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Das Imperium des Atoms [Carlsen/2014]
Geschrieben von
yiyippeeyippeeyay
,
01 September 2014
·
2.785 Aufrufe
Carlsen 21.Jhdt.
(Augustbeitrag, better late...) Paul arbeitet im US-Außenministerium im "War Department" in den Fünfzigern. Da entdecken seine Chefs - wovon einer sehr wie ein junger Richard Nixon aussieht! - dass er viele ausführliche, mit vielen Linien und Pfeilen versehene, "Landkarten" am Arbeitsplatz führt, mit verschlüsselten Texten versehen. Nun stellt sich heraus, dass Paul seit seiner Kindheit in Kontakt mit einem Außerirdischen aus der fernen Zukunft ist, Zarth Arn - glaubt er zumindest. Dieser Arn überlegt gerade - laut, in Pauls Hirn - warum sein Imperator Informationen über einen gewissen Planeten Shayol zurückhält...
So ungefähr fängt ein neues großartig aufgemachtes Comic von Texter Smolderen und Zeichner Clerisse an, dass v.a. Paul Linebarger a.k.a. Cordwainer Smith hommagiert*, dabei aber bis aufs i-Tüpfelchen exakt in einem Stil gelayoutet und gezeichnet wird, der die klassische Nierentisch-Mode der späten Fünfziger und frühen Sechziger kennzeichnet. Sogar die Sprechblasen sind häufig "schwangere", hohe Ovale.
Neben dem starken, apart-visuellen Eindruck - die rahmenlosen Bilder erinnern mich an Disney-Darstellungen zur Kernenergie aus Kinderbüchern aus den Sechzigern - ist die Geschichte ein kleines Wunder. Sie führt d. LeserIn langsam heran an diese erstaunliche Verbindung in die räumlich und zeitlich ferne Zukunft. In der Geschichte des Nerd-Beamten und seiner Auseinandersetzung mit einem von der Regierung beauftragten amoralen Querdenker, Zelbub, der versessen die Große Zukunft sofort real machen will, ist also auch die - schwarz-weiß gehaltene, etwas bombastische - Geschichte des fernen Helden Arns enthalten, der letztendlich den mysteriösen Planeten selber hautnah kennenlernen muss.
Wer Smiths Norstrilia-Geschichten kennt, erkennt einige Abläufe hier wieder, insbesonders natürlich das Konzept des all-umfassenden Imperiums (die "Instrumentalität" in den Geschichten) und den Beginn der Kurzgeschichte zum genannten Planeten.
Smolderen hommagiert aber auch explizit Franquin, der ja hier im Blokk schon mal "dran" war, in einer Szene mit mehreren Autos auf einem Kieselparkplatz. Sogar der fanatische Bösewicht, gegen den Franquins Held Spirou immer wieder antritt, "Z", ist dem aktuellen Antagonisten Zelbub sehr ähnlich.
Da die Texte recht ausführlich sind, und die beiden Herren die Geschichte in der Zeit öfter vor und zurück springen lassen, braucht es etwas Geduld das Ganze zu durchblicken und am Ende halbwegs zu verstehen. Ich habe zwei Lesungen dafür gebraucht, und dann bleiben immer noch Fragen offen. (Warum z.B. gehen die Leute auf diese griechische Insel Jahre nachdem sie von Zelbub schon einmal psychisch angehauen wurden?)
Letztendlich ist aber das Comic vom Aussehen her v.a. ein starker Seufzer in Richtung Spatfünfziger. Immer wieder werden Objekte & Magazine aus dieser Zeit "in echt" gezeigt, und das oft futuristische Design hervor gehoben. Auch mit Letzterem erinnert der Stil mancher Bauten & Geräte/Autos an Spirou zu frühen Zeiten (& in der aktuellen Retro-Design-Phase! ).
Fazit: Zwar recht anspruchsvoller, aber dann sehr lohnender Exkurs in die wunderbar fantastische Welt des Westens vor 6 Jahrzehnten! Für Smith- und Franquin-Fans eh ein Muss!
(* inkl. einer seit Jahrzehnten schwelenden Spekulation, dass der berühmte SF-Autor der Patient "Kirk Allen" war, der seinem Psychiater ähnliche Geschichten über ferne, telepathische Außerirdische erzählte)
So ungefähr fängt ein neues großartig aufgemachtes Comic von Texter Smolderen und Zeichner Clerisse an, dass v.a. Paul Linebarger a.k.a. Cordwainer Smith hommagiert*, dabei aber bis aufs i-Tüpfelchen exakt in einem Stil gelayoutet und gezeichnet wird, der die klassische Nierentisch-Mode der späten Fünfziger und frühen Sechziger kennzeichnet. Sogar die Sprechblasen sind häufig "schwangere", hohe Ovale.
Neben dem starken, apart-visuellen Eindruck - die rahmenlosen Bilder erinnern mich an Disney-Darstellungen zur Kernenergie aus Kinderbüchern aus den Sechzigern - ist die Geschichte ein kleines Wunder. Sie führt d. LeserIn langsam heran an diese erstaunliche Verbindung in die räumlich und zeitlich ferne Zukunft. In der Geschichte des Nerd-Beamten und seiner Auseinandersetzung mit einem von der Regierung beauftragten amoralen Querdenker, Zelbub, der versessen die Große Zukunft sofort real machen will, ist also auch die - schwarz-weiß gehaltene, etwas bombastische - Geschichte des fernen Helden Arns enthalten, der letztendlich den mysteriösen Planeten selber hautnah kennenlernen muss.
Wer Smiths Norstrilia-Geschichten kennt, erkennt einige Abläufe hier wieder, insbesonders natürlich das Konzept des all-umfassenden Imperiums (die "Instrumentalität" in den Geschichten) und den Beginn der Kurzgeschichte zum genannten Planeten.
Smolderen hommagiert aber auch explizit Franquin, der ja hier im Blokk schon mal "dran" war, in einer Szene mit mehreren Autos auf einem Kieselparkplatz. Sogar der fanatische Bösewicht, gegen den Franquins Held Spirou immer wieder antritt, "Z", ist dem aktuellen Antagonisten Zelbub sehr ähnlich.
Da die Texte recht ausführlich sind, und die beiden Herren die Geschichte in der Zeit öfter vor und zurück springen lassen, braucht es etwas Geduld das Ganze zu durchblicken und am Ende halbwegs zu verstehen. Ich habe zwei Lesungen dafür gebraucht, und dann bleiben immer noch Fragen offen. (Warum z.B. gehen die Leute auf diese griechische Insel Jahre nachdem sie von Zelbub schon einmal psychisch angehauen wurden?)
Letztendlich ist aber das Comic vom Aussehen her v.a. ein starker Seufzer in Richtung Spatfünfziger. Immer wieder werden Objekte & Magazine aus dieser Zeit "in echt" gezeigt, und das oft futuristische Design hervor gehoben. Auch mit Letzterem erinnert der Stil mancher Bauten & Geräte/Autos an Spirou zu frühen Zeiten (& in der aktuellen Retro-Design-Phase! ).
Fazit: Zwar recht anspruchsvoller, aber dann sehr lohnender Exkurs in die wunderbar fantastische Welt des Westens vor 6 Jahrzehnten! Für Smith- und Franquin-Fans eh ein Muss!
(* inkl. einer seit Jahrzehnten schwelenden Spekulation, dass der berühmte SF-Autor der Patient "Kirk Allen" war, der seinem Psychiater ähnliche Geschichten über ferne, telepathische Außerirdische erzählte)