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[Kurzgeschichtenlesezirkel] Frank Böhmert - Operation Gnadenakt


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41 Antworten in diesem Thema

#1 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 14:14

Operation Gnadenakt von Frank Böhmert erschien 2015 in phantastisch! 57 und gewann den DSFP 2016 als Beste Kurzgeschichte.

 

Die Geschichte ist relativ kurz, daher sollten alle, die die Geschichte mitlesen wollen bedenken, dass in der Diskusion recht schnell der Plot und auch die Pointe "verraten" wird.



#2 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 14:30

Wer liest denn alles mit - außer icke?  :qrolleyes: (= Viel-zu-neugierig-für-sein-Alter-Smiley)


/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")


#3 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 15:07

Ich, ich habe die Story ins, äh, Gerede gebracht, weil ich nicht verstehe, warum sie den DSFP klar gewonnen hat. Das mag an mir liegen, finden wir es heraus!

 

Inhalt: In der nahen Zukunft stellt sich heraus, dass der olle Führer gar nicht tot ist (das wussten wir ja schon, nicht wahr?), sondern von den Amis in einer geheimen Einrichtung gefangen und am Leben gehalten wird. Statt Todesstrafe muss er sich die Weiterentwicklung der Welt in den Nachrichten ansehen. Obschon künstlich am Leben erhalten, muss Adolf wohl recht, äh, alt aussehen, daher wird er am Ende vom amerikanischen Präsidenten mit seinem eigenen Köter (ebenfalls wohl schon halb mumifiziert) verwechselt.

 

Sprache: Geradeheraus, mit ganz leichtem Augenzwinkern. Kein nennenswerter Sprachwitz, keine besonders anspruchsvollen Formulierungen.

 

Die Story ist ganz offensichtlich nicht ernst gemeint. Andererseits auch nicht gerade eine Gag-Parade. Die Pointe könnte man als böse bezeichnen, wenn sie nicht so harmlos wäre. Die Figuren sind alle sehr dünn gezeichnet, mehr war auch nicht nötig. Lustige Geschichten um das größte Monster des 20. Jahrhunderts sind vermutlich typisch deutsch und irgendwie unvermeidbar (ja, auch ich habe mal welche geschrieben). Sie bringen nicht viel Erkenntnis außer Amüsement auf Kosten irgendwelcher Neonazis, die die Geschichte wohl kaum mögen - aber ohnehin nicht lesen werden. Hitler-Satiren sind immer opportun und tun nicht wirklich weh - eine böse Satire geht dahin, wo's weh tut - und trifft jemanden (wer denkt jetzt nicht an Böhmermann und Erdogan?). Die Idee der Bestrafung durch "Mitansehenmüssen" kommt vielen sicher aus "Uhrwerk Orange" bekannt vor. Aber dort war sie härter inszeniert, und keineswegs witzig. Insofern alles ziemlich seicht. Nett, aber seicht.

 

Fazit: Eine handliche Story zur Unterhaltung, mehr nicht.

 

Und jetzt bin ich mal gespannt auf die konträren Meinungen  :blush:


Bearbeitet von Uwe Post, 08 Juni 2016 - 15:11.

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#4 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 15:52

Und kommt noch ein Dritter hinzu? Um mir zur Not beizustehen gegen einen wortgewaltigen KLP-Gewinner, vor dessen Avatar ich immer ein wenig Angst kriege? :qdevil: (Nichts für ungut, Uwe!)


/KB

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#5 Uwe Post

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 16:05

Mammut ist doch die Nr. 3, wenn Du und ich die 1 und 2 sind, oder? Oder hast Du nur den Thread erstellt? (Man könnte vielleicht auch im DSFP-Thread auf diesen hier verweisen, fällt mir gerade ein)


Bearbeitet von Uwe Post, 08 Juni 2016 - 16:05.

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#6 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 16:08

Ich diskutier mit. Und hoffe, lapismont und pogopuschel geben auch ihren Senf ab.

#7 Mammut

Mammut

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 18:56

So, die Geschichte habe ich auf dem Rückweg zum Colonia Con gelesen.

