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Realistische Gewaltspiele

Geschrieben von , 25 November 2005 · 913 Aufrufe

Realistische Gewaltspiele
Ich bin ja nun neben meiner Lese-Leidenschaft und meinen eigenen zaghaften versuchen als Filmemacher auch leidenschaftlicher und bekennender Computerspieler. Genauer: Konsole-Spieler, denn inzwischen ist mir der Krampf mit der Installation von PC-Spielen einfach ein Gräuel. Ich will dass beim PC funktioniert und nicht mit X-Installationen von Patches dann doch irgend wann einmal dem Garaus gemacht wird. Deswegen Konsole aufklappen, CD/DVD einlegen, einschalten, losspielen. Noch dazu gefallen mir die meisten Spiele auf den Konsolen sowieso besser (wenn nächstes Jahr „Legend of Zelda“ für den GameCube heraus kommt, dann brauche ich erst einmal Urlaub).

So kommt es, dass ich mir natürlich auch regelmäßig Videospiel-Zeitschriften kaufe. Die aktuelle Ausgabe lies mich aber stutzen. Denn ein Großteil der dort besprochenen Spiele hat entweder mit Krieg oder mit Kriminalität zu tun. „True Crimes“ ist die Story eines „Gangstaas“ in New York. Es geht um supergeile Tussen, supertolle Autos und superfieses Gangs, die man platt macht, um selber der „Obergangstaa“ zu werden. „Call of Duty 2“ spielt dagegen im ersten Weltkrieg. Als armer Soldat so richtig schön mitten drin im Kugelhagel. Gleiches Szenario bei „Brothers in Arms“. Ich frage mich, was daran soll toll sein soll, echte wirklichkeitsnahe Szenarien nachzuspielen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Brutalität in Videospielen. Ich selber habe die ganze Palette an Spielen angefangen mit „Doom“ und „Quake“ bis hin zu Perlen wie „Hexen“ und „Unreal“ rauf und runter gespielt. Von „Resident Evil“ und Kollegen (siehe unten "Silent Hill") ganz zu schweigen. Ich behaupte nämlich, dass ich mit meinen 40 Lenzen sehr wohl in der Lage bin zu unterscheiden, ob da ich da ein der Fantasie entsprungenes Monster zerbrösele, oder einen Menschen. Wenn die Gegner in Spielen aber auch noch so aussehen wie Menschen, dann bekomme ich damit langsam ein Problem. Mir riecht das ein wenig zu sehr nach Glorifizierung des Krieges, Krieg, den ich im tiefsten Inneren meines Selbst verabscheue, wovor ich richtig Schiss habe und wogegen ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln wehren werde. Ich frage mich, ob ich da inzwischen alleine auf weiter Flur stehe und der Krieg für die meisten schon so etwas Abstraktes geworden ist, dass man den ruhig so realistisch wie möglich auf den Bildschirm zaubern darf. Und ob solche Spiele wirklich in die Hände von jugendlichen gehören.


Silent Hill (1) (PlayStation 1)
Letztes Wochenende durchgespielt und dann gleich noch einmal angefangen, weil es je nach Spielsituation unterschiedliche Abspänne zu sehen gibt. Auch nach sechs Jahren und mit wirklich richtig pixeliger Grafik auf Sonys Erstlings-Konsole macht das Spiel richtig Spaß. Bzw. lässt die Härchen auf der Haut aufrichten. Wie gesagt: Das einzige Spiel, bei dem ich mich wirklich gegruselt habe.


Michael R. Baier: Coruum 1
Seite 350: Ich habe bis hierhin durchgehalten und ich gebe jetzt auf. Eines der wenigen Bücher meines Lebens, das ich wohl nicht zuende lesen werde. Schade, sehr schade, gerade weil es sehr spannend anfing und noch dazu ein in Selbstverlag herausgegebenes Erstlingswerk ist. Die Gründe kann man hier nachlesen:

Michael R. Baier - CORUUM



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lapismont
Nov 25 2005 12:46
Das mit Coruum ist natürlich schade. Deine Kritikpunkte entsprechen ja im Wesentlichen auch meinen, aber im Gegesatz zu Dir konnte ich es recht flüssig zu Ende lesen.
smile.gif

Die gefühlte Anzahl der Kriegsspiele hat sich auch in meinem PC-Spielemag in den letzten Jahren auch beständig erhöht. (Dafür aber hat sich auch mein Spielekonsum verringert.)
Vielleicht ist es ein Zeichen für ein zunehmendes Gewaltpotential. Mir fällt nix ein, warum ich als Soldat durch die Gegend rennen soll, um alte Kriege nachzuspielen.

