Mieville, China: Perdido Street Station
#61
Geschrieben 15 November 2004 - 16:18
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#62
Geschrieben 15 November 2004 - 17:03
Deine Rezi ist sehr brauchbar, und als jemand der selbst gerade Mühe damit hat eine PSS-Rezi neu aufzubereiten: Hut ab †¦ PSS und Bas-Lag zu besprechen ist kein einfach Ding.
Und: Ich nehm solche Zahlenwertungen nicht grimmig ernst, vor allem dann nicht, wenn ein Rezensent (wie Du) den Mut hat, auch von den Herausforderungen einer Lektüre zu berichten, oder (noch mutiger) bei der Bewertung so scheel beäugte Begrifflichkeiten wie außergewöhnliche Schönheit verwendet.
Grüße
Alex / molosovsky
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#63
Geschrieben 15 November 2004 - 17:08
#64
Geschrieben 15 November 2004 - 17:37
Ja, also - ich finde es ja eigentlich sehr gut, dass du Mervyn Peake auf deiner Liste stehen hast. Und damit es so bleibt, sollte ich deine Frage vielleicht besser nicht beantworten? ;-) Aber die Parallelen zwischen Peake und Mieville sehe ich vor allem in zweierlei Hinsicht: Zum einen natürlich in der Sprache, wobei ich allerdings nicht behaupten möchte, dass die Sprache an sich in Wortwahl und Syntax ähnlich wäre - es ist vielmehr die Art, über eine sehr reiche und vielfältige Sprache den Text wirken zu lassen. Also, wenn Peake und Mieville vielleicht auch nicht denselben Duktus haben, so sind sie doch beide Vertreter einer Literatur, die sich als Sprachkunstwerk verstehen lässt. Zum anderen schafft es Peake, neben der Handlung vor allem den Ort - Ghormengast - faktisch als Hauptprotagonisten lebendig werden zu lassen. Und genau dasselbe erreicht Mieville auch mit New Crobuzon. In beiden Büchern wird zwischen Ort und Sprache in barocker Pracht eine Beziehung geschaffen. Da das aber nicht zuletzt auch über die Beschreibungen läuft, die bei dir nicht angekommen sind, weiß ich natürlich nicht, ob Peake dir liegen würde. Vor allem, weil ich Mieville ja gerade als einen "entschärften" Kompromiss zu Peake mit stärkerer Nähe zum "Unterhaltungs-Mainstream" sehe.Weil du Mervyn Peake erwähnt hast (der auch noch auf meiner Liste steht), inwiefern hat er Ähnlichkeit mit China Mieville?
#65
Geschrieben 15 November 2004 - 22:12
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#66
Geschrieben 15 November 2004 - 22:58
#67
Geschrieben 15 November 2004 - 23:10
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#68
Geschrieben 15 November 2004 - 23:14
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#69
Geschrieben 15 November 2004 - 23:24
#70
Geschrieben 15 November 2004 - 23:36
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#71
Geschrieben 15 November 2004 - 23:45
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#72
Geschrieben 16 November 2004 - 09:42
#73
Geschrieben 16 November 2004 - 12:06
#74
Geschrieben 16 November 2004 - 12:23
China Miéville ist ja selber ein Fan Mervyn Peake und H.P. Lovecraft, und wie diese beiden Vorbilder schwärmt Miéville für seltsame Vokabeln und anachronistisches (unzeitgemäßes) Wortgut.
Da sich Genre-Bezeichnungen fast ausschließlich von inhaltlichen, iconographischen und sozialen Aspekten ableiten, ist es für mich nicht verwunderlich, daß es für so sprachartistische oder poetische (Phantastik-)Literatur wenige griffige Namen gibt.
@Pogopuschel: Danke für die Blumen.
Richtig, bzw. empfinde ich genauso. Besonders reizvoll an Miéville finde ich, wo sich so manches Wort aus der Bas-Lag Welt in unserer Welt wiederfindet. Zum Beispiel Lag findet sich auf Afrikakarten und bedeutet wohl groß (Bas-Lag heißt vielleicht schlicht: Das große Land?). Das Wort Avanc in »The Scar« ist walisisch und bedeutet großes Monster, ähnlich dem Wort Leviathan. Und Vodyanoi gibts schon in der russischen Mythologie.Ich denke gerade die Sprache steht für die Monströsität New Crobuzons.
Miéville und Peake:
Lomax schreibt sehr richtig, daß Miéville dem Mainstream doch um einiges weiter entgegenkommt als Peake. Andererseits war der Mainstream-Markt in Sachen Phantastik damals ein anderer als heute.
