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phantastisch! 31


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24 Antworten in diesem Thema

#1 Sierra

Sierra

    Giganaut

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Geschrieben 26 Juni 2008 - 18:01

Die aktuelle Ausgabe - ab Juli 2008 erhältlich:
phantastisch! 31
Vierfarbcover, 68 Seiten
ISSN 1616-8437
4,90 € (zzgl. Porto)
Bestellungen unter http://www.ahavemann...h/bestellen.htm

Cover - Volkan Baga

Interviews
Carsten Kuhr: Interview mit Richard Morgan
Nicole Rensmann: Interview mit David Grashoff
Nicole Rensmann: Interview mit Uschi Zietsch
Andreas Decker: Interview mit Will Elliott
Dirk van den Boom: Interview mit Sharon Lee & Steve Miller


Bücher, Autoren & mehr
Christian Hoffmann: Bericht aus einer verdrehten Welt
Bernard Craw: Nichts für Sissis
Christian Humberg: Zwischen den Zeilen der Welt lesen
Christian Hoffmann: Nikolai Gogol
Horst Illmer: Odyssee 2008: Das Finale - Ein Nachruf auf Arthur C. Clarke
Heiko Langhans: Ernst Vlcek - Rhodan-Autor und Phantast - Ein Nachruf
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur - Roland Kohlsaat


Phantastisches Update
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Carsten Kuhr: Richard Morgan: "Skorpion"
Carsten Kuhr: R. Scott Bakker:
"Der Tausendfältige Gedanke - Der Krieg des Propheten 3"
Andreas Wolf: Markus K. Korb / Tobias Bachmann: "Das Arkham Sanatorium"
Horst Illmer: Stephen King: "Wahn"
Horst Illmer: Percy Greg: "Jenseits des Zodiakus"
Regnier Le Dyckt: Cory Doctorow: "Backup"
Carsten Kuhr: Bernhard Kegel: "Der Rote"
Horst Illmer: Cory Doctorow: "Upload"
Andreas Wolf: Andreas Gruber: "Schwarze Dame"


Comic & Film
Carsten Polzin:
Meilensteine des phantastischen Films - »Deluge« von Felix E. Feist


Story
Markus K. Korb: "Der Verfolger"
Christian Günther: "König der grauen Inseln"

Wissenschaft
Götz Roderer: Eine Frage der Wirklichkeit


Exklusiv im Internet - 8 Seiten zusätzliche Rezensionen!

Unter "Exklusiv im Internet" finden Sie Probeseiten,
z.B. die bisher in "phantastisch" erschienen Interviews.
Unser Magazin gibt es übrigens auch im Abonnement.

Bearbeitet von Sierra29, 26 Juni 2008 - 18:32.

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#2 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 29 Juni 2008 - 09:58

Interviews Carsten Kuhr: Interview mit Richard Morgan

Hoffentlich verspricht er Besserung nach SKORPION. :fun: :fun: Aber auch sonst eine interessante Ausgabe. :fun:

#3 Sierra

Sierra

    Giganaut

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Geschrieben 29 Juni 2008 - 10:40

Aber auch sonst eine interessante Ausgabe. :fun:

...ich bin neben dem anderen vor allem auf den Gogol- und den "Klassiker"-Artikel gespannt.

Bearbeitet von Sierra29, 29 Juni 2008 - 10:48.

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#4 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 12 Juli 2008 - 12:00

Hoffentlich verspricht er Besserung nach SKORPION. :rofl1: :)

Das hat er zwar nicht versprochen :rofl1:, aber ansonsten hat er recht viel zu sagen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, wie mir scheint. Sehr interessantes Interview, wie auch das mit der vielbeschäftigten Uschi Zietsch. Den kurzen Romanauszug aus HÖLLE zum Interview mit Will Elliott hab ich auch schon gelesen (natürlich, bei dem Buchtitel ...) - das macht Lust auf mehr. 16,90 Euro klingen für ein broschiertes 400-Seiten-Buch allerdings ziemlich happig ... ;) Die Stories sind beide sehr stimmungsvoll. Markus K. Korbs DER VERFOLGER ist eher eine kurze Momentaufnahme, die von der gelungenen Atmosphäre lebt. DER KÖNIG DER GRAUEN INSELN von Christian Günther baut vor allem auf melancholische Endzeitstimmung, die sehr gut in Szene gesetzt ist.

