. Offensichtlich ist das seine oberste Prämisse, und er folgt diesem Anliegen mit kontinuierlicher Beharrlichkeit. Aber genau aus diesem Grund fragt sich der deutsche Leser, wieso DAS DARWIN VIRUS (abgesehen von den einleitenden Handlungssträngen im Ausland) so provinziell, ausschließlich auf die USA ausgelegt ist. So widmet Bear dem Aufkommen und der Bekämpfung des SHEVA-Virus in Europa und Asien lediglich einen kleinen verschämten Satz. Als würde in diesen Teilen der Welt keine molekularbiologische Forschung betrieben [!], oder als sei die USA in ihren Entscheidungen auf ein globales Problem völlig isoliert.
Und so lege ich DAS DARWIN VIRUS mit gemischten Gefühlen beiseite. Was Spannung und Unterhaltung angeht, wird Bear noch einiges zu verbessern haben, um mit Preston und Child gleichzuziehen. Hingegen setzt seine wissenschaftliche Recherche und sein Vermögen darum eine Story zu basteln immernoch Maßstäbe.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#2
Geschrieben 28 Oktober 2002 - 19:27
#4
Geschrieben 03 Januar 2003 - 15:36
#5
Geschrieben 03 Januar 2003 - 17:08
(Georg Christoph Lichtenberg)
#6
Geschrieben 03 Januar 2003 - 17:49
#7
Geschrieben 23 Juli 2004 - 12:38
Inhalt siehe oben bei Holger.Zwar startet Bears Roman recht vielversprechend und verspricht ein hohes Maß an Spannung und intelligenter Unterhaltung, doch wird die Handlung zunehmend zähflüssiger und verliert deutlich an Tempo. Zu tiefe Einblicke gewährt Bear in behördliche und offiziele Verfahren, wie der geheimnisvollen Seuche beizukommen sei. Das mag der Realität entsprechen, liest sich aber zeitweise eher wie eine Dokumentation, denn ein Thriller.
Greg Bear, Das Darwin Virus (Darwin†™s Radio), Nebula 2000
(solide Unterhaltung)
Ich stimme hauptsächlich zu. Mir scheint es ein Strukturproblem zu sein. Das Buch hat 3 Teile und etwa deckungsgleich lassen sich 3 Fäden ausmachen.
Im ersten Teil geht es zackig los wie in einem Bio-Thriller, doch was nach einer Epidemie aussieht - der Leser ahnt es schnell - ist die gute alte Evolution, die in Schüben stattfindet, hier durch einen Retrovirus angeschoben: nicht neu, aber erstmal ganz fein. Hier steht der (detaillierte) Wissenschaftsteil im Vordergrund und gefällt. Mir fällt natürlich gleich Dark Benediction von Walter M. Miller, jr. ein oder der eine oder andere Spiegel-Artikel, die alle zum Inhalt haben, dass das, was anfangs problematische Schwäche schien, uns erst zum †šbesseren†™ Menschen machte.
Im zweiten Teil dann verlagert sich ein deutlich langsamerer Blick auf die Reaktionen der amerikanischen Politik und der Biotech-Industrie, auf deren panische Gegenmaßnahmen, sowie ein bisschen auf die aufkommende gesellschaftliche Desorientierung. Hier lässt uns Bear zudem an seiner Grassroots-Seite teilhaben: ziviler Ungehorsam wird in ideenreichen Varianten angeteast, aber alles immer noch schön im Rahmen, und mehrfach wird die These rezitiert, dass der Katalysator der neuen Entwicklung eventuell im Stress unserer Zeit zu suchen sei. Von den sehr gut entwickelten Charakteren des ersten Teils konzentriert es sich nun auf 3 Leute und die anderen, wie Mark Augustine, verkümmern. Damit hätten Letztere theoretisch weniger Raum und Seiten gebraucht, als sie gekriegt haben. Mir persönlich hat dieser polit-ökonomische Teil dennoch gefallen, denn er fühlte sich an wie im wirklichen Leben und war nie langweilig.
