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Arno Schmidt - Die Gelehrtenrepublik


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42 Antworten in diesem Thema

#1 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 02 November 2008 - 14:54

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Arno Schmidt
Die Gelehrtenrepublik:
Kurzroman aus den Roßbreiten

Klassikerlesezirkel im November 2008

Sekundärliterarisches dazu im Forum für Sekundärliteratur unter "Sekundärliteratur zu Arno Schmidt"

#2 raps

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    Scoobynaut

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Geschrieben 02 November 2008 - 18:04

Ich fang mal mit 1-2 Gedanken an. Ich bin noch nicht durch, (Winer ist auf meiner Seite 115 erst seit einigen Stunden auf der IRAS). Ich habe das Buch vor sechs Jahren aber schon mal gelesen und erinnere mich noch grob, worum es in der 2. Hälfte geht.Ich lese das Buch im Wesentlichen wie einen Terry-Pratchett-Roman - möchte mich also möglichst amüsieren. Das gelingt mir bisher teilweise sehr gut (besonders die Passagen direkt vor und nach der Reise zu den Zentis fand ich sehr komisch), teilweise auch nicht so recht.Meine weiteren Eindrücke spare ich mir mal für später auf. Eines vielleicht noch: Man merkt schon, dass das Buch kurz nach der Wiederbewaffnung erschienen ist. Und: Ich muss mich mal den Inhalt von Vernes "Propellerinsel" betreffend kundig machen. "molo" wies ja schon darauf hin, dass Dietmar Dath den Roman in seinem Vorwort der Haffmanns-Ausgabe erwähnt, und Schmidt selbst nimmt das Wort ja auch einmal am Anfang in den Mund.Grüße, Rainer

#3 molosovsky

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Geschrieben 03 November 2008 - 10:07

Korrektur:Der Text von Dietmar Dath über Schmidts »Gelehrtenrepublik« befindet sich in der gebundenen Suhrkamp-Einzelausgabe (Reihe »Bibliothek Suhrkamp«), und in einer Nummer der Literaturzeitschrtift »Volltext« †” Soweit ich mich erinnern kann, wird Vernes »Propellerinsel« bei Dath nicht erwähnt. Dath stellt vielmehr Schmidts »Gelehrtenrepublik« neben Stephen Kings »Dark Tower«-Zyklus.GrüßeAlex / molo, der die ersten paar Seiten der »Gelehrtenrepublik« ebenfalls wiederglesen hat. Lustig, wie schnell ich wieder reinfinde ich den Schmidt-Stil.Und: ich hab mein Desktop-Bild dem Thema des Monats angepasst: einen feinen Scan der Schmidt†™schen Karte zum Buch ;)

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#4 Robin

Robin

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Geschrieben 03 November 2008 - 10:17

Hm. Hab ich für meine Zwischenprüfung an der Uni lesen müssen. Eines der wenigen wirklich vergnüglichen Werke. Bin ein Fan dieses Buches.
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#5 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 04 November 2008 - 14:34

Ich bin inzwischen durch.Ich will zwar nicht behaupten das es das anstrengenste Buch ist das ich bisher las, aber mühsam fand ichsschon. Der Schreibstil ist definitv nichts für mich und wußte nur bedingt Spaß zu machen. Teilweisehat es mich genervt und insgesamt empfand ich die erzählweise als unangenehm hektisch.Ich muß auch offen zugeben das ich hier teilweise an die Grenzen meines Verständnisses komme. Mirleuchtet nicht ein, warum der Mann so verquastet und verquarkt schreibt und nicht in normal verständlichenSätzen. Mag ja sein das diese Art zu schreiben andere entzückt oder amüsiert, aber mir erschliesst sichder Sinn des ganzen nicht. Darüberhinaus wirkte der Roman an so einigen Stellen doch schon etwas antiquiert auf mich und teilweise hatte ich den Eindruck erstmal so ein halbes Dutzend Werke der Weltliteraturnachholen zu müssen um einen tieferen Einblick in den Text zu bekommen. Ich habe das Buch jetzt in knapp 3 Tagen gelesen, also insgesamt kein Roman der mir zu lesen schwerfiel,allerdings läßt er mich etwas ratlos und leer zurück. Die Story wirkt auf mich weder besondersOriginel noch sehr mitreißend. Von diesem Autor werde ich wohl in Zukunft die Finger lassen.

