Ich weiß nicht so recht. Mit der Schreiberei läuft es besser, als je zuvor. Und trotzdem, bin ich jetzt glücklich?
Ich weiß nicht so recht. Ja. Nein. Ja. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Es ist schon eine seltsame Sache mit den Gefühlen. Ich habe einiges erreicht, das mich durchaus glücklich macht.
Da ist beispielsweise das Projekt über die "Künstlichen Menschen", das wir mit dem Wurdackverlag verwirklichen möchten. Dass wir überhaupt was einreichen, war meine Idee, das Thema ebenso. Der Rest hat sich in der Gruppe ergeben. Besser, als ich erwartet hatte, produktiver, als ich hoffte. Die Geschichten sind da, alles bestens, aber so das Drumherum fehlt halt noch und liegt mir etwas schwer im Magen.
Dann der schwerste Brocken: Das Science-Fiction mit Humorprojekt, das inzwischen dank einer seltsamen Fügung des Schicksals vermutlich bald nur noch als "Das Toasterbuch" im Gespräch sein wird.
Wahnsinnig viele Einsendungen, dazu geradezu unglaublich, dass sich auch eine Reihe erfahrener Autoren sich rangewagt hat. Ob nun unsere Ausschreibung einen so seriösen Eindruck vermittelt hat oder einfach die ganze SF-Szene den Bach runtergeht, sei nun mal dahingestellt.
Jedenfalls haben Timo, Bernhard und ich uns nun auf eine Auswahl an Geschichten geeinigt und die Autoren wurden über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Das ist etwas, das längst nicht jeder tut, obwohl es natürlich nur fair gegenüber den Autoren ist, die teilweise erheblich viel Zeit investiert haben. Ich beginne zu ahnen, warum!
Nun gibt es nämlich zahlreiche Reaktionen, die mir ehrlich gesagt den letzten Nerv rauben: Da will einer eine ausführliche Stellungsnahme über ein öffentlich zugängliches Forum. Der nächste schickt einen kryptischen Link zu einer Internetveröffentlichung seiner Geschichte und wir dürfen raten, was damit bezweckt wird.
Ich weiß nicht, bei manchen Leuten werde ich echt nicht schlau.
Da schreiben mir Personen, die ich kenne, dass sie persönlich enttäuscht sind. Manche lassen es sanft in Small Talk verpackt anklingen, andere werden schon deutlicher. Einer anderer meint, dass das alles nichts für ihn sei und er jetzt in Hinkunft nie wieder ein Werk wo einsenden und nur noch für sich selbst schreiben wird.
Natürlich wundere ich mich schon etwas, dass jemand seine gesamte schreiberische Laufbahn von einer einzelnen Ausschreibung abhängig macht! Aber mich deswegen gut fühlen, weil jemandem dadurch sein Hobby verleidet wurde, kann ich auch nicht. Oder dass ich einen Freund vor den Kopf gestoßen habe.
Ganz im Gegenteil: Obwohl die Logik mir ein klares Nein dazu signalisiert, fühle ich mich schlecht.
Man redet nicht so gerne drüber, aber ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Ablehnung erhalten hätte. Ich habe erst gestern eine bekommen. Von jemandem, den ich kenne.
Macht es das ganze leichter? - Nun, nicht wirklich. Aber für ihn macht es das um einiges schwerer.
Und ich, wie fühle ich mich jetzt? Eigentlich normal. In typisch österreichischer Jammerstimmung halt, wo man sich über Gott, die Welt und wohin es heutzutage gekommen ist, beschwert, also kein Grund zur Besorgnis.
Jammern und beschweren und wirklich und wahrhaftig unglücklich sein sind nämlich zweierlei paar Schuhe. Wirklich unglücklich ist man erst, wenn man dem ganzen ohnmächtig gegenübersteht und die Worte fehlen.
Aber solange man jammert, ist eigentlich alles in Ordnung.
Und siehe da: Am selben Tag, wo ich meine Ablehnung lese, lese ich auch eine Zusage. Mein neues Motto: Nehmen, was man bekommen kann und auskosten, was man hat.
Über Pfingsten habe ich mal einfach Abstand von all der Organisiererei genommen und einfach mal wieder für mich selbst geschrieben. Nicht viel, einfach nur ein kleines Stückchen in einer SF-Geschichte, die ich wohl ohnehin nicht veröffentlichen kann, da sie bereits jetzt viel zu lange dahin geht, um die Form einer Kurzgeschichte beizubehalten. Das wird wieder einer der Texte sein, wo es am Schluss nur noch einen einzigen Menschen gibt, der sich noch auskennt, worum es geht. Ihr dürft raten, wer das sein wird!
