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Autoren für SF-Anthologie gesucht


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93 Antworten in diesem Thema

#31 Lomax

Lomax

    Illuminaut

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 12:21

P.S.: Noch eine Ergänzung zum Geschäftsüblichen jenseits der gesetzlichen Mindestanforderungen: De Facto habe ich bisher bei allen professionellen Verlagen auch für Anthologien und Zeitschriften, in denen ich vertreten war, immer nur komplette Belegexemplare bekommen, und zwar spätestens auf Nachfrage sogar immer die vollen 5 Stück. Auch wenn das bei Zeitschriften mitunter chronisch lange dauert und man da wirklich oft nachfragen muss. :) Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich inzwischen genug davon habe und ein Platzproblem :unsure: Bei Anthologien und Zeitschriften würde ich inzwischen nicht mehr auf 5 Exemplaren bestehen, aber eines sehen möchte man dann doch. Und die von Uwe verlinkten Ausführungen auf der Wunderwald-Seite sind in der Tat dummdreist.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#32 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

    Verleger-O-Naut

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 13:01

...
Als allgemeine Richtlinie für die Vergütung dürfte vor Gericht das geschäftlich Übliche angenommen werden - sprich, selbst der kleinste Kleinverlag läuft Gefahr, bei einer Auseinandersetzung an den Konditionen der Großen gemessen zu werden, und da sind Pauschalhonorare in zumindest dreistelliger Höhe durchaus üblich. Und der entscheidende Punkt ist: Selbst wenn ein Gericht die besonderen Verhältnisse kleiner Veröffentlichungen anerkennt, wird ein jeder Kleinverleger, sobald ein Autor irgendwelche Ansprüche geltend macht, auf jeden Fall verlieren, wenn er nicht zumindest eine pro-Forma-Gegenleistung erbracht hat - eben weil Rechteübertragungen ohne Gegenleistung pauschal sittenwidrig sind. Und allein schon das Kostenrisiko eines automatisch verlorenen Prozesses dürfte in der Regel höher ausfallen als alles, was sonst im Fandom an realen "Gegenleistungen" anfällt.

Wenn ich diese Diskussion so mitverfolge (Das ist jetzt kein Angriff auf dich Lomax, deine Ausführungen sind in der Sache völlig korrekt!), dann bleibt mir als Kleinstverleger eigentlich nur noch die Möglichkeit, den Verlag einzustellen und das Gewerbe umgehend abzumelden. Ihr habt mir mit dieser Diskussion mehr als gründlich die Lust genommen, weiterhin Kurzgeschichtenbände oder Romane von unbekannten Autoren oder nur dem Fandom bekannten Autoren zu verlegen. Sowohl Anthologien als auch Debütromane dieser Autoren tragen sich häufig nicht. Ich hab es bisher gemacht, aus dem selben Grund, warum es Michael Haitel und andere Kleinverleger machen. Wir haben Spaß an der Sache. Klar, bei mir gibt es Belegexemplare und auch Honorar für die Romane. Nicht viel, wegen der niedrigen Auflagen, aber immerhin. Wenn ich - stellvertretend für viele Kleinverleger - aufgrund von Diskussionen wie dieser oder in diversen Autorenforen befürchten muss, auch noch den einen oder andern Rechsstreit durchstehen zu müssen, kann ich eigentlich nur noch nur sagen: Verlegt euch doch selber - es gibt ja BOD. Dann könnt ihr euch euere 5 Belegexemplare selbst überreichen.

Wie gesagt, mir ist die Lust am Büchermachen gründlich vergangen.
Für mich gibt es 3 Alterntiven, über die ich ernsthaft nachdenken werde:
1) Verlag einstellen. Wieder mal ein Kleinverlag, der aufgibt. Was soll's, da kommen schon bald andere, die es wieder versuchen.
2) Nur noch bekannte Autoren bringen, die sich passabel verkaufen, weil sie einen Namen haben; bei entsprechenden Verkaufszahlen kann ich alle gesetzlichen Vorschriften problemlos einhalten.
3) Reprints oder hochwertige Lizenzausgaben. Da habe ich mit den Rechteabteilungen anderer Verlage zu tun, nicht mit Autoren und alles ist vertraglich geregelt.

Interessant finde ich die Diskussion allemal, ich muss die ganze Sache aber einmal in aller Ruhe überdenken.
Man wird sehen.

#33 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 13:10

Ich denke, um die Wogen der Diskussion einmal zu glätten, dass wir die Kirche schon im Dorf lassen können, indem wir zumindest mal festhalten, dass ein vollständiges Belegexemplar schlicht zum guten Ton gehören sollte und dass jeder Autor, der auf diese absolute Minimalforderung verzichtet, sich in jedem Falle unter Wert verkauft. In jedem Falle. Und jeder Verlag, der sich um dieses Minimum drückt, ob nun mit faulen Ausreden oder nicht, ist unseriös. Davon meilenweit entfernt, lieber Ernst, sind Verlage wie der Deine oder Atlantis oder weitere Kleinverlage, die zum einen Belegexemplare verschicken, zum anderen entweder ein Festhonorar zahlen oder eine Tantieme oder sogar einen nicht rückzahlbaren Vorschuss auf eine Tantieme. Damit ist die Rechteübertragung vergütet, und das je nach verkaufter Auflage mal mehr oder mal weniger. Mehr kann man nicht verlangen.

Bearbeitet von Diboo, 26 Februar 2010 - 13:11.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#34 Vincent Voss

Vincent Voss

    Typonaut

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 13:28

So würde ich es auch lesen. Das Alter der Gesetze schlägt sich in der Sprache nieder. §33 Zufälliger Untergang des Werkes. Ich denke Sonderabzüge war seinerzeit ein feststehender Begriff, mir sagt er nichts.

#35 Gallagher

Gallagher

    TI 29501

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 13:37

"Sonderabzüge" klingt irgendwie nach Steuerrecht... Ansonsten hat es Dirk sehr schön auf den Punkt gebracht.
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#36 Pharo

Pharo

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 14:07

Also, im Vertrag des Wunderweltverlags steht, dass der Autor die Wahl hat: Entweder erhält er ein Freiexemplar oder er verzichtet darauf und kann in einer folgenden Anthologie des Verlags eine Geschichte veröffentlichen inkl. Redaktion und Lektoratsarbeit durch den Verlag. Zusätzlich hat der Verlag drei Gewinnergeschichten "prämiert", die in den Genuss beider Vorteile kommen: nämlich ein Freiexemplar und die Veröffentlichung in einer weiteren Anthologie.

Bearbeitet von Pharo, 26 Februar 2010 - 14:07.

