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Die Techno-Väter [Ehapa/2010]
Geschrieben von
yiyippeeyippeeyay
,
02 Februar 2013
·
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21.Jhdt. Ehapa *Jodorowsky
Es wird Zeit auch mal den dynamischen Zeichnern/Textern aus der legendären französischen Métal-Hurlant-Schmiede etwas Platz einzuräumen; die gleichnamige Heftserie wurde damals als europäische Antwort auf die mehrfach "verfilmte" US-Comic-Magazin-Serie Heavy Metal gestartet, und erschien zuletzt noch bis 2006. Als erstes grandioses "Abfallprodukt" dieser Hauptserie fällt mir die berühmte Incal-Reihe des Texter-/Zeichner-Duos Moebius & Alexandro Jodorowsky ein; der Ur-Incal kommt bestimmt mal als Klassiker hier im Blokk dran.
Auch in 2006 wurde aber das m.E. bisher beste und eigenste Werk von Jodorowsky im Incal-Umfeld abgeschlossen: Eine Extrapolation, wie es mit der korrupten und eiskalten Techno-Gilde aus den Incal-Bänden zu Ende gehen könnte - die Geschichte der Techno-Väter. Es geht vor allem um den Albino, Kind einer "heiligen" & schönen aber von Weltraumpiraten vergewaltigten Mutter - und daher von ihr lange ungeliebt - der durch seine besonderen Fähigkeiten in den VR-Welten dieser fernen Zukunft zum über alles geehrten Techno-Papst wird, aber gegen Ende seines materiellen Lebens gegen die ganze Gilde rebelliert und sich mit einer halben Million Akolyten aufmacht, die "gelobte Galaxis" aufzusuchen. Die "arc" des Werkes umfasst also diesen gefährlichen Flug durchs Universum, und, in häufigen Rückblenden, des Albinos Biographie.
Das Bemerkenswerte an den 8 Bänden - die in der abgebildeten Gesamtausgabe 4 Jahre später gesammelt wurden - ist neben Jodorowskys Welten- & Geschichten-Bau die unglaublich ausgefeilte Grafik. Sie wurde maßgeblich von Fred Beltran gestaltet, der eine glänzende "runde" - und damit oft plakativ erotische - Ästhetik entwickelt hat, die er offensichtlich mit CGI-Mitteln aufpäppelt. Auf mich (ehm, Männer im Allgemeinen? ) wirkt sie sehr anziehend - die entspr. Comics kann mann Stunden lang einfach bewundern, ohne auf den Text zu achten. Allerdings hat Zoran Janjetov, der schon beim Ur-Incal mitwirkte, auch detail-gezeichnet und koloriert - ebenfalls ein Meister seines Handwerks.
Dieses Dreiergespann macht die 8 Bände m.E. zum aktuellen Höhepunkt der Incal-Welt. Hier haben sich 3 der besten und innovativsten Macher zusammen getan, und die entspr. Synthese ist außerordentlich gut gelungen, besser als jeder für sich, scheint mir!
Noch ein Wort zu Jodorowsky: Er wurde in den 70ern bekannt wegen einiger seiner Kleinbudgetfilme, und hat einen liebenswert wirren Stil beim Verfassen von Drehbüchern und allgemein Plots und Texten. Allerdings war er zu Zeiten vom Ur-Incal noch nicht ganz so bekannt und etabliert, und daher ist diese Comicserie zwar auch schon sehr abgedreht, mit vielen genialen Ideen - Aristokraten haben z.B. schwebende "Heiligenscheine", die sie auch als Waffen einsetzen können - aber letztendlich eine Cyberpunk-Erzählung mit einigen stark esoterischen Anleihen. Das Esoterische ist aber m.E. Jodorowskys Lieblingsbeschäftigung, immer gut gewürzt mit absurden philosophischen Dialogen und markant-"coolen" Wortschöpfungen - in den Techno-Vätern gibt es z.B. "Paläo-Ratten", den "Techno-Vatikan" und das "Hydro-Äther". Mit Letzteren schmeisst der Texter, der sich auf der letzten Seite als Alt-Hippie outet, mit großem Vergnügen ständig um sich.
Abschließend noch der Hinweis, dass sich Jodorowsky gerne an eine altehrwürdige Tradition* in seinen Comic-Oeuvren hält: Dass der Held immer einen tierischen, oder zumindest scheinbar weniger starken, aber treuen, Gefährten hat, der für Ablenkung vom "big picture" sorgt, entweder durch akrobatische Unfälle/Rettungsversuche oder mit Lustigem. Hier ist das Tinigrifi, ein kleiner weißer hamsterartiger Kerl mit langem dünnen Schwanz, und großem schwarzen Fleck ums rechte Auge.