Im Schlussteil dann, gibt es eine ausgewalzte Nahaufnahme einer ungewöhnlichen Familie/Schwangerschaft. Dieser wird imho verwässert: die ewige Unentschiedenheit von Christopher Dicken nervt, der Thread mit dem weisen Beistand seitens der indianischen Urbevölkerung im Augenblick der Bedrohung ist überflüssig, der Thread mit der neuen Religiösität: much too much. Tja und das Baby? Der Leser weiß natürlich, dass es leben wird.
Ich habe das deutliche Gefühl, dass ein das ganze Buch durchziehendes Anliegen der Versuch ist, zu zeigen, dass Männer nützlich und wichtig sind bei solchen Dingen wie Reproduktion, Evolution, Aufzucht, indem neu erfundene biologische Komponenten betont werden (der Virus wird vom Mann übertragen, die neue Art der Kommunikation involviert den Vater gleichermaßen). Das gelingt aber nicht gut, denn blöderweise fällt die Ausgestaltung dieser neuen „Hard Facts“ unter den Tisch, obwohl sonst recht ausführlich naturwissenschaftlich gequakt wird. Gegen das Anliegen selbst ist erstmal nichts einzuwenden. Für mich ist es allerdings unnötig, denn ich glaube ja auch an die Durchschlagkraft von soften Fakten und brauche keine Validierung von Nützlichkeit/Wichtigkeit durch mehr Hard Facts.
Also: gemischte Gefühle, ja. Keine Mind-Expansion, keine neuen Blickwinkel, aber immer interessant geschrieben und gut zu lesen. Bear scheint mir ein ordentlicher Schriftsteller zu sein, der ordentlich recherchiert, ordentlich schreibt und ordentlich geheiratet hat (die Tochter von Poul Anderson). Irgendwann, ohne Hast, werde ich noch mal ein Buch von ihm lesen. Ich tendiere zu BLOODMUSIC (was ich schon mal angefangen hatte und mir dann leider abhanden gekommen ist) oder zu MOVING MARS, oder sehe ich das falsch?
#8
Geschrieben 23 Juli 2004 - 13:28
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#9
Geschrieben 23 Juli 2004 - 13:50
#10
Geschrieben 23 Juli 2004 - 17:00
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#11
Geschrieben 23 Juli 2004 - 17:52
Wenn ich es richtig sehe (ich habe das Buch ja nur angelesen), ist das "Originelle" an Darwin Virus, dass Menschen Evolutionssprünge machen können und zwar von Mutter gleich auf Kind - und das dies nicht erstmals (wegen Mutantentum aus externen Gründen), sondern schon öfter geschah. Diese (ganz natürliche) Sprünge sollten die menschliche Evolution erklären, was am Beispiel Homo Neanderthalensis und Homo Sapiens Sapiens schon nur geographisch und zeitlich völliger Schwachsinn ist (und auch sonst völlig im Widerspruch zu jeder Evolutionstheorie steht). Übrigens, so weit ich es im Gedächtnis habe, ist "Genotype" älter als die Publikation vom "Darvin Radio".was ich in "Genotype" verwurstet habe: Weltweite Seuche, endogene/generative Retroviren und daraus entstehende neue Subspezies des Menschen. Hoffentlich hängt mir nicht demnächst jemand Plagiatsvorwürfe an ...
#12
Geschrieben 23 Juli 2004 - 20:21
Das ist dann eigentlich ein guter Grund für einen kleinen Egotrip meinerseits: Gleiche Idee, bessere Umsetzung. Zwar habe ich auch eine Veränderung innerhalb einer Generation, aber beruht auf bereits vorher verändertem, rezessiv weitergegebenem Erbgut. Es braucht schon entsprechende Kombination der Elter oder einen mutagenen Auslöser, damit das Ganze phänotypisch wird - daher auch "Genotype".Wenn ich es richtig sehe (ich habe das Buch ja nur angelesen), ist das "Originelle" an Darwin Virus, dass Menschen Evolutionssprünge machen können und zwar von Mutter gleich auf Kind - und das dies nicht erstmals (wegen Mutantentum aus externen Gründen), sondern schon öfter geschah.