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#37 Jakob

Jakob

    Temponaut

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 14:20

Was mir daran tatsächlich rätselhaft erscheint ist, warum der Verlag sich überhaupt um die Belegexemplare drücken will, die doch mit verhältnismäßig geringen Kosten verbunden sind. Und die Argumentation auf der Website ist tatsächlich absurd: Natürlich "bringt" das Belegexemplar nichts für den Verkauf, denn der Autor wird mit Sicherheit sowieso mindestens ein Buch abkaufen und es rumzeigen, der Mundpropaganda-Faktor ist also sowieso gegeben. Nur gehört es eben zum guten Ton, gerade im Kleinverlag, der den Autor nicht oder kaum vergüten kann: Es ist ein Zeichen der Anerkennung, ihm das Werk, an dem er beteiligt war, auch dankend in materieller Form zukommen zu lassen. Faktisch mag es sogar stimmen, dass das Lektorat für viele Autoren letztlich die "wertvollere" Leistung ist. So, wie der Verlag es ausdrückt, klingt das allerdings schon sehr von oben herab: etwa wie "Seien sie froh, dass wir sie drucken, noch dazu können Sie dabei etwas lernen!" Ein Verlag ist aber kein Fernkurs für angehende Storyautoren (zumindest in meinen Augen). Der Verlag sollte das veröffentlichen, was er für hochwertig (oder verkäuflich) hält und den Autor dann auch als jemanden behandeln, der die entsprechende Qualität (in vielen Fällen zum Nullpreis) liefert und dafür Anerkennung verdient. Das ist für mich überhaupt keine Frage der Rechtslage, sondern einfach eine des guten Tons. Übrigens habe ich mich bei AC, nova, wurdack, phantastisch und eloy auch bisher immer so behandelt gefühlt, wie ich das erwarte, und schätze das sehr.

Bearbeitet von Jakob, 26 Februar 2010 - 14:21.

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"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#38 Frederic Brake

Frederic Brake

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 14:46

Halten wir also einmal fest, dass die Praxis des Verlages zumindest vom rechtlichen Standpunkt aus i.O. ist (der Paragraph, den Gallagher zitiert, ist unter Ziffer 3 eine Kann-, keine Mussvorschrift), im geschäftsüblichen Gebaren aber hinterfragenswert zu sein scheint. Die Befürchtung, die ich nun habe ist, dass eher die Integrität der Autoren (unter Wert verkaufen war hier das Stichwort) schaden könnte als die Seriosität des Verlages beweist oder widerlegt. Ich persönlich a) freue mich, es in die Anthologie geschafft zu haben und :unsure: denke dennoch, der Verlag ist seriös, da er dem Autor das Wahlrecht läßt. Da ich zugegebenermaßen keinerlei Ahnung vom Verlagswesen habe, werde ich die Verlegerin einmal bitten, sich doch zu äußern. Ich denke, dadurch läßt sich a) ein etwaiges Mißverständnis bzgl. Belegexemplare ausräumen :) und sicherlich für Anfänger etwas mehr Entscheidungshilfe schaffen. Nochmal: Ich halte das Projekt für gut, die Art der Entscheidungsfreiheit durchaus für tragbar und hoffe trotz allem, die Anthologie hat Erfolg. :) Edit: Ich bin sicherlich ebenso wie Ihr auf die Antwort des Verlages gespannt. Zumal ich mich hier recht weit aus dem Fenster gelehnt habe. 2 Dinge möchte ich nämlich nicht: Als veröffentlichungsgeil gelten und meine Integrität ankratzen.

Bearbeitet von Frederic Brake, 26 Februar 2010 - 15:02.

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#39 Diboo

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 15:01

Nochmal: Ich halte das Projekt für gut, die Art der Entscheidungsfreiheit durchaus für tragbar und hoffe trotz allem, die Anthologie hat Erfolg. :unsure:


Nur für's Protokoll: hier geht es nicht darum, Dir oder den anderen Autoren der Antho eins aufs Brot zu schmieren. Wenn Du Dich freust, dann mach das bitte weiter und lass Dich von uns Miesepetern nicht beirren.
Es ist nur so, dass für viele von uns, die wir mit den Unwägbarkeiten des "Ich will was von mir veröffentlicht sehen!" gestählt sind, aus eigenen wie aus Erfahrungen anderer, natürlich manchmal auch ein gewisser Zynismus entstanden ist, der wiederum Misstrauen auslöst. Gegen diesen Zynismus hilft uns nur ein gewisser Verhaltenskodex, dem wir uns entweder selbst unterwerfen oder den wir von anderen, in diesem Falle von Verlagen, erwarten.

Oder, einfacher ausgedrückt: Nein, ich erwarte nicht, dass meine Bücher jemals auf Bestsellerlisten erscheinen werden oder dass ich Tausende und Abertausende von Euros scheffeln werde. Aber ich möchte gerne Texte veröffentlichen, ohne meine Selbstachtung dabei auf's Spiel setzen zu müssen, und dafür setzt man dann Kriterien.

Die setzt aber natürlich jeder anders, gesetzliche Regeln hin oder her. No sweat.

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#40 Lomax

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 15:28

Davon meilenweit entfernt, lieber Ernst, sind Verlage wie der Deine oder Atlantis oder weitere Kleinverlage, die zum einen Belegexemplare verschicken, zum anderen entweder ein Festhonorar zahlen oder eine Tantieme oder sogar einen nicht rückzahlbaren Vorschuss auf eine Tantieme. Damit ist die Rechteübertragung vergütet, und das je nach verkaufter Auflage mal mehr oder mal weniger. Mehr kann man nicht verlangen.

Ich denke mal, Ernst, Dirk hat das Wesentliche dazu gesagt. Du musst dir nicht jeden Schuh anziehen, der nicht passt :)
In der Regel ist das Verhältnis in fannischen Kleinstverlagen ja von einer gewissen Duldsamkeit geprägt und keiner hat Interesse daran, seinem Verleger das Leben schwer zu machen und die Geschäftsabläufe kompliziert zu gestalten. Ich denke nur, man sollte darauf hinweisen, dass dieses Verhältnis nicht so einseitig ist, wie manche neue Verleger in einem Anflug von Größenwahn offenbar glauben, und das die eingespielten und allgemein akzeptierten Gepflogenheiten in dem Marktsegment durchaus auch der eigenen Absicherung dienen. Ich habe schon genug entsprechende Projekte gesehen, bei denen es außer einem Belegexemplar gar nichts gab, nicht mal einen Vertrag - und letztendlich beschwert sich darüber keiner und auch kein Außenstehender findet das unseriös. Da kann mal also die Kirche durchaus im Dorf lassen, aber bitte auch nicht unter fadenscheinigen Begründungen versuchen, die Standards nach unten zu korrigieren.