#6 Rusch

Rusch

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Geschrieben 04 November 2008 - 14:52

Nun, Antranik, der Autor wollte nicht nur einen SF Roman schreiben, sondern auch beschreiben, wie sich die Deutsche Sprache verändern könnte. Das macht das Buch nicht ganz einfach zu verstehen und es liest sich wie Phantastik aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Die fand ich genauso schwer.Insgesamt aber ich die Geschichte interessant. Ich habe jetzt erst 30 Seiten durch, aber die werden durchaus unterhaltsam und machten lust auf mehr.

#7 Amtranik

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Geschrieben 04 November 2008 - 15:26

Nun, Antranik, der Autor wollte nicht nur einen SF Roman schreiben, sondern auch beschreiben, wie sich die Deutsche Sprache verändern könnte. Das macht das Buch nicht ganz einfach zu verstehen und es liest sich wie Phantastik aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Die fand ich genauso schwer. Insgesamt aber ich die Geschichte interessant. Ich habe jetzt erst 30 Seiten durch, aber die werden durchaus unterhaltsam und machten lust auf mehr.

Ok, danke. Ein Ansatz der mir zugegeben nicht behagt. Ein großteil der Details verschwimmen für mich unter einem Wust aus verschwurbelten aneinanderreihungen von Satzzeichen und zusammenhanglos erscheinenden Wörtern. Gut möglich das ich nicht die nötige Aufmerksamkeit mitbringe solch ein Werk geniessen zu können, ganz davon abgesehn das ich die verwendete Sprache nicht ansprechend finde. Auf welche Phantastik spielst Du an? Jules Verne? oder HG Wells? oder was für Romane meinst Du?

#8 Robin

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Geschrieben 04 November 2008 - 18:24

Das Buch ist eben nicht nur reine Unterhaltungsliteratur sondern will noch andere Aspekte abdecken. Sprachveränderung, Kritik an Gesellschaften usw. und das verpackt in einem "Kunstwerk". Allein die Kommentierung des eigenen Werkes durch die Fußnoten des imaginären Übersetzers ist so eine Sache für sich. Hier wird auch viel mit Stilmittel gespielt.(Oder sehe ich das falsch?)
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#9 lapismont

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Geschrieben 05 November 2008 - 07:54

Habe heute angefangen und die ersten 30 Seiten überlebt. :rolleyes: Sehr gewöhnungsbedürftiger Stil, erfordert doch eine Menge Aufmerksamkeit. Ich erwische mich beständig dabei, der Sprache und nicht der Handlung zu folgen.Winer - hehe! - untersucht also eine seltsame Zone in den USA. Die zustimmenden Behörden erwarten nicht, dass er zurückkommt.Deutschland ging im atomaren Desaster unter und daher kann man straffrei das Deutsche als subversive Sprache zum Veröffentlichen gefährlicher Schriften benutzen.abgefahren! :)

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#10 raps

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Geschrieben 05 November 2008 - 12:40

Mir scheint, die Sprache s i e h t vor allem ungewöhnlich a u s. Man kann sie in einer Art ironischem Plauderton ohne große Mühe lesen. Von Schmidts späterem (und doch sehr langem) Roman "Kaff auch Mare Crisum" (der teilweise in zwei Mondbasen spielt, während nukleare Kettenreaktionen die Erde fertigmachen) gibt es eine ungekürzte Lesung - von Jan Philipp Reemtsma völlig flüssig (und also unter akustischer Auslassung so manchen Gedankenstrichs und orthiografischer Spielereien) dargeboten.In späteren Büchern schert sich Schmidt ja auch oft noch weniger um die gültige deutsche Rechtschreibung. Hier ein paar (beim KindlersLiteraturLexikon-Artikel zu oben erwähntem Roman) geklaute Beispiele:"... er erfindet Wortgebilde, wie etwa »Roh-Mann-Tick« für »Romantik«, »gleich sex & firz ich« für »gleich 46«, »Begreepniß« für »Begräbnis«, »Ap-wex-lunk« für »Abwechslung«, »maulhängkolisch« für »melancholisch«, und verwendet zudem ganze Batterien von Satzzeichen, um Redepausen, Mimik und Gestik der Personen anzudeuten."Grüße, Rainer

#11 Rusch

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Geschrieben 05 November 2008 - 13:03

Ok, danke. Ein Ansatz der mir zugegeben nicht behagt. Ein großteil der Details verschwimmen für mich unter einem Wust aus verschwurbelten aneinanderreihungen von Satzzeichen und zusammenhanglos erscheinenden Wörtern. Gut möglich das ich nicht die nötige Aufmerksamkeit mitbringe solch ein Werk geniessen zu können, ganz davon abgesehn das ich die verwendete Sprache nicht ansprechend finde. Auf welche Phantastik spielst Du an? Jules Verne? oder HG Wells? oder was für Romane meinst Du?