#5 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 13 Juli 2008 - 13:06

Das Interview mit Richard Morgan fand ich ebenfalls recht interessant. Fast bin ich versucht, meine Skepsis gegenüber Gegenwarts-SF vorübergehend zu vergessen und mir eines seiner Bücher zuzulegen.Beeindruckend auch die Vielseitigkeit von Uschi Zietsch und ihre Courage, sich als freiberufliche Autorin durchzuschlagen. Mit Battletech-Beitrag konnte ich ebensowenig anfangen wie mit dem Kohlsaat-Porträt, das zweifellos eher etwas für Nostalgiker ist.Die Story von Christian Günther hat mir stilistisch und von der Idee her sehr gut gefallen, die von Markus Korb aus den gleichen Gründen weniger, aber sie ist wenigstens kurz.Den Physik-Beitrag über Strings, Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten und die M-Theorie habe ich zwar gelesen aber natürlich nicht verstanden. Ich bin aber gern bereit zu glauben, daß es mehr als vier Dimensionen gibt. In einer davon halten sich Kosmologen und Physiker auf ...Nach welchem Prinzip die Rezensionen ausgewählt wurden, bleibt mir nach wie vor schleierhaft. Wozu muß der Leser eigentlich den "Krieg des Propheten 3" kennenlernen oder gar den x-ten "Schwarm"-Klon namens "Der Rote"?GrußFrank

#6 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 15:10

Das Interview mit Richard Morgan fand ich ebenfalls recht interessant. Fast bin ich versucht, meine Skepsis gegenüber Gegenwarts-SF vorübergehend zu vergessen und mir eines seiner Bücher zuzulegen.

Ich habe kürzlich die Lektüre von "Profit" ("Market Forces" im Original, glaube ich) beendet und kann sagen, daß das Buch mich über weite Strecken gut unterhalten hat. Langweilig waren nur die Autokämpfe, die um hohe Positionen im Konzern ausgetragen werden (und unrealistisch - so was wird es nicht geben). Problematisch erscheint mir das moralische Defizit des immanenten Autors: Die perspektivische Erzählweise schließt sich nahe an den Protagonisten Chris Faulkner an, der zwar eine ambivalente Figur, aber leider auch ein brutaler Killer ist. Der immanente Autor läßt da einiges an Gehirnmasse spritzen und versäumt es, seinen Protagonisten am Ende sterben zu lassen. Das ist widerlich und läßt Rückschlüsse auf den Menschen Richard Morgan zu (der sich in Interviews gerne so moralisch gerieren soll, wie er mag). Aber wenn man diese Defizite verschmerzen kann, besteht die Möglichkeit, gut unterhalten zu werden. Ich halte Morgan für eine guten Unterhaltungsschriftsteller. Gruß, Guido

#7 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 15:44

Problematisch erscheint mir das moralische Defizit des immanenten Autors: Die perspektivische Erzählweise schließt sich nahe an den Protagonisten Chris Faulkner an, der zwar eine ambivalente Figur, aber leider auch ein brutaler Killer ist. Der immanente Autor läßt da einiges an Gehirnmasse spritzen und versäumt es, seinen Protagonisten am Ende sterben zu lassen. Das ist widerlich und läßt Rückschlüsse auf den Menschen Richard Morgan zu (der sich in Interviews gerne so moralisch gerieren soll, wie er mag).

Ich finde Deinen Einwand weitgehend unverständlich - soll ein Autor Deiner Ansicht nach immer für das Wahre und Gute stehen und am Ende alles brav politisch korrekt auflösen? Das würde ich als Autor als höchst unzulässige und mich unnötig begrenzende Sichtweise zurückweisen.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#8 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 16:08

Ich finde Deinen Einwand weitgehend unverständlich - soll ein Autor Deiner Ansicht nach immer für das Wahre und Gute stehen und am Ende alles brav politisch korrekt auflösen? Das würde ich als Autor als höchst unzulässige und mich unnötig begrenzende Sichtweise zurückweisen.