Wie gesagt, in den 90ern hab ich ja auch so meine Projekte herausgegeben, ohne Internet und PoD war da auch noch alles ein bisschen aufwendiger als heute - trotzdem lief alles problemlos ohne größere Skandale ab. Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum ein Kleinstverleger aufhören sollte, wenn er nur inhaltlich hinter seiner Arbeit stehen kann und solange die Zusammenarbeit mit den Autoren schlichtweg von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.

Also, im Vertrag des Wunderweltverlags steht, dass der Autor die Wahl hat: Entweder erhält er ein Freiexemplar oder er verzichtet darauf und kann in einer folgenden Anthologie des Verlags eine Geschichte veröffentlichen inkl. Redaktion und Lektoratsarbeit durch den Verlag.

Wenn das so ist, wundert mich ehrlich gesagt die vehemente Verteidigungsschrift der Verlegerin auf der Homepage und das, was ich von anderer Seite schon zu dem Verlag gehört habe - denn tatsächlich ist mir erst heute bewusst geworden, dass es derselbe Verlag ist, über den ich in den letzten Monaten schön öfter entsprechende Klagen gehört habe. Leider hab ich ein schlechtes Namensgedächtnis, habe mich darüber aufgeregt, dass jetzt schon wieder ein neuer Kleinverleger diese Masche versucht und hätte vermutlich nichts dazu gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass es immer ein und derselbe Verlag ist. Denn, offen gesagt: Der Verlag hat seinen Ruf in dieser Hinsicht innerhalb der Szene schon gründlich ruiniert, und dazu ist anderswo schon so viel geschrieben worden, dass es der Mühe eigentlich nicht mehr wert ist. Ich hatte ihn allerdings der Fantasyszene zugeordnet und ihn daher erst nicht wiedererkannt, als er jetzt im SF-Kontext auftauchte ...
Aber, wenn der angebebene Passus im Vertrag steht, ist die Angelegenheit ein trauriges Beispiel dafür, wie eine Verlegerin mit verbohrter Rhetorik ihr Projekt selbst an die Wand fahren kann. Ich denke mal, hätte sie in der Öffentlichkeit einfach verkündet: "Jeder kriegt Belegexemplare, aber wer will, darf stattdessen auch für eine Folgeveröffentlichung optieren", dann hätte sich darüber auch keiner aufgeregt :unsure: Und der Vertrag ließe sich ja durchaus dementsprechend auslegen.
Der Ärger entzündet sich ja wohl in erster Linie an der vehementen öffentlichen Ablehnung von Belegexemplaren - und da ist die Diskussion hier auf dem Board nur die Spitze eines Eisbergs.

Halten wir also einmal fest, dass die Praxis des Verlages zumindest vom rechtlichen Standpunkt aus i.O. ist (der Paragraph, den Gallagher zitiert, ist unter Ziffer 3 eine Kann-, keine Mussvorschrift) ...

Ähm, nein - das hast du wohl falsch interpretiert. Das "kann" in dem Passus bezieht sich nicht darauf, dass der Verleger bei Sammelwerken auf die Freiexemplare verzichten kann. Es bezieht sich nur darauf, dass er diese Freiexemplare nicht unbedingt in Form von 5 vollständigen Exemplaren liefern muss sondern auch auszugsweise vornehmen kann.
Liefern muss er auf jeden Fall, notfalls eben die die entsprechenden Seitenabzüge in 5facher Ausführung. Wovon in der Regel keiner der Betroffenen einen Vorteil hat, weil das bei den üblichen Anthologien für den Verleger kein Geld und schon gar keine Zeit sparen würde.
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#41 Frederic Brake

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 15:40

Ich denke mal, Ernst, Dirk hat das Wesentliche dazu gesagt. Du musst dir nicht jeden Schuh anziehen, der nicht passt :)
In der Regel ist das Verhältnis in fannischen Kleinstverlagen ja von einer gewissen Duldsamkeit geprägt und keiner hat Interesse daran, seinem Verleger das Leben schwer zu machen und die Geschäftsabläufe kompliziert zu gestalten. Ich denke nur, man sollte darauf hinweisen, dass dieses Verhältnis nicht so einseitig ist, wie manche neue Verleger in einem Anflug von Größenwahn offenbar glauben, und das die eingespielten und allgemein akzeptierten Gepflogenheiten in dem Marktsegment durchaus auch der eigenen Absicherung dienen. Ich habe schon genug entsprechende Projekte gesehen, bei denen es außer einem Belegexemplar gar nichts gab, nicht mal einen Vertrag - und letztendlich beschwert sich darüber keiner und auch kein Außenstehender findet das unseriös. Da kann mal also die Kirche durchaus im Dorf lassen, aber bitte auch nicht unter fadenscheinigen Begründungen versuchen, die Standards nach unten zu korrigieren.

Wie gesagt, in den 90ern hab ich ja auch so meine Projekte herausgegeben, ohne Internet und PoD war da auch noch alles ein bisschen aufwendiger als heute - trotzdem lief alles problemlos ohne größere Skandale ab. Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum ein Kleinstverleger aufhören sollte, wenn er nur inhaltlich hinter seiner Arbeit stehen kann und solange die Zusammenarbeit mit den Autoren schlichtweg von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.
Wenn das so ist, wundert mich ehrlich gesagt die vehemente Verteidigungsschrift der Verlegerin auf der Homepage und das, was ich von anderer Seite schon zu dem Verlag gehört habe - denn tatsächlich ist mir erst heute bewusst geworden, dass es derselbe Verlag ist, über den ich in den letzten Monaten schön öfter entsprechende Klagen gehört habe. Leider hab ich ein schlechtes Namensgedächtnis, habe mich darüber aufgeregt, dass jetzt schon wieder ein neuer Kleinverleger diese Masche versucht und hätte vermutlich nichts dazu gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass es immer ein und derselbe Verlag ist. Denn, offen gesagt: Der Verlag hat seinen Ruf in dieser Hinsicht innerhalb der Szene schon gründlich ruiniert, und dazu ist anderswo schon so viel geschrieben worden, dass es der Mühe eigentlich nicht mehr wert ist. Ich hatte ihn allerdings der Fantasyszene zugeordnet und ihn daher erst nicht wiedererkannt, als er jetzt im SF-Kontext auftauchte ...
Aber, wenn der angebebene Passus im Vertrag steht, ist die Angelegenheit ein trauriges Beispiel dafür, wie eine Verlegerin mit verbohrter Rhetorik ihr Projekt selbst an die Wand fahren kann. Ich denke mal, hätte sie in der Öffentlichkeit einfach verkündet: "Jeder kriegt Belegexemplare, aber wer will, darf stattdessen auch für eine Folgeveröffentlichung optieren", dann hätte sich darüber auch keiner aufgeregt :unsure: Und der Vertrag ließe sich ja durchaus dementsprechend auslegen.
Der Ärger entzündet sich ja wohl in erster Linie an der vehementen öffentlichen Ablehnung von Belegexemplaren - und da ist die Diskussion hier auf dem Board nur die Spitze eines Eisbergs.
Ähm, nein - das hast du wohl falsch interpretiert. Das "kann" in dem Passus bezieht sich nicht darauf, dass der Verleger bei Sammelwerken auf die Freiexemplare verzichten kann. Es bezieht sich nur darauf, dass er diese Freiexemplare nicht unbedingt in Form von 5 vollständigen Exemplaren liefern muss sondern auch auszugsweise vornehmen kann.
Liefern muss er auf jeden Fall, notfalls eben die die entsprechenden Seitenabzüge in 5facher Ausführung. Wovon in der Regel keiner der Betroffenen einen Vorteil hat, weil das bei den üblichen Anthologien für den Verleger kein Geld und schon gar keine Zeit sparen würde.


