Über den engl. Phantastik-Leseclub beim Otherland traf ich den belesenen Arne, der mich dann auf neue Podcasts zu Herbert sr's DUNE-Reihe bei Rewrite aufmerksam machte. Um diese Reihe hier ein wenig zu bewerben, und weil ich die Posting-Umgebung hier beim SFN mag, möchte ich einige kurzen Kritiken zum 2. Podcast - dem 1. den ich hörte, bisher - hier festhalten...
Ich war über die Qualität des Podcasts erfreut; nun bin ich nicht der größte Podcast-Frequentierer, aber ich höre eine Menge Radio. Die Atmosphäre war angenehm, Aufnahme-Qualität sehr klar. (Hab mir sagen lassen dass da die S/W Studio-Link dazu beiträgt. )
Das besprochene Buch war (orig.-betitelt) DUNE MESSIAH, der Teil der Urtrilogie der die ursprüngliche Vision Herberts deutlicher machte - Aufstieg UND Niedergang eines Messias. Die Runde der 4 Diskutanten hatte meines Gefühls nach den Eindruck, dass das Buch eher flach war, mit wenig Spannung. Einige meinten es sei damals einfach ein anderer Stil in Romanen üblich gewesen, weniger "Schnitte". (D' accord!)
Ich möchte da jetzt nicht genauer drauf eingehen - ich empfehle Leuten, sich den Podcast anzuhören! - aber 3 Aspekten doch noch etwas hinzuzufügen (einige Spoiler zum 1. & 2. DUNE-Buch sind enthalten):
Philosophisches
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Einen Teil der Spannung für mich ist bei der DUNE-Serie dass Herbert einerseits eines seiner Lieblingsthemen angeht, wie regiert man am besten? (Was funktioniert? Was hilft gegen Korruption?) Und gerade bei DUNE geht Herbert auch deutlich vor gegen Absolutismus, u.a. in der Religion. Wer also nur das 1. (campbell'schere) Buch kennt, bekommt da einen etwas schiefen Eindruck - Paul ist am Ende so etwas wie ein Superman. Gerade Lynchs Film in den letzten Minuten lebt diesen Moment voll aus - etwas zu sehr für meinen Geschmack. (Ein wenig wie bei dem 1. MATRIX-Film - was kann Neo nun noch stoppen?)
Die absolutistische Entwicklung im 1. Buch ist m.E. ein wenig das Besondere an der Helden-Entwicklung. Paul muss mehr oder weniger diesen Weg gehen, und bezahlt dann in MESSIAH heftig für sein damaliges Forcieren des Kwisatz-Haderach-Seins - ein (von ihm nicht gewollter!) Dschihad folgt darauf, und macht ihn (der ev. gar nicht aktiv daran teilnimmt) zu einem viel schlimmeren Despoten als z.B. Hitler. (Der ja explizit erwähnt wird im 2. Buch.)
In MESSIAH ist also Paul eigentlich nur noch "kaputt" - er möchte die Sache zu einem glimpflichen Ende bringen, seine Frau schützen und wenigstens die Zwillinge, mit der sie schwanger ist, retten. Letztendlich zerschellt er an dem Absolutismus (und ev. an seinem Anteil der Schuld) und geht deshalb in den vermeintlichen Tod.
DAS fand ich ziemlich spannend in den 1. 2 Büchern retrospektens.
Alia != Paul
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An einer Stelle im Podcast wird nebenbei erwähnt dass Alia schon als Foetus zu einer Art 2. Paul geworden sei. Das hab ich anders in Erinnerung. Sie wird sozusagen telepathisch "eins" mit ihrer Mutter, Jessica, und damit schon vor ihrer Geburt zu einer BG-Mutter. Als Kleinkind kann sie also schon Muskeln & Stimme so steuern wie eine fast 100%ige BG-Meisterin - das ist (anfangs) das Besondere an ihr. Ich gebe aber den Diskutanten recht, dass sie im 2. Buch ein wenig zu selten vorkommt, und gelegentlich etwas zu stereotypisch. Letztendlich wird v.a. fundiert, dass sie und der wiederhergestellte Waffenmeister ein Liebespaar werden.
Gang in die Wüste
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Ich gebe zu, dass der Wasserverlust des derart "Verdammten" nicht erklärt wird. Wieso nehmen Fremen einen solchen Verlust hin, wenn sie sonst so sehr darauf erpicht sind, alles Wasser zu präservieren, so gut es geht? Nun, letztendlich ist dieser Umgang mit schlimm Behinderten ja eine ziemlich harte (unmenschliche) Nuss - man kann also spekulieren, dass die Fremen-Gemeinschaft, deren Währung ja wohl teils wirklich Wasser ist, hier im Ausgleich das Geschenk des Wassers des (ungeschützten) Wüstenwanderers an ihn verschenkt, an seine Menschenwürde sozusagen.
Der letzte Satz ist naürlich eine Spekulation. Dazu kommt ev. die Frage auf, ob es besser hätte erklärt werden sollen im Buch. Ich bin aber gegen zuviel Erklärung in SF-Romanen. Ich mag es, wenn mir als Leser nicht nur im Motivationsbereich, sondern auch im Technischen/Wissenschaftlichen, Raum gelassen wird für eigene "Füllungen" von Erklärungslücken. Ich halte das sogar für einen Kernbestandteil der Stilmethode "show, don't tell", die Herbert im Großen und Ganzen einhält. (Einige meinen seine ewigen kursiven "Gedankendialoge" mit dem Leser würden das eben nicht einhalten; aber diese Art der Erzählung war wirklich damals in 60ern & 70ern üblich...)
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Das war's erstmal. Heute um 15h00 wird die Besprechung des 3. Bandes aufgenommen, und einige Tage später freigegeben. Man höre sich mal hinein.
Ich werde hier auch weitere Kommentare - insofern angebracht - posten. Wer unter SFN'lern sich hier auch verewigen, oder meine Kritiken besprechen, will - nur zu!
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 02 November 2021 - 21:19.