Frank Böhmert habe ich schon persönlich kennen lernen dürfen. Ein sehr angehmer und unterhaltsamer Charakter. Ich denke, manche Untertöne, gerade was den Humor betrifft, liest man vielleicht anders, wenn man jemand schon persönlich erleben darf.

 

Die Geschichte fängt ein wenig hölzern an. Der Präsident bittet den Minister um die Auskunft zur Operation Gnadenakt. Das wirkt etwas gestelzt und die Motivation für mich nicht nachvollziehbar, weil doch sehr konstruiert. Die Geschichte hat genau zwei Seiten in der phantastisch!, daher weiß ich nicht, ob da etwas gekürzt werden musste oder die Geschichte an sich eine Zeichenbegrenzung hat. Der Einstieg empfand ich auf jeden Fall wenig gelungen und auch eher ein wenig "knapp bemessen" wie es so schön in dem Shrek Film heißt.

Die Idee, den Gröfaz ewig leben zu lassen, finde ich ist schon sehr gelungen. Aber viel mehr gibt die Geschichte nicht her. Dazu kommt die Endpointe, bei der ich nicht sicher bin, ob ich sie verstanden habe, wenn ich aber richtig vermute, finde ich den Witz auch sehr dünn, genau wie Uwe.

 

Insgesamt eine Geschichte, die interessant zu lesen war und durch den besonderen Plot auch im Gedächtnis bleibt, die ich aber jetzt auch nicht als besonders herausragend empfunden habe.

Jetzt kenne ich von den für den DSFP nominierten Geschichten nur den zweiten Platz, und Uwe Hermanns "Der heilige Wasserabsperrhahn" fand ich allerdings genauso wenig "ausgezeichnet", das ich Uwe Posts Vermutung im DSFP Preisträger Thread nachvollziehen kann: War im Jahrgang 2015 vielleicht keine herausragende Geschichte?

 

Damit möchte ich auf keinen Fall der Geschichte ihre Qualität absprechen. Sie war sehr unterhaltsam, zum schmunzeln und auf jeden Fall eine lohnenswerte Lektüre.



#8 Uwe Post

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Geschrieben 08 Juni 2016 - 20:37

Hey, wir sind einer Meinung. Kreuz im Kalender  :happy:


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#9 lapismont

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 07:40

Für mich geht es in der Story in erster Linie um Menschlichkeit. Sie ist überhaupt nicht witzig, das Ende ist kein Gag.   Zum einen gibt es die unmenschliche Bestrafung Hitlers. Das wird nicht direkt thematisiert, aber wenn man darüber nachdenkt, ist die Prämisse selbst schon monströs. Die ewige, unsühnbare Bestrafung. Der Versuch, Verbrechen und Strafe auszugleichen, letztlich steckt da eine ganze Menge Ethik dahinter.   Zum anderen der psychische Druck auf die Wärterin. Sie ist Teil einer moralisch bedenklichen Situation und zerbricht daran fast.   Die zentrale Frage ist, worin der Gnadenakt hier besteht.

Spoiler

 

Die Freude über ihre Entscheidung ist zugleich aber auch eine sehr zynische Erkenntnis über die Begrenztheit der eigenen Menschlichkeit. Darum ist exakt dieser moralische Zwiespalt in der Geschichte, das besondere.

Als Leser positioniere ich mich hier und eventuell hinterfrage ich mich selbst.


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#10 Amtranik

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 08:12

Du gibst gut wieder Ralf, wieso auch mir die Geschichte sehr gut gefallen hat.

@Uwe und Michael. Ich kann sagen das mir die Geschichte ebenfalls sehr gut im Gedächtnis geblieben ist, eigentlich als einzige so richtig präsent blieb und das obwohl Sie mit eine der ersten war die ich gelesen hatte. Es mag mit ein Grund sein warum diese Geschichte letztlich das Rennen so deutlich machte. Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit aber gut möglich das es bei den anderen ähnlich war und Sie dann im Zweifel ( bei vielen recht gleichwertigen Geschichten ) eben

der Geschichte den Vorzug gaben die Sie im Nachgang noch am meisten beschäftigt hat. Wäre jetzt meine Begründung - neben der Tatsache das die Story eben ein Ur Deutsches Thema zum Inhalt hat, mit dem nun wirklich jeder auch der allerletzte was anfangen kann. Etwas das so denke ich bei allen von uns jederzeit präsent ist und sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen wurde. Hitler und der Holocaust.