Ah, okay, du hast recht. Ich hatte das zuerst auf die Gesamtausgabe bezogen. Danke für die Korrektur.
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#42 Frederic Brake

Frederic Brake

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 15:43

@Dirk: Drum habe ich die Tante Edit druntergesetzt. :unsure: Wenn sich wirklich herauskristallisieren sollte, dass der Verlag ... diskussionswürdig ist, dann wäre das in der Tat unschön und ich würde mir die zweite Veröffentlichung start überlegen. Aber warten wir mal das Wort der Verlegerin ab. Hier nochmal das Edit: Edit: Ich bin sicherlich ebenso wie Ihr auf die Antwort des Verlages gespannt. Zumal ich mich hier recht weit aus dem Fenster gelehnt habe. 2 Dinge möchte ich nämlich nicht: Als veröffentlichungsgeil gelten und meine Integrität ankratzen.
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#43 † Christian Weis

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 15:54

Zusätzlich hat der Verlag drei Gewinnergeschichten "prämiert", die in den Genuss beider Vorteile kommen: nämlich ein Freiexemplar und die Veröffentlichung in einer weiteren Anthologie.

Wenn außerhalb eines Storywettbewerbs von "Gewinnergeschichten" gesprochen wird, hat das für mich einen seltsamen Beigeschmack - es klingt, als ob ein Autor froh sein müsste, dass seine Geschichte (nach dem Casting) abgedruckt wird. Froh darf und soll er natürlich sein, logo, aber doch nicht über die Gnade, dass seine Geschichte veröffentlicht wird, sondern darüber, dass seine Geschichte für so lesenswert gehalten wird, dass sie in die Anthologie aufgenommen wurde. Die "Belohnung" in Form einer weiteren Veröffentlichung ist hoffentlich nicht so gemeint, dass irgendwas abgedruckt wird, egal was, sondern dass man den Autor für so talentiert hält, dass man ihm weitere gute und lesenswerte Geschichten zutraut.

Ich denke mal, Ernst, Dirk hat das Wesentliche dazu gesagt. Du musst dir nicht jeden Schuh anziehen, der nicht passt :unsure:

Ich denke, Ernsts Befürchtung geht in eine andere Richtung: Genauso, wie es AutorInnen gibt, die mit völligem Unverständnis reagieren, wenn ihre Geschichte, die Opa/Oma/Onkel/Tante doch so toll fanden, als nicht veröffentlichungswürdig abgelehnt wird, gibt es vielleicht welche, die in einem Anflug von grenzenloser Selbstüberschätzung plötzlich vor Gericht ziehen und für ihre Story, deren Abdrucksrecht sie zunächst bereitwillig für ein Belegexemplar abgetreten haben, ein Spitzenhonorar einfordern, weil ihre Story ja nur knapp am Literaturnobelpreis vorbeigeschrammt ist.

Ich hoffe, Ernst, du hast diesbezüglich noch keine schlechten Erfahrungen und anderseits mit Autoren so viele gute Erfahrungen gemacht, dass dich die von dir angekündigten Überlegungen nicht dazu führen, die Reißleine zu ziehen.

Bearbeitet von ChristianW, 26 Februar 2010 - 15:56.


#44 Jakob

Jakob

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 16:07

Die Ängste von Ernst kann ich natürlich irgendwie verstehen, obwohl ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass irgendein Autor in der Beziehung Probleme bei Wurdack machen würde. Das wäre schon ziemlich mies, denn die Verlagsarbeit ist in dem Fall ja gewissenhaft und vor allem transparent. Wenn man sich wirklich absichern will, muss man wahrscheinlich immer Verträge aufsetzen und hin- und herschicken, in denen alles haarklein geregelt ist. Ich hoffe aber, dass es so weit nicht kommt. Übrigens: ich habe zwar juristisch null Ahnung, aber es würde mich irgendwie wundern, wenn schon die unentgeltliche Gewährung von Nutzungsrechten für eine einzige Publikation (und genau darum handelt es sich bei den meisten Kleinverlags-Storyveröffentlichungen ja) als sittenwidrig gilt. Es wird doch sicher eine juristsch belastbare Form für eine Abmachung im Sinne von: "Ich erlaube euch unentgeltlich, meine Story in diesem Band abzudrucken, alle Rechte zur weiteren Nutzung und Publikation verbleiben bei mir als Autor" geben?

Bearbeitet von Jakob, 26 Februar 2010 - 16:08.

"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#45 Frederic Brake

Frederic Brake

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 17:42

Wenn ich diese Diskussion so mitverfolge (Das ist jetzt kein Angriff auf dich Lomax, deine Ausführungen sind in der Sache völlig korrekt!), dann bleibt mir als Kleinstverleger eigentlich nur noch die Möglichkeit, den Verlag einzustellen und das Gewerbe umgehend abzumelden. Ihr habt mir mit dieser Diskussion mehr als gründlich die Lust genommen, weiterhin Kurzgeschichtenbände oder Romane von unbekannten Autoren oder nur dem Fandom bekannten Autoren zu verlegen. Sowohl Anthologien als auch Debütromane dieser Autoren tragen sich häufig nicht. Ich hab es bisher gemacht, aus dem selben Grund, warum es Michael Haitel und andere Kleinverleger machen. Wir haben Spaß an der Sache. Klar, bei mir gibt es Belegexemplare und auch Honorar für die Romane. Nicht viel, wegen der niedrigen Auflagen, aber immerhin. Wenn ich - stellvertretend für viele Kleinverleger - aufgrund von Diskussionen wie dieser oder in diversen Autorenforen befürchten muss, auch noch den einen oder andern Rechsstreit durchstehen zu müssen, kann ich eigentlich nur noch nur sagen: Verlegt euch doch selber - es gibt ja BOD. Dann könnt ihr euch euere 5 Belegexemplare selbst überreichen.