Verne liest sich selbstverständlich sehr gut. Aber das weißt Du. Der Franzose war aber auch ein Ausnahmeschriftsteller - das brauchen wir nicht zu diskutieren. Nein, ich meine Werke wie z. B. "Der Sternenschöpfe" von Olaf Stapelton. Das fand ich auch anstrengend und teilweise recht abgehoben. Wells bekannte Romane lesen sich gut, aber "Menschen wie Götter" fand ich auch nicht unbedingt leicht zu lesen.

#12 Amtranik

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Geschrieben 05 November 2008 - 14:09

Verne liest sich selbstverständlich sehr gut. Aber das weißt Du. Der Franzose war aber auch ein Ausnahmeschriftsteller - das brauchen wir nicht zu diskutieren. Nein, ich meine Werke wie z. B. "Der Sternenschöpfe" von Olaf Stapelton. Das fand ich auch anstrengend und teilweise recht abgehoben. Wells bekannte Romane lesen sich gut, aber "Menschen wie Götter" fand ich auch nicht unbedingt leicht zu lesen.

Ich gestehe freimütig ein noch kein Buch von Verne gelesen zu haben, aber ich wollte auch nur ein paar Namen haben. Habe mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht ob die ganz alten Sachen gut oder schwer zu lesen sind und bin bisher vom Gegenteil dessen was Du angibst ausgegangen.

#13 lapismont

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Geschrieben 05 November 2008 - 14:58

Der Stapelton ist schon ein harter Brocken - sehr viel Philosophie und arg wenig echte Handlung. Wells schreibt allerdings, wie auch Stapleton, zeitgenössig. Selbst Verne kann nerven. Oder hast Du alle zoologischen Erläuterungen in 20000 Meilen unter den Meeren verfolgt?
:rolleyes:

Aber Schmidt schreibt nicht zeitgenössisch, er arbeitet mit Sprache und (wie zu Recht gesagt wurde) mit Schrift.

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#14 lapismont

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Geschrieben 06 November 2008 - 09:21

weitergelesen: sehr frivol :rolleyes: Schlacht gegen die Spinnen: Sind die Spinnen auch intelligent? Als Winer zurück zur Station kommt, erfährt er, dass die Mutationen gezielt selektiert werden.Mhm, bin gespannt in welche Richtung die Handlung weiter geht.

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#15 Amtranik

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Geschrieben 06 November 2008 - 14:00

Mhm, bin gespannt in welche Richtung die Handlung weiter geht.

Ich glaube das wird dich etwas enttäuschen.

#16 Rusch

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Geschrieben 06 November 2008 - 14:31

weitergelesen: sehr frivol :) Schlacht gegen die Spinnen: Sind die Spinnen auch intelligent? Als Winer zurück zur Station kommt, erfährt er, dass die Mutationen gezielt selektiert werden. Mhm, bin gespannt in welche Richtung die Handlung weiter geht.

Ich denke ja, dass nach dem Intermezzo in der Zone es nun zur Gelehrtenrepublik geht. Ich erwarte etwas wie die Reise von Gulliver zu fliegenden Insel Laputa. Hier wäre der Vergleich sehr interessant. Hat jemand zufällig erst kürzlich "Gullivers Reisen" gelesen?

#17 Susanne11

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Geschrieben 06 November 2008 - 18:57

Das Buch liest sich gut und der Schreibstil ist mal was anderes. Aber ich habe nach 70 Seiten den Eindruck, dass sich hinter der interessanten und witzigen Schreibe eine eher nichtssagende Geschichte versteckt. Jedenfalls kommt der Inhalt nicht so richtig rüber. Zumindest kommt auf der Gefühlsebene nichts bei mir an. Insgesamt bleibt alles etwas sehr bemüht, blutleer und intellektuell.Mal sehen, wie es weitergeht und ob noch etwas Leben in die Geschichte kommt.

#18 klox

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Geschrieben 07 November 2008 - 19:36

Ich bin vorgestern angefangen und jetzt auf Seite 48. Zu Anfang hatte ich einige Probleme. In die seltsame art von Rechtschreibung, Interpunktion und Satzbau hab ich mich eigentlich recht schnell reingefunden. Sein seltsamer, geraffter Erzählstil hat mir da schon mehr Probleme bereitet. Das Buch erfordert eine höhere Grundaufmerksamkeit ist aber ansonsten nicht so schwierig zu lesen.Insgesamt ist es schon ganz witzig, aber mit Pratchett würde ich es dann doch nicht vergleichen. Die Handlung schreitet bisher flott voran und ich bin schon gespannt was als nächstes kommt. Kein Überflieger, aber der Autor gefällt mir. Mit ein wenig Abstand könnte ich wieder mal was von ihm lesen, aber Fan werde ich wohl nicht.