An Peake beeindruckt mich, wie er Komik und Horror zusammenbringt. Ich hatte oft den Eindruck einen geschriebenen opulenten Puppentrickfilm zu lesen, oder einen Stummfilm. In Band eins gibt es einen ca. 20 bis 30 Seiten langen Zweikampf, der zum Aberwitzigsten gehört, was ich je gelesen habe. -- Dennoch: mehr als 200 Seiten am Stück habe ich selten geschafft, dann mußte ich erstmal durchatmen, verdauen und konnte dann eine Woche später weiterlesen. Und gerade durch diesen ehr ungewöhnlichen Leserhythmus war die Lektüre sehr intensiv.
Überhaupt: den richtigen Rhythmus für ein Buch zu finden, ist ja eine Kunst für sich.
@Sullivan: Leider gibt es »Gormenghast« immer noch nur in der teuren, rosa Klett-Cotta-Ausgabe auf Deutsch, und die ist nicht gerade billig. Auf Englisch gibts zwar günstige One-Volume-Editions, doch im Original war mir Peake ein zu harter Brocken †¦ das wage ich erst bei einer Zeitlektüre.
Im Zweifelsfalle empfehle ich die wundervolle BBC-DVDs mit Ian Richardson, Christopher Lee und Stephen Fry :-)
Schwer zu lesende Bücher:
Finde ich großartig, daß Rusch anmerkt, daß es neben einer sprachlich-stilistischen Herausforderungen auch sowas wie emotionelle-psychische Unwegsamkeiten gibt. Und Miéville mutet/traut seinen Lesern auf beiden Gebieten einiges zu.
Ich war ehrlich baff über so manche Wendung am Ende von PSS †¦ vor allem Andrej Shelbornek und Lins Schicksal schlugen emotionell äußerst unbequem bei mir ein. Es ließe sich viel darüber philosophieren, wie Miéville mit Grausamkeit spielt, sowohl plakativ-körperlicher, als auch psychologisch-seelischer. So seltsam es klingen mag, aber diese Härte gegenüber den eigenen Figuren macht für mich Miéville mehr zu einem Literaten, als die manieristische Sprachartistik.
Grüße
Alex / molosovsky
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#75
Geschrieben 16 November 2004 - 12:52
Der Schluss, das habe ich so auch in meiner Rezi geschrieben, war in der vollen Tradition der Naturalisten. Ende des 19. Jahrhunderts bediente man sich eines Stils, in dem die Unteren Schichten einer Gesellschaft der Elite entgegengestellt wurden. Bekannter Vertretet war Gerhard Hauptmann und sein Werk "Die Weber". Naturalismus stellte immer das erfolglose Bestreben der einfachen Leute dar, aus ihrem Leben etwas zu machen. Ich habe mal ein Bühnestück von Hauptmann gesehen und das war unerträglich. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Ähnlichkeit von "Der Weber" und "Die Weber" nicht zufällig ist, denn Lin war am Ende zerrüttet und Issac musste fliehen, obwohl er die Stadt gerettet hatte. Die Führungsriege jedoch harkt das Intermezzo ab und wendet sich wieder den täglichen Geschäften zu. In meinen Augen ist das sehr naturalistisch.Ich war ehrlich baff über so manche Wendung am Ende von PSS †¦ vor allem Andrej Shelbornek und Lins Schicksal schlugen emotionell äußerst unbequem bei mir ein. Es ließe sich viel darüber philosophieren, wie Miéville mit Grausamkeit spielt, sowohl plakativ-körperlicher, als auch psychologisch-seelischer. So seltsam es klingen mag, aber diese Härte gegenüber den eigenen Figuren macht für mich Miéville mehr zu einem Literaten, als die manieristische Sprachartistik.
#76
Geschrieben 16 November 2004 - 17:49
Zwar bezweifle ich, daß Miéville absichtlich vom Weaver (Weber) auf Hauptmanns »Die Weber« verweisen wollte, aber solche intertextuellen Vergnüglichkeiten liegen andererseits nicht vollkommen im Kontrollbereich des Urhebers.
Nicht wenig vom Reiz der Miéville'schen Bas-Lag-Phantastik beruht darauf, daß der Mann ein politisch ambitionierter Mensch ist (Parlamentskandidat, Doktor der Wirtschaftswissenschaften, Vorträge auf Marxismuskongressen usw.).