Wie gesagt, mir ist die Lust am Büchermachen gründlich vergangen.
Für mich gibt es 3 Alterntiven, über die ich ernsthaft nachdenken werde:
1) Verlag einstellen. Wieder mal ein Kleinverlag, der aufgibt. Was soll's, da kommen schon bald andere, die es wieder versuchen.
2) Nur noch bekannte Autoren bringen, die sich passabel verkaufen, weil sie einen Namen haben; bei entsprechenden Verkaufszahlen kann ich alle gesetzlichen Vorschriften problemlos einhalten.
3) Reprints oder hochwertige Lizenzausgaben. Da habe ich mit den Rechteabteilungen anderer Verlage zu tun, nicht mit Autoren und alles ist vertraglich geregelt.

Interessant finde ich die Diskussion allemal, ich muss die ganze Sache aber einmal in aller Ruhe überdenken.
Man wird sehen.


Ich denke, wir haben hier zwei divergirende Problemkreise. Zum einen geht es um Belegexemplare. Ich denke, die Antwort des Verlages wird eine ähnliche Argumentation wie die obige sein. Die Argumentation ist für mich persönlich sehr nachvollziehbar. Wie ich schon gesagt habe, Belegexemplare sind toll, wenn man sie bekommt. Aber ich poche nicht darauf. Auch darf man nicht vergessen, das gerade Kleinverlage a) die Chance für unbekannte Autoren und :unsure: das Salz in der Suppe der Mainstream-Verlage sind. Sie haben den Mut, auch am Massengeschmack vorbei Geschichten zu veröffentlichen, wofür ich Respekt zolle.
Der zweite Problemkreis ist, dass -nach Meinung vieler hier in der Diskussion- das Verhalten des speziellen Verlages, um den es geht, fragwürdig ist. Mir fehlt die Erfahrung, das wirklich beurteilen zu können. Mittlerweile bin ich nämlich ziemlich verunsichert, nicht nur wegen dieses, sondern wegen fast jeden Kleinverlages. Ich will einfach nicht gezwungen sein, mir vor jeder Einreichung erst einmal zig Stunden im I-Net um die Ohren hauen, bevor ich einschicke.
Zumal das gegenüber den (geschätzten 98%) seriösen Kleinverlagen extrem unfair wäre. Nicht, weil ich so von meinen Geschichten überzeugt bin, sondern im Allgemeinen.

Ich persönlich fände es sehr schade, wenn die hiesige Diskussion z.B. Ernst bewegen würde, sein Verlagswesen dranzugeben. Mittlerweile bereue ich ernsthaft die Diskussion mitgetragen zu haben, wenn sie solche Früchte trägt.
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#46 Ernst Wurdack

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 17:45

Ich denke, Ernsts Befürchtung geht in eine andere Richtung:... gibt es vielleicht welche, die in einem Anflug von grenzenloser Selbstüberschätzung plötzlich vor Gericht ziehen und für ihre Story, deren Abdrucksrecht sie zunächst bereitwillig für ein Belegexemplar abgetreten haben, ein Spitzenhonorar einfordern, weil ihre Story ja nur knapp am Literaturnobelpreis vorbeigeschrammt ist.

Das kommt nah ran. Wenn man verfolgt, was in diversen Autoreforen in den letzten Monaten über diese und ähnliche Thematiken diskutiert wurde, dann muss man sich als Verleger mehr als einmal überlegen, ob man noch Anthologien herausgibt. Seltsamerweise glauben viele, mein Verlag wäre einer der größeren und somit würden sich auch Anthologien deutlich besser verkaufen als bei anderen Verlagen. Das mag jetzt für Mark Brandis gelten oder für Simon Clark, aber hey, der Busche ist genau wie NvM ein Bestsellerautor.
Und entsprechend ist die Erwartungshaltung bzw. die Enttäuschung bei manchen Anfänger- oder Teilzeitautoren (ich möchte das bitte nicht abwertend verstanden wissen!). Die Gefahr, als Verleger von Anthologien mit den vielen Möchtegerne-Verlegern und schwarzen Schafen in einen Topf geworfen zu werden, wächst ständig.
Unsere SF-Redaktion hat ja bereits vor längerer Zeit entschieden, keine Ausschreibungen mehr für Anthologien zu machen, Armin und Heidrun klopfen bei den Autoren an, die ihnen aufgefallen sind, und wenn die Autoren gerade passende Beiträge haben, dann ist es gut, wenn nicht, auch. Dafür hat es wiederholt heftige Kritik seitens macher Autoren gegeben, weil wir irgendwelche Leute bevorzugen würden. Tun wir aber nicht.
Dass Anthologien einen zunehmend schlechten Ruf haben, liegt teils an der Veröffentlichungsgeilheit (ich glaube, ich zitiere hier Diboo) mancher(!) Autoren, die sich darüber freuen, dass man beinahe problemlos jeden noch so großen Mist in irgendeiner Anthologie unterbringen kann, und teils an manchen Verlegern, die diese Tatsache ausnutzen, diesen Mist abdrucken, und glauben, sie könnten damit prima Geld verdienen.
Können sie aber nicht!
Warum?
Weil sich inzwischen so etwas wie eine Karawane von Kurzgeschichtenschreibern entwickelt hat, die von neuen Verlagen zu noch neueren Verlagen zieht, ihr Zeug da ablädt, wissend, dass der Verleger unerfahren ist und sich von all den tollen Veröffentlichungen blenden lässt, die sie schon vorzuweisen haben. Die Karawane nimmt einen Packen Belegexemplare mit, will aber keine Autorenexemplare zusätzlich haben. Ist ja auch ok aus meiner Sicht. Und weil sich das unter diesen Verlegern langsam rumspricht, gibt man eben keine Belegexemplare mehr raus. Somit schreckt man die Karawane ab und übrig bleiben die ganz neuen, frischen Autoren, von denen man nun hofft, sie würden kräftig ordern. Aber auch die wollen in der Regel nicht so, wie sich das jene Verleger vorgestellt haben. Normalerweise brauchen nur Autoren, die mehr oder weniger regelmäßig Lesungen abhalten, zusätzliche Autorenexemplare. Und - man mag es nicht glauben - das sind in den allermeisten Fällen recht erfahrene Autoren, die ihre angestammten Verlage haben. Denn Kleinverlage und Nicht-Profiautoren können nur gemeinsam etwas erreichen. Das wissen diese Autoren und das wissen ihre angestammten Kleinverlage, die es geschafft haben, sich mehrere Jahre über Wasser zu halten.
Wenn man einer ist wie ich, der gute Kurzgeschichten wirklich schätzt, dann könnte man schier verzweifeln, wenn man sich diese fatale Entwicklung im Anthologiebereich ansieht. Ich kann den Autoren nur raten: Schaut euch genau an, was ihr bei wem veröffentlicht. Denn wenn ich bei einer Manuskripteinsendung die beigefügte Veröffentlichungsliste lese und entdecke gehäuft Namen ganz bestimmter Verlage, dann könnte es sein, dass es Klick macht. Und nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Verleger- und Herausgeberkollegen.
Nicht alles, was Autor schreibt, muss auch ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. So sehe ich das.
Und wenn viele Autoren ebenso denken würden, dann bräuchte man über hellgraue, dunkelgraue und schwarze Schafe in der Verlagsslandschaft nicht viele Worte verlieren.

