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Die Fantastischen Vier #124 [Marvel/1978]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 11 September 2015 · 3.588 Aufrufe

Marvel 20.Jhdt.

Diesen Monat sehe ich mir mal ausnahmsweise ein Lieblings-Comicheft - also eine einzige klassische dt. Ausgabe der FV-Reihe von vor ca. vier Jahrzehnten! - genauer an. Es handelt sich um die von zwei Marvel-Titanen - dem talentierten Plotter/Texter Roy Thomas und dem großartigen Zeichner John Buscema - erdachte/ausgeführte Mini-Serie um Ben Grimms Versuch, dem megalomanen Maulwurf - im Original: Mole Man - Herrscher eines Teils der Welt unter der Erdkruste, ein wichtiges Geheimnis zu entlocken.
 
Das Coverbild des nur noch antiquarisch erhältlichen Hefts leitet weiter auf ein Angebot von Booklookers' JOKERS, denen es hoffentlich nichts ausmacht, dass ich das Bild hier zeige. Der dort zu lesende Untertitel der Ausgabe deutet schon den Plot an: "Das Ding kämpft allein!" Alleine in den Welten unter der Erde...
 
Denn in diesem Heft beginnt ein orpheanischer Mehrteiler, der sich über wenige Nummern erstreckt. Ausgangslage: Ben Grimm, das grotesk-große steinern-häutige Ding, ist frustriert, weil er seiner Freundin, der blinden Künstlerin Alicia, so wenig bieten kann. Er entscheidet sich also den Maulwurf zu finden; der kam zuletzt dem Versuch des Ehepaars Richards/Storm (Mr. Fantastic / Invisible Girl) in die Quere, ein Landhaus mit ihrem kleinen Sohn zu beziehen, indem er bei einem Angriff dieses einfach völlig platt machte. Den Kampf gegen die mächtigen Vier verlor der Unterweltler, fand aber am Ende, seine besondere Nachtbrille im Kampf verschollen, trotzdem den Weg zu einem seiner versteckten Schächte direkt unter dem Haus, durch den er entkam. Ben meint also, dass dieser besondere Radarsinn, den der (auch eigentlich blinde) Maulwurf entwickelt hat, etwas für seine Alicia wäre. Er räumt in der Erstszene dieses Hefts die restliche Ruine des Hauses ungestüm weg, findet den Eingang & klettert hinunter - indem er sich beim Abstieg einfach ständig Löcher in die Stahlwand des Schachts tritt.
 
Derweil sitzt Johnny Storm, a.k.a. die Fackel, im Central Park in Manhattan herum & sehnt sich nach Crystal, seiner in ihre Inhuman-Heimat entschwundenen großen Liebe, die zeitweilig zu den FV dazu gestoßen war als Dank für einen großen Gefallen, den die Vier ihrem Schwager, dem stummen Black Bolt, Anführer der Inhumans, mal getan hatten. Als Johnny von Fans entdeckt wird, heizt er los in Richtung Baxter Building, wo ihn leider der Vermieter abfängt & nebenbei erwähnt, dass das Ding einen Ausflug zur "Mitte der Erde" gemacht hätte...
 
Wenig später hat Johnny die Anführer des Teams - das oben genannte Ehepaar - alarmiert. Alle drei ahnen wo der fehlende Vierte seinen Abstieg begonnen hat, & treffen sich dort. Reed sagte gerade Johnny er müsse sich keine Sorgen darüber machen, dass die Verheirateten etwas verzögert ankamen - es habe nur eine kleine Privatdiskussion gegeben... An diesem Punkt steht die Story, als wir zu den Seiten 14 & 15 kommen, die ich nebenan zum genaueren Ansehen fotografiert habe. (Ein Klick führt zur größeren Version. Ging leider am Abend nicht ohne Blitz.)
 
Die Gebrüder Buscema hatten immer einen großartigen Touch für dramatisch-gutes Zeichnen (als kl. Junge hab ich vor allem ihre Zeichnungen von geballten oder gespreizten Händen gerne als Vorbild für die Hände eigener Comicentwürfe genommen!), wobei John das noch einen Tick realistischer hin bekam als sein Bruder Sal. Wenn dazu ein großartiger Tuscher wie hier Joe Sinnott der Sache "body" & Schattierung gibt, geht's rund! Der dramatische Aufbau der linken Seite ist m.E. gelungen: Auf der linken Hälfte liest Sue Reed bildhaft die Leviten als emanzipierte, aber liebende, Ehefrau - besonders gefällt mir das unterste Bild, wo sie & Reed von oben zu sehen sind, ihre Gesichter schon im Schatten der Unterwelt. Die rechte Hälfte deutet allgemeine Dynamik & Geschwindikeit an, mit Hilfe des startenden/rasenden Fantasticars.
 
