Androiden #1 [Splitter/2017]
21.Jhdt. Splitter
Also kommt ausnahmsweise mal einer der 1-2 Bände pro 2-Monate-Turnus (für Neuheiten) dran, die ich zwar kaufe, aber dann doch nicht für erwähnenswert halte bzw. erstmal beseite lege, falls ich sie beim 1. Mal nicht ausreichend durchblickte, und etwas Tolles darin übersah. Und zwar dieser 1. von inzwischen allen - ursprünglich bei Editions Soleil - erschienenen 4 Bänden insgesamt, jeder mit dem Zentralthema "Androiden", aber jeder Band eine in sich abgeschlossene Geschichte (kleveres Marketing, wie ich finde - denn ein nicht so guter Band ist dann nicht automatisch die Todesglocke für die anderen in der Reihe). Da es ein Beiseite-Leg-Fall ist, fasse ich mich relativ kurz.
Die Zeichnungen sind einigermaßen cool hinbekommen worden von M'sieur Millan; wobei sicherlich auch die gekonnte Kolorierung - leider für meinen Geschmack etwas zu cyberpunk-modisch dunkel gehalten - von M'sieur Héban dazu deutlich beiträgt. Diese beiden haben also m.E. einen eingermaßen guten Job gemacht.
Was mich bei der eigentlich nicht uninteressanten Plotlinie von Hrn. Istin stört, ist allerdings, dass sie - ohne dass ich hier m.E. irgendwas spoilere - annimmt, dass die Androiden, die in der Story vorkommen, alle extrem autonome Gebilde sind; es gibt praktisch kein drahtloses Netz zwischen ihnen, außer sie wenden ein externes Radiogerät - in das dann auch gesprochen wird - o.ä. an. Zum Umprogrammieren müssen sie Zeit in irgendeinem Labor oder so verbringen, was auf Datenübertragung über Kabel hindeutet. Diese Autonomie ist ein ganz wesentlicher Bestandteil dafür, dass die etwas erstaunliche Plotwende im letzten Drittel funktioniert!
In Essenz haben sich die Macher von den Noir-Plots der Vor-Internet-Zeit inspirieren lassen, wo ein(e) tapfere Detektiv(in) Unglaubliches zu Tage befördert. Nur eben in die illustrativ mehr hergebende Cyberpunk-Zukunft (hier in die 2. Hälfte des Milleniums, immerhin!) versetzt.
Dabei aber wohl kaum nachgedacht, darüber wie die Netzlosigkeit einem heutigen Leser vorkommt. Zumindest hätte das Thema so ca. eine Bandseite lang erklärt werden können. Aber ich fand in den eher platten Dialogen kein einziges Wort dazu...
Fazit: Einigermaßen schön anzusehen, aber ansonsten ein plot-technischer Reinfall. Dabei hätte die Story-Idee durchaus mehr
verdient. Aber es ging den Machern - und dem Verlag? - wohl eher darum, etwas "Cooles" zustande zu bringen. Schade.