#11 Mammut

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 08:47

@lapismont: Aber was ist da der besondere Dreh, dass sie statt Gröfaz zu erlösen den Hund erlöst?

Also man bestraft den Gröfaz, man positioniert sich, ob die Krankenschwester in erlösen soll oder nicht, und als sie stattdessen den Hund erlöst...ja, ich kapiere immer noch nicht, was daran so besonders ist. Ich steh wohl komplett auf dem Schlauch.



#12 Uwe Post

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 08:51

@Mammut: Die Pflegerin erlöst nicht den Gröfaz, denn er verdient in ihren Augen keine Gnade. Das ist eine klare Aussage, der man schwerlich widersprechen kann. Also kein Erkenntnisgewinn.

 

Die ethischen Fragen nach der Bestrafung einerseits und dem Gnadenakt (für den Hund) andererseits sind natürlich unverkennbar. Sie stehen im Raum. Gleich zwei Fragen in einer so kurzen Geschichte. Ich kenne Leute, die längere Kurzgeschichten mit umfangreicheren Ideen dafür kritisieren, dass die Ideen ihrer Ansicht nach nicht genug ausgearbeitet werden. Hier erscheint mir das weder nötig noch sinnvoll - dazu sind sie mir zu abstrakt. Aber ich begreife jetzt, was ihr an der Story so herausragend findet. Sicher kommen ethische Fragen in durchschnittlichen SF-Storys häufig zu kurz. Das ist sicher eine Lektion, die hinter die Ohren einiger Autoren  geschrieben gehört.

 

Aber ein Aspekt wurde noch gar nicht genannt: An dieser Story ist ziemlich wenig SF. Die lebensverlängernden Maßnahmen übersteigen das medizinische Wissen der Vergangenheit, das ist aber auch alles. Im Grunde ist die Story kontrafaktisch, ein Gedankenspiel, keine typische SF; auch keine, die der Gegenwart den Spiegel vorhält oder technologische Entwicklungen der nahen Zukunft kritisiert oder vor absehbaren sozialen Fehlentwicklungen warnt. Vielleicht ein Grund dafür, dass sie von den KLP-Abstimmungsberechtigten nicht einmal nominiert wurde.


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Juni 2016 - 08:55.

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#13 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 09:03

Vielleicht haben die meisten, die beim KLP abstimmen, auch kein p!-Abo...



#14 Mammut

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 09:04

Hm, den Hund zu erlösen statt des Gröfaz ist doch genau der einfache Weg, nämlich sich nicht dem angedachten moralischen Dilemma zu stellen und damit ziemlich simpel. Gerade die Auseinandersetzung damit, ob diese "lebenslange" Strafe gerecht ist oder nicht, ist der interessante Aspekt der Geschichte. Den einfach aufzulösen, indem der Hund getötet wird, ist für meine Geschmack dünn und überzeugt mich nicht wirklich.

Die Frage ist doch, ob ein "menschliches Monster" die Strafe unendlich, wenn er unsterblich ist, verdient hat, oder ob selbst die böseste Kreatur nicht auch eine Gnade verdient hat.

Diese Auseinandersetzung fehlt in der Geschichte. Das Ende ist dann auf Applaus ausgelegt, in dem es einfach den Gröfaz leben lässt und den Hund erlöst. Die einfachen Antworten sind aber nicht unbedingt die, die ich mir von Literatur erwarte. Eher die Denkanstöße mit denen man sich auseinandersetzen kann, und das ist hier nicht gegeben. Alles Friede, Freude und Eierkuchen.

 

Ich sehe schon, ich habe das Ende richtig verstanden, einzig meine Bewertung ist unterschiedlich zu der von lap.



