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Greg Egan – radikale Hard SF mit menschlichem Einschlag (I)

Geschrieben von head_in_the_clouds , 14 Dezember 2023 · 1.281 Aufrufe

Einleitung

 

Der Australier Greg Egan ist seit den 1990ern einer der konsequentesten Autoren im Hard SF Genre. Der Background eines Mathematikstudiums und die berufliche Tätigkeit als Programmierer bevor er sich als Autor selbständig machte, scheint ihn dafür zu prädestinieren.

 

Er folgt in seiner Arbeit der Forderung von Gregory Benford (SF schreibender Physikprofessor und bekannt zb durch seine Romane „Zeitschaft“ , „Cosm“ oder die Ocean/Galactic Center Serie) das „...jede Hard SF den physikalischen Gesetzen folgen sollte, es aber notwendig sei sie zu vermenschlichen“. Mit anderen Worten die Auswirkung technischer Veränderungen auf individuelle und politisch-gesellschaftliche Bereiche sei auch hier nicht außer acht zu lassen.

 

So stellt Egan insbesondere in der ersten Schaffensphase (bis ca 2000) Fragen der Identität und des Bewusstseins oder der Bioethik in den Fokus - aber immer in einem der menschlichen Psyche oder gesellschaftlich relevanten Kontext. Hier müssen insbesondere die Kurzgeschichten „The Cutie“ (1989) , „Learning to Be Me“ „The Safe-Deposit Box“ und „Eugene“ (alle 1990) als grundlegend angesehen werden – siehe Liste vorhandener deutscher Übersetzungen unter [1].
Dem Transhumanismus mit og. Short stories oder Novellen wie „Quarantine“ (1992), „Permutation City“ (1994) , „Distress“ (1995) oder „Diaspora“ (1997) nur scheinbar zugewandt kritisiert er diesen vielmehr insofern er keinen überzeugenden Grund sieht „...an eine Transzendenz bzw. Singularität zu glauben in der Arten von Bewußtseinen entstünden die uns qualitativ überlegen sind.“. Vielmehr sieht er den Zeitpunkt schon vor ein paar zehntausend Jahren überschritten „… als wir mit genügend Zeit und Geduld die Fähigkeit erlangten , gut genug zu denken um jeden physikalischen Prozess zu verstehen.“ [3].
Diese erste Phase lässt sich gut (wenn man denn Kästchen bemühen will) dem Post-Cyberpunk zuordnen.

 

Der Zugang zum Werk ist ab den 2000ern kein einfacher ,da er von den Lesenden einiges an Bereitschaft abverlangt sich mit exotisch physikalisch- mathematischem world building auseinanderzusetzen.
Es sind Geschichten die oft konzeptionelle Durchbrüche enthalten wie die Bewohner eines Generationen-Weltraumhabitats die, auf ein mittelalterliches Technologieniveau zurückgefallen und ein Schwarzes Loch in der Nähe umkreisend, damit hineinzustürzen drohen. Um sich vor einer Katastrophe zu retten, müssen sie ein tiefes Verständnis der Schwerkraft und der allgemeinen Relativität entwickeln - ohne vorher den Schritt zur Newton’sche Physik gemacht zu haben („Incandescence“, 2008).
Den nicht einfachen Zugang zu solchen Ideen ist ihm wohl bewusst so das er auf einer eigenen Webpage den naturwissenschaftlich-mathematischen Background seiner Romane erläutert [3] .
Es erweist sich als zusätzliche Erschwernis das Egan’s Romane und Kurzgeschichten seitdem auch nicht mehr ins Deutsche übersetzt werden - aber dafür ins Japanische wo er eine große Leserschaft besitzt: Offenbar findet sich kein deutscher Übersetzer mit dem dafür notwendigen mathematisch-physikalischen Background. Und radikale Ideen scheinen ihm nicht auszugehen sieht man die aktuellen Werke der letzten Jahre.

 

Es ist zu empfehlen zuerst die genannten deutschen Übersetzungen seiner Romane aus den 1990ern oder generell seine Kurzgeschichten (die späteren trotz Originalsprache) als Einstieg zu nutzen [1] .Will man das Gesamtwerk inklusive der Romane schätzen lernen, kommt man bei den Novellen ab 2000 an guten Englisch-Lesekenntnissen nicht vorbei – und manche böse Zungen behaupten an einem mathematisch-physikalischen Grundstudium.
Anhaltende Nominierungen und Top-Platzierungen (darunter nicht wenige 1. Plätze) bei renommierten SF Awards unterstreichen sein Werk als bedeutsam für den neuzeitlichen SF Kanon ab den 1990ern.

 

Zum Menschen Greg Egan ist zu sagen das er in der australischen Flüchtlingshilfe aktiv ist, 2008 eine Reise in den Iran unternahm und diese als Grundlage für den regimekritischen SF Roman „Zendegi“ verarbeitete. Inzwischen ist der Autor (von dem kein Bild im Internet existiert) ab 2021 dazu übergegangen im Selbstverlag digital zu publizieren. Sein Originalwerk ist in größten Teilen bei den üblich Verdächtigen als Printausgaben oder als ebook erhältlich [2].

 

[1] Liste der zitierten Werke mit Link zur ISFDB

 

Romane:

 

Die og. 3 Romane werden in der ISFDB unter der sogenannten „Subjective Cosmology“ Serie summiert. Egan selbst sagt das diese nicht als Serie geschrieben wurden und er diese Bezeichnung nicht auf die Werke angewendet sehen will [3].

 

Short Fiction:

 

[2] Egan’s Gesamtwerk in der ISFDB

 

https://www.isfdb.or...i-bin/ea.cgi?79

 

[3] Egan’s offizielle Homepage mit weiterführenden Artikeln:

 

http://www.gregegan.net/

 

➡️Lies den 2. Teil des Blogs: Greg Egan – radikale Hard SF mit menschlichem Einschlag (II): Identität , Bewusstsein und Bioethik






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