Ich war ja schon immer dagegen. Gegen Atomkraftwerke. Brokdorf, Gorleben, Republik Freies Wendland. Stationen des heroischen Widerstands. Damals war die Welt noch in Ordnung. Hier die Guten, da die Bösen. Und wer sich am heftigsten mit den Bullen kappelte, kriegte die schärfsten Bräute. Die gab es tatsächlich. Man glaubt ja nicht, was sich so alles unter einem selbstgestrickten Norwegerpulli aus naturbelassener Schafswolle verstecken lässt. Also die Uschi zum Beispiel. Hatte die doch tatsächlich ... aber ich schweife ab.
Wie auch immer, dreißig Jahre später wache ich morgens auf, um im Radio zu hören, dass sogar die Bundeskanzlerin Kernkraftwerke iggittigit findet. Da reibe ich mir verdutzt die Augen und stolpere noch schlaftrunken in die Garage, um den "Atomkraft - Nein Danke!"-Aufkleber vom Autoblech zu föhnen. Damit kann man ja nicht mehr rumfahren, ist ja peinlich. Während ich vor mich hin fluche, weil zwar der Lack lustige Blasen schlägt, aber die garantiert gentechnikfreie Fair-Trade-"ich war mal eine Wasserflasche"-Klebefolie ums Verrecken nicht abgehen will, fällt mir Oscar Wilde ein. "Wenn man mit seiner Meinung im Mainstream angekommen ist, wird es Zeit, seinen Standpunkt zu überdenken." Oder so ähnlich. Vielleicht hat das auch nicht Oscar Wilde gesagt, sondern meine Großmutter. Aber wusste die, was "Mainstream" bedeutet? Oscar Wilde vermutlich auch nicht. Egal. Fakt ist, wenn plötzlich alle einer Meinung sind, ist was faul.
Was ist passiert? Zuerst hatte Deutschland die sichersten Atomkraftwerke der Welt, deren Weiterbetrieb alternativlos war (vor dem elften März), dann war die Landschaft mit schrottreifen Meilern gepflastert, von denen einige sofort abgeschaltet werden mussten, weil sie sonst zerbröselt wären wie ausgetrockneter Marmorkuchen (nach dem elften März). Jetzt geht es aber nicht um französische Autos, die sich durchaus über Nacht in einen rollenden Super-GAU verwandeln können (wer schon mal mit einem Renault über den TÜV musste, weiß, von was ich rede), sondern um soliden deutschen Maschinenbau. Woher dieser Sinneswandel? Warum erst nach Fukushima und nicht gleich nach Tschernobyl? In Tschernobyl hatte ein russischer Techniker zwei Ventile verwechselt. Offensichtlich kann das einem deutschen Ingenieur nie und nimmer passieren. Schon allein deshalb nicht, weil deutsche Ventile nicht in kyrillisch beschriftet sind. Bei dem Gekrakel kann man sich schon mal vertun. Außerdem liegt Tschernobyl nicht in Russland, sondern in der Ukraine. Was die Angelegenheit noch dubioser macht.
Ganz anders Fukushima. Hier hat es die Japaner erwischt, die "Preußen Asiens". Die bauen zwar Autos mit klemmendem Gaspedal, sind aber sonst technologisch weit vorne dran. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die notwendigen Lehren zu ziehen. Alternativlos, gewissermaßen. Wer will denn hierzulande Erdbeben der Stärke Neunkommanull und Monster-Tsunamis ernsthaft ausschließen? Zeigt doch die allgemeine Lebenserfahrung, dass es gerade die unwahrscheinlichen Dinge sind, die ständig passieren. Westerwelle wird Außenminister, Benzin wird auch mal billiger und der Hausarzt gibt zu, dass er auch nicht weiß, was los ist. Leider gilt diese Regel nicht für Steuerrückzahlungen.
Also gibt es jetzt flugs die "Energiewende" samt Ausbau der "Erneuerbaren Energien" (Derjenige, der sich diesen Begriff ausgedacht hat, sollte sich noch mal den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik durchlesen). Vor allem Windkraft ist der neue Hoffnungsträger. Produziert doch der durchschnittlich engagierte aber mäßig erfolgreiche Politiker genug heiße Luft, dass es für alle reicht. So wird die Republik zugespargelt, dass man den Wald vor lauter Masten nicht mehr sieht und alte Kohlekraftwerke reanimiert. Den CO2-Ausstoß reduzieren wir aber trotzdem. Weiß zwar keiner, wie das gehen soll, aber das macht nichts. Völlige Ahnungslosigkeit über Mittel und Wege gehört schließlich zu jeder handfesten Utopie dazu. War ja beim Sozialismus auch nicht anders.
