Christian Kracht: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten
#1
Geschrieben 21 Dezember 2008 - 04:20
Martin Stricker
Mitglied im Science-Fiction-Club Deutschland e. V. (SFCD)
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Science-Fiction-Rezensionen
#2
Geschrieben 02 Januar 2009 - 11:17
Die Schweiz ist in diesem Roman groß (das Einflussgebiet erstreckt sich bis nach Afrika). Vielleicht spielt die Ankündigung darauf an. In deinem "Verriß" schreibst du: "Fazit: Das Buch zeichnet sich durch eine sehr gute Sprache aus. Leider ist das auch das einzig positive, das ich über diesen Roman zu sagen habe. Es entwickelt sich keine nennenswerte Spannung, der Handlungshintergrund bleibt undurchsichtig und der Hauptprotagonist scheint selbst nicht recht zu wissen, warum er eigentlich tut, was er tut." Genau darin liegen aber doch die Stärken dieses Romans. Sprachlich ist der Text herausragend, wie du schreibst - das ist ein großes Plus, das nicht vielen phantastischen oder SF-Romanen zugesprochen werden kann. Der Protagonist, anfangs ein entschlossener, ins System fest eingefügter Mensch, beginnt zu zweifeln und muss ratlos erkennen, wie marode dieses Weltgefüge ist, das auf Krieg und Idealismus aufbaut. Wie anders sollte man einen solchen Menschen schildern, als Christian Kracht es getan hat? Auch als der Protagonist am Ende Richtung Süden wandert und die von den kriegführenden Parteien vernachlässigten südeuropäischen Länder von seinen afrikanischen Landsleuten und ihren Gepflogenheiten dominiert vorfindet, bleibt er rastlos und auf der Suche. Witzig fand ich auch, dass die Sprache von schweizerischen und afrikanischen Ausdrücken durchdrungen ist. Christian Kracht schafft es, dem Leser seine Welt auf einer Leinwand vorzuführen. Die Bilder jedoch sind eher still und anschaulich, und der Protagonist, anfangs als Held angelegt, wird zunehmend menschlicher. Mir hat das ausgesprochen gut gefallen! Es hat mich gefreut, dass dieser Roman hier Erwähnung fand!"Endlich: Der große Schweiz-Roman!" Das kann bloß satirisch gement sein... Oder ich bin wirklich hundsmiserabel im Zwischen-den-Zeilen-lesen...
Bearbeitet von Jan Gardemann, 02 Januar 2009 - 11:21.
#3
Geschrieben 02 Januar 2009 - 11:42
#4
Geschrieben 02 Januar 2009 - 12:03
Da sind ja die Meinungen offenbar geteilt. Aber da ich einige hier eine gänzlich andere Definition von "unspannender" Handlung habe als ich, tendiere ich immer mehr dazu, den irgendwann auch zu lesen. Zumal ich mich kürzlich mit einem Duden bewaffnen musste, als ich den ersten von 6 Glauser Krimis (Die Box lag unter dem Weihnachtsbaum) gelesen habe und das Schweizer Milieu exotischer fand als ich gedacht hätte. Schüttstein und dergleichen machen klar, dass es doch mehr als nur Unterschiede im Dialekt gibt, wenn man den deutschen Sprachraum durcheilt.Ich habe den Roman ebenfalls gelesen und bin begeistert.
Bearbeitet von Lucardus, 02 Januar 2009 - 12:04.
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#5
Geschrieben 02 Januar 2009 - 12:06
Kracht. Für mich ja ein ganz speziell gelagerter Sonderfall.
Zusammen mit Stuckrad-Barre bildete er ja zeitweise den Kern der (für mich) total unerträglichen Poplit-Clique.
»Faserland« war für mich ein Griff ins Klo.
Aber dann, Jahre später, hat Kracht einige Zeit das sehr seltsame Magazin »Der Freund« herausgegeben, das einige dolle Texte enthielt (einmal z.B. zum Thema Hohlwelt-›Theorien‹).
Und mit »1979« hat er mich dann geplättet, umgehaun und überzeugt, dass er wirklich was druff hat. Selten ein so aufregend-abstoßendes, spannendes-widerliches Buch gelesen.
Neugierig bin ich also auf diesen neue Alternativwelt-Novell von ihm.