#19 klox

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Geschrieben 07 November 2008 - 19:38

ich hab mein Desktop-Bild dem Thema des Monats angepasst: einen feinen Scan der Schmidt†™schen Karte zum Buch :)

Kann man das irgendwo runterladen?

#20 lapismont

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Geschrieben 10 November 2008 - 07:42

Die Gelehrtenrepublik eignet sich nicht zum Lesen morgens in der U-Bahn. Ich schlafe beständig ein. :blink: Aber Seite 88 ist dennoch erreicht. Die Masken als Masturbationsersatz. Schon recht abgefahren. Ziemlich aufbrechende Militärbeschreibung. Winer beobachtet und beschreibt zynisch, was er auf dem Weg durch die Instanzen erlebt. Dabei lässt Schmidt stets Menschen zu Wort kommen und trotz der quirligen Sprache erscheinen sie mir recht lebendig, keine Pappkameraden. Schmidt kann da sehr gut charakterisieren. Zumindest Männer.Nun fehlt nur noch etwas mehr Handlung. :smokin:

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#21 klox

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Geschrieben 10 November 2008 - 09:07

Zumindest Männer.

Die junge Zentaurin ist doch auch interessant dargestellt... :smokin:

Nun fehlt nur noch etwas mehr Handlung.

Eigentlich gibts davon doch genug. Ich bin jetzt ca. auf Seite 75 (Suhrkamp Ausgabe) und er ist gerade in der Gelehrtenrepublik eingetroffen. Er hat doch schon ziemlich viel erlebt. Normalerweise muß ich nach 10 Seiten Pause machen um mir erstmal klar zu machen was jetzt schon wieder alles passiert ist. Es wird ja nicht nur die Reise beschrieben, sondern man erfährt auch einiges über die Zeit, die Flora und Fauna in der Zone und über die verschiedenen Absichten und Motivation der Personen und Gruppen die auftreten. Allerdings hab ich Probleme mir die Ausmaße und die (geographische) Lage der Republik vorzustellen, vor allem ist mir nicht klar warum er zuerst, per Ballon, bei den Zentauern ausgesetzt worden ist. Von dort muss er zu Fuß zu einem Militärstützpunkt laufen, um von dort zur eigentlich Gelehrtenrepublik gefahren zu werden!?!? Ich möchte sowas nicht ständig lesen, aber ansonsten ist sein Schreibstil schon interessant. Durch seine Satzzeichen Akrobatik schafft er es schon Stimmungen und Gefühlszustände zu produzieren die andere Autoren normalerweise in langen Absätzen beschreiben (Deshalb auch mein Eindruck das er eigentlch ziemlich viel erzählt auf wenigen Seiten). Ich hoffe mal das das vom Autor auch beabsichtigt war und ich mir nicht nur was einbilde :-).

#22 Susanne11

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Geschrieben 10 November 2008 - 11:27

Schmidt kann da sehr gut charakterisieren. Zumindest Männer.

Anfänglich habe ich das Ende des Buches "Die Maerlande-Chroniken" und die Hälfte der "Gelehrtenrepubik" parallel gelesen. Das war ein sehr sehr merkwürdiges Erlebnis. Die Maerlande-Chroniken spielen nach einer atomaren Katastrophe und handeln davon, wie sich eine Gesellschaft in einer verseuchten Umwelt neu organisiert hat. Ein grundlegendes Faktum ist, dass viel viel mehr Mädchen als Jungen geboren werden und sehr sehr viele Neugeborene sterben in den ersten Lebensjahren. Die Gemeinwesen werden von Frauen dominiert, die auch die Fortpflanzungsregeln entsprechend genetischer Verträglichkeiten kontrollieren. Also eine Gesellschaft, in der Männer von gesellschaftlichen Machtpositionen ausgeschlossen sind. Und dann kam die Gelehrtenrepublik hinzu. Im Spannungsfeld dieser beiden Bücher fiel mir als erstes und völlig unübersehbar die Frauenfeindlichkeit der Gelehrtenrepublik auf. Inzwischen glaube ich, dass man diese vor dem Hintergrund der Entstehung des Buches - die 50er Jahre - sehen muß. Damals gab es weder die Pille noch die Frauenbewegung und viele viele Errungenschaften, die für Frauen heute selbstverständlich sind, gab es auch nicht. Arno Schmidt reproduziert schlichweg die damalige Situation der Frauen in seinem Buch. Männer besetzen alle wichtigen Posten, Frauen sind Sekretärinnen, Huren, optische Objekte. Das wirkte auf mich überaus krass, alldieweil ich gerade 600 Seiten reine Frauengesellschaft gelesen hatte. Dennoch gefällt mir die Gelehrtenrepublik ziemlich gut. Der Stil gefällt mir, der Humor auch. Das Machotum von Herrn Winer wirkt seltsam antiquiert.

