World of Wakanda [Marvel/2017]
21.Jhdt. Marvel
Sehr verspätet für den Januar, dafür inzwischen fast zeitgleich zum Black-Panther-Filmbeginn, dieser erneute Ersatz für die eigentlich geplante Bandserien*-Besprechung, weil ich von diesem Band erst in einer tollen Rezension des Films in der aktuellen TIME was mit bekam... und ihn mir dann unbedingt noch zur sofortigen Verblokkung bestellen musste. Zum Glück dauerte die Zustellung nur 2 kurze Arbeitstage!
Während ich wartete, las ich mich ein bisschen ins Entstehen ein: Seit den erfolgreichen Auftritten der Panther-Rolle in den Cap.-America-Filmen startete Marvel, wieder mal neues potenzielles Reboot-Gold leckend, die Papierserie neu, bei einem #1er-Heft, wobei von Anfang an diesmal eine US-afro-amerikanische Autorin, Ta-Nehisi Coates eine wesentliche Rolle spielte. Ich hörte davon, ließ es aber erstmal sein; ich hatte Black Panther nie so recht vor die Brille bekommen, vielleicht auch wg. Stan Lees klischeehaftem Aufbau der patriarchalisch-erbköniglichen Staatsstruktur - dieses Detail u.a. eine typische Sicht der westlichen Welt auf Schwarzafrika, und m.E. einer zukunftsträchtigen Fantasie-Nation dort nicht recht würdig.
Scheinbar hatte dann Marvel aber vor 2 Jahren dann noch die Idee einen komplett von Frauen gestalteten Seitenzweig auf Papier zu bringen: World of Wakanda. Coates sollte Story-Pilot bleiben, aber als Texterin gewann Marvel die (mir eher nicht) bekannte feministische Essayistin Roxane Gay... Allerdings wurde die Hauptserie dann schon nach 5 Heften eingestellt, angeblich wg. Käuferdesinteresse! Es folgte dann noch ein 6. Heft mit einer Kurzgeschichte über den White Tiger, und in allem außer der Farbgebung ohne Frauen zustande gekommen. (Letztere, plus eine Bonusstory über eine junge Nigandanerin, sind hier im Sammelband dabei; sie sind beide lesenswert, aber ich bespreche sie nicht weiter hier im Blokk.)
Um so schöner dass jetzt nochmal in einem gut aussehenden Sammelband in Händen zu halten! Der dann in echt dort landete vor 2 Tagen!
Der erste Eindruck ist also positiv, obwohl Bildnerin Martinez recht einfach visuell antritt, gelegentlich von Tuscher Poggi (♂!) unterstützt, wobei insbes. dem Gesamteindruck v.a. die Kolorierung durch Rachelle Rosenberg Glanz & Haltung gibt! Ein respektvoller virtueller Knicks vor Letzterer!
Um so mehr musste ich staunen wie trocken und gestelzt die Dialoge sich dann lasen! Zwar ist der Plot, der das Zustandekommen der 2 "Mitternachtsengel" aus der Dora Milaje** beschreibt, toll & innovativ (s. nächsten Absatz), und auch der Stil der Dialoge klingt ein wenig wie manches afrikanische Märchen, das ich kenne, aber in einem modernen Umfeld wirkt fast alles Gesagte etwas unwirklich. Daraufhin habe ich mir ihre Schreibe vor Comics - dies ist ihr erster Gehversuch in der Welt der Sprachblasen - mal genauer angelesen, und was ich anlas vom Bad-Feminist-Band (s. "Essay"-usw.-Link oben, dort nach dem Titel suchen, klicken) fand ich so gut & anders geschrieben, dass ich den Band nun wahrscheinlich bestellen werde. Aber eben ein ganz anderer Stil als hier im Comic.
Der Grundplot der zunehmend rebellierenden Gardenmitglieder Ayo & Aneka ist andererseits ziemlich genial. Er fußt auf ihrer lesbischen Liebe und dem wirklich interessanten Twist, dass Mitglieder der Garde - denn nur um deren Berufsalltag-in-Bereitschaft geht es, & der Panther taucht so gut wie nie auf - sich bereit halten müssen, als nächste Ehefrau des Königs von ihm gewählt zu werden!! Das mit der Liebe wird derart ausführlich und in schönen/warmen Bildern ausgebreitet, wie selten in einem Mainstreamcomic. Mir gefiel DAS sehr gut! Wie auch, dass sich heraus stellt, dass die wakandische Staatsgewalt - Polizei & Justiz - sich doch als recht patriarchalisch entpuppt, trotz aller vermeintlichen paradiesischen Zustände im Land! (Bin gespannt, ob das im Film vorkommt! )
Ich kann mir also leider vorstellen, dass diese Dialoge, der ganze ernste feministische Ton der Story, sowie ev. die stark ausgedrückte lesbische Liebe, eher dazu führten, dass die Heftreihe bald eingestellt wurde. Ton & Liebes-Subplot fand ich dagegen gut. Zum Glück wird der Geschichtsbogen einigermaßen zufriedenstellend beendet, zum Ende des Hefts #5.
Fazit: Ein Band, der eher wg. seines besonderen/kurzen gender-politischen Zustandekommens lesenswert ist, oder wenn man mal sehen will, was ein fast nur weibliches - fast nur "nicht-weißes" - Team so bauen kann. Schade, dass es so schnell zu Ende ging! Und das Oeuvre der SACH-Autorin Gay will ich näher kennenlernen.
(* Die 4 tapferen Paper Girls schaffen es auch, nochmal so 6+ Wochen zu warten, hoffe ich! / ** Heißt übersetzt "Die Zu Bewundernden" - die kampfnonnenartige Garde wakandischer Frauen, die Mitglieder der königlichen Familie mit ihrem oft körperlichen Einsatz schützen - also die Königliche Garde. / DANKE an Boris vom Otherland, Berlin, fürs blitzschnelle Besorgen!)