Mit viel Vergnügen habe ich seinen recht flapsigen Essay »Middle-Earth meets Middle-England« für Magira 2003 übersetzt - ein Text mit dem sich ein munterer Dissenz über Bereicherung und/oder Schaden der Phantastik durch J.R.R. Tolkien (und die Tolkien-Babies) starten läßt. In recht locker-polemischer Art durchleuchtet Miéville aus sozialistisch-marxistischer Sicht den Papa der Fantasy auf dessen politische Qualität.
Außerdem lesenswert die »50 Fantasy Books a Sozialist Should Read« †¦ erinnert daran, wie enorm politisiert die Phantastik zeitweise war. Und hier finden sich viele Titel, die man wohl vermutungshalber in den Vorbild/Einflüsse-Pool von Miéville/Bas-Lag werfen kann.
Worauf will ich hinaus?
Nun, ich bin seit Miéville wieder extrem für diese härteren, gesellschafts- und wirklickeitsbezogenen Seiten von Phantastik elektrisiert worden. Und ich will nicht weinerlich wirken, aber mit dieser politischen-kritischen-ästhetischen Sicht auf Phantastik komme ich mir manchmal schon wie ein Außenseiter unter Außenseitern vor.
»Phantastik ist doch zuerstmal Flucht vor der Wirklichkeit, Entspannug, Unterhaltung!!!« usw †¦ und die Leser solcher Sachen, wollen doch wohl lieber alles mögliche, solange es keine schaurig-wirren Widerspiegelungen der tatsächlichen Weltkonflikte und -miseren sind. Wer will schon Fantasy-Welten, die genauso Besch*ssen sind wie das echte Leben? ---- So klingen wohl einige Binsenweisheiten zum Thema Phantastik, doch nur selten mag ich dem Glauben schenken.
Unbestreitbar: Phantastik hat sich im Mainstream der Massenmedien-Unterhaltung schon sehr gut als Ignoranzmanagement-Werkzeug platziert, gut ausstaffiert mit wohlfeil designtem Exotismus.
Nehmen wir dagegen New Crobuzon und das Remaking †¦ ich habe diese künstlerische Justiz-Kultur als bitterböse Carricatur auf die Resozialisierungs-Praxis unserer Welt gelesen. Verwirklichen tun sich die Thaumaturgen der Gerichtsfabriken, nach deren Gutdünken die Verurteilen eben für die Gesellschaft wiederhergestellt werden. Zudem eine erfrischend plausible Begründung für allerlei ausgefallene Grotesquerien.
Ich könnte noch mehr plappern über die homöopathischen oder appelativen Aspekte von PSS und den anderen Bas-Lag Büchern, nur dazu müßte ich entscheidende Dinge als bekannt voraussetzten und also spoilen bis zum Jüngsten Gericht.
Grüße
Alex / molosovsky
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#77
Geschrieben 18 November 2004 - 15:06
Mit dem Garuda Yagharek hat China Mieville viel Potential verschenkt. Erst am Schluss fügt sich das Puzzle zusammen und es wird deutlich, was für eine interessante Persönlichkeit er ist. In der eigentlichen Handlung konnte ich ihm wenig abgewinnen und im Kampf gegen die Motten wirkt er plötzlich wie ein Superheld - hmm. Wenn man schon früher etwas von seinem Schicksal gewusst hätte, wäre er mehr als nur eine Marionette gewesen.
Sullivan
#78
Geschrieben 18 November 2004 - 16:52
Deine Rezi taugt mir. Es kann/muß ja nicht jeder - wie ich - zum Jubelschlumpf werden wegen Miéville.
Und ich finde es großartig, wie Du Deine zwiespältige Sicht mit Fairness rüberbringst.
(Zwiespältig, wenn nicht sogar angewidert war meine Littttterrrratuuuuuuur-Wut zuletzt bezüglich »Der Blumenkrieg« von Tad Williams †¦ und ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen ein wenig auf die launische Polemiktrommel zu bumbern. Trotzdem hab ich mir den Kopf zerbrochen, was es Gutes an dem Buch gibt †¦ moralische Botschaft, Anti-Manichäismus, U-Bahn-Tauglichkeit.)
Natürlich ist PSS und Bas-Lag weniger geeignet für Leute, die unbefleckt klare und positive Identifikationsfiguren bevorzugen.
Isaac, ein Schwarzer der sich am Sack kratzt, flucht †¦ freilich nicht jedermans Sache.
Yagharek als Identifikationsfigur hat bei mir sehr gut funktioniert, auch wenn ich Deine Enttäuschung mit ihm nachvollziehen kann. Das Rechtssystem der Garuda fand ich sehr originell und auch erfrischend zeitkritisch (Möglichkeits-Management †¦ dieses Thema wird in »The Scar« atemberaubend weiterentwickelt!).