Ganz zu Ende ist das Atomzeitalter aber trotzdem nicht. Schließlich bleibt uns noch der radioaktive Müll, der die nächsten hunderttausend Jahre durch die Menschheitsgeschichte geistern wird. Diese unschöne Hinterlassenschaft lässt sich weder abschalten noch per Verordnung eines grünen Ministerpräsidenten sonstwie aus der Welt schaffen. So gehen bald wieder die Schlachten um das Endlager los. Vielleicht gibt es ja dann auch wieder neue Aufkleber. Das alte, bräunlich angebruzelte Teil am Heckspoiler ist aber auch zu hässlich.
Wie auch immer, dreißig Jahre später wache ich morgens auf, um im Radio zu hören, dass sogar die Bundeskanzlerin Kernkraftwerke iggittigit findet. Da reibe ich mir verdutzt die Augen und stolpere noch schlaftrunken in die Garage, um den "Atomkraft - Nein Danke!"-Aufkleber vom Autoblech zu föhnen. Damit kann man ja nicht mehr rumfahren, ist ja peinlich. Während ich vor mich hin fluche, weil zwar der Lack lustige Blasen schlägt, aber die garantiert gentechnikfreie Fair-Trade-"ich war mal eine Wasserflasche"-Klebefolie ums Verrecken nicht abgehen will, fällt mir Oscar Wilde ein. "Wenn man mit seiner Meinung im Mainstream angekommen ist, wird es Zeit, seinen Standpunkt zu überdenken." Oder so ähnlich. Vielleicht hat das auch nicht Oscar Wilde gesagt, sondern meine Großmutter. Aber wusste die, was "Mainstream" bedeutet? Oscar Wilde vermutlich auch nicht. Egal. Fakt ist, wenn plötzlich alle einer Meinung sind, ist was faul.
Was ist passiert? Zuerst hatte Deutschland die sichersten Atomkraftwerke der Welt, deren Weiterbetrieb alternativlos war (vor dem elften März), dann war die Landschaft mit schrottreifen Meilern gepflastert, von denen einige sofort abgeschaltet werden mussten, weil sie sonst zerbröselt wären wie ausgetrockneter Marmorkuchen (nach dem elften März). Jetzt geht es aber nicht um französische Autos, die sich durchaus über Nacht in einen rollenden Super-GAU verwandeln können (wer schon mal mit einem Renault über den TÜV musste, weiß, von was ich rede), sondern um soliden deutschen Maschinenbau. Woher dieser Sinneswandel? Warum erst nach Fukushima und nicht gleich nach Tschernobyl? In Tschernobyl hatte ein russischer Techniker zwei Ventile verwechselt. Offensichtlich kann das einem deutschen Ingenieur nie und nimmer passieren. Schon allein deshalb nicht, weil deutsche Ventile nicht in kyrillisch beschriftet sind. Bei dem Gekrakel kann man sich schon mal vertun. Außerdem liegt Tschernobyl nicht in Russland, sondern in der Ukraine. Was die Angelegenheit noch dubioser macht.
Ganz anders Fukushima. Hier hat es die Japaner erwischt, die "Preußen Asiens". Die bauen zwar Autos mit klemmendem Gaspedal, sind aber sonst technologisch weit vorne dran. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die notwendigen Lehren zu ziehen. Alternativlos, gewissermaßen. Wer will denn hierzulande Erdbeben der Stärke Neunkommanull und Monster-Tsunamis ernsthaft ausschließen? Zeigt doch die allgemeine Lebenserfahrung, dass es gerade die unwahrscheinlichen Dinge sind, die ständig passieren. Westerwelle wird Außenminister, Benzin wird auch mal billiger und der Hausarzt gibt zu, dass er auch nicht weiß, was los ist. Leider gilt diese Regel nicht für Steuerrückzahlungen.
Also gibt es jetzt flugs die "Energiewende" samt Ausbau der "Erneuerbaren Energien" (Derjenige, der sich diesen Begriff ausgedacht hat, sollte sich noch mal den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik durchlesen). Vor allem Windkraft ist der neue Hoffnungsträger. Produziert doch der durchschnittlich engagierte aber mäßig erfolgreiche Politiker genug heiße Luft, dass es für alle reicht. So wird die Republik zugespargelt, dass man den Wald vor lauter Masten nicht mehr sieht und alte Kohlekraftwerke reanimiert. Den CO2-Ausstoß reduzieren wir aber trotzdem. Weiß zwar keiner, wie das gehen soll, aber das macht nichts. Völlige Ahnungslosigkeit über Mittel und Wege gehört schließlich zu jeder handfesten Utopie dazu. War ja beim Sozialismus auch nicht anders.
Ganz zu Ende ist das Atomzeitalter aber trotzdem nicht. Schließlich bleibt uns noch der radioaktive Müll, der die nächsten hunderttausend Jahre durch die Menschheitsgeschichte geistern wird. Diese unschöne Hinterlassenschaft lässt sich weder abschalten noch per Verordnung eines grünen Ministerpräsidenten sonstwie aus der Welt schaffen. So gehen bald wieder die Schlachten um das Endlager los. Vielleicht gibt es ja dann auch wieder neue Aufkleber. Das alte, bräunlich angebruzelte Teil am Heckspoiler ist aber auch zu hässlich.