Grüße
Alex / molo
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#6
Geschrieben 02 Januar 2009 - 12:06
Absolut richtig. Würde es nur nach der Form gehen, wäre dieser Roman preiswürdig, da gibt es, glaube ich, keine Diskussion. Um so bedauerlicher habe ich persönlich es empfunden, daß mich der Inhalt nicht nur nicht berührt, sondern genau wie Martin irritiert. Hier fehlt mir die Sorgfalt, die ein wirklich herausragender Autor auch dem Plot angedeien lässt. Auch mir hat der Roman gefallen, der Stil war wirklich angenehm zu lesen. Aber das reicht mir nicht.In deinem "Verriß" schreibst du: "Fazit: Das Buch zeichnet sich durch eine sehr gute Sprache aus. Leider ist das auch das einzig positive, das ich über diesen Roman zu sagen habe. Es entwickelt sich keine nennenswerte Spannung, der Handlungshintergrund bleibt undurchsichtig und der Hauptprotagonist scheint selbst nicht recht zu wissen, warum er eigentlich tut, was er tut." Genau darin liegen aber doch die Stärken dieses Romans. Sprachlich ist der Text herausragend, wie du schreibst - das ist ein großes Plus, das nicht vielen phantastischen oder SF-Romanen zugesprochen werden kann.
#7
Geschrieben 02 Januar 2009 - 14:07
#8
Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:00
Ohne das Buch schon selbst gelesen zu haben (einige Rezis im Feuilleton dazu schon) bin ich sehr sicher, dass ich richtig liege, wenn ich Deine These mit der mangelnden Sorgfalt als sehr bzw. zu gewagt bezeichne. Aktuelleres Beispiel: Das gleiche könnte man McCarthys "The Road" unterstellen, da erfährt man über den Hintergrund auch nichts. Historischeres Beispiel: Ich bin ja froh, dass Du damals nicht Lektor bei Texten wie "Der Prozeß" und "Das Schloß" (ß bewusst beibehalten) gewesen bist und mehr "Sorgfalt" verlangt hast..Um so bedauerlicher habe ich persönlich es empfunden, daß mich der Inhalt nicht nur nicht berührt, sondern genau wie Martin irritiert. Hier fehlt mir die Sorgfalt, die ein wirklich herausragender Autor auch dem Plot angedeien lässt.
Bearbeitet von Oliver, 02 Januar 2009 - 16:10.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
-
• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
-
• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
-
• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
-
• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#9
Geschrieben 02 Januar 2009 - 16:10
Lies' es, dann weisst Du was ich meine, so ist diese Replik reine Rhetorik von Dir. Gerade im Vergleich zu den Alternate Histories von beispielsweise Frank Hebben (PKD will ich garnicht erst bemühen) fällt die inhaltliche Leere besonders stark auf.Ohne das Buch schon selbst gelesen zu haben (einige Rezis im Feuilleton dazu schon) bin ich sehr sicher, dass ich richtig liege, wenn ich Deine These mit der mangelnden Sorgfalt als sehr bzw. zu gewagt bezeichne.
#10
Geschrieben 03 Januar 2009 - 22:35
#11
Geschrieben 04 Januar 2009 - 00:41
Ein fragendes, zum Nachdenken anregendes Ende mag ich auch (wobei ich auch nichts gegen ein klares Ende habe, auch das kann zum Nachdenken anregen). Hier kam ich mir allerdings völlig vom Autor alleingelassen vor und hab gedacht: "Hä?", oder um es op Kölsch zu sagen: "Wat soll dä Quatsch?"Das Ende läßt mich fragend zurück. Genauso mag ich es.
"Was druff" hat er auf jeden Fall. Ich habe allerdings nichts anderes von ihm gelesen (und das wohl auch nicht vor). Zum vorliegenden Buch würde ich wohl in Anlehnng an Dich, Alex, sagen "Selten ein so langatmig-kurzes, unspannend-flüssig lesbares, interessant-mich unberührt lassendes Buch gelesen." Kracht kann schreiben, keine Frage. Wenn er jetzt nicht nur was zu sagen *hätte*, sondern das auch tatsächlich *sagt*, genauso klar, deutlich und schnörkellos wie seine Sprache ist, könnte das ein echt gutes Buch sein.Und mit »1979« hat er mich dann geplättet, umgehaun und überzeugt, dass er wirklich was druff hat. Selten ein so aufregend-abstoßendes, spannendes-widerliches Buch gelesen.
Hmmm... Wer weiß, was Kafka mit einem guten Lektor hätte leisten können...Historischeres Beispiel: Ich bin ja froh, dass Du damals nicht Lektor bei Texten wie "Der Prozeß" und "Das Schloß" (ß bewusst beibehalten) gewesen bist und mehr "Sorgfalt" verlangt hast.. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png
Danke fürs Beibehalten des ß!