Für mich war Yagharek sogar DIE eigentliche (wenn auch mit Understatement platzierte) Hauptfigur: hat er doch das erste und letzte Wort und als einziger im Buch eine Ich-Erzähler-Stimme. Wie der Leser auch kommt er als vollkommen Fremder nach New Crobuzon, und wie der Leser erreicht er erst zum Schluß von PSS sowas wie einen persönlichen Überblick der Stadt, wird vom passiven zum aktiven Bewohner.
Und wegen seinem Superheldentum: ich kann mir vorstellen, daß Yagharek in der Garuda-Gesellschaft ganz schon weit oben stand †¦ nicht so hoch wie Unterweltkönig Motley oder Bürgermeister Rudgutter in New Crobuzon, aber schon ordentlich hoch. Und die Garuda sind ein Jägervolk. Stell Dir einen Samurai im 17 Jhd. vor, der nach London kommt, weil er von den lebensrettenden Wundern der Blasensteinoperation gehört hat.
Ich kann mir vorstellen, daß »The Scar« Dir besser gefällt, denn (1) es ist menschlich wärmer und persönlicher, auch wenn es nicht an moralischen und situativen Härten a la Andrei Shelbrock und Lin-Schicksal mangelt †¦ und (2) hat Miéville es besser als in PSS verstanden den großen Spannungsbogen deutlicher zu zeichnen †¦ (3) man kommt richtig in der Welt Bas-Lag herum.
Keine Beschönigung: PSS ist ein zum Teil wirres Buch †¦ dieses wirr verbuche ich aber überwiegend als mutig wirr. Vielleicht beruhigt es Dich, daß Miéville mittlerweile selbst PSS durchaus als Monsterbaby betrachtet, und als Roman-Handwerker stolzer auf seine beiden Nachfolger ist.
Bezüglich Douglas Adams seiner Dramaturgie von »Per Anhalter†¦« hat der Schreibtrainer Otto Kruse den Begriff des Jazzing Around gebraucht (»Kunst und Technik des Erzählens«, S. 254 f). Stammt von John Gardner (in »The Art of Fiction«; und bezog sich ursprünglich auf Marx Brothers-Filme) und meint ein narratives Muster, bei dem die Handlung sprunghaft von Episode zu Episode voranschreitet, ohne Ordnung, egal, Hauptsache es ist interessant und originell. Gilt als gefährlichstes weil schwierigstes Erzählmuster †¦ dummerweise greifen viele Popcorn-Filme darauf zurück, mit den bekannten 2-Tanker-großen Plotlöchern.
Nun, PSS hat womöglich einen Schuß zuviel Jazzing Around-Maggi in der Brühe :-)
Aber es soll ja Leute geben, die Maggi pur trinken wie andere Leut Scotch.
Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen für »The Scar«. Ahoi.
Grüße
Alex / molosovsky
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#79
Geschrieben 18 November 2004 - 17:17
Isaac ist Schwarz? Da ist mir beim lesen doch etwas entgangen. Ich hatte in mir die ganze Zeit als Weißen vorgestelltIsaac, ein Schwarzer der sich am Sack kratzt, flucht †¦ freilich nicht jedermans Sache.
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#80
Geschrieben 18 November 2004 - 17:58
Deutsch Seite 19, mitte:
Englisch Seite 12, unteres Drittel:Ein dunkelhäutiger Mann, groß und nackt und umfangreich.
Der Meister selbst in einem Interview zum Thema Traum-Cast für PPS-Film:A dark-skinnded man, big and nude and detumescing †¦
GrüßeCM: Hmm...Vermishank would be Martin Landau, I think. Isaac could be LL Cool J in ten years time, with a big bushy beard, doing an English accent.
(Right....) Lin? Doesn't really matter, does it? Anyone skinny wearing a
rubber bug head. I'm working on the others."
Alex / molosovsky
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#81
Geschrieben 18 November 2004 - 18:05
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#82
Geschrieben 19 November 2004 - 12:57
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#83
Geschrieben 19 November 2004 - 14:07
Dann kann ich ja auch sagen, dass es mir nicht aufgefallen ist. Stellt sich die Frage, warum der Autor dies nicht deutlicher gesagt hat. Vielleicht, weil er andeuten wollte, dass in dieser Welt menschliche Rassenunterschiede überhaupt keine Rolle mehr spielen?Ist aber keine Schande, denk ich. Ich habs auch erst beim zweiten Lesen gemerkt. :-) Grüße Alwo / molosovsky
#84
Geschrieben 19 November 2004 - 18:23
Hab ich mich auch gefragt †¦ zumindest für die Story ist Isaacs Hautfarbe wirklich nicht wichtig.Stellt sich die Frage, warum der Autor dies nicht deutlicher gesagt hat. Vielleicht, weil er andeuten wollte, dass in dieser Welt menschliche Rassenunterschiede überhaupt keine Rolle mehr spielen?
