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Alastair Reynolds - Unendlichkeit


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9 Antworten in diesem Thema

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#1 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 11 Januar 2002 - 00:23

Der Archäologe und Staatsmann Sylveste beschäftigt sich intensiv mit dem Verschwinden der Amarantin-Kultur auf der erdfernen Koloniewelt Resurgam. Bei einem kosmischen Ereignis wurde die fremde Kultur, die gerade im Begriff war den Schritt ins Raumfahrt-Zeitalter zu machen vernichtet. Zufall ?Ein Staats-Streich verurteilt ihn jedoch zunächst zur bangen Untätigkeit und lässt das archäologische Interesse der Handlung vorerst zur Fussnote werden. Aber Sylveste ist noch für andere Gruppen von großem Interesse: auf dem Planeten Yellowstone wird die Berufskillerin Khouri von der mysteriösen Mademoiselle, einer Hermetikerin, angeheuert, Sylveste zu beseitigen. Auch die Mannschaft des Lichtschiffes "Sehnsucht nach Unendlichkeit", will den Wissenschaftler für ihre Zwecke einspannen, denn eine schreckliche Seuche, die die Implantate von Mensch-Maschinen-Chimären zerstört, bedroht das Leben des Kapitäns. Khouri lässt sich als Waffenoffizier auf der "Unendlichkeit" mit dem Ziel anwerben, nach Resurgam zu gelangen, und dort ihren Auftrag zu erfüllen. Doch an Bord trifft sie auf "Sonnendieb", einen mysteriöser Virus, der den Waffenleitstand des Schiffs infiltriert hat. Und genau diese seltsame Entität scheint auch eng mit dem Verschwinden der Amarantin verknüpft zu sein. Reynolds Stärken liegen in der Detailtreue seiner Beschreibungen. Ob es sich nun um Neural-Implantate, Lichtschiffe, Persönlichkeits-Simulationen oder Städtebau dreht, man bekommt über den Verlauf des Romans häppchenweise ein faszinierend differenziertes Bild vermittelt. Und so kommt der interessierte Leser nicht umhin, das Buch hin und wieder abzusetzen und die Ideen des Autors weiterzuspinnen. Gewiss sind diese nicht durchweg revolutionären Novitäten. So findet man immer wieder Ansätze und Motive, deren sich auch schon andere bedienten (Greg Egan, Dan Simmons oder Stanislaw Lem etwa), aber das Arrangement ist fesselend.Spaß macht zunächst auch Reynolds Spiel mit der relativistischen Zeitverschiebung. Die verschiedenen Handlungsebenen, die zunächst zu unterschiedlichen Zeiten ablaufen, werden geschickt durch die Reise nahe der Lichtgeschwindigkeit zusammengeführt. Doch wird dieser harmonische Verlauf zeitweise von dem Eindruck gestört, Reynolds Erzählung könnte sich ziellos verlaufen. Und gegen Ende bewahrheitet sich diese Sorge tatsächlich zu Teilen. So ist das Finale viel zu langatmig und der Leser hat am eigentlich Höhepunkt der Geschichte, bei der Offenlegung der doch etwas unnötig komplizierten Sachverhalte bereits den Großteil seines Interesses eingebüßt. Schade.Die Charaktere sind eigentlich recht gut ausgearbeitet, jedoch findet man unter den Protagonisten zunächst keinen Fixpunkt. Dieses Manko relativiert sich allerdings mit fortschreitender Handlung, wenn Khouris Rolle an Bedeutung gewinnt und Sylveste eine Ehefrau zur Seite gestellt wird. Jedoch fragt man sich beim Lesen, ob Reynolds die anfänglich klaren Präferenzen der Akteure nachträglich nicht ein wenig strapaziert, um seine Story zurecht zu biegen.Reynolds erstes Werk gefällt wegen seiner originellen Ideen und seines düsteren Flairs, jedoch hätte er sich in Bezug auf die Handlung kürzer und konkreter halten müssen. Zu Verworren präsentiert er eine Geschichte, die so raffiniert nun auch wieder nicht ist.
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(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 06 Januar 2003 - 19:27