#15 lapismont

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 09:12

Vorweg: Für diese Lesezirkel wird auf Spoiler verzichtet?

 

 

Die Frage nach der Angemessenheit von Strafen ist eigentlich immer aktuell. Ebenso die Frage nach der Gültigkeit von Menschenrechten für Menschen, die selbst wiederum gegen Menschenrechte verstießen.

Die Wärterin heißt auf der einen Seite die Bestrafung Hitlers für gerecht, kann aber den Hund nicht leiden sehen. Das ist eine klare Auseinandersetzung mit dem Thema, denn es wird ja eigentlich der Eindruck vermittelt, dass sie Hitler erschießen will.

Auf der anderen Seite wird sie bei ihrem moralischen Dilemma beobachtet. Der Hinweis, dass sie nicht die erste mit derselben Entscheidung ist, weist daraufhin, dass die beobachtende Instanz auch die Wärterin in böswilliger Absicht missbraucht. 


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#16 Uwe Post

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 09:43

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Ebenso die Frage nach der Gültigkeit von Menschenrechten für Menschen, die selbst wiederum gegen Menschenrechte verstießen.[/color]

Menschenrechte gelten für alle Menschen. Immer, und egal was sie angerichtet haben. Das ist nicht verhandelbar und ein wesentlicher Grundsatz ebenjener Rechte.

Ich glaube auch nicht, dass der Autor dies in Frage stellt. Denn gegen Menschenrechte kann man ja auch ohne weiteres verstoßen, gerade die amerikanische Regierung tut das bekanntlich andauernd. Insofern kann man eine Parallele ziehen zwischen der Dauergefangenschaft des Gröfaz und jener von Terrorverdächtigen in Guantanamo. Beides verstößt gegen Menschenrechte.

Ich sehe nicht, dass sich der Text ernsthaft und tiefgreifend mit diesem Thema auseinandersetzt. 

Es geht allein darum, dass ein Durchschnittsmensch (die Pflegerin) eher geneigt ist, einem Tier Gnade zu erweisen als dem Gröfaz. Zumal sie mit Sicherheit massiven Ärger bekommen würde, würde sie den Gröfaz "erlösen" - das wäre nämlich schlicht und einfach Mord. Ihre Entscheidung ist einfach folgerichtig. Und das ist eben das, was ich (und anscheinend auch Mammut) also ziemlich triviale Aussage auffassen.

 

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]denn es wird ja eigentlich der Eindruck vermittelt, dass sie Hitler erschießen will.[/color]

Das ist ja genau die Pointe, die Mammut als einfach bezeichnet. Das ist sie tatsächlich, denn sie fußt darauf, dass dem Leser eine wichtige Information vorenthalten wird, über die alle Figuren im Text verfügen, mit Ausnahme des Präsidenten (der aber nichts anderes ist als der personifizierte Leser, er beobachtet ja nur und handelt nicht, das tut einzig und allein die Pflegerin). Deshalb ist die Pointe auch nicht allzu stark. Starke Pointen überraschen auch die Figuren. Siehe Matrix, Sixth Sense, Moon. 

 

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Der Hinweis, dass sie nicht die erste mit derselben Entscheidung ist, weist daraufhin, dass die beobachtende Instanz auch die Wärterin in böswilliger Absicht missbraucht. [/color]

Das verstehe ich jetzt nicht.


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Juni 2016 - 10:25.

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#17 lapismont

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 10:01

Menschenrechte gelten für alle Menschen. Immer, und egal was sie angerichtet haben. Das ist nicht verhandelbar und ein wesentlicher Grundsatz ebenjener Rechte. Ich glaube auch nicht, dass der Autor dies in Frage stellt. Denn gegen Menschenrechte kann man ja auch ohne weiteres verstoßen, gerade die amerikanische Regierung tut das bekanntlich andauernd. Insofern kann man eine Parallele ziehen zwischen der Dauergefangenschaft des Gröfaz und jener von Terrorverdächtigen in Guantanamo. Beides verstößt gegen Menschenrechte. Ich sehe nicht, dass sich der Text ernsthaft und tiefgreifend mit diesem Thema auseinandersetzt.

