

Aberglaube ?
#1 Gast_Michel_*
Geschrieben 27 Juni 2010 - 21:49

#2
Geschrieben 27 Juni 2010 - 22:07
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#3 Gast_Michel_*
Geschrieben 27 Juni 2010 - 22:26
Wenn man nach entsprechenden Zusammenhängen sucht, wird man sie auch finden; typischer Fall von selektiver Wahrnehmung.
Aha..?

Simi, laß mich nicht dumm sterben, aber was bedeutet das..., ich stehe z.B. immer mit dem rechten Bein zuerst auf, angesichts eines Leichenwagens

Ich ertappe mich dabei immer wieder, bin ich vielleicht gefährlich für diese Welt?

Drei Kreuze!!!
Michel
#4
Geschrieben 28 Juni 2010 - 00:00

Bearbeitet von ShockWaveRider, 28 Juni 2010 - 00:05.
Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)
ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!
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#5
Geschrieben 28 Juni 2010 - 00:46
... bin ich vielleicht gefährlich für diese Welt?
Das nicht. - Aber vielleicht zu unbedarft für dieses Forum....
Jaktusch
#6 Gast_Michel_*
Geschrieben 28 Juni 2010 - 00:58
Bearbeitet von Michel, 28 Juni 2010 - 01:02.
#7
Geschrieben 28 Juni 2010 - 04:34
#8
Geschrieben 28 Juni 2010 - 06:17
Ich bin nicht abergläubisch.
Denn Aberglauben bringt Unglück.
![]()
Gruß
Ralf
Manche Sprichworte finde ich sehr wohltuend.
Spinne am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.
Müßiggang hat Gold im Mund.
Morgenstund ist aller Laster Anfang.
Meiner Meinung nach ist es immer eine Frage, ob man an etwas glaubt oder nicht. Was man glaubt, dass sieht man auch bzw. konstruiert sich die Realität entsprechend um die Glaubenssätze herum.
Wer also abergäubig ist, der sollte sich die entsprechenden Glaubenssätze sorgfältig selber konstruieren, damit sie auch seinen eigenen Interessen entsprechen.
Bearbeitet von TrashStar, 28 Juni 2010 - 06:20.
#9
Geschrieben 28 Juni 2010 - 06:20
Aha..?
![]()
Simi, laß mich nicht dumm sterben, aber was bedeutet das...,
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich behaupte mal, dass in Deinem Leben auch schon genug andere Freundschaften auseinandergegangen sind, ohne dass da zerbrochene Spiegel oder Jagdmesser involvier waren. Denn dass Freundschaften und Beziehungen mitunter nicht ewig halten, gehört zu den traurigen Tatsachen des Lebens. Damit an dem Aberglauben etwas dran wäre, müssten die entsprechenden "Auslöser" aber irgendwie statistisch signifikant sein. Sprich: Wenn Du im Laufe Deines Lebens einmal (oder auch zwei oder dreimal) ein gemeinsames Auftreten von zerbrochenem Spiegel und zebrochener Beziehung erlebst, sagt das mehr über Deine Wahrnehmung aus als über Kausalzusammenhänge, denn statistisch relevant ist das nicht. Dass Du den zerbrochenen Spiegel überhaupt als etwas besonderes wahrnimmst, hängt ausschliesslich mit Deiner Wahrnehmung zusammen. Ich bin sicher, dass Du auch einen Zusammenhang zwischen schlechtem Wetter oder Strassenbahnen von links und zerbrochenen Freundschaften konstruieren könntest, wenn Du wolltest (bei allen meinen Freundschaften, die auseinandergegangen sind, gab es vorher Regentage!). Dass Du diesen Zusammenhang nicht herstellst, liegt daran, dass Deine Wahrnehmung anders "geeicht" ist.
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#10
Geschrieben 28 Juni 2010 - 06:30