Sehr schön gesagt! Die zwei Sätze würd ich Dir am liebsten klauen...Die Sprache ist schnörkellos lakonisch, aber sehr treffend und präzise. Jedes Wort scheint präzise und bewusst gesetzt.
Dem steht die Handlung des Buches gegenüber, die scheinbar aus dem Nichts beginnt & am Ende wieder ins Nichts zu zerfasern scheint.
Naja, ich hab das Buch spätestens an der Stelle abgehakt, an der Brazhinsky diese "neue Sprache" anwendet, da ist mir das Ganze endgültig zu esoterisch geworden.Es ist kein Buch, das man nach der letzten Seite einfach weglegt & abhakt. Es wirkt nach & hat nicht zuletzt dank seiner Sprache einen ganz eigenen Zauber.
Naja, vielleicht liegt es auch daran, daß ich an das Buch mit einer gewissen Erwartungshaltung herangegangen bin. Ich hatte mich auf einen schönen Alternativweltroman gefreut und ein "krudes Ding" vorgefunden, das offenbar nicht recht weiß, was es will... Tja, liegts am Autor, liegts am Leser? Nee, am Buch! Ich muß wohl damit leben, daß sich manche Texte mir einfach nicht erschließen. Schade...
Martin Stricker
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Science-Fiction-Rezensionen
#12
Geschrieben 11 Januar 2009 - 20:32
Du hast natürlich recht, ich sollte das Buch vorher lesen, bevor ich es mit Dir diskutiere. Nur. Hm. Ich habe das Buch jetzt gelesen und frage mich allen Ernstes, ob Du mich vergackeiern wolltest, denn der Sachverhalt stellt sich genau so dar, wie ich es nach den Rezensionen vermutet habe. Ob man das, was Du 'inhaltliche Leere' nennst, gut oder schlecht findet, ist natürlich Geschmackssache. Hier im Thread haben sich ja schon Befürworter und Gegner davon gefunden. Aber Kracht 'mangelnde Sorgfalt' beim Plot zu unterstellen, liegt nun wirklich völlig neben der Sache, da lag ich sogar ohne das Buch vorher zu kennen, absolut richtig. Das Buch ist offensichtlich sehr sorgfältig ausgearbeitet, die Auslassungen und Aussparungen sind zweifellos so gewollt. Man kann dem Autor also unterstellen, dass dieses Konzept nicht aufgeht (IMHO ist das großartig, andere fanden das nicht), aber mangelnde Sorgfalt zu wähnen, ist wirklich abwegig. Man kann ja über viel diskutieren, aber Sorgfalt ist nicht gleichzusetzen mit "Alles haarklein erklären". Wirklich nicht, im Gegenteil. Viele 'erklären' viel zu viel. @Lucardus: Probiere es ruhig mal aus, ich war begeistert davon. Hier, 9/10 Punkte: http://oliblog.blogg...rag.php?id=1960 @Molo (OT): 'Unerträgliche Poplit-Clique?' Ich denke, ich weiß ziemlich genau was Du meinst (schon bei den Titeln von Stuckrad-Barres Büchern verdrehe ich teilweise die Augen, so "cool" ist das) und hatte auf die Prosa-Texte von S-B auch nie Lust, wohl aus den gleichen Gründen. Ich habe nur in letzter Zeit einige sehr amüsante journalistische Essays von S-B gelesen, die mich fast dazu gebracht hätten, ihn mal auszuprobieren. Soll ich mir das vorsichtshalber trotzdem klemmen, ist das wirklich so furchtbar?Lies' es, dann weisst Du was ich meine, so ist diese Replik reine Rhetorik von Dir. Gerade im Vergleich zu den Alternate Histories von beispielsweise Frank Hebben (PKD will ich garnicht erst bemühen) fällt die inhaltliche Leere besonders stark auf.
Bearbeitet von Oliver, 11 Januar 2009 - 20:35.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
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• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
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• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
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• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
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• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#13
Geschrieben 11 Januar 2009 - 23:13
"Offensichtlich" ist da garnichts. Das die Auslassungen gewollt sind, ist trivial - aber machen sie auch Sinn ? Da kenne ich andere Werke, bei denen eben diese Aussparungen nicht nur notwendig sind, sondern auch für die Geschichte unumgänglich "fehlen" müssen.Das Buch ist offensichtlich sehr sorgfältig ausgearbeitet, die Auslassungen und Aussparungen sind zweifellos so gewollt.
