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Kraft durch Freunde [Tolkemitt/2010]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 05 Dezember 2012 · 895 Aufrufe

Tolkemitt 21.Jhdt.

Eingefügtes Bild


Der noch immer aktuellen Datenschutz-Debatte um soziale Netze, allen voran dem "Buch der Gesichter" Eingefügtes Bild, widmeten die Berliner Harmonian Anarchists vor 2 Jahren eine vom Weltenbau und der Optik her beeindruckende Vision der nahen Zukunft - mit diesem dem berüchtigten Auschwitz-Motto nur um ein einsames "n" überlegenenen Titel.

Die männliche Hälfte des Duos, Gerhard Seyfried, ist ein seit langem in der Berliner Alternativenszene bekanntes Unikum, der in einem ähnlichen Stil zeichnet wie Gilbert Shelton*, dem Erfinder der Freak Brothers - insbesonders was die liebevoll-chaotischen Hintergründe vieler Bildpanels angeht. Ähnlich Shelton durchlief er seinen Zenith wohl eher in den 70ern und 80ern, bleibt aber bis heute der Zeichnerei inkl. abgefahrenen Plots treu. Allerdings hatte er vor diesem Band 10 Jahre lang nichts von sich sehen lassen (außer Wahlwerbeposter für den grünen Direktwahlkandidaten Ströbele).

Ziska bringt ihren eigenen Stil, und eine andere & jüngere Sicht auf (Berliner) Menschen, mit, und kann insbesonders irre gut kolorieren - was in diesem Band zu bewundern ist.

Zur Story: Kookie Finnerty ist die Tochter des Erfinders eines neuen schwebenden Handys, dem "Moon", das alle Kontakte zur digitalen Welt "managed", und sich mit EignerIn mittels Spracherkennung abspricht, was gerade angesagt ist. Kookie wird schlagartig zum Weltstar als sie das neue Gerät im Livestream vorstellt. Mails werden ihr vorgelesen, sie dauer-gefilmt, bzw. all dies ständig updatet in die sozialen Netze. Natürlich interessieren sich schon längst dunklere Mächte für den Bestseller, wie u.a. der aalglatte Dr. Freund und sein politischer Arm, die Partei "KdF"...

Was sich plotmäßig solide im Cyberpunk (in Berlin! - und Italien...) platziert, wird in der Ausführung offensichtlich ein locker-sprüchiger Nostalgie-Trip für ehemalige Rocker & Revoluzzer, und Jüngere, die diesen RAF-Chic heute anziehend finden. Denn der Plot hält nicht so ganz, was die großartigen Grundideen, Bilder und einige Dialoge versprechen - und endet eher banal.

Allerdings schon so, dass man dieses bunte/freche Album nicht so schnell vergisst. Empfehlung: Für Möchtegern-68er und solche, die die 70er und 80er, transmutiert ins 21. Jahrhundert inkl. dem handy-begleiteten Luxusleben, zumindest angenehm merkwürdig finden. Und "Likers" dieses Werks sollten sich unbedingt auch mal die frühere Kooperation Future Subjunkies vornehmen...

Die Idee des runden, schwebenden Handys ist jedenfalls genial! Eingefügtes Bild
(* Sind die gleichen Initialen nicht ein irrer Zufall? / Das kl. Bild rührt von einem TAGESSPIEGEL-Artikel zum Comic; Darauf-Klicken führt dahin.)




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