So, und nachdem ich mir meinen Frust aus Verlegersicht von der Seele geschrieben habe, denke ich jetzt über die Programmgestaltung für die nächsten Jahre nach. Die SF-Redaktionskonferenz steht an, sobald Heidrun aus dem Urlaub zurück ist.

#47 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:07

Mittlerweile bin ich nämlich ziemlich verunsichert, nicht nur wegen dieses, sondern wegen fast jeden Kleinverlages. Ich will einfach nicht gezwungen sein, mir vor jeder Einreichung erst einmal zig Stunden im I-Net um die Ohren hauen, bevor ich einschicke.

Wenn du SF und Verwandtes schreibst, wäre da Nova, Exodus, Xun, CT, das Corona-Magazin, Phase-X, Terracom, fantasyguide, phantastisch! oder Earth rocks zu nennen. Da kannst du dann auch sicher sein, dass deine Texte von vielen Leuten gelesen werden, die an SF interessiert sind.
Verlage, die neben vielen anderen Kraut und Rüben Anthologien auch "mal schnell" eine SF-Anthologie verlegen, würde ich mir an deiner Stelle sehr genau anschauen!
Und vergiss nicht, dich bei kurzgeschichten.de umzuschauen. Uwe wird dich mit offenen Armen empfangen.
:unsure:

Bearbeitet von Ernst Wurdack, 26 Februar 2010 - 18:08.


#48 Pharo

Pharo

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:16

Verlage, die neben vielen anderen Kraut und Rüben Anthologien auch "mal schnell" eine SF-Anthologie verlegen, würde ich mir an deiner Stelle sehr genau anschauen!
:)


Schade, dein Beitrag über die Karawane der Kurzgeschichtenschreiber war echt aufschlussreich, Ernst. Diesen Zusatz hier empfinde ich allerdings als extrem ärgerlich. :unsure: Danke auch - im Namen der beteiligten Autoren, des Herausgebers und der Verlegerin.
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#49 Lomax

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:25

ich habe zwar juristisch null Ahnung, aber es würde mich irgendwie wundern, wenn schon die unentgeltliche Gewährung von Nutzungsrechten für eine einzige Publikation (und genau darum handelt es sich bei den meisten Kleinverlags-Storyveröffentlichungen ja) als sittenwidrig gilt. Es wird doch sicher eine juristsch belastbare Form für eine Abmachung im Sinne von: "Ich erlaube euch unentgeltlich, meine Story in diesem Band abzudrucken, alle Rechte zur weiteren Nutzung und Publikation verbleiben bei mir als Autor" geben?

Das ist wirklich eine interessante Frage. :unsure:
"Sittenwidrig" bedeutet zunächst mal ja nix Strafbares oder das es nicht geht. Es heißt nur, dass aus Vereinbarungen dieser Art keinerlei Ansprüche einklagbar sind. Solange alle einer Meinung sind, gibt's auch keine Probleme - ich wüsste allerdings wirklich keinen Weg, wie sich ein Verleger auf Grundlage einer solchen Vereinbarung davor schützen will, dass der Autor irgendwann sein Einverständnis zurückzieht und die weitere Verbreitung seiner Story untersagt.
Ich wüsste auch nicht, wie sich der Verleger davor schützen will, dass der Autor später doch eine Vergütung einklagt. Denn eine "angemessene Vergütung" ist nach dem neuen Urheberrecht auf jeden Fall einklagbar - und das Gesetz wurde ausdrücklich in Hinblick darauf konzipiert, dass man diesen Anspruch auch bei anderslautenden Vereinbarungen später einklagen kann. Was im professionellen Bereich auch schon geschehen ist. Wenn der Verleger also später argumentiert, "das war ja so vereinbart", beeindruckt das die Gerichte nicht, wenn sie in der Vereinbarung nicht irgendwo eine angemessene Vergütung erkennen können.
Die Frage ist, wie praxisrelevant dieser Sachverhalt ist, weil ja schon die Anwalts- und Gerichtskosten bei weitem jeden einklagbaren Anspruch überschreiten dürften. Kurzgeschichten bei Anthologien haben halt keinen so hohen Marktwert. Da müsste sich ein Autor schon derart auf die Füße getreten fühlen, dass er seine Ansprüche "aus Prinzip" durchsetzen will. Und grundsätzlich ist es durchaus empfehlenswert, eine wie auch immer geartete Vergütungsregelung in die Vereinbarung aufzunehmen - denn dann ist die Vereinbarung nicht "offensichtlich sittenwidrig", und es müsste vor Gericht tatsächlich darum gestritten werden, ob die Vergütung "angemessen" ist - was zumindest auch für den Autor ein Kostenrisiko im Streitfalle aufwirft.
Ich denke, mit einem Belegexemplar kommt man billig weg und hat zumindest keine 0 im Vertrag stehen. Nach dem neuen Urheberrecht würde ich auf jeden Fall auch eine umsatzabhängige Vergütung in den Vertrag aufnehmen - auch wenn die sich bei den realistisch erzielbaren Verkäufen auf 0 summiert. Aber die bisher angelaufenen Fälle und Vereinbarungen aus der professionellen Praxis zeigen, dass Vereinbarungen ohne variable Erfolgsbeteiligung im Streitfalle schlechte Karten haben und es demgegenüber eine geringe Rolle spielt, wie viel bei der Beteiligung tatsächlich rumkommt.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#50 Ernst Wurdack

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:26

Diesen Zusatz hier empfinde ich allerdings als extrem ärgerlich. :unsure: Danke auch - im Namen der beteiligten Autoren, des Herausgebers und der Verlegerin.

Verstehe ich nicht? Der Wunderwaldverlag ist ein echter SF-Verlag. Oder kennst du das Verlagsprogramm etwa nicht? Michaela Stadelmann verlegt SF-Romane und Storybände, daneben auch Anthologien. Das bezog sich nicht auf diesen Verlag.
Ich habe Michaela Stadelmann auf dem Garching-Con kennengelernt. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen Verlegern sehr um ihre Autoren bemüht. Warum sie die Sache mit den Belegexemplaren so formuliert hat, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Aber wie gesagt, der Wunderwaldverlag ist ein SF-Verlag.