Grundsätzlich stimme ich zu.
ABER ... sowohl Statistik als auch der die Lehre von Kausalzusammenhängen ordne ich auch unter Aberglaube ein. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber wenn man sich die gegenwärtige Debatte um das Klimageschehen und das Wirtschaftsgeschehen anschaut, dann hat man es hier vorwiegend mit Glaubenssätzen zu tun und nicht mit nachgewiesenen Kausalzusammenhängen.
In dem Fall empfehle ich mal eine genauere Lektüre der entsprechenden Forschungsliteratur †¦
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#11
Geschrieben 28 Juni 2010 - 06:39
Wenn es schon um Empfehlungen geht, dann empfehle ich Dir die Ideen der radikalen Konstruktivisten, vielleicht Heinz von Foerster.In dem Fall empfehle ich mal eine genauere Lektüre der entsprechenden Forschungsliteratur †¦
#12
Geschrieben 28 Juni 2010 - 07:04
Wenn es schon um Empfehlungen geht, dann empfehle ich Dir die Ideen der radikalen Konstruktivisten, vielleicht Heinz von Foerster.
Es würde mich erstaunen, wenn von Foerster Wissenschaft und Aberglaube tatsächlich gleichsetzen würde, denn zwischen den beiden gibt es auf jeden Fall deutlich benennbare qualitative Unterschiede.
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#13
Geschrieben 28 Juni 2010 - 07:43
Bitte unterstelle mir nichts, was ich nicht gesagt habe und lies vielleicht die letzen Beiträge noch mal.Es würde mich erstaunen, wenn von Foerster Wissenschaft und Aberglaube tatsächlich gleichsetzen würde, denn zwischen den beiden gibt es auf jeden Fall deutlich benennbare qualitative Unterschiede.
Es gibt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Eine Gemeinsamkeit ist der Glaube, mit dem die Gläubigen an die Sache herangehen. Eine weitere Gemeinsakeit ist, dass es sich bei beiden um Erklärungsprinzipien handelt.
Die Unterschiede liegen im Zeitgeist begründet. Unser Zeitgeist schreibt vor an Wissenschaft zu glauben und Aberglaube abzulehnen.
Von Foerster (und andere radikale Konstruktivisten) schreiben über Realitätskonstruktion.
#14
Geschrieben 28 Juni 2010 - 08:05
Bitte unterstelle mir nichts, was ich nicht gesagt habe und lies vielleicht die letzen Beiträge noch mal.
Es gibt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Eine Gemeinsamkeit ist der Glaube, mit dem die Gläubigen an die Sache herangehen. Eine weitere Gemeinsakeit ist, dass es sich bei beiden um Erklärungsprinzipien handelt.
Die Unterschiede liegen im Zeitgeist begründet. Unser Zeitgeist schreibt vor an Wissenschaft zu glauben und Aberglaube abzulehnen.
Von Foerster (und andere radikale Konstruktivisten) schreiben über Realitätskonstruktion.
Die Unterschiede liegen auch in der Art und Weise der Erklärung und den Folgen für das "gläubige" Subjekt. Der Abergläubige sieht sich ohnmächtig gegenüber Mächten, die er nicht verstehen oder beeinflussen kann (außer mit anderen abergläubigen Handlungen, die er auch nicht versteht). Der Abergläubige beraubt sich der Möglickeit, zu verstehen oder Einfluss zu nehmen, und nimmt sich damit auch komplett aus der Verantwortung.
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#15
Geschrieben 28 Juni 2010 - 09:11
Der Abergläubige beraubt sich der Möglickeit, zu verstehen oder Einfluss zu nehmen, und nimmt sich damit auch komplett aus der Verantwortung.