Bearbeitet von TrashStar, 10 November 2008 - 11:27.


#23 Rusch

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Geschrieben 10 November 2008 - 13:58

Das Buch liest sich gut und der Schreibstil ist mal was anderes. Aber ich habe nach 70 Seiten den Eindruck, dass sich hinter der interessanten und witzigen Schreibe eine eher nichtssagende Geschichte versteckt. Jedenfalls kommt der Inhalt nicht so richtig rüber. Zumindest kommt auf der Gefühlsebene nichts bei mir an. Insgesamt bleibt alles etwas sehr bemüht, blutleer und intellektuell. Mal sehen, wie es weitergeht und ob noch etwas Leben in die Geschichte kommt.

Mir geht es ähnlich. Außer dem Sex mit der Zentaurin und der Geschichte mit dem Maskenwesen (die irgendwie schon tragisch war), ist noch nicht viel passiert. Das Buch hält mich nicht gut bei der Stange und ich muss mich echt aufraffen weiterzulesen. Insgesamt hätte ich mir auch mehr Handlung gewünscht. Aber warten wir mal die zweite Hälfte ab.

#24 raps

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Geschrieben 10 November 2008 - 15:11

Die Reaktion kann ich gut nachvollziehen, Rupert. (Interessant im Übrigen, dass fast jeder die Sache mit den Masken interessant findet - ich auch.) Bei mir stellt sich bei der zweiten Lektüre der gleiche Eindruck ein wie bei der ersten, nämlich der, dass ich einzelne Szenen sehr gut finde, alle anderen zwar immer noch sprachlich interessant, inhaltlich jedoch vielleicht nur für Schmidt selbst von Bedeutung.Ich mache im Folgenden mal ein paar ziemlich ungeordnete Anmerkungen:1.)@ TrashstarDen Eindruck von Sexismus kann ich verstehen. Zu Schmidts Verteidigung würde ich anführen, dass es ihm nicht darum geht, politisch korrekt zu sein. Der Text ist ja angeblich eher privat, weicht enorm von der Version ab, mit der der Journalist Winer später offenbar reich wurde. Schmidt geht es in diesem Roman u. a. darum, der verknöcherten, scheinheiligen Gesellschaft der Adenauer-Ära gegens Schienbein zu treten. Wir Männer denken ja stets und überall (auch) an Sex. Schmidt drückte das in späteren Romanen auch sprachlich aus, etwa in dem Beispiel, das ich in meinem letzten Kommentar anführte: »gleich sex & firz ich« für »gleich 46«. In diesem Buch provoziert er die prüden Leute der 50er damit, dass sein ausnehmend junger/attraktiver/potenter Held so einiges auf geschlechtlichen Gebiet erlebt, darunter manches, was an Sodomie grenzt. Ich glaube, dass Schmidt sich einfach nur genüsslich politisch unkorrekte/exotische/erotische Situationen ausgedacht hat, die steifen Christen aufstoßen mussten. Dass in männlichen Phantasien nicht nur hochintelligente, gleichberechtigte Frauen vorkommen, dürfte niemanden überraschen. Im Übrigen scheint er die Sache dadurch zu ironisieren, dass er gleich am Anfang den tollen Protagonisten mit seinem neidischen, verstaubt bildungsbürgerlichen deutschen Übersetzer vergleicht.2. "Die Gelehrtenrepublik scheint mir in der Hinsicht ein absoluter Schmidt-Ausnahmefall zu sein, als der Erzähler/Protagonist kein Eins-zu-eins-Alter-ego des Autors ist. Vielmehr gibt es Schmidt hier schnipselweise: Einerseits ist der Protagonist (wie immer bei diesem Autor) durchgehend ironisch/zynisch/sarkastisch. Andererseits ist er viel hübscher und jünger als Schmidt und - sympathischer. Schmidts Erzähler