#51 Morn

Morn

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:33

So, und nachdem ich mir meinen Frust aus Verlegersicht von der Seele geschrieben habe, denke ich jetzt über die Programmgestaltung für die nächsten Jahre nach. Die SF-Redaktionskonferenz steht an, sobald Heidrun aus dem Urlaub zurück ist.


Ich bin froh, das zu lesen, Ernst. Das heisst wohl, dass Du zu dem Schluss gekommen bist, weiterzumachen.


Verstehe ich nicht? Der Wunderwaldverlag ist ein echter SF-Verlag. Oder kennst du das Verlagsprogramm etwa nicht? Michaela Stadelmann verlegt SF-Romane und Storybände, daneben auch Anthologien. Das bezog sich nicht auf diesen Verlag.
Ich habe Michaela Stadelmann auf dem Garching-Con kennengelernt. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen Verlegern sehr um ihre Autoren bemüht. Warum sie die Sache mit den Belegexemplaren so formuliert hat, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Aber wie gesagt, der Wunderwaldverlag ist ein SF-Verlag.


Heisst das dann, dass Lomax den Verlag doch verwechselt hat in einem vorhergegangennen Post? Da hiess es, es sei hauptsaechlich ein Fantasy-Verlag.

Wie sieht es uebrigens bei Uebersetzungen aus? Gibt es da aehnliche / dieselben Rechte des Uebersetzers, oder gilt das Gesetz nur fuer den Autor?

#52 Pharo

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:36

Verstehe ich nicht? Der Wunderwaldverlag ist ein echter SF-Verlag. Oder kennst du das Verlagsprogramm etwa nicht? Michaela Stadelmann verlegt SF-Romane und Storybände, daneben auch Anthologien. Das bezog sich nicht auf diesen Verlag.
Ich habe Michaela Stadelmann auf dem Garching-Con kennengelernt. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen Verlegern sehr um ihre Autoren bemüht. Warum sie die Sache mit den Belegexemplaren so formuliert hat, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Aber wie gesagt, der Wunderwaldverlag ist ein SF-Verlag.


Danke für deine klaren Worte. Da der Wunderwaldverlag viel Fantasy und kürzlich eine Marriage Week-Anthologie herausgebracht hat,
in der es um Ehe und Beziehung geht, dachte ich tatsächlich, du würdest dich darauf beziehen. Noch dazu dann die Anmerkung "mal schnell". Sorry. :)
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#53 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:42

Ich bin froh, das zu lesen, Ernst. Das heisst wohl, dass Du zu dem Schluss gekommen bist, weiterzumachen.

Ja. Wir werden intern mal drüber diskutieren, wo wir Schwerpunkte setzen.
Die Diskussion hat mich sehr nachdenklich werden lassen.

Heisst das dann, dass Lomax den Verlag doch verwechselt hat in einem vorhergegangennen Post? Da hiess es, es sei hauptsaechlich ein Fantasy-Verlag.

Michaela kommt aus dem Perry Rhodan Umfeld und ist auch an vielen anderen Projekten beteiligt. Sie hat 2 oder 3 Bände Volongatu und Erik Schreibers Storyband. Daneben existiert auch noch eine Fantasyschiene und so etwas wie eine Allgemeine Reihe mit Anthologien.
Es sind zwar noch nicht viele Titel insgesamt, aber SF gehört zu den Hauptsäulen, genau wie bei mir. Wenn ich an ihren Stand beim Garching Con zurückdenke, dann habe ich den Wunderwaldverlag eher als SF-Verlag wahrgenommen.

#54 Lomax

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 18:54

Wenn man verfolgt, was in diversen Autoreforen in den letzten Monaten über diese und ähnliche Thematiken diskutiert wurde, dann muss man sich als Verleger mehr als einmal überlegen, ob man noch Anthologien herausgibt. Seltsamerweise glauben viele, mein Verlag wäre einer der größeren und somit würden sich auch Anthologien deutlich besser verkaufen als bei anderen Verlagen.

Hm, das sind dann vermutlich die unvermeidbaren Gegenstücke zu den von mir angesprochenen Kleinstverlegern, die mir in den letzten 10 Jahren vor allem dadurch aufgefallen sind, dass sie ohne jede Erfahrung mit Großmannsallüren starten und vor allem dadurch auffallen, dass sie als erstes alles eingespielten Regeln über den Haufen werfen. :)
Irgendwo muss das am Zeitgeist liegen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das die Regel ist - vermutlich ärgerliche Ausrutscher, die ein genauso schlechtes Licht auf angehendere Autoren mit vernünftigen Erwartungen werfen wie die schlechten Kleinverleger-Beispiele auf all die engagiert und vernünftig arbeitenden Kleinverlage. Ich sag jetzt mal nicht "etablierten", denn die Kleinverlagsszene lebte ja immer auch von enthusiastischen Neugründungen.
Aber manchmal frag ich mich da in letzter Zeit schon, ob wirklich jeder einen eigenen Kleinstverlag gründen muss, nur weil er schon mal von BoD gehört hat. Viel von dem Eifer wäre vielleicht besser untergebracht, wenn die betreffenden sich einfach mit anderen und möglicherweise erfahreneren Herausgebern zusammentun und dann wenigstens auch wissen, wie man einen Kleinverlag vernünftig pflegt. Wer sich beispielsweise wirklich keine Belegexemplare leisten kann, wäre vielleicht in einer Kooperation mit anderen Partnern besser untergebracht - ich bin mir sicher, eine Menge Kleinverlage hätten gern noch ein paar enthusiastische Helfer mehr im Team.

Die Karawane nimmt einen Packen Belegexemplare mit, will aber keine Autorenexemplare zusätzlich haben.

Das halte ich allerdings für unrealistisch zugespitzt. Dass man einen "Packen" Belegexemplare kriegt, kenn ich eigentlich von keinem unkommerziellen Projekt. Ein Belegexemplar ist da der Standard - große Verlage sind großzügiger. Dass absolute Neulinge dann einen großen Packen zusätzlicher Autorenexemplare für alle Freunde und Verwandte bestellen und das dann nachlässt, wenn man öfter in Anthologien vertreten war, ist auch normal. So viele Freunde und Verwandte, wie man im ersten Freudentaumel glaubt, hat man halt meist doch nicht :D
Das die Kauffreudigkeit der Autoren irgendwas mit den Belegexemplaren zu tun hat, glaube ich jedenfalls kaum und kann das aus eigener Erfahrung heraus auch nicht bestätigen. So wenig wie ...

Und weil sich das unter diesen Verlegern langsam rumspricht, gibt man eben keine Belegexemplare mehr raus.