Mhm. Wenn es wenigstens gegen Elfen gehen würde...
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Henrik Fisch
Nov 25 2005 14:10
QUOTE(lapismont @ 25 Nov 2005, 12:52)
Mir fällt nix ein, warum ich als Soldat durch die Gegend rennen soll, um alte Kriege nachzuspielen. †¦

Ja, genau! Sehr gut ausgedrückt! Mit fällt dazu auch absolut nichts ein, warum ich einen echten Soldaten spielen soll. Aber interessant, dass Du die gleichen Erfahrungen machst.

Wobei ich aber wiederum keine Skrupel habe, böse Monster, Aliens, Hexen und meinetwegen auch Elfen ins virtuelle Nirwana zu schicken, wenn es das Spiel den erfordert. Zum Glück gibt es ja aber auch noch einen ganzen Haufen Nicht-Kriegsspiele. Und wenn ich den Stapel von ungespielten PS1-Spielen betrachte, der hier ungespielt (!) herumliegt („Dragon Quest VII“ sage ich nur), dann brauche ich mir bis zur Rente eigentlich nie wieder ein Spiel kaufen. biggrin.gif

Bis dennen,
Henrik
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Hi Henrik,

Ich (17) bin natürlich auch ein absoulter Konsolenjunkie. Meine Drogen sind Playstation-Rollenspiele, folgenden Titel verdanke ich 100fachen Stundenspaß:
  • natürlich Final Fantasy, vor allem die Teile 8-10, aber auch 7 und X-2 - diese Spiele sind meine Offenbarungen in Ton, Bild und Atmosphäre
  • Star Ocean, auch von Square-Enix, aber ein Sci-Fi-Rollenspiel. Ziemlich komplex und unterhaltsam, aber mit leichten Makeln
  • Dark Chronicle, ein Traum in Cel-Shading-Optik, mit genialen Minispielen und tollem Actionkampfsystem
  • Breath of Fire 4, ein Klassiker, aber bis heute ein Erlebnis!
Doch genug der Werbung. Zum Thema.

Mein bester Kumpel gibt mir immer die vielen PS-Zeitschriften, die er kauft, wenn er sie ausgelesen hat. Und da ist mir dein Problem auch schon zig Mal angefangen: Von Ausgabe zu Ausgabe nimmt der Anteil an Rollen-, Jump'n'Run- und Adventurespielen ab, die Kriegsspiele, Ego-Shooter und Racer hingegen nehmen immer mehr zu, vor allem eben die Kriegsspiele. Wie auch du nahm ich das jetzt immer mit irritierter Abneigung zur Kenntnis, weil ich noch nie analysieren konnte, was der Reiz daran ist, den 2. Weltkrieg nachzudaddeln.
Noch schlimmer: Guck' mal auf Zockerforen, da beschweren sich dann 15-Jährige, dass doch mal endlich ein Spiel rauskommen soll, bei dem man auch die Deutschen im 2. Weltkrieg spielen kann! unsure.gif

Ego-Shooter a la Doom oder Halo, von mir aus, doch muss es denn unbedingt in 120 Titeln dieses grässliche Schlachtenmotiv aus vergangenen Tagen sein?

Aber dein Beitrag gibt mir Mut, dass nicht alle Spieler auf solche Werke abfahren.
Und jetzt weißt du, dass es auch in der offiziellen "relevanten Zielgruppe" noch Gegner von Kriegsballereien an der Heimkonsole gibt.