Es ist ja auch eine Kurzgeschichte. Das Thema wird anhand eines markanten Beispiels zur Diskussion gestellt. Wie ich finde, sehr prägnant und diskutabel.  

Es geht allein darum, dass ein Durchschnittsmensch (die Pflegerin) eher geneigt ist, einem Tier Gnade zu erweisen als dem Gröfaz. Und das ist eben das, was ich (und anscheinend auch Mammut) also ziemlich triviale Aussage auffassen.

Ist das so trivial? Der Durchschnittsmensch denkt also nicht, dass Menschrechte für alle gelten und das ist für Dich trivial? Ich finde das ziemlich bitter.  

Das ist ja genau die Pointe, die Mammut als einfach bezeichnet. Das ist sie tatsächlich, denn sie fußt darauf, dass dem Leser eine wichtige Information vorenthalten wird, über die alle Figuren im Text verfügen, mit Ausnahme des Präsidenten (der aber nichts anderes ist als der personifizierte Leser, er handelt ja nicht, das tut einzig und allein die Pflegerin). Deshalb ist die Pointe auch nicht allzu stark. Starke Pointen überraschen auch die Figuren. Siehe Matrix, Sixth Sense, Moon.

Wie gesagt, es ist keine Pointe. Ich jedenfalls kann nicht darüber lachen. Ob ich als Leser davon vorher weiß oder nicht, ist eigentlich egal, es ändert den Handlungsverlauf und die moralischen Fragen, die sich daraus ergeben überhaupt nicht. Sie hätte Hitler ja erschießen können. Sie hätte die erste sein können, die anders handelt.  

Das verstehe ich jetzt nicht.

Naja, die Geschichte heißt Operation Gnadenakt. Was für mich auch impliziert, dass hier tatsächlich die Pflegerin auf dem Prüfstand steht und mit ihr der Durchschnittsmensch und der Präsident. Und ich als Leser.

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#18 Uwe Post

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 10:44

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Ist das so trivial? Der Durchschnittsmensch denkt also nicht, dass Menschrechte für alle gelten und das ist für Dich trivial? Ich finde das ziemlich bitter.[/color]

Ich weiß nicht, ob der Durchschnittsmensch (in dem Fall ein Bürger einer fiktiven Version der USA) über die Menschenrechte restlos informiert ist, insbesondere was die Gültigkeit auch für verurteilte Verbrecher angeht. Ich wage es zu bezweifeln.

 

Ich habe mich oben ungenau ausgedrückt (und jetzt auch im Posting spezifiziert).

 

Als trivial bezeichne ich, dass die Pflegerin sich entscheidet, den Hund zu erlösen, aber nicht den Gröfaz. Abgesehen davon, dass sie vermutlich die Bestrafung für angemessen hält: Zweifellos würde sie massiven Ärger bekommen (mindestens eine Mordanklage), eventuell würde man sie auch daran hindern (der Hund wird sicher nicht so scharf überwacht wie der Gröfaz), die Option besteht also vielleicht gar nicht. Der Punkt ist der: Meiner Einschätzung nach würde niemand eine andere Entscheidung treffen als die Pflegerin es tut, selbst wenn sie die Wahl hätte. Ich müsste nochmal nachlesen, aber ich glaube, im Text ist von dieser Wahl ohnehin nicht die Rede. Die Pflegerin überlegt nur, ob sie den Hund erlöst oder nicht. Das müsste ich aber nochmal genau nachlesen.

 

Deshalb sagte ich ja, dass ich die zwei Themen in der Geschichte getrennt voneinander wahrnehme. Die Amis haben sich für Hitler eine besondere Strafe ausgedacht, und die Pflegerin hat Mitleid mit Hitlers Hund. Lediglich die Pointe bringt die beiden Themen zusammen.