Nicht, wenn er in seinem System bleibt und zum Beispiel "Magie" betreibt. Allerdings braucht auch das ein Bewusstsein, das einen Schritt zurück tritt und glaubt, Mechanismen zu erkennen, die auszunutzen "sind" (von denen er glaubt, sie ausnutzen zu können ...).
Ich habe gestern eine Doku über Robert Anton Wilson gesehen und war ganz erstaunt, wie nah der in seinen Aussagen Heinz von Foerster war. Nur dass von Foerster eben das Gewand des Physikers und Philosophen anhatte, während Wilson eher als Künstler, Papst und "Guru" unterwegs war ...
Was von Foerster Konstruktion nannte oder Maturana in dem Satz "Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt" (Pörksen: "Jeder Akt der Kognition beruht, so nimmt man an, auf den Konstruktionen eines Beobachters - und nicht auf der punktgenauen Übereinstimmung der eigenen Wahrnehmungen mit einer externen Wirklichkeit." Die Gewissheit der Ungewissheit, S. 12) ausdrückte, ist bei Wilson der "Realitätstunnel", in den in erster Linie nur das vordringt, was in das Konzept passt. Die selektive Wahrnehmung, von der auch Simifilm sprach.
Nur dass sich das bei von Foerster, Wilson etc. etwas breiter ausformt - letztendlich soweit, dass bei Wilson das Wort "ist" nach Möglichkeit ausgespart wird. Denn jede Behauptung, etwas sei so und so, ist mehr als fraglich (in Wilsons Konzept des "Vielleichts"). Ich bin jetzt versucht, hier Parallelen zum Schreiben von Borges und zu Pessoa aufzustellen, ein wenig Crowley reinzuwerfen und die Postmoderne zu begründen (sagte von Foerster nicht, er SEI gar kein Konstruktivist - schon alleine das "ismus" bei Konstruktivismus sei ein Widerspruch in sich -, sondern wenn überhaupt irgendetwas, dann ein Postmoderner?).
Zurück zum Aberglauben: Michel geht ja schon recht magisch vor: Wenn er als Schutzmagie auf Holz klopft oder dergleichen. Wenn es für ihn funktioniert, schön. Er muss sich nun nur noch Rituale gegen schwarze Katzen, Freitag, 13. und zerbrochene Spiegel ausdenken.
Bearbeitet von eRDe7, 28 Juni 2010 - 09:14.
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#16
Geschrieben 28 Juni 2010 - 09:28
Beziehungen gehen nicht durch zerbrochene Spiegel kaputt, sondern durch das Verhalten der Menschen in einer Beziehung.Moin Forum!
Wie denkt ihr darüber, ich bin ein durch und durch abergläubischer Mensch, das "Spiegel zerschlagen = 7 Jahre Unglück", das habe ich selbst in einer Beziehung zu einer Lady einmal erlebt, keine sehr schöne Erfahrung...
Einem füheren, sehr guten Freund, schenkte ich vor vielen Jahren ein handgraviertes Jagdmesser zu seinem Geburtstag, das hätte ich nicht tun sollen, er gab mir im Gegenzug kein Geldstück (Kennt ihr aus dem Film "Auf Messers Schneide", 1997), die Freundschaft ist tatsächlich zerbrochen.
Schwarze Katze von links nach rechts vor mir auf der Straße, Feierabend!, zurück nach Hause, Decke über den Kopf!![]()
Geht es nur mir so?
Michel
Vielleicht lag es ja einfach nur an Dir.
Gib' also nicht dem kaputten Spiegel die Schuld - der kann nichts dafür.
Geschenkte Jagdmesser führen nicht zum Bruch einer Freundschaft.
Freundschaften zerbrechen am Verhalten der Freunde.
(Es kommt natürlich darauf an, wohin du ihm das Jagdmesser "geschenkt" hast.