Im ganzen Roman gibt es insgesamt vielleicht um die zwei, drei Stellen aus denen Isaacs Hautfarbe hervorgeht.
Vielleicht treibt Miéville hier einen kleinen Test mit den Lesern †¦ mal gucken wie aufmerksam die sind †¦Â .
(Auf diese Hintertüren-Art sind die drei bisherigen Bas-Lag Bände ja auch untereinander verbunden. Beispiel: Eine 2-Absatznebenfigur aus dem Dekor von PSS wird zu einem wichtigen Äktschn-Nebendarsteller in »Iron Council«.)
Für mich wars eine größere Herausvorderung mir immer wieder die knallroten Kephri-Frauenkörper vorzustellen.
Und die coolste Identifikationsfigur für mich war mit Abstand Derkhan Blueday, die Untergrundsympatisantin und RR-Aktivistin.
Grüße
Alex / molosovsky
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#86
Geschrieben 19 November 2004 - 23:10
#88
Geschrieben 19 November 2004 - 23:38
Rassenunterschiede spielen in PSS wirklich nicht so die Rolle.
Miéville bringt vielerlei Konflikte ins Spiel, aber mehr in Bezug auf Einheimische vs. Fremde, Menschliche vs. Nichtmenschliche Rassen und nicht zuletzt Klassendifferenzen.
So ist es im Buch noch nicht so lage her, daß nichtmenschliche Studenten an der Universität zugelassen sind. Und es wird durchaus bei der Toleranz zwischen einzelnen Stadtvierteln unterschieden: die artenübergreifende Liebesbezieheung zwischen Mensch Isaac und Kephri-Frau Lin wäre in einem anderem Viertel als der Bohemian-Enklave schwerlich denkbar, und selbst in Salacus Fields trauen die beiden sich nicht in der Öffentlichkeit Händchen halten und achten darauf Nichteingeweihten keine Hinweise zu liefern.
Aber wie Rusch schon vermutet: Rassenunterschiede unter den Menschen scheinen in New Crobuzon wirklich kaum bis goor nüscht zu kratzen †¦ das wäre dann einer der wenigen wirklich schönen utopischen Unterschiede zu unserer Welt!
Auffällig ist auch, daß religiöse Ideologien keine große Rolle spielen in PSS (obwohl es Passagen gibt, in denen zum Beispiel Garuda-Religion als Kommentar über die Torque-Kraft Verwendung findet) .
Im Zentrum des Plots stehen eigentlich außschließlich knallharte Interessen um Gold, Macht, Produktionsmittel, Kontrolle und Futter. (Ja ich weiß, auf diese Elemente lassen sich fast alle Roman-Konflikte runterbrechen, oder?) Der Äktschn-Plot is ja im Grunde sowas wie »Aliens - Die Rückkehr« oder »Resident Evil« †¦ Zufall, Schusseligkeit und außer Kontrolle geratenes Laborviehzeug plus Unterwelt und hemungslose Marktkonkurrenz ergeben den Hindernis-Parkur über den die Helden hetzten dürfen.
Grüße
Alex / molosovsky
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#89
Geschrieben 19 November 2004 - 23:50
Right! Das ist der Kern der Sache. Aber die Liebesbeziehung zwischen Isaaac und Lin hat mich sofort an Farmers "Bizarre Beziehungen" bzw. "Die Liebenden" erinnert. Meines Wissens eine der ersten Beschreibungen einer befremdlichen Liebesbeziehung in dieser Art. Ich hab das als Referenz verstanden. Aber, ich mag mich auch täuschen. Gruß V.Im Zentrum des Plots stehen eigentlich außschließlich knallharte Interessen um Gold, Macht, Produktionsmittel, Kontrolle und Futter.
#90
Geschrieben 13 Januar 2005 - 17:10
Es gab diese Woche ein gehaltreiches Internet-Seminar über und mit China Miéville bei den Bloggern von Crooked Timber.
Behandelt zwar spezieller »Iron Council«, bezieht aber »The Scar« und »Perdido Street Station« mit ein.
Grüße
Alex / molosovsky
Bearbeitet von molosovsky, 13 Januar 2005 - 17:12.
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