 

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Naja, die Geschichte heißt Operation Gnadenakt. Was für mich auch impliziert, dass hier tatsächlich die Pflegerin auf dem Prüfstand steht und mit ihr der Durchschnittsmensch und der Präsident. Und ich als Leser. [/color]

Okay. Natürlich kann ich mir als Leser meine Meinung bilden. Bis zur Pointe müsste ich mir die Frage stellen: Würde ich den Gröfaz erlösen? Und meine Frage dazu ist: Wer würde das tun? Insbesondere, wenn er dann mit Konsequenzen für sich selbst rechnen müsste?

 

Spinnen wir doch mal eine andere Geschichte: In einer Diktatur in der nahen Zukunft wird ein Dissident gefoltert, weil er den Diktator erschießen wollte. Er ist schon so gut wie tot, d.h. Gliedmaßen abgetrennt und so weiter. Die Reinigungskraft, die eigentlich das Blut aufwischen soll, überlegt, ob sie den Attentäter erlöst. Also dasselbe (menschenunwürdige Bestrafung), nur ohne Gröfaz und ohne die Pointe mit dem Hund.  Preiswürdig?


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Juni 2016 - 10:53.

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#19 lapismont

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 11:31

gehts jetzt schon wieder um den Preis? Dann bin ich raus.


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#20 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 12:02

(Tja, ich kann noch nicht mitdiskutieren. :( Ich warnte ja leise nebenan, dass alle die KG vor Augen haben sollten, bevor ein Diskussions-Thread beginnt...)


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#21 Pogopuschel

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 12:16

Spinnen wir doch mal eine andere Geschichte: In einer Diktatur in der nahen Zukunft wird ein Dissident gefoltert, weil er den Diktator erschießen wollte. Er ist schon so gut wie tot, d.h. Gliedmaßen abgetrennt und so weiter. Die Reinigungskraft, die eigentlich das Blut aufwischen soll, überlegt, ob sie den Attentäter erlöst. Also dasselbe (menschenunwürdige Bestrafung), nur ohne Gröfaz und ohne die Pointe mit dem Hund.  Preiswürdig?

 

Ist aber keine andere Geschichte.



#22 Ender

Ender

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 12:45

Ist aber keine andere Geschichte.

So etwas in der Art wollte ich auch gerade schreiben.

Denn

[...]ohne Gröfaz und ohne die Pointe mit dem Hund.

wäre es nun mal eine ganz andere Geschichte. Denn diese beiden Aspekte sind ja schließlich elementare Bestandteile von "Operation Gnadenakt".

 

Es geht m.E. darum, Fragen zu Moral und Gewissen gegenüber einem wirklich üblen Menschen zu stellen. Daher der Gröfaz als Extrembeispiel für den größtmöglichen "üblen Menschen".

Und die Pointe mit dem Hund kommt für den Leser überraschend, denn er hatte ja damit gerechnet, dass die "Gnade" gemand anderem gelten sollte. Und genau in dem Moment und genau durch diesen Kniff ertappt man sich als Leser dabei, dass man die "Gnade" gegenüber dem Gröfaz... ja - wie denn nun?... richtig gefunden hätte? Oder falsch? Auf jeden Fall hinterfragt man an diesem Punkt seine Meinung, die man sich bis dahin - bewusst oder unbewusst - gebildet hatte. Beziehungsweise die eigenen Moralvorstellungen, die zu dieser Meinung geführt haben.

 

Durch diese Überraschung am Ende wird man meiner Meinung nach erst so richtig dahin geführt, über eben jene eigenen Moralvorstellungen nachzudenken. Daher halte ich "Operation Gnadenakt" für eine sehr geschickt komponierte Geschichte.



#23 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 20:54

Ganz andere Frage, weil ich gerade darüber stolpere: Weiß jemand, warum der Hund ein perfektes Gebiss hat?

Streng genommen führt der Autor den Leser keinen Moment lang in die Irre. Die Pflegerin sieht einen "Riesennacktmull mit perfektem Gebiss", der am Fußende des Bettes lag.  Der Präsident sieht Hitler zunächst als "Männlein in einem gestreiften Pyjama". Der Präsident verwechselt beide nur, weil er die "nackten Gliedmaßen" im Eifer des Gefechts nicht identifizieren kann. Das wollte ich nochmal nachlesen.