Nun, für das Wahre und Gute zu stehen, würde man wohl jedem Menschen wünschen und damit auch einem Schriftsteller. Das Problem, das ich mit Morgan (und anderen) habe, liegt nicht in der Gewaltdarstellung als solcher, sondern im moralischen Defizit des nahe gebrachten Helden. Morgan ist sehr nahe bei seiner Figur Chris Faulkner, und als Leser indentifiziere ich mich - quasi unausweichlich - mit Teilen dieser Figur. Und doch ist die Figur so böse, daß ein anständiger Mensch nicht mal ein Bier mit ihm trinken würde. Morgan nun verlässt mit seiner Figur Chris das tragische Konzept. Die Tragödie sieht eine Helden vor, der schuldlos schuldig wird, und in gewisser Weise kann man Chris als einen tragischen Helden sehen. Der tragische Held aber begreift seine Schuld und willigt letzlich in den eigenen Untergang ein. Morgan aber läßt den schuldig gewordenen Chris leben. Er läßt den Killer, den er uns nahe gebracht hat, dessen Leben wir mitgelebt haben, leben. Ich halte das für "irgendwie" unanständig.

#9 Diboo

Diboo

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 16:32

Ich halte es für absolut legitim. Wenn ich als Leser damit ein Problem habe, halte ich es für falsch, dem Autoren daraus einen Vorwurf zu machen. Es sagt etwas über mich als Leser aus, und vielleicht ist es exakt das, was der Autor beabsichtigt hat. Also soll er, das ist seine wohl verdiente Freiheit und ich erwarte nicht, dass er sich meinen tatsächlichen oder angeblichen moralischen Werten unterwirft, für wie "universal" diese auch gemeinhin gehalten werden.

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#10 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 16:53

Ich halte es für absolut legitim. Wenn ich als Leser damit ein Problem habe, halte ich es für falsch, dem Autoren daraus einen Vorwurf zu machen.

Einen Vorwurf machen ...? Ich weiß nicht, ob ich so weit gehe. Für mich kann Literatur nur sinnvoll sein, wenn sie in das eingebettet ist, was man vielleicht "humanistische Werte" nennen könnte. Das heißt für mich nicht, daß sie nicht auch ins Groteske, ins scheinbar Nihilistische umschlagen kann - sofern eben in den Untertönen die Verzweiflung über den Verlust dieser Werte spürbar bleibt.

und ich erwarte nicht, dass er sich meinen tatsächlichen oder angeblichen moralischen Werten unterwirft, für wie "universal" diese auch gemeinhin gehalten werden.

Ich kann das wohl nicht erwarten. Aber meine Grundhaltung führt dann eben zu dieser Kritik. Die Freiheit, die Du propagierst, würdest Du sicher auch nicht zurücknehmen wollen bei einem Roman, der uns in Ich-Erzählung eine menschliche Bestie vorführt, die uns en detail ihre Schlächtereien beschreibt. Aber möglicherweise würdest Du es als widerlich empfinden und zu dem Urteil kommen, daß das nichts mehr mit Literatur zu tun hat.

#11 Diboo

Diboo

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 17:24

Ich würde seinen Roman sicher für ziemlich eklig halten und nichts mehr von ihm lesen, ihm aber daraus letztlich keinen Vorwurf machen wollen und daraus auch nicht den Anspruch an ihn ableiten, etwas anderes schreiben zu sollen. ICH mochte es nicht. Mein Problem.

Bearbeitet von Diboo, 13 Juli 2008 - 17:40.

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#12 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 17:44

Mein Problem.

Da unterscheiden wir uns dann wohl. Ich würde ebenfalls ein Problem sehen, würde aber - quasi als Arbeitshypothese - den Anteil einer pervertierten Gesellschaft an diesem Problem höher als meinen eigenen Anteil einstufen. Ich würde also mit dem Nachdenken beginnen, und mich nicht sofort abwenden.