Welches Konzept ? Das Buch ist drauflosgeschrieben, als würde man das Rad neu erfinden und hätte keine jahrhundertelange Tradition im Rücken. Dabei wird weder der Sinn des Ganzen deutlich, noch wird klar, was der Autor dem geneigten Leser damit sagen will. Dagegen ist ja mein Lieblingsschwafler Thomas Mann ein Ausbund an Sachlichkeit, Kürze und Präzision.Man kann dem Autor also unterstellen, dass dieses Konzept nicht aufgeht (IMHO ist das großartig, andere fanden das nicht), aber mangelnde Sorgfalt zu wähnen, ist wirklich abwegig.
Wer hat das gesagt ? Sorgfalt hat sicher nichts mit Detail-Erklärungen bis ins Mikrokosmische zu tun, Sorgfalt hat allerdings sehr viel mit "Was will ich eigentlich wie sagen ?" zu tun. Und wenn man das, wie Kracht hier, im Laufe der Erzählung komplett aus den Augen verliert, kann man nur von mangelnder Sorgfalt sprechen.Man kann ja über viel diskutieren, aber Sorgfalt ist nicht gleichzusetzen mit "Alles haarklein erklären". Wirklich nicht, im Gegenteil. Viele 'erklären' viel zu viel.
Nachtrag : Kennst Du eigentlich andere Alternate Histories ? Also etwa einige der Kurzgeschichten von Hebben oder Vaterland ?
Bearbeitet von a3kHH, 11 Januar 2009 - 23:15.
#14
Geschrieben 12 Januar 2009 - 09:22
Lass uns hier mal auf eine gemeinsame, geeignete Ebene kommen. Da weder Du die mangelnde, noch ich die vorhandene Sorgfalt bei der Abfassung des Buches beweisen kann (wir waren da ja nicht dabei), müssen wir uns wirklich an das halten, was wir haben.Welches Konzept ? Das Buch ist drauflosgeschrieben, als würde man das Rad neu erfinden und hätte keine jahrhundertelange Tradition im Rücken.
Es ist zweifellos richtig, dass einem das Buch nicht telegrafiert, was der Autor damit eigentlich sagen will. Ich habe einige Feuilleton-Rezis gelesen, die daran völlig verzweifelt sind (Witz? Fingerübung? Gesellschaftskritik? Lust am Untergang? usw.) und hier haben wir wohl einen Dissens: Ich rechne es dem Buch gerade positiv an, dass ich nicht so ganz genau weiß, woran ich damit bin. Ich habe auf jeden Fall den Verdacht, dass der Autor mehr wollte als reines world-building, und finde es interessant, dass es mir überlassen wird, die Antwort auf diese Frage zu finden. Und zwar deswegen: Bekomme ich vom Autor eine Antwort, ist die häufig enttäuschend. Dann mal (mal!) lieber keine Antwort.Dabei wird weder der Sinn des Ganzen deutlich, noch wird klar, was der Autor dem geneigten Leser damit sagen will. (...) Sorgfalt hat sicher nichts mit Detail-Erklärungen bis ins Mikrokosmische zu tun, Sorgfalt hat allerdings sehr viel mit "Was will ich eigentlich wie sagen ?" zu tun.
Den Eindruck hatte ich gar nicht, das mit dem aus den Augen verlieren. Bis auf das blümerante Ende folgt die Geschichte doch eigentlich recht stringent einem roten Faden, sowohl an der Oberfläche, als auch darunter.Und wenn man das, wie Kracht hier, im Laufe der Erzählung komplett aus den Augen verliert, kann man nur von mangelnder Sorgfalt sprechen.
Yep, klar. Den Hebben habe ich noch nicht gelesen, aber den Harris-Roman (und den zugehörigen Film) kenne ich natürlich. In den letzten Jahren fand ich die diesbezüglichen Romane von Oliver Henkel ganz nett. Ich bin aber kein fanatischer Leser dieser Sachen, die Romane von Turtledove kenne ich nur sporadisch (lange her) und die 1632-Sachen habe ich nicht gelesen.Nachtrag : Kennst Du eigentlich andere Alternate Histories ? Also etwa einige der Kurzgeschichten von Hebben oder Vaterland ?