Vielleicht lag es ja einfach nur an Dir.
Gib' also nicht die Schuld dem armen Jagdmesser.
Nach meinem Dafürhalten ist Aberglaube in vielen Fällen nur eine Ausrede, um vom eigenen Versagen abzulenken.
(Schuld haben immer irgendwelche bösen Mächte - so erspart man sich die Frage nach den eigenen Fehlern.)
Manche Abergläubische sind solche Bangebuchsen, dass sie fast schon vor dem eigenen Schatten Angst haben.
Mir läuft übrigens jeden Morgen die pechschwarze Nachbarskatze über den Weg - mal von links, mal von rechts. Und das schon seit über zwei Jahren.
Eigentlich müsste ich ja enttäuscht sein, dass einfach nix passiert.

Bin ich aber nicht - ätsch.


Kaffee-Charly
Edit:
Hoffentlich ist bald mal wieder ein Freitag, der 13.
Da es so viele Menschen gibt, die an diesem Tag vom Glück verlassen werden, bleibt bestimmt eine Menge Glück für mich übrig.

Bearbeitet von Kaffee-Charly, 28 Juni 2010 - 09:35.
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der SFCD auf YouTube
die SFCD-Vereinsgeschichte
#17
Geschrieben 28 Juni 2010 - 09:37
... was bei wissenschaftlich begründeten Erkenntnissen auch oft genug der Fall istDie Unterschiede liegen auch in der Art und Weise der Erklärung und den Folgen für das "gläubige" Subjekt. Der Abergläubige sieht sich ohnmächtig gegenüber Mächten, die er nicht verstehen oder beeinflussen kann

Nein, ich gebe dir prinzipiell recht mit dem grundlegenden Unterschied zwischen wissenschaftlichen und abergläubischen Wahrheiten. Mir ist eine valide Statistik auch angenehmer als ein dubioser Glaubenssatz - Statistiken sagen zwar nichts über den Einzelfall, aber die Wahrscheinlichkeit eines Einzelfalls zu kennen, ist mitunter ja auch ganz nützlich. Und die grundsätzliche Falsifizierbarkeit einer These auch.
Trotzdem muss ich einräumen, dass eine Menge von dem, was heute unter Wissenschaft läuft, näher am Aberglauben dran ist als man denkt. Da habe ich in den letzten 20 Jahren schon genug Dinge erlebt, die nachdenklich machen, wie sicher der Boden wirklich ist, auf dem man steht. Zum einen musste ich doch erfahren, dass es neben der "harten" Wissenschaft auch eine "weiche" gibt, wo Thesen nicht nur modifiziert und dann und wann Fehler gefunden werden, sondern wo komplexe Weltbilder auch regelmäßig so komplett umgestoßen werden, dass man im nachhinein nur feststellen kann, dass im Rückblick betrachtet die wissenschaftliche Überzeugung von vor 30 Jahren als Aberglaube erscheint - und wo man davon ausgehen kann, dass die Überzeugung von heute in weiteren 30 Jahren auch nicht besser dasteht. Und wenn man wiederum davon ausgeht, dass die wissenschaftliche Überzeugung sich also in diesen Fällen nur dadurch vom Aberglauben unterscheidet, dass man es (noch) nicht besser weiß ... dann muss man irgendwie auch feststellen, dass der Unterschied zum Aberglauben im Grunde gar nicht mehr gegeben ist. Und schlimmer wird das dann dadurch, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse teilweise mehrerer Jahrzehnte brauchen, bis sie in der Öffentlichkeit ankommen. Sprich: Es gibt eine Menge "wissenschaftliche Aussagen", die man in Gesprächen findet, die allerdings universitär längst widerlegt sind. Und in vielen wissenschaftlichen Bereichen gibt es dann durchaus einen durch den Zeitgeist bedingten "Bias", der dafür sorgt, dass Einzelerkenntnisse in ein System eingebettet werden, dass keinesfalls zwangsläufig ist und nur durch den Blickwinkel dafür sorgt, dass abgesicherte Erkenntnisse in der Summe eine Aussage zu stützen scheinen, die bei anderer Zusammenstellung des Evidenzsystems nicht haltbar wäre.
Um meine theoretischen Ausführungen mit Beispielen aus der Praxis zu untermauern: 1987 bin ich das erste Mal in ein Fitnesscenter gegangen und habe mir vom dortigen Trainer einen Trainingsplan auf Höhe der damaligen sportwissenschaftlichen Erkenntnisse geben lassen (mehr oder minder). Vor ein paar Jahren hab ich wieder angefangen und einen neuen Trainingsplan erhalten - nur um zu erleben, wie ein Jahr später der Besitzer des Studios wechselt, ein neuer Trainer von der SpoHo kommt, der wieder ein komplett anderes neues System mitbringt. Und zu allem Überfluss hab ich dann auch noch einen Karatetrainer, dessen prägende Zeit Anfang der 70er lag und der wiederum ganz anders drangeht. Ich habe also 4 komplett unterschiedliche Programme für Grundlagentraining erlebt, allesamt von an der SpoHo studierten Fachkräften vermittelt, die irgendwann mal "State of the Art" waren - die aber nicht nur jeweils Weiterentwicklungen des alten Systems sind, sondern die auch Elemente enthalten, bei denen die jweils neueren Trainer nur den Kopf schütteln und sagen: "Aber das darf man doch gar nicht machen". Trotzdem gibt es Leute, die diese Dinge Jahrzehntelang gemacht haben und die heute noch fitter sind, als ich je war

