Welche Zahlungssysteme gibt es beispielsweise bei Außerirdischen oder in der menschlichen Zukunft?
In Clifford D. Simak`s Kurzgeschichte "Das Tor zur anderen Welt"(The Big Frontyard) wird die Erde über selbiges an ein außerirdisches Handelsnetz angeschlossen:
"Frag sie, mit was sie handeln wollen."
"Mit Ideen", sagte Beasly.
"Mit Ideen! Das ist ja Blödsinn-"
Und dann begriff er, daß das alles andere war als Blödsinn.
Von allen Waren, die man zwischen einander fremden Völkern austauschen konnte, waren die Ideen am wertvollsten, aber auch am einfachsten zu behandeln. Sie nahmen keinen Platz in Anspruch und stellten Wirtschaftssysteme nicht auf den Kopf - jedenfalls nicht sofort; außerdem konnten sie einen größeren Beitrag für die Kulturen liefern als ein Handel mit richtigen Waren.
"Ein Handel mit richtigen Waren" zwischen Menschen und Aliens findet in der folgenden Geschichte von Larry Niven auf etwas eigenwillige Weise statt:
"Dann wollten sie, daß wir für sie eine Genehmigung über Reproduktionsrechte unterzeichneten. Dafür wollten sie uns Gewinnanteile zahlen und uns bestimmte Dinge auf Kredit verkaufen, der gegen die Gewinnanteile verrechnet werden sollte." Er schluckte schwer an seinem Drink. "Sie haben das wohl alles gesehen: das medizinische Tiefenradar, das genau dasselbe wie Röntgenstrahlen leistet, ohne allerdings Krebs zu verursachen, das Klonen, um Organtransplantate wachsen zu lassen, die Füllhornapparatur und alles andere. Und natürlich waren wir alle sofort bereit, ihnen die Erlaubnis zu geben. Bis auf Bill Hersey, vielleicht erinnern Sie sich an ihn. Er war Reporter und Schriftsteller, bevor er sich der Expedition anschloß. Er wollte Details wissen. Ganz genau, welche Rechte die Gligs haben wollten, ob sie die Rechte an andere Spezies verkaufen würden, ob es Einrichtungen wie Büchereien oder Blindeninstitute umsonst erhalten würden. Und sie sagten es uns. Sie hatten nichts zu verbergen."
"Klonen", sagte der Fremde. "Sie klonten unsere Gewebeproben. Die Gligs züchten mittels Klonen Gewebe und Organe von fast hundert Lebensformen auf DNA-Basis. Sie wollten uns für ihren Mittagstisch, selbstverständlich auch für ihre Studien in Exobiologie. Wissen Sie, die konnten gar nicht verstehen, warum wir uns so aufregten."
"Und ich verstehe nicht, warum Sie unterschrieben haben."
"Nun, sie züchteten nicht eigentlich menschliche Wesen. Sie wollten Leber, Muskelfleisch, Knochenmark ohne Knochen züchten - einfach Fleisch zum Verzehr, verstehen Sie? Sogar ein v-v-v. . ." Es schüttelte ihn. Ein großer Schluck von seinem Scotch half ihm weiter. "Sogar ein vollständiger Braten sollte ohne überflüssige Teile gezogen werden. Aber der Grund, warum wir eigentlich unterschrieben haben, war der, daß sie es trotzdem machen würden, auch ohne unsere Zustimmung und vor allem ohne uns Gewinnanteile zu zahlen, falls wir unsere Erlaubnis nicht geben würden. Wie auch immer, wir unterschrieben. Bill Hersey hat sich später erhängt, als wir nach Hause kamen."
"Es ist eine völlig neue Sichtweise vom Krieg der Welten: Die menschenfressenden Monster sind zivilisiert, herzlich und aufrichtig und die perfekten Gastgeber. Sie schlachten niemanden, und stellen Sie sich vor, was sie an Transportkosten sparen! Und zehntausend Gligs haben mich heute zum Abendessen aufgeschnitten. Der Gewinnanteil betrug fast einen halben Cent pro Portion."
Folgerichtig heißt obige Geschichte auch "Fleischhandel"(Assimilating our Culture)
.
Ein (nicht ganz ernst gemeinter) Vorschlag für ein zukünftiges Währungssystem schlägt ebenfalls Larry Niven in dieser Kurzgeschichte vor: Nuklearer Abfall wird zu Geld
!
"Radioaktives Geld besitzt gewisse, ganz offenkundige Vorteile.
Eine gesunde Volkswirtschaft beruht darauf, daß das Geld SCHNELL zirkuliert. Stellt radioaktives Geld her, und es wird mit Sicherheit zirkulieren.
Münzen auf ihre Echtheit hin zu prüfen wäre ein Kinderspiel. Wie einst die Taschenrechner, so würden Geigerzähler aufgrund der Massenproduktion klein, handlich und billig. An jedem Billetschalter würde man sie ticken hören. Ein Teilchenbeschleuniger wäre für einen Geldfälscher viel zu teuer; die Falschmünzerei würde zu einer aussterbenden Kunst.
Die Wirtschaft würde in mehrfacher Hinsicht profitieren. Blei stiege in seinem Wert ins schier Unermeßliche. Selbst die Kollektenteller für die Kirchen müßte man aus Blei (oder Gold) herstellen. Banksafes brauchten eine Bleiummantelung.
Die Mode würde sich ändern. Jedes Portemonnaie und mindestens eine Tasche in jeder Hose müßte mit einer Bleifolie gefüttert sein. Und selbst dann bekäme die Redewendung "das Geld brenne jemandem ein Loch in die Tasche" eine völlig neue Bedeutung.
Gold bliebe allerdings ein Wertmaßstab für Wohlstand. Gold ist ebenso strahlenundurchlässig wie Blei. Die Reichen würden es dazu benutzen, um sich von ihrem Geld abzuschirmen.
Der Beruf des Steuereintreibers würde zu einer -wohlverdienten- Strafe. Das gleiche gälte für gewisse andere Berufe. Ein arabischer Ölscheich könnte zwar immer noch unanständig reich werden, doch wir wüßten wenigstens, daß er gezwungen ist, sein Geld genauso schnell auszugeben, wie er es verdient, damit er sich nicht in eine Feuerkugel verwandelt.
Korrupte Politiker müßten sich mittels Kreditkarten bestechen lassen, was ihre eventuelle spätere Überführung vereinfachen dürfte. Ein Bankräuber würde auffallen, wenn er in schwerer Bleikleidung zum Kassenschalter tappt. Auch für Taschendiebe brächen schlechte Zeiten an. Trügen sie dicke, bleigefütterte Handschuhe, würden sie sich verraten. Ohne einen angemessenen Schutz könnte man sie an ihren kränklich aussehenden, schwach leuchtenden Händen erkennen. Vielleicht müßte die Gesellschaft sogar auf mittelalterliche Bestrafungspraktiken zurückgreifen und die Hand eines Diebes als therapeutische Maßnahme amputieren, ehe er an der Strahlenkrankheit stirbt.
Auslandshilfe könnte man per Interkontinentalraketen abwickeln."
(aus "Die Röntgen-Währung"(Yet another modest Proposal: The Roentgen-Standard)
@Ulrich: Die Frage nach "Ini: Ein Roman aus dem 21.Jahrhundert" war nicht von mir, ich tippe mal vom Thema her auf Nessuno.
Bearbeitet von Jorge, 19 Mai 2006 - 21:42.