#13 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 18:37

Nun, für das Wahre und Gute zu stehen, würde man wohl jedem Menschen wünschen und damit auch einem Schriftsteller.

Das Problem, das ich mit Morgan (und anderen) habe, liegt nicht in der Gewaltdarstellung als solcher, sondern im moralischen Defizit des nahe gebrachten Helden. Morgan ist sehr nahe bei seiner Figur Chris Faulkner, und als Leser indentifiziere ich mich - quasi unausweichlich - mit Teilen dieser Figur. Und doch ist die Figur so böse, daß ein anständiger Mensch nicht mal ein Bier mit ihm trinken würde. Morgan nun verlässt mit seiner Figur Chris das tragische Konzept. Die Tragödie sieht eine Helden vor, der schuldlos schuldig wird, und in gewisser Weise kann man Chris als einen tragischen Helden sehen. Der tragische Held aber begreift seine Schuld und willigt letzlich in den eigenen Untergang ein. Morgan aber läßt den schuldig gewordenen Chris leben. Er läßt den Killer, den er uns nahe gebracht hat, dessen Leben wir mitgelebt haben, leben. Ich halte das für "irgendwie" unanständig.

Ein Protagonist (oder "Held"), mit dem man sich weitgehend identifizieren kann, liegt vermutlich den Allermeisten eher als einer, über den man schwer den Kopf schütteln muss. Ich würde aber nicht so weit gehen, im zweiten Fall die Eigenschaften des Protagonisten auf den Autor zu übertragen (obwohl man vielleicht versucht ist, dies zu tun).

Wenn Thomas Harris in den ersten drei Lecter-Romanen aus der Sicht der ermittelnden Polizisten/FBI-Beamten schreibt, gehe ich nicht davon aus, dass er alles, was Polizei oder FBI tun, für richtig hält. Er schildert es so, wie er es recherchiert hat oder sich denkt. Wenn ein Polizist Gesetze bricht, um mit der Ermittlungsarbeit weiterzukommen - dann tut er es eben (unter Umständen auch, weil es der Handlung dient). Ob Harris - oder ich als Leser - das für richtig halten, ist dann wieder ein anderer Aspekt.
Wenn Harris den vierten Roman aus Hannibal Lecters Sicht schreibt, gehe ich auch nicht davon aus, dass er dessen Taten gutheißt oder - noch schlimmer - auch selbst so durchführen würde. Einen "positiven" Charakter realistisch zu beschreiben ist ja oftmals leichter als einen durchgeknallten realistisch und glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Wie weit ein Autor gehen kann oder darf, wenn er einen "negativen", bösen Charakter möglichst lebensnah beschreibt, seine Handlungsweisen plausibel erscheinen lässt ... huh, keine leichte Frage. Grenzen gibt es da auf jeden Fall, und nicht nur juristische.
:smokin:

Um auf phantastisch! 31 zurückzukommen: Das Interview mit Lee & Miller fand ich ebenfalls interessant. Dass die virtuell einen Con in Second Life besuchen (oder gar gestalten) - erstaunlich! :lol:
Aber heutzutage wohl weniger abwegig als vielmehr konsequent und folgerichtig.

Bearbeitet von ChristianW, 13 Juli 2008 - 18:39.


#14 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 Juli 2008 - 21:56

Ein Protagonist (oder "Held"), mit dem man sich weitgehend identifizieren kann, liegt vermutlich den Allermeisten eher als einer, über den man schwer den Kopf schütteln muss. Ich würde aber nicht so weit gehen, im zweiten Fall die Eigenschaften des Protagonisten auf den Autor zu übertragen (obwohl man vielleicht versucht ist, dies zu tun).

Großes Mißverständnis. Der Protagonist Chris Faulkner ist nicht derjenige, der darüber entscheidet, ob er den Angriff der Gang überlebt. Das ist der Erzähler (oder immanenter Autor). Von ihm schließe ich auf den physischen Autor Richard Morgan. Das kann natürlich unzulässig sein, klar. Würde ich verstehen und einsehen können, warum der Killer Faulkner weiterleben darf, hätte ich Morgan unrecht getan.