Ich bin in diesem Thema auch nicht sonderlich firm, aber soweit ich weiß, ist ein Vorläufer des Homo Sapiens Sapiens der Cro-Magnon-Mensch, der parallel (!) zum Neanderthaler lebte und der Neanderthaler somit kein Vorläufer - weder durch Evolutionssprung noch durch gleichmäßige Entwicklung. Aber wie auch immer, Bear hat wieder mal sehr einseitig recherchiert und sich nicht mit Ruhm bekleckert.Diese (ganz natürliche) Sprünge sollten die menschliche Evolution erklären, was am Beispiel Homo Neanderthalensis und Homo Sapiens Sapiens schon nur geographisch und zeitlich völliger Schwachsinn ist (und auch sonst völlig im Widerspruch zu jeder Evolutionstheorie steht).
Leider nein. "Radio Darwin" stammt laut Holger aus dem Jahre 1999, das Konzept zu "Genotype" läßt sich frühestens 2001 ansetzen.Übrigens, so weit ich es im Gedächtnis habe, ist "Genotype" älter als die Publikation vom "Darvin Radio".
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#13
Geschrieben 24 Juli 2004 - 00:35
Nein, das stimmt nicht so ganz. "Cro-Magnon" ist die Bezeichnung für jene Homo Sapiens Sapiens (also normale Menschen wie du und ich), die erstmals in Europa lebten; wir reden von der Zeitepoche zwischen 40'000 bis 15'000 Jahren in der Vergangenheit. Homo Sapiens Sapiens selbst gibt es seit 120'000 Jahren*.ein Vorläufer des Homo Sapiens Sapiens (ist) der Cro-Magnon-Mensch
Das ist richtig. Neanderthaler sind nicht unsere Vorfahren, sondern nur unsere "Cousins". Die ersten Neanderthaler entstanden vor etwa 230'000 Jahren*; ihre letzten Spuren sind 27'500 Jahre alt. * Es gibt auch ein paar ältere Datierungen, je nachdem, ob man Vortypen zu den Spezien hinzuzählt. Die obenstehenden Zahlen empfinde ich als die genauesten.der parallel (!) zum Neanderthaler lebte und der Neanderthaler somit kein Vorläufer - weder durch Evolutionssprung noch durch gleichmäßige Entwicklung
#14
Geschrieben 24 Juli 2004 - 09:53
Ja, genauso könnte man es nennen. Mich persönlich stört das nicht, das fällt unter künstlerische Freiheit, meine ich. Aber ich kann mir lebhaft vorstellen, dass da einige genervt sind. Und andere (: "Bear - best Hard SF author today!") übersehen das wohl geflissentlich und gerne.Daß Bear häufig mit Wissen recht unterschiedlicher Güteklassen arbeitet (Fundiertes existiert friedlich neben selbst für informierte Laien als Unfug Erkennbarem und dem entsprechend Peinlichem ...), ist nichts Neues.
#15
Geschrieben 24 Juli 2004 - 11:44
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich es mal kurz schamlos ausnutze, daß Du Dich als Kenner geoutet hast ... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png ---> Geht leich off-topic! Mich beschäftigt die Frage nach dem Unterschied zwischen dem Homo Sapiens und dem Homo Sapiens Sapiens. Bisher dachte ich, letzterer wäre der "moderne vernunftbegabte Mensch" (wie's halt im Lexikon steht) gegenüber dem "archaischen vernunftbegabten Menschen", aber offenbar habe ich das "modern" bisher immer total falsch aufgefaßt. In welchem Zeitraum und/oder welcher Region vollzieht sich die Entwicklung vom archaischen zum modernen vernunftbegabten Menschen und wo liegen die konkreten Unterschiede?"Cro-Magnon" ist die Bezeichnung für jene Homo Sapiens Sapiens (also normale Menschen wie du und ich), die erstmals in Europa lebten; wir reden von der Zeitepoche zwischen 40'000 bis 15'000 Jahren in der Vergangenheit. Homo Sapiens Sapiens selbst gibt es seit 120'000 Jahren*.