Ein guter Einstieg in das Schaffen des Genies, dem wir u.a. auch die Kino-Verfilmung Dunes zu verdanken haben - und zwei großartigen Grafikern!
Auch in 2006 wurde aber das m.E. bisher beste und eigenste Werk von Jodorowsky im Incal-Umfeld abgeschlossen: Eine Extrapolation, wie es mit der korrupten und eiskalten Techno-Gilde aus den Incal-Bänden zu Ende gehen könnte - die Geschichte der Techno-Väter. Es geht vor allem um den Albino, Kind einer "heiligen" & schönen aber von Weltraumpiraten vergewaltigten Mutter - und daher von ihr lange ungeliebt - der durch seine besonderen Fähigkeiten in den VR-Welten dieser fernen Zukunft zum über alles geehrten Techno-Papst wird, aber gegen Ende seines materiellen Lebens gegen die ganze Gilde rebelliert und sich mit einer halben Million Akolyten aufmacht, die "gelobte Galaxis" aufzusuchen. Die "arc" des Werkes umfasst also diesen gefährlichen Flug durchs Universum, und, in häufigen Rückblenden, des Albinos Biographie.
Das Bemerkenswerte an den 8 Bänden - die in der abgebildeten Gesamtausgabe 4 Jahre später gesammelt wurden - ist neben Jodorowskys Welten- & Geschichten-Bau die unglaublich ausgefeilte Grafik. Sie wurde maßgeblich von Fred Beltran gestaltet, der eine glänzende "runde" - und damit oft plakativ erotische - Ästhetik entwickelt hat, die er offensichtlich mit CGI-Mitteln aufpäppelt. Auf mich (ehm, Männer im Allgemeinen? ) wirkt sie sehr anziehend - die entspr. Comics kann mann Stunden lang einfach bewundern, ohne auf den Text zu achten. Allerdings hat Zoran Janjetov, der schon beim Ur-Incal mitwirkte, auch detail-gezeichnet und koloriert - ebenfalls ein Meister seines Handwerks.
Dieses Dreiergespann macht die 8 Bände m.E. zum aktuellen Höhepunkt der Incal-Welt. Hier haben sich 3 der besten und innovativsten Macher zusammen getan, und die entspr. Synthese ist außerordentlich gut gelungen, besser als jeder für sich, scheint mir!
Noch ein Wort zu Jodorowsky: Er wurde in den 70ern bekannt wegen einiger seiner Kleinbudgetfilme, und hat einen liebenswert wirren Stil beim Verfassen von Drehbüchern und allgemein Plots und Texten. Allerdings war er zu Zeiten vom Ur-Incal noch nicht ganz so bekannt und etabliert, und daher ist diese Comicserie zwar auch schon sehr abgedreht, mit vielen genialen Ideen - Aristokraten haben z.B. schwebende "Heiligenscheine", die sie auch als Waffen einsetzen können - aber letztendlich eine Cyberpunk-Erzählung mit einigen stark esoterischen Anleihen. Das Esoterische ist aber m.E. Jodorowskys Lieblingsbeschäftigung, immer gut gewürzt mit absurden philosophischen Dialogen und markant-"coolen" Wortschöpfungen - in den Techno-Vätern gibt es z.B. "Paläo-Ratten", den "Techno-Vatikan" und das "Hydro-Äther". Mit Letzteren schmeisst der Texter, der sich auf der letzten Seite als Alt-Hippie outet, mit großem Vergnügen ständig um sich.
Abschließend noch der Hinweis, dass sich Jodorowsky gerne an eine altehrwürdige Tradition* in seinen Comic-Oeuvren hält: Dass der Held immer einen tierischen, oder zumindest scheinbar weniger starken, aber treuen, Gefährten hat, der für Ablenkung vom "big picture" sorgt, entweder durch akrobatische Unfälle/Rettungsversuche oder mit Lustigem. Hier ist das Tinigrifi, ein kleiner weißer hamsterartiger Kerl mit langem dünnen Schwanz, und großem schwarzen Fleck ums rechte Auge.
Ein guter Einstieg in das Schaffen des Genies, dem wir u.a. auch die Kino-Verfilmung Dunes zu verdanken haben - und zwei großartigen Grafikern!
(* Beispiele: Li'l Orphan Annie, Batman, Tim und Struppi)