Braun angehauchte Trivialesotherik
Wenn ich reise, lese ich gerne Bücher zu entsprechenden Destinationen. So sind mir bei meiner Fahrt ins Salzburger Land die "Steine der Macht" ins Gepäck gefallen.
Rein literarisch habe ich nicht viel erwartet, da doch in der zweiten Lebenshälfte geschriebene Erstromane, welche, wie das vorliegende Buch, in Eigenregie unter einem Pseudonym gedruckt und verlegt werden, ja so ihre Gründe haben dürften, nicht in einem namhaften Verlag zu erscheinen.
So war es für mich keine Überraschung, dass die Handlung zu Anfang ziemlich hölzern daherkam. Bald aber begann sich die Geschichte doch noch als fast spannende Schnitzeljagt entlang touristischer und esoterischer Trampelpfade durch Nordafrika, das Salzburgerland und Fuerteventura zu entwickeln. Mit der meist in Nebenrollen abgehandelten Frau im Spiel, war zudem noch bis Mitte Buch Hoffnung, dass mindestens in Sachen Liebe noch etwas passieren könnte. Auch der gespannte Bogen mit den Schwarzen Steinen als DAS gemeinsam verbindende "Geheimnis" für die Macht der alten Ägypter, Juden, Kreuzritter, Venezianer, dem Dritten Reich, sowie der gemäß Autor von Juden dominierten Finanzwelt und Grosskonzernen, birgt seine gedanklichen Reize wie sie, ohne Anspruch auf historische Belegbarkeit, Verschwörungstheorien so eigen sind.
Aber als dann auch noch Autor und Tochter selber am Untersberg im Zeitportal verschwinden und wieder auftauchen, war es endgültig klar, dass es sich vor allem bei den tragenden Elementen dieses Romans, entgegen dem Versprechen des Autors, dass diese Geschichte "überwiegend auf tatsächlichen Begebenheiten" beruhe, um reine Fiktion handeln muss. Dass dann auch noch nach und nach alle Beweise für die vom Autor beobachteten Ereignisse verschwinden (Akten werden gelöscht, gefundene Portale wieder zugeschüttet, Gebiete militärisch gesperrt), tun ihr übriges die Hoffnung auf real existierenden Hinweise zu begraben.
Was hingegen bleibt ist die Unverfrorenheit der Hauptfigur in fremden und eigenen Ländern in aller Selbstherrlichkeit des Klischee-Deutschen Zutritts- und Fahrverbote zu ignorieren, in Häuser einzubrechen, tausende von Jahren alte, sakrale "Artefakte" einfach einzupacken, um sie für die eigene Vitrine aus dem Land zu schmuggeln (mit genauer Anleitung wie man das macht), Versprechen zu brechen, jeden Befehl blind auszuführen um sich und andere damit Gefahren auszusetzen.
Generell bedient die Hauptfigur eine Attitüde als hätte sich die Idee der Herrenrasse aufs Neue manifestiert. Vor allem auch der Versuch den Holocaust durch den Massenmord an Indianern und Armeniern zu relativieren, stellt das Buch in ein eher fragwürdiges Licht. Zumal man sich bei der in diesem Buch gehegten Nähe (zum gemäß Autor ausdrücklich "von den Nürnberger Prozessen nicht verurteilten") Nazi General der Waffen-SS, Hans Kammler, welcher unter anderem als Leiter für das Bauwesen der SS verantwortlich für alle KZ-Bauten war, fragen muss, ob diese Ausführlichkeit um diesen Nazi für die Handlung wirklich nötig ist, oder hier, unter dem Deckmantel der Esoterik, verdeckt braune Propaganda betrieben wird. Es wäre um die grandiose Natur des Untersberg, wenn diesem durch dieses Buch eine weitere Verbindung angedichtet wird, welche sich wohl niemand wünscht.
Fazit:
Man sollte dieses Buch nur lesen um mitzuhelfen, dieses wegen seiner ideologischen Nähe zu Nazi-Attitüden, zu verbieten, handelt es sich ja bei diesem Buch nicht nur um reine Fiktion, sondern bei der Hauptfigur mindestens gewollt scheinbar, um den Autor selbst, und damit um die nicht nur fiktive Legitimation äußerst fragwürdiger Ansichten und Handlungsweisen.
Außerdem empfinde ich es als Frechheit, dass sowohl Buch und die damit verbundene Webseite nicht im geringsten andeuten, dass dieses Buch nur erster Band weiterer, noch zu schreibender Bände sei, und deshalb, völlig unbefriedigend, mitten in der Handlung abbricht.
So im Schutze der Anonymität ein Schreiben zu verfassen, das eigentlich nur darauf aus ist, den anderen zu diskreditieren und in eine Ecke zu schieben, aus der man möglicherweise selbst kommt, finde ich kurz gesagt feige.
Soll er doch mit vollen Namen und Adresse seinen Komentar abgeben, vom Autor hat er es ja auch.
Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie er ein Buch beurteilt und was er darin wiederfindet. Aber z.Bsp. Kammler als den Erbauer sämtlicher KZ zu bezeichnen, ist einfach nur Dummheit. Der Schreiber o.a. Beitrages hat anscheinend nur Wikipedia als Informationsquelle. Der Versuch einer Relativierung der Judenvernichtung soll in diesem Buch vorkommen? Lächerliche Behauptungen eines eigenartigen Schreibers, das Gegenteil ist der Fall!
Der Verfasser dieser "Hasstriade", ein Ewiggestriger, dürfte selbst einiges noch nicht aufgearbeitet haben.
Aber es gibt gottlob dutzende Andersdenkende, die positive Meldungen über dieses Buch geschrieben haben und denen es gefallen hat. Es muss ja nicht jeder eine braune Brille haben.
Sator
Bearbeitet von sator, 28 August 2010 - 17:23.