Ghost in the Shell : Stand Alone Complex [Kodansha/2011]
Kodansha 21.Jhdt.
Sein Manga kam um 1990 heraus, und 5 Jahre später folgte der bahnbrechende Film von Mamoru Oshii. Nach dem Erfolg der S.A.C.-Serie hat nun Shirow Masamune Productions Yu Kinutani die Erlaubnis gegeben, eine S.A.C.-Manga-Reihe zu zeichnen & texten - bisher hab ich mir nur die Nummer "001" angesehen (verlegt wurden inzwischen schon mindestens die ersten 4 Bände)...
Wer sich dieses englischsprachigen Bandes annimmt, muss, vorweg gesagt, Einiges an japanischer Manga-Tradition schlucken, um sich dann auf (schwarz-weiße) Zeichnungen & Inhalt konzentrieren zu können: Das Buch liest sich von rechts nach links, dem normalen japanischen Lesestil folgend (s. Wikipedia-Versuch das darzustellen, rechts). Auch wurde die Action u.v.m. im inzwischen klassischen Tezuka-"Kino"-Stil verfasst, also manchmal fast zeitlupenhaft voranschreitend, mit vielen "Toneffekten" und sogar Hinweisen - in Sprechblasen! Wie z.B. "Starr!", wenn der Protagonist jemand Anderen anstarrt!
Darüber hinaus ist der Band "001" eine ordentliche Einführung in die Welt der Polizei-"Section 9" einer riesigen zukünftigen Stadt, deren Leiter ein weißhaariger, älterer Schlaukopf mit Figur und Frisur eines weisen Menschenaffen, und dessen Einsatzteam von Spezialbeamten - von Major Motoko Kusanagi angeführt, einer Frau, deren Gehirn in der Metallhirnschale ("brain case" in meiner engl. Ausgabe) das einzige Menschliche ist, was ihr von ihrem fleischlichen Dasein verbleibt. (In der S.A.C.-TV-Serie wird sogar angedeutet, dass sogar ihr Hirn inzwischen vollends anorganisch ist.) Alle anderen Cops sind entweder teils oder noch so gut wie ganz organisch - obwohl alle ihr Denkorgan mit so einer Hirnschale umgeben haben, was ihnen u.a. erlaubt, sich wortlos miteinander während eines Einsatzes zu unterhalten.
Die Story klärt die Sache mit den Gehirnen in der Hirnschale - was bei anderen Erzählungen aus der K.K.-Welt bisher nicht immer so klar herüber kam. M.E. also ein Pluspunkt. Schon der engl. Titel soll ja helfen, aber es hat lange gedauert, bis z.B. ich genau begriffen hatte, dass praktisch ALLE Menschen ca. 40 Jahre in der Zukunft laut Masamunes Grundidee so ein Cyborg-Gehirn haben werden - innerlich wie eh und je, aber eingefasst in einer autonomen Schale, die div. Schnittstellen zur Außenwelt herstellt. Letztendlich sind die Menschen nur noch wandelnde Gehirne - alles Andere scheint konstruiert.
Insofern ist der vergleichsweise etwas fade Verlauf dieses Anfangsbandes durch die Klarheit dieser Darstellung aufgehoben. Denn neuen Lesern wird so die Tragweite von dem was in dieser zukünftigen Welt passiert gleich von Anfang an angedeutet. Im Gegensatz zum großartigen Debütfilm in den Neunzigern, handelt es sich hier um keine Blade-Runner-artige Chaoswelt in der man kaum die Hintergründe mitbekommt - also wohl eine Anpassung an jüngere Post-Cyberpunk-Leserschaften.
Was mir erneut auffällt, ist, wie stabil Masamunes Vision nun über 2 Jahrzehnte und mehr in punkto Glaubwürdigkeit geblieben ist. Einer der ganz wenigen phantastischen Stoffe, die dies von sich behaupten können, und sicher mit ein Grund für seinen Kultstatus.
Obwohl also diese wie ein Relaunch anmutende Story etwas zurückhaltender/langsamer ist als vorhergehende Interpretationen, bietet das gesamte Manga einen lesenswerten Einstieg ins klassische GitS-Universum, und in Mangas überhaupt!
P.S. für S.A.C.-Fans: Die durchgedrehten "Kreiselnde Festung"-Tachikomas bekommen genau wie in der oben-genannten TV-Serie am Ende des Bandes ihren "Days"-Abspann! Nostalgie pur!
(* = "mobile/bewaffnete Bereitschafts-Polizei" - also relativ weit entfernt vom engl. Titel)