Ich habe mir gerade mal ein Mittel überlegt, das einem dabei helfen kann, sich über die moralische Zweifelhaftigkeit eines Romans Klarheit zu verschaffen: Man stelle sich die Film-Adaption des Buches vor. Die Darstellung von Gewalt kann ja sehr eindringlich im Film sein. Ließe sich ein Film denken, in dem der Protagonist hilflose und mehr oder minder unschuldige Menschen aus nächster Nähe in den Kopf schießt? Kaum. Ich schätze, das würde zu moralischer Entrüstung im Publikum führen. Zu recht. Der Film bräuchte einen zweiten, mindestens gleichgewichtigen Protagonisten, der einen Gegenpol bildet. Einen solchen hat "Profit" nicht. Chris´ Frau Carla ist zwar ein solcher Gegenpol, aber sie hat als Figur deutlich weniger Gewicht.

Besides moralische Zweifelhaftigkeit: Morgan kann schreiben (wobei ich unterstelle, daß die Übersetzung nicht besser als das Original ist - was ja eher selten vorkommt). Die Figurenzeichnung von Chris Faulkner und seiner Frau Carla, die Beschreibung ihrer zerbrechenden Ehe empfinde ich als sehr gelungen. Auch die anderen Figuren sind sämtlich glaubwürdig und überzeugend dargestellt, hier vor allem Mike Bryant. Man vergleiche das mal mit den Marionetten-Figuren aus Schätzings "Der Schwarm": mindestens zwei Klassen Unterschied.

#15 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 14 Juli 2008 - 09:48

Ließe sich ein Film denken, in dem der Protagonist hilflose und mehr oder minder unschuldige Menschen aus nächster Nähe in den Kopf schießt? Kaum.

Natural Born Killers

Henry - Portrait of a Serial Killer

Um nur mal zwei zu nennen...

#16 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 10:37

Natural Born Killers

Ja, stimmt; hab´s mal im TV gesehen. In diesem Fall habe ich wie Dirk gehandelt: mich möglichst schnell abgewendet, sprich: ausgeschaltet.

#17 lapismont

lapismont

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 11:07

Jorge schüttelt so etwas prompt aus dem Handgelenk. :thumb: Mir hat übrigens das Interview zur Schwarzen Sonne sehr gefallen. Stimmungsvoll und vor allem apetitanregend.Bezüglich der Rezis muss ich Frank zustimmen, hab mich auch gefragt, was es mit Der Krieg des Propheten auf sich hat. Carsten hält es ja für ein Meisterwerk - vielleicht hätte man das in einem umfangreicheren Artikel wesentlich effektiver würdigen können. Mir fehlt bei solchen Einschätzungen immer eine Relation. Gerade bei Fantasy, wo Masse und Klasse so stark differieren.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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  • (Buch) gerade am lesen: Aiki Mira – Proxi

#18 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 16:39

Natural Born Killers

Henry - Portrait of a Serial Killer

Um nur mal zwei zu nennen...

"American Psycho", da wurde die Filmadaption erheblich entschärft.
Ich kann mich nicht mit Patrick Batemann identifizieren, trotzdem würde ich das Buch als interessante Literatur bezeichnen.

Zur neuen Ausgabe von Phantastisch kann ich noch nichts sagen, die ist noch in der Post.

#19 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 17:12

"American Psycho", da wurde die Filmadaption erheblich entschärft. Ich kann mich nicht mit Patrick Batemann identifizieren, trotzdem würde ich das Buch als interessante Literatur bezeichnen.

