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Prinz Eisenherz, Band #1-#2 [Bocola/2006f(1937-1940)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 30 Mai 2018 · 5.956 Aufrufe

20.Jhdt. Bocola *Foster
Im April - yo, wieder eine ziemliche Verspätung, sorry - entschied ich mich, Anschaffung/Sammlung der deutschsprachigen Gesamtausgabe von Hal Fosters ganzseitiger Zeitungsserie Prince Valiant - zur dt. Titelvariante, s. Titel dieses Blogeintrags - zu wagen, erstmal nur die ersten 2 Bände, maximal bis zum letzten Foster-Band.

 
Foster ist ein wahrer "Storyteller", wie ich solche schon öfter hier im Blokk vorstellte: Er dachte sich die zusätzlichen Figuren aus im Umfeld "in the days of King Arthur", also insbes. den norwegischen, oft als altertümlicher MacGyver agierenden, Prinzen selbst (in den Bildtexten namentlich immer nur "Valiant", oder kurz "Val", genannt) und seine ritterlichen Freunde und Familie aus; bei den Ersteren nimmt er die aus Morte d'Arthur bereits bekannte Figur des Ritter Gawain, und verleiht ihr noch ein paar zusätzliche Eigenschaften - als Mann von Welt, der schöne Frauen mehr liebt als ungestümes Kämpfen, im Gegensatz zu seinem (anfänglichen) Knappen Eisenherz. Vor allem aber brilliert Foster bei den Zeichnungen - er machte alles selber vom Entwurf, zur Tuschung bis zur oft filigranen Kolorierung. In einer Perfektion, die bis heute nur schwer seinesgleichen findet! Der Realismus, die Schattierungskunst, die Dynamik der Action-Szenen, große Luftbilder alter Schlösser, die Stimmung eines hellgelben Mondes am violetten Himmel...

 
Daher ist dieser 80-Jahre-alte Comic - allerdings entschied sich Foster aus Liebe fürs gelungene Bild in fast jedem Panel gegen Text-im-Bild oder Sprechblasen - noch heute vielen im Westen geläufig!

 
Im 1. Band sehen wir Val als Jungen in den ostenglischen Sümpfen aufwachsen, wohin die Vertreibung seines Vaters von der Heimatinsel Thule sie verbannt hat; viele Seiten beschreiben wie der Junge sich an den teils phantastischen Herausforderungen (Riesenechsen u.a.) mißt und abhärtet. Als junger Erwachsener geht er dann auf Reisen und kommt auf Umwegen zum "Singenden Schwert", einer Schwesterwaffe zum berühmten Schwert in Artus' Hand; wenn das Schwert "singt", verleiht es Eisenherz in Duellen oft die Oberhand. Im 2. Band hilft er dann dem König, der zum zigsten Mal von angreifenden Sachsen aus dem Osten behelligt wird, und zwar genau in jener Sumpflandschaft, die der Prinz so gut kennt, mit trickreichem Rat den Sieg einzufahren, trotz numerischer Überlegenheit der Invasoren - und Artus schlägt ihn prompt noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter. Er hat nun eine feste Bleibe im leuchtenden Camelot - von Foster wie eine typische Fantasy-Stadt, mit riesiger zentraler Kuppel dargestellt! - aber begibt sich im restlichen 2. Band auf seinen ritterlichen Quest, wobei er u.a. den Hunnen in Europa in die galoppierenden Hufe grätscht und hilft, ihren Siegeszug zu beenden...

 
Foster vertritt die in den 30ern zunehmende ordentlich-konservativere Sicht auf ein erfülltes Leben - mit klaren Geschlechter-Rollen, christlichen Werten (obwohl angenehmerweise nicht übermäßig) und blutigen Heldentaten gegen offensichtlich Bösem. Nur bei Letzterem merkt man m.E. zu deutlich, dass der Stoff gealtert ist - denn die fratzenhafte Darstellung von vielem Fremden entspricht den eugenischen Irrungen der Entstehungszeit der vorliegenden Zeitungsseiten, und der Jahrzehnte davor (ich denke da z.B. an die morphologische Kategorisierung von Möchtegern-Einwanderern in NYC vor ziemlich genau 110 Jahren). Frauen kommen zwar mädchen- oder damenhaft daher, sind aber öfter starke Persönlichkeiten, die wissen, was sie wollen, und nicht nur lieblich zurückhaltend auf ritterliche Rettung wartend. :thumb:

 
Fosters Detailverliebtheit - man achte auf die 4 "Eck"-Briefmarken, die eine Zeit lang jede Seite im 2. Band dekorieren! - und seine große Zeichenkunst, wie auch der Ideenreichtum seines Protagonisten machen diese wunderbar vollen, bildgewaltigen Seiten zu einem Muss! Auch die tollen, teils bebilderten & historisch fundierten Einführungen durch Übersetzer Fuchs überzeugen - Letztere waren der zusätzliche Auslöser, warum ich mich zu dieser neuen Dauer-Investition letztendlich entschied. -- Eine klingende Empfehlung & schöne Reise in die eigene Jugend-Wochenendzeitungs-Lesezeit!

 






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