... diese Aussage. Denn, sorry: So gut wie alle Kleinstverleger, bei denen es in den letzten Jahren diesen Knatsch um Belegexemplare gab, waren absolute Noobs, bei denen sich mit Sicherheit überhaupt nichts rumgesprochen hat. Die waren szenefremd und branchenfremd und kamen eben darum auf merkwürdige Einfälle. Die Leute, die vorher schon irgendwo aktiv waren und deren Namen ich gehört habe, bevor sie mit ihrem Verlag in Erscheinung traten - die sind auch selten unangenehm aufgefallen.
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#55 Vincent Voss

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:07

Hallo, ich frage mich, welcher Autor nicht „veröffentlichungsgeil“ ist und ich möchte mich an dieser Stelle jetzt auch für genau jene Autoren stark machen. Sicher, Schreiben macht Spaß, noch mehr Spaß macht es, sein Geschreibsel veröffentlicht zu bekommen. Ich für mein Fall halte die Geschichten und Kurzgeschichten, die ich geschrieben habe für gut. So gut, dass ich mir vorstellen kann, sie würden auch anderen gefallen. Dann nehme ich an Ausschreibungen teil und erhalte nach der Einsendung noch nicht mal eine Bestätigung. Erster Arschtritt. Ist ja nicht so, dass in so einer Geschichte keine Arbeit drin steckt, oder so. In den meisten Fällen erfährt man im Falle einer Ablehnung nichts. Kein Kontakt. Später sieht man, dass andere veröffentlicht wurden. Das ist in meinen Augen eine ziemliche Unsitte und enttäuschend für Nachwuchsautoren, die noch keinen Namen haben. Ist so ähnlich wie auf Bewerbungsantworten warten und das macht keinen Spaß. Kann ja nicht so schwer sein, allen Teilnehmern den Respekt für ihre Arbeit zu zollen, indem man sie in einer Sammelmail darüber informiert, dass andere Geschichten ausgewählt worden sind. Wenn man sich dann die HPs der szeneüblichen Verlage anschaut und den Reiter „Manuskripte“ klickt, heißt es in den meisten Fällen. Wir nehmen erst 201x wieder Manuskripte. Noch ´ne Tür zu. Dann kommen Kleinstverlagen bei denen man gar nicht weiß, ob die noch existieren, weil ein Telefonkontakt nicht möglich ist, weil nie jemand erreichbar ist. Auf Kurzgeschichten.de stellt man eine Geschichte ein, die von zwei Leuten kritisiert wird. Wow! Dafür ist dann die Geschichte in meinen Augen für eine Veröffentlichung weitesgehend verbrannt. Dann schenke ich mir doch dieses blöde Belegexemplar, welches mir von Rechtens her zusteht und habe eine Veröffentlichung. Und diese Seite kann ich sehr gut verstehen. Ob man es macht, muss dann jeder selbst sehen. Übrigens den ER-Wettbewerb kann ich der Transparenz wegen nur empfehlen und sie stellen nach meinen Erfahrungswerten vom Ablauf eine Ausnahme dar. Lieber Gruß

#56 Lomax

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:12

Heisst das dann, dass Lomax den Verlag doch verwechselt hat in einem vorhergegangennen Post? Da hiess es, es sei hauptsaechlich ein Fantasy-Verlag.

Mir ist der Verlag halt eher mit seinen Fantasy-Aktivitäten aufgefallen. Was vermutlich eher an der Zusammensetzung meines privaten Netzwerks liegt, in dem ich das Echo wahrgenommen habe. Hier ist jedenfalls das erste Mal, dass ich aus der SF-Ecke von ihm höre.

Wie sieht es uebrigens bei Uebersetzungen aus? Gibt es da aehnliche / dieselben Rechte des Uebersetzers, oder gilt das Gesetz nur fuer den Autor?

Die meisten praktischen Fälle aus dem Bereich habe ich bisher als Übersetzer verfolgt, insbesondere auch die Vereinbarungen zu Vergütungsregelungen und Fälle, die es vor die Gerichte geschafft haben. Die rechtlichen Grundprinzipien sind dieselben, nur dass der Umfang der zu vergebenden Rechte und auch die Details der "angemessenen Vergütung" in beiden Fällen anders liegen. Der Hauptunterschied dürfte wohl sein, dass man als Übersetzer in den meisten Fällen wirklich allenfalls ums Geld streiten kann, weil es herzlich wenig gibt, was man mit seinen Urheberrechten eigenständig anfangen könnte. :)
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#57 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:26

Wenn man sich dann die HPs der szeneüblichen Verlage anschaut und den Reiter „Manuskripte“ klickt, heißt es in den meisten Fällen. Wir nehmen erst 201x wieder Manuskripte.


Ich kann Dir nur sagen, was mich betrifft. Im Vorjahr sind 15 Titel in der Allgemeinen Reihe erschienen. Im Schnitt bekomme ich mindestens 5 Manuskripte (Romanform) pro Woche. Das sind 250 im Jahr, Minimum. Es tut mir wirklich leid, aber wenn ich den Eindruck habe, dass etwas nicht passt, dann ist dem so. Das laufenden Geschäft geht vor. Finde ich etwas klasse, melde ich mich schon. Alles andere ist nicht praktibal.

Dann kommen Kleinstverlagen bei denen man gar nicht weiß, ob die noch existieren, weil ein Telefonkontakt nicht möglich ist, weil nie jemand erreichbar ist.


Mailadressen sind aber schon angegeben auf Websites.
;-)

Dann schenke ich mir doch dieses blöde Belegexemplar, welches mir von Rechtens her zusteht und habe eine Veröffentlichung.


Du weißt schon, in welcher Auflage die Antho gedruckt wird, in der Du veröffentlicht wird?

#58 Vincent Voss

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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:35

Hallo Guido, ich glaube beides bedingt sich eben und lässt die Situation so entstehen wie sie ist. Beide Seiten sind gefrustet, weil sie sich nicht recht gewertschätzt fühlen. Auf zwei Mailadresse kam tatsächlich keine Antwort und ich schätze bei dem einen Verlag, dass die einfach nicht mehr sind. Ich komme bald in einer Antho unter und werde weiter Erfahrungen sammeln und weiter schreiben. Vorab war über die Auflage nichts erwähnt worden. Lieber Gruß

#59 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:35

denke ich jetzt über die Programmgestaltung für die nächsten Jahre nach. Die SF-Redaktionskonferenz steht an, sobald Heidrun aus dem Urlaub zurück ist.


Gut. Du darrfst nicht anfangen wie Dirk, und mich einfach so erschrecken. Echt jetzt.

#60 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 26 Februar 2010 - 19:36

Beide Seiten sind gefrustet


Ich bin nicht gefrustet.


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