Weitere Beispiele wären DAS PARFÜM oder HANNIBAL RISING. Und Romane bzw. Filme, in denen der Böse am Ende nicht stirbt und frei seiner Wege geht - den Guten evtl. sogar besiegt - gibt es ja auch viele. Ich komme da nochmal auf mein erstes Beispiel mit Thomas Harris zurück: ROTER DRACHE und SCHWEIGEN DER LÄMMER bezieht einen Großteil seiner Faszination aus der Figur des Hannibal Lecter, auch wenn es in beiden Romanen den positiven Gegenpart gibt, sogar mit mehreren Personen. Harris hat hier eine Figur geschaffen, mit der man garantiert nicht zu Abend essen möchte (weil die Gefahr besteht, dass man Teil des Speiseplans wird ... :thumb:), trotzdem können sich viele Leser - und Filmgucker, was natürlich auch an der exzellenten Darstellung von Anthony Hopkins liegt - der Faszination, die diese Figur ausübt, nur schwer entziehen. Niemand wird sich mit Lecter identifizieren, aber ich nehm es Harris als Autor auch nicht krumm, dass er diese Figur geschaffen und beschrieben hat. Er hat mir damit hochspannende Lesestunden beschert, und Nervenkitzel bzw. Grusel sind ja auch Dinge, weswegen wir Achterbahn fahren, einen Horrofilm ansehen oder eben Harris' Romane lesen.

Bearbeitet von ChristianW, 14 Juli 2008 - 17:13.


#20 Mammut

Mammut

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 18:32

Natural Born Killers

Starker Film.

#21 Pogopuschel

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Geschrieben 15 Juli 2008 - 18:32

Habe gerade das Morgan-Interview gelesen. Hat mir gut gefallen, tolle Fragen. Find ich gut und konsequent, dass er keine weiteren Kovac-Romane schreibt - "Heiliger Zorn" war ziemlich langweilig. Ich bin mal auf seinen neuen Fantasyroman "Steel Remains". Wobei ich mir schon denken kann, wo drin der Stahl "übrig" (stecken) bleibt.So, jetzt lese ich noch den phantastischen Rest.Gruß Markus

#22 Robin

Robin

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Geschrieben 17 Juli 2008 - 08:08

Ich hab dank Prüfungsstress bisher nur einen Teil gelesen.Aber gerade so Sachen wie "Gogol" find ich wieder sehr gut. Ich studiere zwar Literatur und habe "Der Mantel", "Die Nase" usw. gelesen (sogar für die Prüfung), aber Informationen zum Autor kannte ich bisher kaum. Schon nach den ersten Seiten muss ich sagen: ph! war es mal wieder wert ;-)
Mein Blog: http://www.haseler.de/blog/

Liest gerade | für die Magisterarbeit viele, viele Dinge
Lernt gerade| Geschichte
Schreibt gerade | Blogbeiträge... usw. usf.

#23 ShockWaveRider

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Geschrieben 25 September 2008 - 09:57

phantastisch! 31

Dann lege ich mal ein Zwischenfazit vor.

Bereits gelesen:

Carsten Kuhr: Interview mit Richard Morgan
Hochinteressant und fesselnd, welch tiefe Weisheiten Richard Morgan auf teilweise grenzwertige Fragen zu Papier gegeben hat.
Da ist viel Zitatwürdiges bei.

Nicole Rensmann: Interview mit Uschi Zietsch
Uschi Zietsch gewährt Einblick in ihr umfangreiches Schaffen, ihre kleinen Krisen und vor allem ihren unbeugsamen Optimismus und ihr Durchhaltevermögen. Respekt!

Christian Hoffmann: Bericht aus einer verdrehten Welt
Hoffmann macht neugierig auf den Roman "In den vereinigten Staaten von Afrika" des dschiboutischen (heißt das so?) Autors A. Waberi.

Christian Hoffmann: Nikolai Gogol
Eine Abhandlung über das Leben des russischen Klassikers Nikolai Gogol und vor allem dessen Beitrag zur phantastischen Literatur. Umfassend, interessant geschrieben - vorbildlich! Kompliment an Christian Hoffmann für einen gelungenen Artikel!

Horst Illmer: Odyssee 2008: Das Finale - Ein Nachruf auf Arthur C. Clarke
Horst Illmer bringt uns die Person Arthur C. Clarke und sein umfangreiches SF-Werk nahe. Großartig!

Heiko Langhans: Ernst Vlcek - Rhodan-Autor und Phantast - Ein Nachruf
Langhans lässt ein Urgestein deutschsprachiger SF posthum Revue passieren. Danke, Heiko!

Carsten Polzin: Meilensteine des phantastischen Films - »Deluge« von Felix E. Feist
Kurz angelesen, als nettes und wertvolles Thema empfunden - aber für mich eher uninteressant.