Ernährung ist ein weiterer Punkt, wo ich viele Erkenntnisse habe kommen und gehen sehen, allesamt als "wissenschaftlich" verbreitet und allgemein anerkannt; alle irgendwann widerlegt - und immer noch bekommt man in Ernährungsberatungen Regeln aufgezeigt, die nach neuestem wissenschaftlichen Stand als überholt gelten müssen (beispielsweise Empfehlungen zu Eiern/Cholesterin; zu Kaffee/Herzkrankheiten etc.), die aber wissenschaftliche Glaubenssätze zu der Zeit waren, als die entsprechenden Berater und auch Mediziner ausgebildet wurden und die man nur durch einen Generationswechsel wieder aus den Köpfen rauskriegen wird.
Ein Bereich meines Studiums war Sprachdidaktik. Da bekam man im historischen Überblick beispielsweise erzählt, wie bis in die 60er Jahre multilingualer Unterricht kritisch gesehen wurde und der Grundsatz galt, dass man erst die Muttersprache beherrschen muss, bevor man eine Fremdsprache vernünftig lernen kann. Die These wurde in den 70er Jahren endgülitg in die akademische Tonne getreten und durch differenziertere Studien widerlegt - trotzdem findet man sie noch heute (!) regelmäßig in Zeitungsartikeln bei Debatten zum Fremdsprachenerwerb. Und fairerweise muss man sagen, dass die These damals in den 60ern keinesfalls ein Aberglaube war, sondern selbst wiederum wissenschaftlich exakt untersucht und durch Studien bestätigt - nur dass man halt ein paar Faktoren noch nicht entdeckt hatte, die für eine Korrelation sorgten und dadurch fälschlich eine Abhängigkeit suggeriert haben.
Nur um mal ein paar Beispiele aus dem Alltag zu nennen. Wissenschaft ist kein Aberglaube, aber oft genug verhalten sich wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis wie abergläubische Analogieschlüsse. Weil wissenschaftliche Erkenntnisse oft ohne wissenschaftliche Notwendigkeit zu Weltbildern kombiniert werden, die durch ihre Bestandteile wissenschaftlich wirken, obwohl sie es in der Kombination nicht sind. Weil Menschen an "wissenschaftlichen Wahrheiten", die sie zuerst gelernt haben, festzuhalten neigen, auch wenn die Wissenschaft an sich schon fortgeschritten ist. Und weil wissenschaftliche Erkenntnisse nur Momentaufnahmen sind, die nicht nur sanft modifiziert, sondern regelmäßig auch revolutioniert oder komplett umgeworfen wurden, so dass auch wissenschaftliche Wahrheiten sich bei noch näherer Betrachtung als Blödsinn erweisen können.
Meine These daraus wäre, dass der wichtigste Unterschied zwischen Wissenschaft und Aberglaube gar nicht mal so sehr im Zustandekommen der Erkenntnis liegt, sondern mehr in der Haltung des Subjekts, im Umgang mit der Erkenntnis. Für das Subjekt, das sich gerne in Sicherheit wiegt, sich an der vermeintlichen "Sicherheit" wissenschaftlicher Erkenntnis festklammert, wird Wissenschaft zum Aberglauben. Weil das Subjekt in dem Falle nämlich die Wissenschaft missbraucht und sie in seinem psychologischen Gesamtsystem an die Stelle des Aberglaubens setzt - mit wissenschaftlicher Erkenntnis also in abergläubischer Weise umgeht.