sind sonst meist hochnäsiger und glänzen mit ihrem Universalwissen. Teile von Schmidt finden sich übrigens auch im Namen seines Übersetzers ("Chr. M. Stadion" ist ein Anagramm von Arno Schmidt) sowie in zwei Künstlern auf der IRAS (Bob Singleton und noch wer). Last bust not least ist Winer der Großneffe oder so des Autors (bei seiner Ankunft wird zu seinen Ehren ein wirklich existierendes Theaterstück seines Vorfahren aufgeführt).Wenn man sich die von mir soeben ausgebreiteten Informationen anschaut, könnte man sich, finde ich, zu Recht fragen, ob das alles gar so interessant ist. Vertieft das Wissen um Schmidt Theaterstück die Aussage des Romans oder ist es nur Eigenwerbung? Außerdem ist Schmidt-Kennern sicher aufgefallen, dass die Abkürzung "Chr. M." wahrscheinlich für Christoph Martin steht, die Vornamen des Weimarer Autors Wieland, eines Zeitgenossen Goethes, den Schmidt sehr verehrte. Nur: Ist das wichtig?3. Sprache: Bei späteren Romanen hat mich die Sprache mehr beeindruckt als hier. Andernorts gibt es z. B. häufiger Schmidts typische, ironisch-gebrochene Naturbeschreibungen, die sich reine Ergriffenheit nicht erlauben, à la:"da waren wir in einem Asfaltstrom (und er schoß wie rasend unter uns dahin ; oben, links der halbe Mond immer mit : von schwarzen Ästen geknüttelt, rabigen Knicklanzen gespießt, er, der Unverletzbare : prallte an ebenhölzerne Säulen, riß Netze von Laubwerk, Lakritzenschlingen, Melanismen - : und war schon wieder auf gleicher Höhe mit uns : lief glänzende Zeit, der Krummbeinige !)."[Winer und Mercier auf dem Weg zur Küste]Ich habe kurz noch mal in "KAFF auch Mare Crisium" reingeschaut und muss sagen, dass der Text noch viel besser geschrieben ist als "Die Gelehrtenrepublik" (leider auch viel, viel länger).4. Geografie: Der Kindler spricht, die Zentis betreffend, von einem "»Hominidenstreifen«, eine etwa hundert Meilen breite Landzone in den westlichen USA". Genaueres weiß ich auch nicht, obwohl, glaube ich, irgendwann mal die Namen Arizona und Nevada fallen. Später dann gibt es eine genaue nautische Angabe zur Position der IRAS bei Winers Ankunft. Danach befand sich die Stahlinsel da etwa 1500 km vor der Küste Nordkaliforniens.5. Inhalt und Swift: Ich würde nicht versuchen, nach super-logischen Gründen dafür zu suchen, dass Winer durch die Hominidenzone zur Gelehrtenrepublik reist. Gewiss kannte Schmidt als Vielleser und Englischübersetzer Swifts "Gullivers Reisen" (Rupert hat ja hier auch schon auf die Ähnlichkeiten hingewiesen), und sein Roman ist eine in derselben Tradition geschriebene satirische Anti-Utopie. Nach allzu viel Realitätsnähe würde ich also nicht suchen. Die Zentis sind da wg. des Sex und um Schmidt - 11 Jahre nach dem 2. WK - eine Gelegenheit zu geben, seine selbstgefälligen Zeitgenossen an "Euthanasie" und "Rassenhygiene" im 3. Reich zu erinnern.6. Zum Schluss: Bin immer noch nicht ganz fertig (habe die letzten Tage noch mal José Saramagos "Die Stadt der Blinden " durchgeblättert, weil der Film gerade läuft). Ich erinnere mich aber, dass ich zumindest das Ende der "Gelehrtenrepublik" bei der Erstlektüre wieder sehr interessant fand. Hoffentlich trügt da die Erinnerung nicht.Grüße, Rainer

#25 Susanne11

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Geschrieben 10 November 2008 - 16:52

