Hast Du schon mal einen Roman von Christian Montillon, Robert Feldhoff oder Timothy Stahl gelesen?! Da werden sprachlich die allerallerschlimmsten Deutschlehrer-Klischees über Heftromane bestätigt.
Danke!
Ich dachte schon, ich wäre der einzige, der die von dir genannten Herren eher kritisch sähe. Insbesondere Timothy Stahl kam mir im PRA-Forum viel zu gut weg. Dabei waren seine Romane - zumindest die aus dem Demetria-Zyklus - extrem nerviger Schmonzes.
Und auch Monti reißt mich nicht vom Hocker; sehr durchschnittlich! Und das von einem studierten Germanisten und AVLer... das wundert mich doch sehr. Da könnte man sowohl vom sprachlichen Niveau als auch von der Komposition etwas mehr erwarten...
Tja, und Feldhoff... Oh, Mann!
Eigentlich schreibt er sehr gefällig. Aber sein Breitband-Hollywood-Actionkino-Dramoletten-Trip ist einfach unaustehlich geworden in den letzten Jahren.
Jedenfalls wundere auch ich mich immer, wenn das sprachliche Niveau der PR-Romane so hochgelobt wird. Mag ja sein, daß man auf dem deutschen Markt mithalten kann, wie KNF das selbstbewußt behauptet. In der Tat, ich habe Schätzings Schwarm mit großem Vergnügen gelesen, ich habe die Ulldart-Reihe mit anfänglich sehr viel Spaß, der von Band zu Band geringer wurde, verfolgt. Ich kenne "meinen Hohlbein", und auch Eschbach-Romane habe ich ein paar gelesen.
Da kann man schon sagen, daß sprachlich die Unterschiede nicht allzu groß sind - lassen wir Eschbach mal außen vor, der schwebt in seinen besten Momenten (Quest, Exponentialdrift, das Ende vom Jesus-Video!
) in ganz eigenen Sphären. Ansonsten sieht's in der Tat recht mau aus. Da ist einfach eine Riesenlücke zum englischsprachigen Bereich. Das mag auch daran liegen, daß man es in Deutschland unglaublich schwer hat, als Literat und Intellektueller anerkannt zu werden, wenn man
speculative fiction schreibt. Andererseits gibt's Dietmar Dath.
(Und insb. die von Dir erwähnten Herren werden natürlich
völlig zurecht weder als Literaten noch als Intellektuelle ernstgenommen. Wie sagte Dr. Cox so schön:
With no due respect whatsoever... )
Was die Sache mit den Kleinverlagen angeht...
Zunächst habe ich von den genannten Verlagen noch keinerlei Publikationen gelesen. Ich lese auch keine anderen Heftromane - und oft genug frage ich mich, warum ich überhaupt Perry Rhodan lese...
Anyway...
Es gibt einerseits die Musik-Analogie. Da steht es völlig außer Frage, daß bei den Indie-Labels (
Saddle Creek ftw! )das Relevante passiert, während Majors
sellouts und Plastik-Pop-Eintagsfliegen verlegen. Jetzt mal ganz grob gesprochen.
So könnte man natürlich auch mit den Kleinverlagen argumentieren.
Weiters ist es
völlig selbstverständlich, daß Verkaufszahlen nicht die
geringste Kleinigkeit mit wie auch immer gearteter Qualität zu tun haben. Daß immer wieder mit materiellem Erfolg beim Leser oder - noch besser! - beim "Konsumenten" in Qualitätsfragen argumentiert wird, das ist schon traurig...
Jedoch...
Ich kann mir nicht helfen, das bißchen, was ich bis jetzt an Fan-Fiction gelesen habe, das ist nun wirklich nicht der Rede wert. Was nicht heißen soll, daß es ungleich schlechter wäre als ein durchschnittlicher Heftroman!
Aber ein durchschnittlicher Heftroman sollte eben auch kein Maßstab und keine Orientierung sein. Ich bin jetzt mal ganz böse und gemein und bringe alle Heftromanautoren und ihre Fans auf die Palme:
Aber einen durchschnittlichen Heftroman schreiben... das kann eigentlich jeder. Die Leistung ist eher
handwerklicher Natur, aber keineswegs künstlerisch-literarischer. Das kann man üben. Das soll also erstmal nur soviel sagen wie: Eine Wohnung tapezieren, einen Pullover stricken, ein Auto fahren - das kann jeder. Natürlich muß man das erstmal üben. Und ich will keineswegs verkennen, daß es gewisser Erfahrung und Routine bedarf, über Jahre hinweg regelmäßig hunderte von Manuskriptseiten "auszuwerfen". Aber es ist eben ein eher mechanischer Vorgang. Es fehlt das Geniale - zumindest beim durchschnittlichen Heftroman -, der Funke der Inspiration, der einen in Ehrfurcht erstarren und sagen läßt: nun, das kann eben
nicht jeder.
Möglich, daß in den Kleinverlagen der wilde Punk abgeht und lauter unverstandene Genies ihre Werke veröffentlichen. Aber ich glaub' nicht so recht daran. Wer wird denn "Hobbyschreiber"? Wer veröffentlicht denn bei Kleinverlagen? Ich muß jasicher insofern rechtgeben, daß ich auch glaube, daß ein nicht unerheblicher Teil derjenigen, die viel schreiben und ihr Schreiben gerne zum Beruf machten, die in Fanzines veröffentlichen und von einem Schreibseminar zum nächsten hotten, unglaublich gerne bei PR schreiben würden. Oder gerne Erfolg hätten wie Hohlbein oder Heitz oder -gasp- Dan Brown.
Bei diesen Vorbildern kann aber kaum was Großes bei herauskommen, meine ich.
Wie gesagt, ist Vermutung, Spekulation meinerseits. Möglich, daß sich eine verkannte Schreibelite hochbegabter Avandgardisten im SF-Underground tummelt.
Gerade auch in Deutschland möglich, weil insb. hier die
speculative fiction sehr, sehr kritisch, um nicht zu sagen überkritisch, beäugt wird.
Aber das ist, denke ich, nur die eine Seite der Medaille. Ich glaube nicht, daß unter den meisten - sicher nicht allen! - SF-Hobbyschreibern der Wille sehr ausgeprägt ist, als Künstler, Literat oder gar Intellektueller wahr- und ernstgenommen zu werden. Und so muß die SF-Literatur natürlich ein Dasein fristen als Eskapismus-Genre Nr. 1, oder gar als "Schundliteratur".
"Wir" hatten eben nie einen Orwell, einen Huxley, einen Wolfe*... ob das jetzt
nur an den
highbrows liegt oder
nur an den minderbegabten Amateurkraklern oder gar an beiden, ist letztlich egal.
*Falls es in der deutschsprachigen SF jemanden geben sollte, der schriftstellerisch und intellektuell mit den genannten Herren mithalten kann, dann bitte ich inständig um Lesetipps! Ich hoffe ja sehr, mich mit meiner Einschätzung zu irren, ist ja nicht so, daß ich mich freue, daß es in der deutschen SF meines Wissens nach keine Vergleichbaren Könner gibt. Mir fallen jetzt wieder nur Eschbach und Dath - wobei ich "Die Abschaffung der Arten" erst noch lesen muß... - ein, die man in dieser Hinsicht ernstnehmen kann bzw. die ernstgenommen werden.