Markus K. Korb: "Der Verfolger"
Der Protagonist gibt die endlose Flucht vor einem irgendwie gruselig sein sollenden Wolfswesen und dessen untoten Begleiter auf.
Horror for no reason, Atmosphäre nett, aber jeglicher Hintergrund fehlt, und noch nicht mal gut geschrieben. Formulierungen wie "macht mich würgen" machen mich ärgern.
Korb kann besser!

Christian Günther: "König der grauen Inseln"
3. Weltkrieg. Das Südsee-Atoll Tuvalu ist überflutet, nur noch die Reste einer Bohrplattform ragen aus dem Wasser. Hierher ist der letzte Tuvaluaner zurückgekehrt. Eines Tages erhält er Besuch von zwei Männern in einem Schlauchboot.
Nettes Endzeitszenario, atmosphärisch dicht, wenngleich nicht jede Formulierung rund geschliffen wurde. Grobabriß der Historie etwas zu erklärend geraten, Ende wirkt leicht gewaltsam angeflanscht.

Zur weiteren Lektüre vorgemerkt:
Dirk van den Boom: Interview mit Sharon Lee & Steve Miller
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur - Roland Kohlsaat
Götz Roderer: Eine Frage der Wirklichkeit


Bereits aussortiert:
Nicole Rensmann: Interview mit David Grashoff
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Wieder eine sehr gute Ausgabe mit vielen hochinteressanten Themen, die zumeist in gelungener Form ausgearbeitet sind.
Leider haben mir wieder beide Stories nicht sonderlich gefallen.

Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 29 September 2008 - 13:23.

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  • (Buch) gerade am lesen:I. Bachmann, M. Frisch "Wir haben es nicht gut gemacht. Briefwechsel"; G. Egan "Diaspora"
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#24 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 25 September 2008 - 20:44

Leider haben mir wieder beide Stories nicht sonderlich gefallen.

Kann ich leider auch nichts anderes vermelden.

#25 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 29 September 2008 - 13:22

Zur weiteren Lektüre vorgemerkt:

Und schon gelesen!

Dirk van den Boom: Interview mit Sharon Lee & Steve Miller
Dirk bringt uns in diesem lockeren Interview das Autorenehepaar Sharon Lee und Steve Miller näher. Wir erfahren einiges über die Art ihrer Zusammenarbeit, die amerikanische Fan- und Kleinverlagsszene und die Probleme, denen SF-Schriftsteller auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ausgesetzt sind - aber leider nur wenig Konkretes über ihr Werk!

Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur - Roland Kohlsaat
Soso! Roland Kohlsaat hat also jahrelang im "Sternchen", der Kinderbeilage des "Stern", die Comic-Serie "Julio und Jimmy" gezeichnet. Die Abenteuer des Cowboys Julio und seines aufblasbaren Gummipferdes Jimmy haben Herrn Schnurrer anscheinend tief beeindruckt. Ganz nett, mal an dieses Kapitel der deutschen Nachkriegsphantastik zu erinnern. Aber manchmal verwechselt der Autor die Reihenfolge seiner Erfahrungen mit der tatsächlichen Chronologie der Ereignisse. Kohlsaat war mit Sicherheit nicht der erste, der den Kunstgriff erfand, phantastische Elemente in seiner Welt als sebstverständlich und daher innerhalb des Erzählungskontextes glaubhaft erscheinen zu lassen.

Götz Roderer: Eine Frage der Wirklichkeit
Es gibt nicht nur eine, sondern gleich fünf Stringtheorien. Und alle entstehen aus der M-Theorie, die gute Chancen auf eine "Theory of Everything" hat. So weit, so gut! Roderer bemüht sich redlich, die knifflige Materie auch Laienlesern nahezubringen. Aber trotz Physikstudiums blieben mir die letzten Feinheiten dieses an sich spannenden Artikels verschlossen.

Auch diese 3 Artikel habe ich insgesamt gern gelesen, trotz leichter Schwächen. Überflüssig fand ich keinen.

Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 30 September 2008 - 12:29.

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