Hallo Rainer,deine ausführlichen Erläuterungen lassen vermuten, dass sich das Buch an einen gebildeten Leser richtet und nicht an militante Bildungsverweigerer (wie mich). Die sexistischen Äußerungen habe ich als Zeitgeistphänomen der 50er Jahre gedeutet. Von daher hat es mit political correctness nichts zu tun, die Zeiten waren damals einfach anders und den Begriff „political correctness“ gab es damals noch nicht. Andererseits wirkt der dick aufgetragene Machismus von Winer heutzutage auch lächerlich. Es passt aber alles gut zusammen, der Sexismus und die respektlose und ironische Herangehensweise des Verfassers an sein Thema. Es ist alles aus einem Guß. Zu der gewollten Ironie kommt eine ordentlich Portion ungewollte Komik. Es gibt Bücher, die kann man immer lesen, zu jeder Zeit und es gibt Bücher, die so stark dem Zeitgeist verhaftet sind, dass sie einige Jahrzehnte später schon unfreiwillig komisch wirken. Die Gelehrtenrepublik gehört offensichtlich zu letzteren.Ich pflichte auch Rusch bei, das Lesen geht nicht so leicht vonstatten und in der Straßenbahn schon garnicht.

Bearbeitet von TrashStar, 10 November 2008 - 16:52.


#26 Susanne11

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Geschrieben 13 November 2008 - 14:51

Seite 150:"Tradition?: Das ist die Gesinnung der Faulen; die Pfützen stehen läßt, weil sie vielleicht noch von der Sintflut herrühren könnnten." :thumb: Ein Buch, in dem ein solcher Satz steht, kann überhaupt nicht schlecht sein. :jump: Jedenfalls gefällt es mir von Seite zu Seite besser. Der lustig-respektlose Charakter von Winer tritt auch immer deutlicher hervor. Das scheint ein übriggebliebener Sponti zu sein. Und inzwischen liest es sich auch sehr flüssig und leicht.

Bearbeitet von TrashStar, 13 November 2008 - 14:52.


#27 Rusch

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Geschrieben 13 November 2008 - 15:14

So, ich bin jetzt durch. Einen bleibenden Eindruck hat die Lektüre nicht hinterlassen. Am Ende ist doch eine biedere Analogie auf den Ost-West Konflikt herausgekommen. Beide seiten bekommen ihr Fett weg, aber das heutige Russland entspricht nicht mehr dem Ost-Bild der damaligen Zeit. Es gab ein paar gute Momente, wie z. B. die Szenen über die Organverpflanzungen - die waren damals noch wahre SF. Hier hat er fast 100%ig die Realität beschrieben. Gut fand ich auf den Marsch in die Bibliothek im Gleichschritt. Was für eine Gedanke: Forschung und Poesie im Armeestil... Kann nicht funktioniert, tut es aber wohl doch. Das kann nur als bittere Kritik gegenüber den Literaturszene von damals gewertet werden.Ansonsten sind die Beschreibungen für jemanden, der im Genre bewandert sind, nicht gerade umwerfend. Swift hat da mit Gulliviers Reisen mehr vorgelegt und das war 200 Jahre vorher. Da hätte Arno Schmidt mehr aufbieten müssen.Fazit: Aus geschichtlicher Sicht nicht uninteressant wegen der Zeitkritik, aber aus Genresicht eher ein Reinfall.

#28 Rusch

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Geschrieben 13 November 2008 - 15:18

deine ausführlichen Erläuterungen lassen vermuten, dass sich das Buch an einen gebildeten Leser richtet und nicht an militante Bildungsverweigerer (wie mich). Die sexistischen Äußerungen habe ich als Zeitgeistphänomen der 50er Jahre gedeutet. Von daher hat es mit political correctness nichts zu tun, die Zeiten waren damals einfach anders und den Begriff „political correctness“ gab es damals noch nicht. Andererseits wirkt der dick aufgetragene Machismus von Winer heutzutage auch lächerlich.

Lass Dich nicht ins Boxhorn jagen: Bewerte das Buch nach Deinen Kriterien und nicht nach denen eines Marcel Reich Ranitzkis. Manches mag uns verborgen bleiben, vor allem weil der Zeitbezug fehlt, aber letzten Endes bleibt, dass die Grundgeschichte doch recht dünn ist. Das läßt sich nicht wegdiskutieren. Und ich will nochmals den Vergleich zu Swift ziehen: Gullivers Reisen wirken bei weiten nicht so verkrampft und sind wesentlich unterhaltsamer. Was den Chauvinismus betrifft, so bin ich mir sehr unsicher, ob der ernst gemeint war oder ob er als Ironie zu verstehen ist. Wenn man Filme oder Bücher aus der Zeit konsumiert, stößt man immer wieder auf so etwas: Raubeine, die - lässig eine Zigarette im Mund hängend - frauen auf allerblödeste anquatschen. Heute kann man kaum glauben, dass dies nicht ironisch gemeint war, aber damals bis in die 70er hinein war das normal. Kein Wunder dass Emanzen anfingen, den Machos in die Eier zu treten.