Entscheidend ist dann der letzte Satz: "Mitleid haben sie nur mit dem Hund." Natürlich. Vor allem als aufrechte Amerikanerin und Soldatin, die die Pflegerin ja ist.

Geschickt konstruiert, ja.

 

 

 

[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;] Auf jeden Fall hinterfragt man an diesem Punkt seine Meinung, die man sich bis dahin - bewusst oder unbewusst - gebildet hatte[/color]

Ich nicht. Das lag daran, dass mich die Geschichte nicht eingesogen hat. Ich habe sie nicht ernst genommen, und in so einem Fall bilde ich mir auch keine Meinung oder stelle mir moralische Fragen.

 

Jemanden mit einem Kissen zu ersticken, ist jedenfalls moralisch immer falsch. Die einzige "Begnadigung", die moralisch akzeptabel wäre, wäre ein Verzicht auf weitere lebensverlängernde Maßnahmen, verbunden mit einem natürlichen Tod des Gefangenen.

Man darf nicht übersehen, dass hier die Amerikaner klar unmoralisch handeln. Es wird zwar gesagt, man lasse dem Gefangenen ja schließlich die beste medizinische Behandlung zukommen, aber ganz de facto handelt es sich um eine menschenunwürdige Bestrafung.

Ganz streng genommen hätte der Gröfaz vor einem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte sogar gute Chancen, seine Peiniger auf Schmerzensgeld zu verklagen.

 

Deshalb nehme ich die Geschichte nicht ernst: Sie ist so konstruiert, so fiktiv, so unglaubwürdig, so irreal, beinahe grotesk, die Figuren so flach, dass sie nicht mehr als nette Unterhaltung für zwischendurch war.

 

Ich kenne jedenfalls eine Reihe intensivere Geschichten mit moralischen oder ethischen Themen, die mich viel stärker mitgenommen haben.

 

Höchst erfreulich finde ich jedenfalls, dass wir uns hier wirklich mal mit mehreren Leuten über eine SF-Kurzgeschichte sehr intensiv unterhalten. Klarer Fall: Dieser Lesezirkel ist ein Erfolg und hoffentlich nicht der letzte!


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Juni 2016 - 20:55.

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#24 Ender

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Geschrieben 09 Juni 2016 - 21:22

Man darf nicht übersehen, dass hier die Amerikaner klar unmoralisch handeln.

Da will ich gar nicht widersprechen. Ich finde aber auch nicht, dass der Autor das bestreitet. Er überlässt dem Leser die Beurteilung. (Hoffentlich kommen die meisten zu demselben Schluss wie du, möchte ich hinzufügen...)

Das Darüber-Nachdenken bzw. sich des Dilemmas "verdiente Strafe, aber eben doch (leider?) unmoralisch" bewusst werden - das ist es, was die Geschichte bewirken kann. Im besten Fall...

 

 

Ganz streng genommen hätte der Gröfaz vor einem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte sogar gute Chancen, seine Peiniger auf Schmerzensgeld zu verklagen.

Genau deshalb halten die Amerikaner die ganze Operation ja auch geheim - es ist ihnen also offenbar durchaus bewusst.

Das ist somit auch in sich schlüssig.



#25 Pogopuschel

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Geschrieben 10 Juni 2016 - 10:46

 

Hey, SF-Netzwerkler! Wisst ihr eigentlich, was es für eine Freude ist, seine Kurzgeschichte so diskutiert zu sehen?

 

Schrieb Frank auf Twitter.