Nachdem ich diesen Backstein mit dem Titel "Unendlichkeit" in meinem Lieblingsbüchergeschäft so einsam rumliegen sah,  ihn von seinem Leid erlöste und kaufte, lag er erst einmal in meinem Bücherstapel rum. Da ich ja meistens zwei, drei Bücher gleichzeitig lese, dauerte es auch, bis ich diesen Roman wieder in die Hand nahm.Nach relativ kurzem "Einlesen" war auch schnell klar, das dieser Roman nicht als Zweit- oder Drittlesestoff zu gebrauchen war....dieser Roman erforderte meine ganze Aufmerksamkeit !!!...und das war auch gut so.Das ich diesen Autor nicht kannte war nicht weiter verwunderlich. Schliesslich ist "Unendlichkeit" sein Erstlingswerk.UND WAS FÜR EINS !!!Es passiert nicht oft, das ich ganze Seiten eines Romans noch einmal lese.... nicht, weil ich die Passage nicht verstanden hätte, sondern um das Flair einer beschriebenen Szene nochmals zu erhaschen.Reynolds greift das Thema Space Opera auf um es in ein zeitgemässes Gewand aus Nanotechnik, Cyberspace und Kybernetic zu kleiden.Er schreibt durchgehend spannend und durchaus originell; seine Wortwahl ist ausdrucksstark und sorgt für eine Spannung, die über 750 Seiten an keiner Stelle unterbrochen wird.Die Beschreibung der Handlungsorte ist beeindruckend und das Gefühl, beim Lesen ebenfalls "vor Ort" zu sein, ist sehr intensiv. Genau dieses Gefühl macht meiner Meinung nach einen guten Roman aus; nicht nur lesen, sondern die Geschichte "erleben".Allein die Darstellung der Stadt Resurgam, deren neueren Gebäude mit Nanotechnik entstanden sind und durch einen Softwarevirus die bizarrsten Formen annehmen ist fantastisch (im wahrsten Sinne des Wortes) und die Beschreibung des kilometerlangen Lichtschiffs (das wissentschaftlich korrekt nur sehr nah an die Lichtgeschwindigkeit heran- und ohne Warp oder ähnlichem auskommt) ist düster und geheimnisvoll.Reynolds hat da schon sehr tief in die technologische Trickkiste gegriffen.... und krönt seine Handlungsorte mit einer durchgängig spannenden Story.Was sich nach dem Studium des Klappentextes als archäologischer Fremdwelten-Roman vorstellt entpuppt sich im Laufe der Geschichte als eine hochkarätige Space-Opera mit echten Hard-SF Elementen. Ein wahres Meisterstück gelingt Reynolds mit der Beschreibung der Akteure im Roman.... eigentlich ist dieser Satz falsch!!! Er beschreibt die Figuren nicht, sondern lässt sie sich während der Geschichte entwickeln. Dadurch vermeidet der Autor, dem Leser einen Helden oder Antihelden vorzusetzen.... es bleibt einfach dem Leser überlassen, an wen er seine Sympathien vergibt. Genial einfach, einfach genial.Auch die Erzählweise muss an dieser Stelle hervorgehoben werden. Reynolds beginnt die Geschichte in zwei unterschiedlichen Zeitabschnitten, die er behutsam und informativ im Laufe des Romans zusammenfügt. Er hätte es auch gar nicht anders schreiben können, da nur so der Zusammenhang der einzelnen Figuren deutlich wird. Allein dieser Storyaufbau ist schon bemerkenswert.In letzter Zeit fiel mir immer wieder auf, das gekonnt geschriebene Geschichten mit einem fürchterlichen Ende oder absurdem Finale abschlossen. Nicht in diesem Roman. Reynolds bringt die Geschichte zu einem fulminanten und schlüssigem Ende, das sowohl überraschend, als auch spannend ist.Mit diesem Buch hat sich Alastair Reynolds in die absolute Spitze der SF geschrieben und zumindest für mich gehört es zu den 10 besten SF-Büchern, die 2002 den Weg in mein Regal gefunden haben.Deshalb kann ich diesen Roman uneingeschränkt empfehlen und die fünf Sterne sind meiner Meinung nach mehr als gerechtfertigt.Holger erzählte mir heute, dass ein zweiter Band bzw. eine Fortsetzung des Romans in der Pipeline sei.Das ist mir zwar unerklärlich, da ich die Story selbst als abgeschlossen betrachte.... aber die Protagonisten und die Handlungsorte noch einmal zu erleben.... das hätte schon was.Harren wir den Dingen, die da kommen.der Count
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#3 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 06 Januar 2003 - 20:57

