Philip K. Dick's Electric Dreams (II): Der unmögliche Planet
Der unmögliche Planet (The impossible Planet)
Die Story:
Eine wirklich schöne Geschichte: Eine 350 Jahre alte Frau, taub und von einem Roboter („Robant“ genannt) begleitet, möchte die Erde sehen. Das Problem: Die Heimat der Menschen ist in Vergessenheit geraten und gilt als Mythos. Trotzdem geht Raumschiffskapitän Andrews schließlich auf das Angebot ein, die Menge an Geld, die ihm Mrs. Gordon bietet, kann er schlicht nicht zurückweisen, während sein Kollege Norton schon eher Skrupel hat. Captain Andrews lässt die alten Mythen auf die größte Übereinstimmung überprüfen, was ihm dann tatsächlich Daten zur Erde wie „Neun-Planeten-System“, „umkreist von einem Mond“ und Ähnliches liefert. Er steuert das nächstliegende dazu passende Ziel an: Mrs. Gordon ist entsetzt, deckt sich das Bild dieser Welt doch überhaupt nicht mit dem, das sie aus den Erzählungen ihres Großvaters kennt. Dennoch geht sie nach der Landung ins Freie †¦ Während Norton am Ende kündigt und Andrews seinen Anteil am ergaunerten Geld überlässt, macht Andrews selbst einen Fund, der typisch für eine Philip-K.Dick-Story ist †¦
Wirklich eindeutig ist das Ende dann natürlich trotzdem nicht: Weist die (ich verrat†™s einfach mal) Münze mit der „E Pluribus Unum“-Prägung, die sich auf US-Münzen befindet, darauf hin, dass es sich hier überraschenderweise wirklich um die Erde handelt? Oder hat vielleicht einfach schon einmal jemand hier nach ihr gesucht? Dick hatte aller Wahrscheinlichkeit nach Ersteres im Sinn, aber so hundertprozentig sicher kann man sich bei ihm eben nicht sein. Einerlei, die ohnehin schon gut erzählte Geschichte mit ihren vier grundverschiedenen Charakteren, die mit wenigen Worten sehr plastisch werden, bekommt damit zum Schluss noch mal besondere Würze. Das lässt über Kleinigkeiten hinwegsehen: Wenn der Großvater der alten Frau noch auf der Erde gelebt hat, ist es vermutlich ein bisschen früh, dass sie schon vergessen sein soll - da wären ein paar (hundert oder besser tausend) Jahre mehr Abstand der Logik sicher dienlich. Trotzdem: sehr gerne (erneut) gelesen. Übrigens: 1953 geschrieben und im selben Jahr in „Imagination“ erstveröffentlicht.
Der Film:
David Farr hat Shakespeare auf die Bühne gebracht, für Fernsehserien wie „Spooks“ oder „The Night Manager“, aber auch für den Thriller „Wer ist Hanna?“ (2011) Drehbücher geschrieben und lieferte sein Debüt als Filmregisseur 2015 mit „The Ones Below - Das Böse unter uns“ ab. Hier macht er seine Sache (Regie und Drehbuch) gut: Die Tour des Ausflugschiffs, das Brian Norton (Jack Reynor) durchs All steuert, liefert sehenswerte Bilder, die Geschichte nimmt direkt im Anschluss Fahrt auf. Denn dann machen Norton und sein Kollege Andrews (Benedict Wong, der Wong aus „Doctor Strange“) ihr eigenes Ding, als die auch hier von einem Roboter begleitete Irma Gordon (Charlie-Chaplin-Tochter Geraldine Chaplin) ihnen ein Vermögen anbietet, wenn sie sie zur Erde bringen, genauer nach Carolina, wo ihre Großmutter einst gebadet hat.
Der größte Unterschied zur Story: Die Erde ist zerstört, nicht einmal der Zufall kann die alte Frau an ihr gewünschtes Ziel bringen. Dass es die Großmutter und nicht der Großvater ist, die sie zur Reise inspiriert, ergibt ab dem Zeitpunkt Sinn, als Norton immer stärker von Irma fasziniert wird, sich selbst in ihrer Vergangenheit sieht und dann auch noch auf einem Foto eine verblüffende Ähnlichkeit zu ihrem Großvater erkennen muss - er ist der Großvater, Irma ist die Großmutter. Später, nach einem Ausflug auf die Oberfläche der angeblichen Erde, bei dem Irma zurückbleibt, muss sich Norton fragen, was denn nun Traum und was Wirklichkeit gewesen ist. Alles Dick also, eine gelungene Angelegenheit.
Lustige Notiz am Rande: Aus einer Bezahlung von einem Kilo Positive in der Story werden im Film zwei Kilo - das nennt man wohl Inflation.
Mehr:
Philip K. Dick's Electric Dreams (I): Der Haubenmacher
Weiterer Film mit Jack Reynor:
Transformers - Ära des Untergangs (2014)
Weitere Filme mit Benedict Wong:
Der Marsianer - Rettet Mark Watney (2015) [unerwähnt]
Doctor Strange (2016)