RNZ: Weltraumschlachten und Fußball-Skandale (II)
Weltraumschlachten und Fußball-Skandale
RNZ-Redakteur Armin Rößler las aus "Die Nadir-Variante" und "Katar 2022"
Rauenberg. (rnz) Bürgermeister Peter Seithel war selbst gespannt darauf, was ihn erwarten würde: Im Foyer des Rathauses begrüßte er zahlreiche interessierte Zuhörer, um "in die ferne Zukunft, in ferne Welten, in die Tiefen des Weltraums zu verreisen". RNZ-Redakteur Armin Rößler aus Rauenberg las auf Einladung von Stadt und Volkshochschule Südliche Bergstraße aus seinem aktuellen Science-Fiction-Roman "Die Nadir-Variante" und der satirischen Kurzgeschichte "Katar 2022". "Machen Sie uns nicht ganz so neidisch, was die übersinnlichen Fähigkeiten in Ihren Werken betrifft", bat der Bürgermeister mit einem Schmunzeln.
Der Autor startete dann auch ganz bodenständig mit einem Blick zurück auf seine letzte Lesung im Rathaus, im November 2008, als er gerade seine Trilogie aus den Romanen "Entheete", "Andrade" und "Argona" beendet hatte und voller Euphorie mit dem Schreiben des nächsten Romans begann: eben "Die Nadir-Variante" (Wurdack Verlag, 2017), "ein bisschen später als geplant fertig geworden". Die ersten Seiten, die vor fast zehn Jahren geschrieben wurden, sind aber trotzdem im Buch gelandet, wenn auch nicht am Anfang, sondern erst in Kapitel acht.
Damit startete Rößler auch in die Lesung und stellte seinen Zuhörern Ville Sterndaal, den Herrscher über ein von Menschen besiedeltes Sonnensystem, und seine Begegnung mit einem unheimlichen Fremdwesen vor: "Konglomerat" genannt, hat es keine feste Körperstruktur, seine unzähligen fingernagelgroßen Bestandteile sind in ständiger Bewegung, Sterndaal kann sich kaum überwinden, ihm gegenüberzutreten. Als guter Vorleser schaffte es Rößler, auch das überwiegend aus Nicht-Science-Fiction-Fans bestehende Publikum in seine fernen Welten mitzureißen.
Wie es sich für eine "Space Opera" gehört, entführte der Autor mit der nächsten Szene in eine große Weltraumschlacht: Paz Nadir, der Titelheld, ein junger Pilot, kämpft einen aussichtslos erscheinenden Kampf gegen übermächtige fremde Invasoren. Weniger martialisch dann der Besuch auf der Raumstation Penquareel: Nadir, der trotz aller Dramatik natürlich überlebt hat, lässt sich ein exotisches Menü munden, während ihn der traurige Gesang einer ihm unbekannten Frau fasziniert. "Sie wird später noch wichtig", versichert der Autor. Die letzte Szene aus dem Roman widmet sich dann wieder der Begegnung mit dem Fremden, ein wiederkehrendes Motiv in vielen von Armin Rößlers bis heute fünf Romanen und über fünfzig Kurzgeschichten und Erzählungen: Auf der Suche nach Antworten scheitert Nadirs erster Versuch einer Kommunikation mit den sogenannten "Torshoi", weil sich die "Gesprächspartner" zu fremd sind.
Aus den Tiefen des Weltraums ging es dann aber auf die Erde, in die Gegenwart und in einer Szene sogar nach Rauenberg: Für die Anthologie "Gamer" (Begedia Verlag, 2016), die Rößler gemeinsam mit André Skora und Frank Hebben herausgegeben hat, steuerte er als Autor die Kurzgeschichte "Katar 2022" bei, eine satirische Aufarbeitung der diversen Skandale rund um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft. Wahre Schlagzeilen und Begebenheiten werden hier mit frechen Spekulationen, gnadenlosen Überspitzungen und bewussten Albernheiten zu einer unterhaltsamen Geschichte montiert, die am Ende langen Applaus erntete. Und die Empfehlung, "das doch mal den Sepp Blatter lesen zu lassen". Da würden dem ehemaligen FIFA-Präsidenten vermutlich die Ohren klingeln ...
Bei einem Glas Wein oder Sekt war danach noch Gelegenheit sich untereinander oder mit dem Autor zu unterhalten: über die Bilder, die bei der Schilderung so fremder Lebewesen wie des "Konglomerats" unweigerlich im Kopf entstehen, über den Unterschied explodierender Raumschiffe in Buch und Film ("da brennt†™s immer so schön") und natürlich über Fußball und die Macken von Torhütern und Linksaußen.
Info: Armin Rößler: Die Nadir-Variante, Wurdack Verlag, ISBN 3955561003. Armin Rößler/André Skora/Frank Hebben: Gamer, Begedia Verlag, ISBN 395777070X.
Und vielleicht ein letztes Mal der Hinweis auf den immer noch verfügbaren Audio-Stream der Lesung.