Nanu, ich hätte schwören können, dass ich meinen Senf auch schon abgegeben hätte.Ich schließe mich meinem Vorredner an. Es gibt Bücher, die setzen sich hartnäckig im Hinterkopf fest, so auch UNENDLICHKEIT.Ich bin damals schon bei den Ausgrabungsarbeiten auf der ersten Seite in Verzückung geraten. Die Frage ist, was macht er anders als die anderen?Das Finale geriet mir eine Spur zu esoterisch, der eigentliche Höhepunkt war für mich mehr die Stelle, in der sich eine Region des Alls als eine Einflussquelle des Bewusstseins herausstellte.Überhaupt gibt es eine Fülle von originellen und spannenden Szenen in dem Buch zu bewundern. Ich erinnere da an die Stelle, in der ein scheinbar tödlich verlaufender Sturz in einem Lift dadurch vereitelt wird, dass man  schlicht per Tastatur am Arm das ganze Schiff günstig beschleunigt.Außer Dan Simmons fällt mir niemand ein, der Actionszenen dermaßen gekonnt umsetzen kann. Trotz der spannenden Handlung fällt das Buch aber sicherlich unter Hard-SF. Prädikat wertvoll.Es wurde ja in ziemlich große Höhen gejubelt, nicht zuletzt deswegen hat es wohl einige Dämpfer einstecken müssen. Ich habe eine ganze reihe kritische Stimmen vernommen.Auf jeden Fall jede Menge Vorfreude auf das zweite Buch...

#4 Skydiver

Skydiver

    Schwebonaut

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Geschrieben 31 August 2003 - 11:08

Hallo,gibt es denn schon Meinungen zum zweiten Buch ? :) Habe gesucht aber leider nichts gefunden :huh:

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  • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker

#5 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 31 August 2003 - 14:56

Huhu Skydiver und herzlich willkommen im Forum.

In der Tat gab es einen regen Meinungsaustausch zu CHASM CITY. Das Buch wurde im "Lesezirkel" gemeinsam besprochen (und zerpflückt). UNENDLICHKEIT wurde dann ebenfalls eine weitere Runde gewidmet.

Aber wie Du vielleicht schon mitbekommen hast, ist das Board Anfang August abgeschmiert und hat die Beiträge von März bis August mit ins Datennirvana genommen.
:)

Ich kann nur wiedergeben, dass der Großteil der Leserschaft dem Buch recht kritisch gegenüberstand. Es wurden gar Stimmen laut, die CHASM CITY als nachgeschobenen Kassenschlageranwärter entlarven wollten.
Vielleicht äußern sich ja noch ein paar der "Lesezirkler" hier (?).

Ich fand CHASM CITY insgesamt etwas aufregender und spannender als UNENDLICHKEIT. Besonders der Hausmann-Plot um die Raumschiffflotte war sehr gelungen. Auch mit den Charakteren konnte ich mehr anfangen.

Das der Titel mehr in Richtung Thriller ging und weniger eine waschechte Space Opera war, kam mir sehr gelegen.

