Geschrieben 15 November 2011 - 21:25
Mit diversen ausländischen Kollegen versuche ich schon seit Jahren zu überzeugen, daß wir gut daran täten, die innereuropäische bzw. internationale Zusammenarbeit zu intensivieren statt den Autoren des amerikanisch/britischen SF-Mainstreams den Markt zu bereiten. Die amerikanischen SF-Verlage/Magazine bleiben ohnehin lieber für sich. Selbst renommiere europäische Autoren wie Lem, die Strugatzkis, Klein, Jeury, Bringsvaerd etc. waren auf diesem Markt nur Außenseiter, und es gab Zeiten, da hatten selbst Briten, Australier oder Neuseeländer Probleme, sich dort durchzusetzen. Was Qualität und Originalität angeht, machen die "Exoten" den "Etablierten" ohnehin schon seit langem etwas vor. Pasi Jääskeläinen, Gallego/Sanchez oder Yoss (Kuba) nageln die meisten der erfolgreichen amerikanischen oder britischen Autoren locker an die Wand.
Und allmählich tragen die intensivierten Kontakte der "kleinen" Länder untereinander Früchte. Nicht nur konnten wir bei Nova und InterNova viele interessante "Exoten" veröffentlichen, es klappt auch immer häufiger, daß die deutschsprachigen Kollegen Beiträge im Ausland veröffentlichen. Ich selbst habe gerade erfahren, daß ein rumänischer Verleger meinen Kurzroman "Der Moloch" als separates Buch veröffentlichen möchte. Wäre meine erster Buchveröffentlichung im Ausland. Was InterNova angeht, können und sollten wir die Qualität von Content und Präsentation noch steigern. Für die nächsten Monate haben wir u.a. neue Autoren aus den Philippinen und Südafrika in der Warteschleife, ganz zu schweigen von zwei Stories des grandiosen Justin Isis, die ich Ralph Doeges Vermittlung zu verdanken habe. Es tut sich also einiges.
Auch dem Fandom habe ich wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß sich ein stärkerer innereuropäischer Austausch lohnen könnte. Ich verstehe z.B. nicht, warum Converanstalter eine Menge Geld für die Einladung amerikanischer/britischer "big names" ausgeben, statt einfach mal prominente Autoren von außerhalb des englischsprachigen Raums einzuladen. Das Argument z.B. der Dortcon-Organisatoren lautet immer, daß es nun einmal solche Autoren sind, die Publikum ziehen. Wie gut das klappt, hat man ja beim letzten Dortcon gesehen, da standen Hundertschaften begeisterter Fans bis zum Hauptbahnhof Schlange, gell? Ich glaube, daß eine Autorin wie Elia Barcelo, die Mainstream- und Phantastik-Lesern gleichermaßen ein Begriff ist, mehr und neue interessierte Besucher ziehen würde als z.B. ein greiser Larry Niven, der in seinem Leben nie über literarisches Mittelmaß hinausgewachsen ist.
Beste Grüße
Michael