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(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#16
Geschrieben 24 Juli 2004 - 17:13
Die wissenschaftlichen Bezeichnungen sind oft verwirrend. Ich sehe es wie folgt:
Um den Finger auf dem Punkt zu legen, bedeutet die erste Bezeichnung die Gattung, die zweite besagt die Spezies (oder Art) und eine mögliche dritte ist die Unterart.
Das erste Wort ist die Gattung.
Homo heisst "Mensch".
Es gab verschiedene Menschen, z.B. Homo Erectus.
Das zweite Wort ist die Spezies.
Sapiens heisst "weise".
Eine gewisse Spezies wird also als "Mensch Weise" oder "der weise Mensch" gekennzeichnet.
Es kann auch ein drittes Wort geben. Dieses dritte Wort bezeichnet eine Unterspezies.
Früher (und auch fälschlicherweise oft heute noch) nannte man die Neanderthaler "Homo Sapiens Neanderthalensis".
Man ging davon aus, dass es zwei Unterarten der Homo Sapiens gab, nämlich wir und die Neanderthaler. Irgendwann hat man dann entdeckt (und auch bewiesen), dass es sich um zwei unterschiedliche Spezies handelt. Es gibt gar keine Unterart. Deswegen heissen die Neanderthaler korrekt "Homo Neanderthalensis".
Eigentlich sollte deswegen bei unserem wissenschaftlichen Namen dieses zweite "Sapiens" wegfallen, also wir sollten nur "Homo Sapiens" heissen. Doch dies hat sich aus Gewohnheitsgründen (und weil wissenschaftliche Mühlen langsam mahlen) noch nicht überall durchgesetzt.
Archaisch ist ein schönes Wort für "ursprünglich". In der Evolutionsstufe jeder Menschenart gab es einen ursprünglichen Typ: Wesen (wir reden hier von tausenden von Jahren), die noch ausgeprägte Merkmale des früheren Typs besassen. So gibt es beispielsweise den archaischen Homo Heidelbergensis, eine frühe Form von Homo Heidelbergensis, mit einem etwas primitiverem Gebiss.
Du siehst, "archaisch" ist nicht nur auf uns (Homo Sapiens) oder auf den Neanderthalern bezogen. Was es schon gar nicht gab, war der "Urmensch", aus dem plötzlich der "moderne" Mensch entstand.
Wenn ich deine letzte Frage frei uminterpretiere, fragst du eigentlich "was ist ein Mensch, seit wann gibt es den Mensch?".
Du hast sicher schon mal von "Lucy" gehört.
Sie tönt wie ein sehr menschliches Wesen: ein direkter Vorfahre der Mensch, eine Frau, mit einem Namen, und es gibt Zeichnungen, Plastiken und Computeranimationen, in welcher sie recht haarfrei und mit menschlichen Zügen gezeigt wird.
Dies ist ein etwas verzeichnetes Bild. Sie war eine Australopithecus Afarensis. Fällt dir etwas auf? Das Wort "Homo" fehlt. Sie war kein Mensch. Sie war nur eine Hominide.
Diese Tiere lebten von 3.9. bis 3. Mio Jahre, also fast eine Million Jahre. Wir reden von der Region Ostafrika.
Der erste Mensch war Homo Habilis. Weshalb ist dieses Wesen ein Mensch? Welch sind die Unterschiede zwischen Lucy und Mister Habilis?