Bearbeitet von Rusch, 13 November 2008 - 15:22.


#29 lapismont

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Geschrieben 14 November 2008 - 11:40

Bin über die Hälfte hinweg. Tatsächlich gibbet recht wenig Handlung und mehr Reisebericht, der Vergleich mit Swift ist wohl tatsächlich gerechtfertigt.

Eine riesige Schiffs-Insel mit einer Nachbildung der ideologie-geteilten Welt. Feine Idee. Bin gespannt, welche Richtung Schmidt mit seiner Analogie einschlägt. Da wir etwas mehr über die tatsächliche Zukunft wissen, ist es gar nicht so einfach, unbefangen Schmidts Absichten zu interpretieren.

Der Sexismus ist schon recht deutlich. Vielleicht entsprach es dem Bild, den Schmidt von "usamerikanischen" Reportern hatte? Jedenfalls genieße ich die Wortlust. Atmosferilien !!! Toll. :thumb:

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Geschrieben 14 November 2008 - 12:29

Ich muss auch noch was zur Erotik sagen:1. Natürlich findet Schmidt, der Autor, es wichtig, auch über Erotik zu schreiben. Dass ihm als Autor das Thema am Herzen liegt, kann man z. B. daraus folgern, wie der Erzähler Bob Singleton, Schmidts Alter ego, als "Erotiker" anhimmelt.2. Trotzdem möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ein Unterschied besteht zwischen dem Autor und dem Erzähler eines Werkes. Ich habe eine ganze Reihe von Schmidts Büchern gelesen und dort nie anderswo einen sexuell ähnlich aktiven Menschen erlebt wie Charles Henry Winer. Schon auf der allerersten Textseite empfängt uns doch ein tabellarischer Vergleich zwischen dem unvergleichlich scharfen ("erotic drive: 8,1") - und gelegentlich unglaublich zotigen - jungen, reichen Reporter (sprich: Schnösel) und dem alten emeritierten Studiendirektor. Letzterer wirft Winer seine Ansichten ja auch wiederholt vor. Wenn Schmidt so richtig ins Zotenklo greift, scheint mir das offensichtliche Provokation des "verklemmten Anstands" - und auf diesem Niveau (weil sprachlich anspruchsvoll aufbereitet) sogar ganz lustig. Kleines Beispiel (bei mir auf S. 140): "Der Stier [Anm.: eine Plastik von Inglefield] büffelte geballt dahin, ganz Altamira und geiler roter Seitenblick (und einen Apparat, wie ein Soldat, der 22 Monate nicht auf Heimaturlaub war ; ich hab's erlebt)."3. Mir ist nicht ersichtlich, warum ein junger Mann sich politisch korrekt verhalten sollte, wenn die Damenwelt auf ihn fliegt. Oder - etwas weniger missverständlich ausgedrückt: Es ist doch nicht die Aufgabe von Literatur, nur nette, weichgespülte Typen zu benutzen. Nachvollziehbar sollte das Verhalten der Charaktere sein (und auch das nur, falls es dem Autor um realistische Charakterzeichnung geht). Ich kann mir schon vorstellen, dass Winer weiblichen Lesern aufstößt. Ich als Mann kann eine Menge von dem, was er denkt, nachempfinden und auch als realistische Denkweise akzeptieren.Und noch kurz zur Sprache: Ich könnte mir vorstellen, dass die Beurteilung des Buches auch davon abhängt, wie sehr (oder wenig) man des Autors Sprachbeherrschung honoriert und wie sehr man den Roman als Zeitdokument liest. Rupert hat schon Recht, wenn er meint, dass der Inhalt dünn ist. Einige Episoden auf der Insel scheint Schmidt ja nur für eine Generalabrechnung mit Krieg/Adenauer-Deutschland/ Prüderie/Dummheit des ländlichen (christlichen) Stimmviehs usw. zu nutzen. Das kann man historisch interessant finden oder mit den Schultern zucken. Bei mir bekommt der Roman jedenfalls bei der Bewertung einen Sprach-Bonuspunkt (in Rezis vergebe ich ja nie Punkte, aber wenn ich Rupert nach Neujahr meinen 2008er-Nachtrag zu seiner Top-1000-SF-Liste schicke, bekommt "Die Gelehrtenrepublik 7 statt 6 Punkten, weil das Buch einfach sprachlich - scheint mir - so viel besser ist als der Genre-Durchschnitt.)Grüße, Rainer


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