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#6 Skydiver

Skydiver

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Geschrieben 31 August 2003 - 18:42

Viele kritische Stimmen ? Schade eigendlich !Mir haben beide Bücher bestens gefallen. Sicherlich keine leichte Kost aber ich hoffe auf weitere Bücher mit Schwerpunkt auf die Raumfahrt, Ultras und exotische Außerirdische. Hart zu verdauen ist die Kälte in den Beziehungen der handelnden Personen und Kulturen. Alles konzentriert sich auf die Suche nach persönlichen Vorteilen.PS Danke für den freundlichen Willkommensgruss :)

Bearbeitet von Skydiver, 31 August 2003 - 18:45.

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#7 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 01 September 2003 - 21:48

ich war von CHASM CITY nicht so begeistert

diverse szenen waren spitze (zB erinnere ich mich, dass allen die fahrstuhl-szene hervorragend gefallen hat) - die sky hausman story war auch nicht schlecht

aber reynolds hat entwürfe, shortstories und was weiss ich zu einem 2. roman verschmolzen - buhh

die gechichte hätte auch auf der hälfte der seiten platz gehabt - doch hab ich das jetzt verdaut und werde UNENDLICHKEIT nachlesen

es interessiert mich doch
da sich die meinungen, welches von beiden besser ist teilten
joe :)

Bearbeitet von Joe Chip, 01 September 2003 - 21:49.

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#8 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 02 September 2003 - 18:03

UNENDLICHKEIT war ein gutes Buch, allerdings ist der Stil von Alastair Reynolds gewöhnungsbedürftig. Am meisten haben mich die schnellen, drehbuchartigen Handlungswechsel genervt! Die Personen sind auch nicht so seine Stärke... Dafür waren die Ideen wirklich sehr gut und alleine der Name "Sehnsucht nach Unendlichkeit" für ein Raumschiff verdient Anerkennung. :) Um CHASM CITY habe ich nach den vielen negativen Eindrücken einen Bogen gemacht. Wenn ich mich recht entsinne gab es eine ziemlich lange Leerlaufphase in diesem Buch?!Sullivan

#9 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 15 September 2003 - 11:14

Chasm City ist nicht unbedingt ein schlechtes Buch... das muss man auch einmal klarstellen. Es war wohl mehr die Enttäuschung darüber (zumindest bei mir), dass es nicht die Extraklasse von Unendlichkeit hatte. Der Stil und die Story in Unendlichkeit hatten etwas düsteres und geheimnisvolles, die Story von Chasm City war doch eher zusammengeflickt.Im direkten Vergleich ist Chasm City klar unterlegen... Wenn ich aber an andere Lesezirkel-Bücher denke wie z. B. Eater von Gregory Benford (Mannomann...da hatte kaum einer was zu sagen, weil der Schinken dermassen mittelmässig war, dass das schreiben von ein paar zeilen im Forum schon zur Qual ausartete); dagegen ist Chasm City gar nicht sooooo schlecht....nen schönen GrussJürgen
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#10 MrMiagi

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Geschrieben 16 September 2003 - 16:54

Alastair Reynolds hat übrigens inzwischen auch schon einen Nachfolger zu Unendlichkeit und Chasm City geschrieben: Redemption Ark. Ich hatte dazu auch hier schon einen Artikel geschrieben, aber ich fürchte, der ist mit ins ewige Daten-Nirvana entfleucht. Redemption Ark ist eine Art Fortsetzung von Unendlichkeit und Chasm City - viele Personen aus den ersten beiden Büchern tauchen wieder auf. Thema des Buches: die Menscheheit trifft zum ersten mal auf die Gefahr, die auch schon andere intelligente Wesen in der Milchstrasse ausgelöscht hat. Ach ja: Redemption Ark gibts bisher erst auf Englisch - kommt (wenn ich mich recht erinnere) erst nächstes jahr auf Deutsch raus. und dann gibt es noch ein Buch von Reynolds mit zwei Novellen aus dem "Unendlichkeit"-Universum: "Diamond Dogs/Turquise Days". Das lese ich gerade und werde berichten, wenn ich fertig bin. Das Buch gibt es übrigens wohl auch erst auf Englisch und da habe ich es auch nur als Hardcover bekomen. (Wie bekloppt muss man eigentlich sein? Kann ich nicht warten?...)MrMiagi


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