Gung Ho, Band 1 [Cross Cult/2014]
21.Jhdt. Cross Cult
Der erste Eindruck ist auch sehr positiv - die Hardcoverversion kommt im Riesenformat, 24x32qcm, gleich auf Deckelinnenseite ein Luftbild des offensichtlich europäischen Umfelds der "Siedlung #16", die an einem See gelegen ist, und wenn man so durchblättert, viele großartig (CGI-assistiert?) gemalte randlose Panels, die insbes. in punkto Kolorierung Stauneffekte auslösen! Allerdings - um es gleich vorweg zu sagen - hat mir dann der Stoff doch nicht so sehr zugesagt...
In der nicht allzu weiten Zukunft ist die Welt von einer "weißen Plage" überrannt worden, die - im 1. Band zumindest - nie näher beschrieben wird. Geblieben sind nur mit hohen Zäunen befestigte, ständig bewachte "Siedlungen" - also Dörfer - die mit der Außenwelt nur durch elektrische Züge verbunden sind. Scheinbar sind also alle technischen Kommunikationsmittel ausgefallen - wird auch nicht näher erklärt.
In einer dieser Siedlungen treffen die Brüder Zack & Archer ein, die aus einer zentraleren Stadt wg. unspezifizierter Ordnungswidrigkeiten ausgewiesen wurden, und sich nun "an der Front" ein Leben aufbauen sollen. Es wird angedeutet, dass menschliches Leben in den Siedlungen nicht viel wert ist, weil die manchmal übermächtigen Attacken von außen ständig Opfer verlangen. Archer ist ein großmäuliger Twen mit langen Haaren und Waschbrett-Body - und Gitarre - & Zack ein stillerer Teenager, der aber offensichtlich schon mal was ziemlich Schlimmes erlebt hat, wie die Klauenspuren an seinem Kopf und am Hals beweisen (s. Coverbild).
Obwohl es dann um eine langsame Einführung der beiden und den Jugendlichen geht, mit denen sie im Dorf zu tun bekommen, wird nach einer Weile klarer, dass der Plot der Serie wohl in Richtung eines klassischen Slasherfilms geht: Hübsche/Sympathische und zumeist unschuldige Teenies finden sich in einer Situation zurecht, in der ein tödlicher Horror sich stetig breiter macht; die wenigen Erwachsenen, die vorkommen, einige offensichtlich ziemlich ekelige Typen, werden nach & nach abgemurkst.
Die Zeichnungen - insbesonders deren Kolorierung & Lichteffekte - sind so augenwässernd perfekt, dass ich mir wie in einem Disneyfilm der 60er/70er vorkam; wer nicht superhübsch - und als Mädchen besonders "well-endowed" - ist, zieht zumindest nett die Augenbrauen kreuz und quer. Kindhaft werden ständig die - zu oft blauen oder grünen - Augen aufgerissen; aber in der nächsten Szene spritzt dann Blut. (Wobei die eigentlichen Gewalttaten im 1. Band kaum zu "sehen" sind...)
Die Dialoge, und die Textgenauigkeit allgemein, ist m.E. eher durchschnittlich. Gelegentlich hatte ich das Gefühl es müsse auch eine englische Version des Comics geben (immerhin ist neben den Slasher-Elementen die sichtbare Dorfkultur auch eher US-amerikanisch), denn manchmal klingt das Deutsche übersetzt. Auf der letzten Seite gibt es auch einen Rechtschreibfehler in einem englischen Liedtext.
Fazit: Wenn man die Idee, die Mühe mit dem Weltenbau, und die tolle grafische Leistung berücksichtigt, haben wir hier so etwas wie einen großartigen Fehlschlag. Letzteren leider auch im Sinne der Ausschließlichkeit der Zielgruppe, der ich eindeutig nicht angehöre.
Also keine Empfehlung.