Mister Habilis wurde vor 2.4 Mio Jahre geboren. (Auffallend ist die Zeitlücke zur Aferensis - es gibt hier eine Missing Link). Er sah körperlich (Skelettbau) recht anders aus als Lucy, och, sagen wir mal weniger äffisch. Wahrscheinlich war er viel weniger behaart als sie. Es gibt Anweisungen, dass Habilis fähig zur Sprache war.
Der grösste Unterschied ist jedoch das Gehirn. Lucy's hatte nicht viel mehr graue Zellen als ein heutiger Schimpanse; Mister H. besass dagegen ein Gehirn, dass etwa um die Hälfte grösser war. (Die genauen Zahlen kann ich jetzt nicht sagen, es fliegen da recht unterschiedliche Ziffern herum, bei Gelegenheit werde ich da mal nachforschen.)
Und oh ja, da ist noch der Name. "Habilis" heisst "geschickt", auf englisch "handy". Er trägt diesen Namen, weil er der erste Mensch war, der bewusst Werkzeuge herstellte und benutzte - ein Beweis der Menschheit, einer der Unterscheidungskriterien zum Tier.
#17
Geschrieben 24 Juli 2004 - 18:53
#18
Geschrieben 24 Juli 2004 - 21:02
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#19
Geschrieben 04 Mai 2005 - 14:04
Nach der Ramschkiste muss man noch etwas Ausschau halten, aber das Taschenbuch ist mittlerweile bei Heyne erhältlich. Diese Thematik interessiert mich nun wirklich sehr, und ich lese mich auch entlang allerlei (Populär)wissenschaftlichem, aber rund achtzig Prozent dieses Buches haben mich maßlos gelangweilt. Das wirft mal wieder die Frage auf, ob Bücher teilweise künstlich aufgebläht werden. Man hätte daraus ein schönes Buch aus 200 Seiten feinster Thematik machen können. Eigentlich hätte dies für ein Buch beliebigen Umfanges ausreichen können - sollte man denken. Ich habe mich schon vor einiger Zeit einmal im Netz umgetan, und zwar zum Thema Greg Bear und der Thriller. Ein Wort ist mir dabei hängen geblieben: Desaster. Vielleicht etwas überzogen. Was †šStimmen†™ von ihm angeht, so muss ich sagen, dass es so ziemlich der schlechteste Thriller gewesen ist, den ich je gelesen habe. Er versucht dort einen strickt linearen Stil (mein Designer-Handy treibt mich in den Wahnsinn) im Stile eines Stephen King und geht damit nach allen Regeln der Kunst baden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von †šJäger†™ sehr begeistert war, ein sehr vielschichtiges, nachdenkliches, dynamisches und spannendes Buch, mit mehr als einem Showdown. Dennoch würde ich mir wünschen, der Autor könne sich wieder der SF zuwenden. Zurück zum †šDarwin Virus†™. Die Grundidee ist wohl jenes, was man als sprunghafte Evolution bezeichnet, wobei man sich anscheinend nicht wirklich einig ist, ob so etwas bereits einmal im Laufe der vergangenen Jahrmillionen geschehen ist. Wie dem auch sei, eines ist zumindest gewiss: wir sind nicht das Ende der Fahnenstange. Ich mag den Gedanken, den zum Beispiel Ken Wilber beschreibt, wenn er von der Loslösung von der Innen- und Außenwelt spricht. Dieses †šUniversale†™ ist eine faszinierende Vorstellung, auch wenn es ziemlich esoterisch anmutet. Interessant, dass es nicht unähnlich dem Empfinden von Säuglingen ist. Wenn man dann an die Szene aus Kubricks †š2001†™ denkt, in der sich die Weltkugel und ein Embryo überschneiden, bekommt diese eine ganz eigene, kraftvolle Bedeutung.Oha ... Ich überlege jetzt, ob ich das Buch auf meiner Anschaffungsliste in die Sektion "Taschenbuch, wenn möglich Ramschkiste" verlege.
Bearbeitet von Dave, 04 Mai 2005 - 14:05.
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