Im April - yo, wieder eine ziemliche Verspätung, sorry - entschied ich mich, Anschaffung/Sammlung der
deutschsprachigen Gesamtausgabe von Hal Fosters ganzseitiger Zeitungsserie Prince Valiant - zur dt. Titelvariante,
s. Titel dieses Blogeintrags - zu wagen, erstmal nur die ersten 2 Bände, maximal bis zum letzten Foster-Band.
Foster ist ein wahrer "Storyteller", wie ich solche schon öfter hier im Blokk vorstellte: Er dachte sich die
zusätzlichen Figuren aus im Umfeld "in the days of King Arthur", also insbes. den norwegischen, oft als
altertümlicher MacGyver agierenden, Prinzen selbst (in den Bildtexten namentlich immer nur "Valiant", oder
kurz "Val", genannt) und seine ritterlichen Freunde und Familie aus; bei den Ersteren nimmt er die aus
Morte d'Arthur bereits bekannte Figur des Ritter Gawain, und
verleiht ihr noch ein paar zusätzliche Eigenschaften - als Mann von Welt, der schöne Frauen mehr liebt als
ungestümes Kämpfen, im Gegensatz zu seinem (anfänglichen) Knappen Eisenherz. Vor allem aber brilliert
Foster bei den Zeichnungen - er machte alles selber vom Entwurf, zur Tuschung bis zur oft filigranen
Kolorierung. In einer Perfektion, die bis heute nur schwer seinesgleichen findet! Der Realismus, die
Schattierungskunst, die Dynamik der Action-Szenen, große Luftbilder alter Schlösser, die Stimmung eines
hellgelben Mondes am violetten Himmel...
Daher ist dieser 80-Jahre-alte Comic - allerdings entschied sich Foster aus Liebe fürs gelungene Bild in
fast jedem Panel gegen Text-im-Bild oder Sprechblasen - noch heute vielen im Westen geläufig!
Im 1. Band sehen wir Val als Jungen in den ostenglischen Sümpfen aufwachsen, wohin die Vertreibung seines
Vaters von der Heimatinsel Thule sie verbannt hat; viele Seiten beschreiben wie der Junge sich an den
teils phantastischen Herausforderungen (Riesenechsen u.a.) mißt und abhärtet. Als junger Erwachsener geht
er dann auf Reisen und kommt auf Umwegen zum "Singenden Schwert", einer Schwesterwaffe zum berühmten
Schwert in Artus' Hand; wenn das Schwert "singt", verleiht es Eisenherz in Duellen oft die Oberhand. Im 2.
Band hilft er dann dem König, der zum zigsten Mal von angreifenden Sachsen aus dem Osten behelligt wird,
und zwar genau in jener Sumpflandschaft, die der Prinz so gut kennt, mit trickreichem Rat den Sieg
einzufahren, trotz numerischer Überlegenheit der Invasoren - und Artus schlägt ihn prompt noch auf dem
Schlachtfeld zum Ritter. Er hat nun eine feste Bleibe im leuchtenden Camelot - von Foster wie eine
typische Fantasy-Stadt, mit riesiger zentraler Kuppel dargestellt! - aber begibt sich im restlichen 2.
Band auf seinen ritterlichen Quest, wobei er u.a. den Hunnen in Europa in die galoppierenden Hufe
grätscht und hilft, ihren Siegeszug zu beenden...
Foster vertritt die in den 30ern zunehmende ordentlich-konservativere Sicht auf ein erfülltes Leben -
mit klaren Geschlechter-Rollen, christlichen Werten (obwohl angenehmerweise nicht übermäßig) und blutigen
Heldentaten gegen offensichtlich Bösem. Nur bei Letzterem merkt man m.E. zu deutlich, dass der Stoff
gealtert ist - denn die fratzenhafte Darstellung von vielem Fremden entspricht den eugenischen Irrungen der
Entstehungszeit der vorliegenden Zeitungsseiten, und der Jahrzehnte davor (ich denke da z.B. an die
morphologische Kategorisierung von Möchtegern-Einwanderern in NYC vor ziemlich genau 110 Jahren).
Frauen kommen zwar mädchen- oder damenhaft daher, sind aber öfter starke Persönlichkeiten, die wissen, was
sie wollen, und nicht nur lieblich zurückhaltend auf ritterliche Rettung wartend.
Fosters Detailverliebtheit - man achte auf die 4 "Eck"-Briefmarken, die eine Zeit lang
jede Seite im 2. Band dekorieren! - und seine große Zeichenkunst, wie auch der Ideenreichtum seines
Protagonisten machen diese wunderbar vollen, bildgewaltigen Seiten zu einem Muss! Auch die tollen,
teils bebilderten & historisch fundierten Einführungen durch Übersetzer Fuchs überzeugen - Letztere waren
der zusätzliche Auslöser, warum ich mich zu dieser neuen Dauer-Investition letztendlich entschied. --
Eine klingende Empfehlung & schöne Reise in die eigene Jugend-Wochenendzeitungs-Lesezeit! |