1
Walküre [Splitter/2015]
Geschrieben von
yiyippeeyippeeyay
,
10 August 2015
·
3.516 Aufrufe
Splitter 21.Jhdt.
Die Comic-Macher KovaÄević, bekannter serbischer Zeichner, & Cordurié haben vor 3 Jahren diese abgeschlossene Sage um die Walküre Gunhild, die ausnahmsweise den Menschen gegen die Machenschaften der Götter & Elben & Eisriesen hilft, bei dem französischen Verlag Editions Soleil veröffentlicht. Aktuell nun folgt der Splitter-Verlag in Deutschland mit einer gebundenen Ausgabe.
Diese fiel mir v.a. wg. dem Cover auf, und der Kauf folgte außerdem dem Wunsch, mal nachzusehen, ob diese Sache sich dafür eigne, europäischen Neonazis zu gefallen, da diese ja gerade die skandinavischen Sagen als Quellmaterial für Namensgebung eigener Vereine/Aktionen/wasimmer bevorzugen. Es sei vorweg gesagt: Das auf dem Cover ist NICHT Gunhild!
Die Story beginnt so: Im Wikingerclan des alten Lothars macht sich sein Sohn Alrik einen Namen indem er nach & nach alle seine Kumpel im Boxkampf besiegt. In diese "Idylle" bricht eines Tages so etwas wie ein Meteorit ein. Als Alrik & die Anderen den Krater untersuchen liegt darin eine besonders - minimal - angezogene kräftig aussehende Blondine neben dem offensichtlichen Kadaver eines Flügelpferdes. Eine Walküre also! Aber was macht sie hier bei den Menschen? Außerdem tritt ihnen ein maskierter Hüne mit einer Axt entgegen. Wenig später, im angehenden Winter, werden die Dörfer der Clans nach & nach von einem furchtbaren unsichtbaren Angreifer zerstört. Es gibt Hinweise dass es sich um eine göttliche Kreatur handeln könnte. Ist sie im Namen Lokis unterwegs? Jedenfalls überlegt sich Alrik einen wilden Plan, dem die Clanchefs zustimmen müssten, und wofür er die Hilfe der gestrandeten Walküre Gunhild erbitten müsste...
Um mich gleich zu outen: Als Teenager hätte ich diese Sache großartig gefunden! Der konvolute Plot in dem es v.a. um einen totalen Krieg der Mächtigeren der 9 Welten - Asen, Elben, Eisriesen, Strubbelzwerge, Wanen - geht, hätte mich gefesselt, wie auch die wohl-recherchierten Orts- & Objektnamen. Außerdem kommt Mjolnir vor! (Yay! Yay! Ya-WUMM!!)
Aber als älterer Herr, der ich inzwischen bin, wirkt das ganze doch arg stramm & geistlos auf mich. Es spielen oft alte Werte wie Ehre(nvoller Tod), Talent & Kraft eine Rolle, und weniger Humor & der Umgang mit Schwäche/Niederlagen. Es kommt eine ganze Menge Blut und Eisen vor. Und das alles macht die Sache auf den 1. Anschein "andockbarer" für extremrechte Gemüter als mir ehrlichgesagt lieb ist.
Beim genaueren Hinsehen ergeben sich immerhin einige Gegenargumente: Es gibt nicht nur schöne weiße blonde Frauen, die zu sagen bzw. Kämpfe zu gewinnen haben, sondern auch schwarzhaarige (1 Gegnerin wie auch 1 Kämpfer* auf seiten der Menschen). Überhaupt sind die Frauen diejenigen, die Dinge in Gang bringen, u.a. unter der Leitung der schönen Walküren-Chefin & Fruchtbarkeits-Göttin Freya - ihr Gesicht ist das auf dem Cover. Und das Schicksal vieler männlichen Götter (oder Asen, also Bewohner Asgards) ist nicht das rosigste. Letztendlich ist der Band unterschwellig eine Hommage an starke Frauen! Wenn mann also weiter denkt als dieses Comic geht: Kann ein Amazonen-Matriarchat Sünde sein - also in die faschistoide Weltsicht der aktuellen extremnationalistischen Holzköppe passen?
Mir gefällt am meisten die Zeichnerei & die teils genialen Farben von Kolorierer Champelovier - insbes. die Winterszenen auf Midgard, also dem Bereich der Menschen. Deshalb werde ich den Band wohl voraussichtlich erstmal behalten.
Zwiespältiges Resumee: Als bildhafte Einführung in die skandinavische Mythologie "beyond Marvel" gelungene - wenn auch recht blutige - Erzählung, der etwas weniger hölzerne Dialoge & etwas mehr Geist gut getan hätten. Für ein Leben lang verkappte Freya-Fans ist der Band natürlich pures gewelltes Gold. (Mais ce n'est pas moi.)