Auf der rechten Seite kehrt der Fokus zurück zu Ben Grimm, der in den unterirdischen Tunneln gerade eine angebliche Prinzessin der legendären versunkenen (aber in den Tiefen überlebenden) Metropole Atlantis vor einem Ungetüm gerettet hatte, und sie nun auf dem Weg zum Maulwurf, mit dem sie eigener Aussage nach verlobt sei, begleitet. Prompt kommen dem Zug unwirsche "minions"* des Maulwurfs entgegen, denen sich der Steinerne gerade lebhaft annehmen will, als er in eine Fallgrube stürzt & dort auf einem klebrigen Gitter festgehalten wird. Ben erkennt darin sofort die Unterschrift des Maulwurfs... Hier gefällt mir v.a. wie Buscema das Ding gezeichnet hat - mit riesigen Pranken & Latschen. Sinnott gibt den felsigen Elementen auf Bens Körper asymmetrisch große Schatten, um deren Unebenheit hervorzuheben. Das Ding ist grobschlachtig, wild - & ein Kavalier!
 
Im restlichen Heft gibt es viele weiteren Szenen im Dunkeln, als der Maulwurf & seine "Liebste" ihren wahren Plan eröffnen, und er zuletzt noch veranlasst, dass die FV sich gegenseitig bekämpfen. In weiteren Heften gibt es dann eine erneute Überraschung, als ein alter Gegner dem Maulwurf entgegen tritt & sich damit das Blatt auch für die FV wendet.
 
Neben den großartigen Zeichnungen & dem sich windenden Plot gefällt mir v.a. bei Schreiberling Thomas auch sein Umgang mit den Dialogtexten im Abtausch mit bestimmten Aktionen der Helden. Als z.B. der Vermieter Johnny gerade verraten hat, wohin Ben unterwegs ist, meint der Kostümierte:


`
        "Sie schnurren wie ein satter Panther, Collins! - Kommen Sie zur Sache!"
        (Vermieter:) "Also gut! Die Sache ist die! Sie und ihre Monsterfreunde
    haben die seriösen Mieter dieses Hauses zum allerletzten Mal terrorisiert!
    Ich habe Schritte gegen sie unternommen!" (zückt ein Blatt aus der
    Innentasche seiner Jacke) "Sehen Sie diesen Gerichtsbeschluss, Sie ---
    Sie ---!"
        (Johnny, seine linke Hand entflammend & mit einem gezielten Feuerstrahl
    den Brief einäschernd:) "Gerichtsbeschluss? Ich sehe ihn nicht, Mr.
    Collins! - Sieht hier jemand einen Gerichtsbeschluss?"
        "Sie Idiot!"

 
Fazit: Für mich war diese Phase in den Siebzigern mit der Grund, warum die FV damals meine Lieblingscomichelden vor allen Anderen waren. Die waren authentisch, "realistisch" (ohne Masken!) und gewannen letztendlich immer nur, weil sie als Team agierten & zusammen hielten. Neben der späteren Byrne-Phase** eine goldene Zeit für das "eindrucksvollste Superhelden-Team der Welt" (Cover-Zitat, s. oben)! Es stimmte alles; wiederholt, Monat für Monat am Kiosk, war die Welt in Ordnung!
 
(* Die aktuellen Kinowesen gleichen Namens sind m.E. von diesen Sub-Terraniern des Maulwurfs abgeleitet! Man achte auf die gelbe Haut & die komischen Brillen... Leider sind diese im Heft m.E. eindeutig wiederum eine weitergehende Karikatur einer propagandistischen Karikatur der Japaner aus Zeichentrickfilmen & Plakaten aus dem 2. Weltkrieg - Schlitzaugen, hervortretende Zähne, "gelbe Gefahr". Ob sich Buscema & Andere bei Marvel dessen damals bewusst waren? Wie konnten sie es nicht sein? q:p / ** S. ersten Link hier im Artikel oben neben dem Coverbild.)






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