Jedenfalls rächt sich die Auszeit. Von der automatischen Forenbenachrichtigung über PMs bis zu Mails stapelt sich alles bei mir zu einem Berg, der noch wächst, während ich noch dran arbeite.
Mit jedem PM und jedem Mail mit einschlägigem Betreff habe ich Angst, wieder einer schriftstellerischen Trotzreaktion ausgesetzt zu werden von jemandem, der das Ganze viel zu ernst und viel zu persönlich nimmt.
Ich frage mich, warum. Ich selber nehme das auch einfach hin, wenn ich eine Ablehnung bekomme. Bin ich tatsächlich so viel härter im Nehmen?
Kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen. Ich meine, ich sehe ja gelegentlich mal in den Spiegel. Ich weiß auch was innen drin für Ängste, Bedenken und Schamgefühle aufgestaut sind.
Warum habe ich aber für eine Ablehnung nur ein Achselzucken übrig, während andere alles hinschmeißen?
Also O.K., ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber so viele Ablehnungen bekomme ich auch wieder nicht. Ein paar halt und im Vergleich mit Autoren, die ungefähr auf meinem Niveau dahinschreiben und mir halbwegs ehrlich darüber schreiben, schaut es echt nicht so übel aus.
Vielleicht ist es so, dass ich mir von Anfang an nichts erwartet habe als das Minimum. Wenn Du glaubst, Dein erster Tastendruck am Computer beschert Dir den Bestseller, dann schaut es vielleicht anders aus, als wenn Du denkst, dass Du vielleicht halt irgendwo ein kleines Eckchen finden kannst, wo Dich einer sein lässt, wenn Du Dich lange genug aufdrängst.
Ja, ich denke, das wird es wohl sein.
Jedenfalls hoffe ich, dass die Beschwerdemails bald aufhören.
Insgesamt gesehen sind sie ohnehin sinnlos. Wir haben zu dritt abgestimmt, bei der Menge an Geschichten zugegebenermaßen auch mal im Schnellverfahren. Finde ich auch nichts dabei - solange alle Geschichten gelesen wurden und alle drei einer ähnlichen Meinung sind, sehe ich jetzt auch keinen Grund drin, zu jeder Geschichte eine seitenlange Textanalyse zu verfassen.
Bedeutet aber auch: Wir haben keine solchen sorgsam formulierten Kritiken, die wir verschicken könnten. In Diskussionsfällen haben wir natürlich frei von der Leber weg in einer Form geschrieben, wie man sie wirklich niemandem zumuten kann. Dazu waren drei Personen an der Entscheidung beteiligt, die wohlgemerkt keine Borg mit Schwarmbewusstsein sind.
Was also tun? Drei Textkritiken versenden? Uns gegeneinander auszuspielen mit Mails wie: "Mir hat die Geschichte ja so gut gefallen, aber ... der ist ja so ein Böser!"
Tut mir leid, so kann Zusammenarbeit nicht funktionieren!
Und ich möchte gerne meine Energien darauf verwenden (und Timo und Bernhard dürfte es wohl ähnlich gehen), das Buch zu einem guten Abschluss zu bringen. Denn es gibt noch sehr viel zu tun!
Ich bin da auch schon von einem anderen Buchprojekt geschädigt, diskutiert man zu viel, kommt erst recht die Schlammschlacht auf unterstem Niveau - denn als nichts anderes kann ich es bezeichnen, wenn der Schreibstil anderer Autoren schlecht gemacht wird, nur damit man selber besser dasteht.
Natürlich ist mir auch bewusst, dass eine Geschichte nicht automatisch schlecht ist, weil sie nicht in unser Buch kommt. Wenn sie bald irgendwo anders abgedruckt wird, dann werde ich sicher nicht meckern, sondern dann freue ich mich für den Autor.
Aber in Hinblick auf beschränkten Platz, Thema und Genre, auf Stil und auf Rechtschreibung denke ich doch, dass wir letztendlich die bestmögliche Auswahl getroffen haben!
Also bitte: Keine Protestmails mehr, überlegt euch das Warum und wie ihr das machen würdet, wenn ihr ein so ein Projekt umsetzt. Rein organisatorisch. Wenn sich in den Idealismus der Praxisbezug einschleicht ...
Irgendwie denke ich, dass ich im Moment unglücklich, aber zufrieden bin. Oder zufrieden und unglücklich.