(* ergrauter Spoiler: Der gesichtslose Hüne, Hermod, ist der von Odin nicht abgesegnete Partner der nicht-mehr-ganz-jungfräulichen Walküre. Er ist der zentrale Gott "aus der Maschine" des ganzen Bandes. )
Diese fiel mir v.a. wg. dem Cover auf, und der Kauf folgte außerdem dem Wunsch, mal nachzusehen, ob diese Sache sich dafür eigne, europäischen Neonazis zu gefallen, da diese ja gerade die skandinavischen Sagen als Quellmaterial für Namensgebung eigener Vereine/Aktionen/wasimmer bevorzugen. Es sei vorweg gesagt: Das auf dem Cover ist NICHT Gunhild!
Die Story beginnt so: Im Wikingerclan des alten Lothars macht sich sein Sohn Alrik einen Namen indem er nach & nach alle seine Kumpel im Boxkampf besiegt. In diese "Idylle" bricht eines Tages so etwas wie ein Meteorit ein. Als Alrik & die Anderen den Krater untersuchen liegt darin eine besonders - minimal - angezogene kräftig aussehende Blondine neben dem offensichtlichen Kadaver eines Flügelpferdes. Eine Walküre also! Aber was macht sie hier bei den Menschen? Außerdem tritt ihnen ein maskierter Hüne mit einer Axt entgegen. Wenig später, im angehenden Winter, werden die Dörfer der Clans nach & nach von einem furchtbaren unsichtbaren Angreifer zerstört. Es gibt Hinweise dass es sich um eine göttliche Kreatur handeln könnte. Ist sie im Namen Lokis unterwegs? Jedenfalls überlegt sich Alrik einen wilden Plan, dem die Clanchefs zustimmen müssten, und wofür er die Hilfe der gestrandeten Walküre Gunhild erbitten müsste...
Um mich gleich zu outen: Als Teenager hätte ich diese Sache großartig gefunden! Der konvolute Plot in dem es v.a. um einen totalen Krieg der Mächtigeren der 9 Welten - Asen, Elben, Eisriesen, Strubbelzwerge, Wanen - geht, hätte mich gefesselt, wie auch die wohl-recherchierten Orts- & Objektnamen. Außerdem kommt Mjolnir vor! (Yay! Yay! Ya-WUMM!!)
Aber als älterer Herr, der ich inzwischen bin, wirkt das ganze doch arg stramm & geistlos auf mich. Es spielen oft alte Werte wie Ehre(nvoller Tod), Talent & Kraft eine Rolle, und weniger Humor & der Umgang mit Schwäche/Niederlagen. Es kommt eine ganze Menge Blut und Eisen vor. Und das alles macht die Sache auf den 1. Anschein "andockbarer" für extremrechte Gemüter als mir ehrlichgesagt lieb ist.
Beim genaueren Hinsehen ergeben sich immerhin einige Gegenargumente: Es gibt nicht nur schöne weiße blonde Frauen, die zu sagen bzw. Kämpfe zu gewinnen haben, sondern auch schwarzhaarige (1 Gegnerin wie auch 1 Kämpfer* auf seiten der Menschen). Überhaupt sind die Frauen diejenigen, die Dinge in Gang bringen, u.a. unter der Leitung der schönen Walküren-Chefin & Fruchtbarkeits-Göttin Freya - ihr Gesicht ist das auf dem Cover. Und das Schicksal vieler männlichen Götter (oder Asen, also Bewohner Asgards) ist nicht das rosigste. Letztendlich ist der Band unterschwellig eine Hommage an starke Frauen! Wenn mann also weiter denkt als dieses Comic geht: Kann ein Amazonen-Matriarchat Sünde sein - also in die faschistoide Weltsicht der aktuellen extremnationalistischen Holzköppe passen?
Mir gefällt am meisten die Zeichnerei & die teils genialen Farben von Kolorierer Champelovier - insbes. die Winterszenen auf Midgard, also dem Bereich der Menschen. Deshalb werde ich den Band wohl voraussichtlich erstmal behalten.
Zwiespältiges Resumee: Als bildhafte Einführung in die skandinavische Mythologie "beyond Marvel" gelungene - wenn auch recht blutige - Erzählung, der etwas weniger hölzerne Dialoge & etwas mehr Geist gut getan hätten. Für ein Leben lang verkappte Freya-Fans ist der Band natürlich pures gewelltes Gold. (Mais ce n'est pas moi.)
(* ergrauter Spoiler: Der gesichtslose Hüne, Hermod, ist der von Odin nicht abgesegnete Partner der nicht-mehr-ganz-jungfräulichen Walküre. Er ist der zentrale Gott "aus der Maschine" des ganzen Bandes. )
Ich huldige Freya jeden Freitag.