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
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• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
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• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
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• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#15
Geschrieben 12 Januar 2009 - 15:28
Aaaha, das ist ja echt faszinierend !!! Du siehst das Buch exakt genauso wie ich ! Darauf wäre ich nie und nimmer gekommen. Der Unterschied zwischen uns beiden ist einfach in der Tatsache begründet, daß Dir gefällt was ich für einen Kardinalfehler halte. Ist das jetzt "nur" eine absolute Geschmackssache, also extremst subjektiv ??? Das würde dann auch die konträren Meinungen im Feuilleton und hier im Thread erklären.[...]hier haben wir wohl einen Dissens: Ich rechne es dem Buch gerade positiv an, dass ich nicht so ganz genau weiß, woran ich damit bin. Ich habe auf jeden Fall den Verdacht, dass der Autor mehr wollte als reines world-building, und finde es interessant, dass es mir überlassen wird, die Antwort auf diese Frage zu finden.
#16
Geschrieben 12 Januar 2009 - 17:22
Hatte ich sowieso vor und jetzt erst recht. Für den Grossman schulde ich ja noch einen Lesedank, der ist ein Volltreffer.@Lucardus: Probiere es ruhig mal aus, ich war begeistert davon. Hier, 9/10 Punkte: http://oliblog.blogg...rag.php?id=1960
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#17
Geschrieben 20 Januar 2009 - 17:13
#18
Geschrieben 20 Januar 2009 - 21:21
Sehe ich absolut genauso. Du hältst den fehlenden Plot also auch nicht als Manko an, interessant."Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" gefiel mir einiges besser als so manche glattgeschliffene Popcorn-Litertaur der letzten Monatewie, wie bspw. "Metro 2033"
Bearbeitet von a3kHH, 20 Januar 2009 - 21:21.
#19
Geschrieben 21 Januar 2009 - 11:51
Ich habe den Kracht-Roman nicht gelesen (den Titel kann ich mir immer noch nicht merken), wohl aber "1979" von ihm, der mich sehr beeindruckt hat. Aber wenn man deine Leseliste ansieht (Hohlbein, Hamilton u.s.) dann kann ich verstehen, dass du einen fehlenden Plot bei Kracht bemängelst. MB p.s. "Das Schloß" wurde im übrigen nie einem Lektor vorgelegt, weil es aus dem Nachlass stammt. Der einzige "Lektor" war Kafkas Freund Max Brod.Sehe ich absolut genauso. Du hältst den fehlenden Plot also auch nicht als Manko an, interessant.
Bearbeitet von Bungle, 21 Januar 2009 - 11:53.
#20
Geschrieben 21 Januar 2009 - 12:28
Die müsste ich einmal aktualisieren, es fehlen da unter anderem diverse von Bujold als auch die Dick-Bio von Robinson, aber im Prinzip hast Du nicht Unrecht, ich verlange von einem Buch, das mir gefallen soll zunächst einmal ein gutes Story-Telling. D.h. vor der großen Kunst kommt zunächst einmal das profane Handwerk.Ich habe den Kracht-Roman nicht gelesen (den Titel kann ich mir immer noch nicht merken), wohl aber "1979" von ihm, der mich sehr beeindruckt hat. Aber wenn man deine Leseliste ansieht (Hohlbein, Hamilton u.s.) dann kann ich verstehen, dass du einen fehlenden Plot bei Kracht bemängelst.
#21
Geschrieben 21 Januar 2009 - 14:17
Meiner Meinung nach hast du die ganz normalen Erwartungen eines Lesers von Unterhaltungs- und Spannungsliteratur.Die müsste ich einmal aktualisieren, es fehlen da unter anderem diverse von Bujold als auch die Dick-Bio von Robinson, aber im Prinzip hast Du nicht Unrecht, ich verlange von einem Buch, das mir gefallen soll zunächst einmal ein gutes Story-Telling. D.h. vor der großen Kunst kommt zunächst einmal das profane Handwerk.
Bujold, Hohlbein, usw. nehmen dich als Leser an die Hand, sie bauen einen Spannungsbogen, sie führen dich sozusagen.
Das hängt natürlich auch mit Story-Telling zusammen, wie es Autoren in Seminaren erlernen können, aber mit diesen Erwartungen kann man nicht an alle Literatur herangehen.
MB
p.s. Ich finde es gut. dass hier darüber diskutiert wird, bei solchen Romanen wie dem von Kracht bin ich nicht davon ausgegangen, dass den viele in der SF-Leserschaft gelesen haben.
Bearbeitet von Bungle, 21 Januar 2009 - 14:20.