PS: Du hast Dragon Quest 7? Ich würde dafür sterben - (Zumindest fast!) Gott sei Dank ist ein Deutschlandrelease für DQ 8 geplant...
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Henrik Fisch
Nov 25 2005 15:58
Hihi, Jueps,

da sind wir uns ja mal ausnahmsweise einig! smile.gif
  • Final Fantasy VIII (PS1)
    120 Stunden Spielzeit sage ich nur! Wobei ich allerdings die letzten 20 Stunden herum gelaufen bin, um die Teile für Squalls beste Waffe zu ergattern. Das Spiel hätte ich übrigens gerne als Remake für die PS2. smile.gif
  • Final Fantasy X (PS2)
    Bin jetzt bei ca. 25 Stunden und ich habe gerade den Ritt auf dem „Schnu“ hinter mir. Das ist übrigens so ein geflügeltes Wort in meinem Bekantenkreis geworden: „Schnust Du heute wieder?“ bedeutet „Spielst Du wieder Final Fantasy X?“
  • Star Ocean - Till the End of Time (PS2)
    Sieht mir auch sehr schön aus, allerdings habe ich es noch nicht so weit gespielt. Liegt im Moment herum, weil ich mich eher auf Jump-n-Runs und auf die „Silent Hill“-Serie konzentriere.
  • Breath of Fire 4 (PS1)
    Nur einmal kurz hineingeschnuppert und wartet auch noch auf mich. BoF3 dagegen bis fast zum Schluss gespielt.
  • Shadow Hearts (PS2)
    Auf meiner persönlichen Abgefahrenheits-Skala liegt dieser Titel ziemlich weit oben. Müsste Dir eigentlich auch gefallen, wenn Du auf Düster-Mysteriöse-RPGs stehst †¦
  • Shin Megami Tensei: Lucifer's Call (PS2)
    †¦ und wird nur noch von diesem Spiel getoppt. Kann man sich als so eine Art Endzeit-„Akira“ als RPG vorstellen. Allerdings noch so gut wie gar nicht angeschaut.
Zeit, hach, Zeit †¦

Bis dennen,
Henrik
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Seit ihr schon so alt, das ihr bereits mit den "Früher war alles besser"-Reden anfangt? biggrin.gif

Gibt es bei den PC- und Konsolenspielen nicht schon seit jeher Wellenbewegungen was die Popularität bestimmter Gattungen und Genres angeht. Ich bin nicht in der Materie drin, aber zur Zeit sind offensichtlich "realistische" Shooter und Gangsterspiele ala GTA in Mode. Das ist aber nichts, was es vorher nicht schon mal im kleineren Rahmen gab. Bei "Wolfenstein" ging es nicht nur gegen übernatürliche Gegner, die meisten Ziele waren menschliche (deutsche) Wachen. Jump'n'Run hatte seine eigene Hochzeit, ebenso Echtzeitstrategiespiele.

Der einzige dauerhafte Trend ist hin zu realistischeren Darstellungen und aufwändigerer Grafik, allein weil es inzwischen überhaupt möglich ist.

Und ihr Konsoleros könnt mir nichts von Spielspass erzählen. Eine schöne Partie "Civilazation" schlägt einfach alles cool.gif .
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Ich glaube auch, dass dies Wellenbewegungen sind. Ich könnte ja auch sagen: Adventures wie Sam & Max oder Day of the Tentacle oder Space Quest gibt es heute nicht mehr. Das war damals noch ein Spaß. Und ich habe auch mit vergnügen "Eye of the Beholder" gespielt und Monster niedergemetzelt (war im Prinzip nicht so unähnlich von Doom).
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Gut, aber auch wenn es sich um "nur" einen aktuellen Kriegsspielhype handelt, verstehe ich nicht, wie man sich dafür begeistern kann, als Soldat über altbekannte Schlachtfelder zu wetzen und eine gewisse gegnerische Partei zu vernichten...
Obwohl, eigentlich verstehe ich's... laugh.gif Die Gamer wollen keine erfundenen Gegner und Orte, sie wollen sich wie in richtig echten Schlachten fühlen - doch ich heiße Titel wie "Vietcong" deswegen noch lange nicht gut.

Und darum geht es ja in dem Thread, wenn ich richtig verstehe: Kein entsetztes Erstaunen äußern, sondern entsetzten Unmut.

PS @Henrik: Yeahyo, endlich mal jemand, der auch von FF8 schwärmt und nicht nur von FF7! wink.gif
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In den 80ers gab es schon für den C 64 ein Spiel namens Raid over Moscow, das damals indiziert wurde. Der Grund: Man musste nach Moskau vordringen, die Schutzsoldaten von der Kremelmauer runterschießen und anschließend die Sowjetisches Führung eliminieren. Also Du siehst: So was gab es früher auch schon.
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Henrik Fisch


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