#26 lapismont

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Geschrieben 10 Juni 2016 - 10:55

nee, echt?  :devil:


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#27 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 10 Juni 2016 - 11:16

Ich hab die Geschichte nun heute morgen in der U-Bahn gelesen. (Vielen Dank nochmal, Mammut, für die Erlösung! q:)d)

 

Ich finde sie cool! Einige Merkmale des Coolneß:

  • Sie ist bitterbös ironisch! Rein formal ist nichts komisch daran, da geb ich Ralf recht. Aber das absurde Konzept - dass "er" sein tausendj. Reich als einziger selber durchlebt, was ja aus unserer Sicht nur mit SF-Mitteln geht - ist wunderbar ironisch. Fast Schade dass der POTUS in der Geschichte darauf durch seinen Lacher an einer Stelle explizit hinweist.
  • Sie hält sich eng an "show, don't tell", worauf ich gerade besonders abfahre, und hier wird sogar alles gewollt auf einfachstem/minimalistischem Niveau gehalten. Wer eine "Gag-Parade" erwartet, unterschätzt den großen Eindruck, den gekonnte Zurückhaltung haben kann; und diese passt m.E. allgemein gut zum KG-Format. Also ist der Autor auch der Text-Form gerecht geworden, was selten der Fall ist, anderswo.
  • Dieser Knick am Schwanzende der KG mit dem Hund ist außerdem m.E. besonders gezielt eingesetzt auf ein dt. Publikum. Denn man traut sich nicht so recht Mitleid f. den alten verschrumpelten Herrn zu fühlen in der 1. Geschichtshälfte. Hat man es doch getan, gibt's am Ende einen erleichterten Lacher.
  • Last but not least ist die Story eine Absurdführung der ständigen gesellschaftlichen Überkonzentration auf diese ultra-böse Figur, die angeblich an allem Schuld war. Ein Meme, das sich gerade in den letzten Jahrzehnten im populär-historischen Raum m.E. etwas zu sehr breit macht.

Der Schreibstil ist nicht brillant, aber trägt die hintergründigeren Inhalte (Punkte 1, 3 & 4) locker.

 

P.S.: Damit es noch etwas Grummeliges zu berichten gibt meinerseits - das Autorenfoto im phantastisch! war mir ein Tick zu groß.  :qwiseguy:

P.P.S. (late edit - zu Uwes "intensivere" in seinem letzt Post oben, jetzt erst gesehen): Es ist gerade der maßgebende Ton der Frankschen KG, dass sie das alles ganz nebenbei erzählt. Es ist eine unwichtige Sache, die leider geheim gehalten werden muss. Das hat der alte Herr eben verdient. Tja. (Genial!)  q:)d -- Ach, & @Uwe: Das hier ist keine Satire, sondern ein feingeschliffener ironischer Kata. There is a life beyond satire!


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 10 Juni 2016 - 15:44.

/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")


#28 †  a3kHH

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Geschrieben 10 Juni 2016 - 11:32

Vielleicht haben die meisten, die beim KLP abstimmen, auch kein p!-Abo...

*rotfl* :bighlaugh:



#29 †  a3kHH

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Geschrieben 10 Juni 2016 - 11:44

Gute antifaschistische Stories, die heutzutage den Leuten einen Spiegel vorhalten, sind rar. Ich persönlich habe zwar eine andere Story bevorzugt, aber nach meiner persönlichen und subjektiven Sichtweise waren die DSFP-Nominierungen bis auf zwei Ausnahmen alle im oberen Qualitätsdrittel. Auch diese hier, die auf mehrere Arten interpretierbar ist.



#30 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 14 Juni 2016 - 20:35

Ich weiß wirklich nicht, ob ich die Geschichte als "antifaschistisch" bezeichnen würde. Mit Wohlwollen, ja. Aber mir würden auf Anhieb eine ganze Reihe Storys einfallen, die in dieser Hinsicht stärker abgehen (wenn auch nicht aus dem gleichen Jahrgang).

 

 

Ein anderer Grund, warum ich von der Story nicht viel halte, liegt übrigens vermutlich darin, dass sie kein bisschen sense of wonder mitbringt. Es ist ein Gedankenspiel, ein Spiel mit dem Gröfaz und mit dem Leser und seinen Erwartungshaltungen. Insofern ist es eine geschickt aufgebaute,  eine gute Geschichte. Aber unter guter SF verstehe ich persönlich etwas anderes -  die zugehörige Diskussion hatten wir glaube ich schon ein paarmal, also belassen wir es dabei.  :aliensmile:


Bearbeitet von Uwe Post, 14 Juni 2016 - 20:35.

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