Ich habe jetzt die ersten zwei Beiträge gelesen.
Das Magazin gibt sich die Mission "queer*feministisch" zu sein. Was das genau ist, erklären die Herausgeberinnen im Vorwort. Das jedenfalls klingt ambitioniert, aber auch richtig interessant. Ich jedenfalls bin gespannt.
Die Auftaktgeschichte ist von Annette Juretzki und heißt irgendetwas mit Nebel, ich meine "Nebelflor".
Es geht dabei um eine Frau, die als eine Art "Witcher" umherreist und Geister jagt.
Die eigentliche Handlung ist dabei interessant und auch spannend, richtig gut wird es aber erst durch einen Erzählkniff, den ich erst störend fand, der aber seinen Zweck am Schluss offenbart.
Ist das nun queer*feministisch?
Na ja, die Protagonistin wird mit üblen, chauvinistischen Dörflern konfrontiert und darf die auch mehrmals ordentlich vertrimmen. Das ist vielleicht nicht revolutionär, aber bei "Vikings" habe ich auch immer gern gesehen, wenn die vermeintlich schwachen Frauen ihre Äxte in Machoschädel gruben - insofern hat mir das auch hier gefallen.
Geschichte 2 ist eine gereimte Ballade von Jasper Nicolaisen über eine Art Raumschiff Enterprise aus Knete, dessen Crew (sehr queere Wesen, alle vier gleichrangig im Kommando über das Schiff) sich in die Hochzeit eines debil-notgeilen Quallenprinzen mit einer bösartigen Nacktschnecken-Hexe einmischen.
Ist das queer*feministisch?
Muss ja, wenn es von Jasper ist.
Aber ernsthaft: Inhaltlich bietet das Abenteuer so ungefähr das, was wir alle so mit 5 oder 6 im Kinderzimmer mit unseren Kuscheltieten gespielt haben: Ein geradliniger Konflikt mit klaren Gut-Böse-Grenzen und zugegeben diversifizierter Besetzung. Ist das vielleicht absichtlich, um Nachdenken zu provozieren? Kann sein. Obwohl ich deutsche Lyrik sonst zum Weglaufen finde, haben mir die Reime hier gut gefallen.
Später im Heft haben wir noch ein langes Essay, worin Tolkiens Weltschöpfung als eine Art unfreiwillige Arier-Fanfiction entlarvt wird. Alles gut begründet, aber so richtig neu ist diese Einsicht nicht. Als ich mit zarten 11 Jahren den Wälzer aus dem Bücherregal meines Onkels fischte, sagte er mir schon, dass ein gewisser Schnauzbart bestimmt ein großer Fan des Werks hätte sein können, weil der auch immer viel von "Untermenschen" fantasiert hat.
Macht aber nichts, das nochmal aufzudröseln, es kann ja nicht schaden, jede neue Generation von Lesern wieder darauf hinzuweisen. Kommender Teil 2 soll dann mit D&D abrechnen - ich bin gespannt.
Jetzt muss ich noch den Rest lesen.