Spirou in Berlin [Carlsen/2018]
21.Jhdt. Carlsen *Flix
Vorab:
Diesmal hab ich wahrhaftig geschafft eine Rezension (zu dem
biografischen Band FEYNMAN) zu schreiben, und dann zu verlieren. Konnte
es einfach nicht glauben und hab Wochen lang danach gesucht. Und dann
kam noch eine kleine Lungenentzündung dazwischen... Daher überspringe
ich leider März & April, und diese Besprechung gilt nun rückwirkend für den Mai.
Lang lang ist's her, eben im März, las ich den ersten Berliner SPIROU! Die Reihe kam schon mal dran hier im Blokk, aber sie ist in der Welt da draußen ein wenig am Eingehen, von seiten der belgo-französischen Macher (Dupuis) her, und daher hatte sich der Verlag wohl überlegt, ob man die Autorenschaft nicht ein wenig ausweitet, um sich - spekuliere ich - noch weitere Leserschaften zu ergattern...
Mit Flix ließen sie einen der namhaftesten aktuellen Berliner "storyteller" heran*, einer der gut zeichnet (wenn auch etwas ins Niedliche tendierend, gelegentlich) und lange beim Tagesspiegel u.A. eine monatliche Comicseite stellen konnte, "Schöne Töchter" - immer lesenswert. Mir war gleich klar, als ich seinen Spirou-Band kaufte, dass da mindestens eine starke Frauenrolle drin vorkommen würde, was bei der traditionellen Reihe im Allgemeinen doch eher rar ist.
Flix platziert auch seine interessante Geschichte in die Zeit kurz vor dem Mauerfall in Berlin: Der Graf wird zu einem Pilz-Kongress dort kurzfristig eingeladen; als er ablehnt, wird er kurzerhand gekidnappt von den Organisatoren und dorthin verfrachtet. Fantasio - die große Titelstory witternd - und Spirou machen sich also auf den Weg. Dort kommen sie weiter mit Hilfe einer erstaunlichen Affentrainerin, Bekämpferin der grauen Herren des Unstaates; die junge Dame mit den Schläfensträhnen verguckt sich u.a. trotz anfänglicher Zweifel wg. seiner Kleiderwahl ("Uniform bleibt Uniform") auch ein wenig in den ehemaligen Pagen.
Was die beiden und die Affendame dann entdecken ist eine Verschwörung, die sich gewaschen hat, inkl. einem alten Widersacher der beiden frankophonen Helden.
Mir gefällt der (manchmal zu?) wilde Plot, und besonders die ganzen Insider-Referenzen für dt. LeserInnen - z.B. zu den Hitlertagebüchern und der DDR-FKK - und ich mag Hrn. Flixens Feder sowieso, insbesonders im visuellen Sinne. In Farbe gewinnt letztere noch einen Schub, wenn z.B. ein rasendes Auto durch die roten Streifen seine Rücklichter in der Luft angedeutet wird.
Im rasanten Ende der Geschichte spielt das Pagenkostüm dann nochmal eine wichtige Rolle - Spirou muss sich dessen entledigen um einer Falle zu entgehen, gibt damit der DDR-Dame nochmal ein romantisches Abschlussbild und schüttelt aber dann einfach ihre Hand.
Flix lässt SPIROU in "seinem" Band also endlich erwachsen werden. Nicht verpassen!