#22
Geschrieben 21 Januar 2009 - 23:16
Doch, man kann und muß. Tatsächlich ist jeder große Literat auch ein großer Geschichtenerzähler. Bestes allgemein anerkanntes Beispiel dafür ist Thomas Mann. Bei aller Kritik an seiner Schreibe, Geschichten erzählen konnte er. Sein Bruder Heinrich konnte das zwar besser, aber beide verstanden ihr Handwerk. Ebenso der weiter oben zitierte Kafka. Und unsere beiden altdeutschen Ikonen, Goethe und Schiller, sowieso. Tatsächlich sind Werke, bei denen auf eben dies Handwerk verzichtet wird, weil der Autor meint, weit über dem Pöbel zu stehen (und meistens dieses Handwerk einfach nicht beherrscht), schlicht unbrauchbare Mach-Werke, die man sich schenken kann. Aber keine Literatur.Das hängt natürlich auch mit Story-Telling zusammen, [...] aber mit diesen Erwartungen kann man nicht an alle Literatur herangehen.
#23
Geschrieben 22 Januar 2009 - 10:04
#24
Geschrieben 28 Januar 2009 - 23:39
Ich wage mal zu behaupten, daß es Christian Kracht sicher *nicht* um "World-Building" geht. Wäre das der Fall, hätte er versagt - was von seiner Welt sichtbar wird, ist Stückwerk, dessen Einzelteile entweder nicht recht zueinander passen oder bei denen wichtige Verbindungsteile ausgelassen wurden. Kracht macht es dem Leser schwer zu verstehen, was er eigentlih sagen will. Das zumindest ist sicherlich beabsichtigt. Die einfachste Erklärung ist, daß er nichts zu sagen hat. Vielleicht ist der Sinn aber auch, daß Kracht jetzt gemütlich zu Hause die diversen Rezensionen liest und sich ob der verzweifelten Deutungsversuche kaputtlacht. Diese Erklärung gefällt mir persönlich am besten. Ich werde das mal in meine Rezi einarbeiten...Es ist zweifellos richtig, dass einem das Buch nicht telegrafiert, was der Autor damit eigentlich sagen will. Ich habe einige Feuilleton-Rezis gelesen, die daran völlig verzweifelt sind (Witz? Fingerübung? Gesellschaftskritik? Lust am Untergang? usw.) und hier haben wir wohl einen Dissens: Ich rechne es dem Buch gerade positiv an, dass ich nicht so ganz genau weiß, woran ich damit bin. Ich habe auf jeden Fall den Verdacht, dass der Autor mehr wollte als reines world-building, und finde es interessant, dass es mir überlassen wird, die Antwort auf diese Frage zu finden. Und zwar deswegen: Bekomme ich vom Autor eine Antwort, ist die häufig enttäuschend. Dann mal (mal!) lieber keine Antwort.
Ja, er folgt einem roten Faden, aber es ist völlig unklar, wo dieser rote Faden hinführt - falls überhaupt irgendwohin...Den Eindruck hatte ich gar nicht, das mit dem aus den Augen verlieren. Bis auf das blümerante Ende folgt die Geschichte doch eigentlich recht stringent einem roten Faden, sowohl an der Oberfläche, als auch darunter.
Martin Stricker
Mitglied im Science-Fiction-Club Deutschland e. V. (SFCD)
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Science-Fiction-Rezensionen
#25
Geschrieben 29 Januar 2009 - 02:12
#26
Geschrieben 29 Januar 2009 - 12:24
#27
Geschrieben 29 Januar 2009 - 14:48
#28
Geschrieben 29 Januar 2009 - 15:10
#29
Geschrieben 29 Januar 2009 - 17:43
Ach ja, die Verachtung für Werke ... Der Herr Scheck nimmt ja bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Und warum sollte er dann sogar den Autor zu einem recht aufwendigen Interview in seine Sendung bitten? http://www.daserste....n~id,250~cm.asp Und wenn man den letzten Satz nicht gänzlich als ironisch abtun will, kann das mit der Verachtung nur eine Verwechslung sein. Zitat: "Ein Buch, das einen auf andere Gedanken bringt. Ein gutes Buch."Dermaßen 'sensibililiert', fiel mir dann in einem Kritikergespräch im Deutschlandfunk (anlässlich der Verleihung des Deutschen Buchpreises, glaube ich) auf, dass Denis Scheck auch nur Verachtung für das Werk übrig hatte.
Bearbeitet von Lucardus, 29 Januar 2009 - 17:43.
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#30
Geschrieben 29 Januar 2009 - 17:53
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