Wissenschaft lässt sich nur dann von Aberglauben trennen, wenn sie auch mit einer "wissenschaftlichen", und keiner "abergläubischen" Haltung betrieben wird. Wenn man also bei jeder wissenschaftlichen Erkenntnis immer auch die potenzielle Fehlerhaftigkeit und Zeitabhängigkeit im Auge behält - wenn man also grundsätzlich niemals an Wissenschaft "glaubt", sondern wenn man wissenschaftliche Erkenntnis nicht tiefer in seine Psyche eindringen lässt, als bis zu einem "so könnte es sich verhalten, bis zum Beweis des Gegenteils".
#18
Geschrieben 28 Juni 2010 - 09:55
Ich bevorzuge in den meisten Fällen Glaubenssätze, weil die mehr Freiheitsgrade bieten. Glaubenssätze kann ich selber konstruieren und mit der erforderlichen Kraft versehen.... was bei wissenschaftlich begründeten Erkenntnissen auch oft genug der Fall ist
![]()
Nein, ich gebe dir prinzipiell recht mit dem grundlegenden Unterschied zwischen wissenschaftlichen und abergläubischen Wahrheiten. Mir ist eine valide Statistik auch angenehmer als ein dubioser Glaubenssatz - Statistiken sagen zwar nichts über den Einzelfall, aber die Wahrscheinlichkeit eines Einzelfalls zu kennen, ist mitunter ja auch ganz nützlich. Und die grundsätzliche Falsifizierbarkeit einer These auch.
Der Begriff "valide Statistik" reizt mich eher zum Lachen. Ich habe Volkswirtschaftslehre und Soziologie studiert und zwangsweise viele Statistikseminare machen müssen. Ich glaube keiner Statistik bzw. würde mich lieber auf das Unwahrscheinliche fokussieren, welches ja oft genug eintritt ... vor allem, wenn man ihm mit einem gut formulierten und korrekt geladenem Glaubenssatz auf die Sprünge hilft.
Schlußendlich handelt es sich bei allen menschlichen Erkenntnismethoden um Verkettungen von Erklärungsprinzipien. Wenn man das mal in seiner ganzen Tragweite verstanden hat, erweitert sich die Palette der Handlungsmöglichkeiten enorm ... dann kann man von magischen Methoden bis zu kausalen Verkettungen je nach Bedarf und Situation das angemessene auswählen.
#19
Geschrieben 28 Juni 2010 - 10:06
Diese Messergeschichte beruht auf einem astrologischen Weltbild.Geschenkte Jagdmesser führen nicht zum Bruch einer Freundschaft.
Freundschaften zerbrechen am Verhalten der Freunde.
(Es kommt natürlich darauf an, wohin du ihm das Jagdmesser "geschenkt" hast.)
Vielleicht lag es ja einfach nur an Dir.
Gib' also nicht die Schuld dem armen Jagdmesser.
Ein Messer (und ganz bestimmt ein Jagdmesser) wird dem Kraftfeld des Mars zugeordnet.
In der alten Astrologie ist Mars ein Übeltäter, der Konflikte anzeigt.
Hier hätte man zum Ausgleich einige venusische Zutaten mitliefern müssen, um der marsianische Energie die Spitze zu nehmen. Vielleicht einen leckeren Kuchen, den man mit dem Messer in Stücke schneiden kann und dann gemeinsam goutieren.

#20
Geschrieben 28 Juni 2010 - 10:26
Ich traue keiner Statistik, deren Rohdaten und Auswertungsalgorithmen ich nicht einschätzen kann. Aber ich habe auch festgestellt, dass das gern geäußerte Misstrauen gegen Statistiken meist eher eine Ausrede für Faulheit ist - weil die Argumente dafür sich sehr schnell relativieren lassen, wenn man die komplette Statistik betrachtet und nicht nur eine vorgegebene Kurzdeutung. Im Zweifel ziehe ich eher die Freiheit der Deutung der Freiheit der Ignoranz vor.Ich glaube keiner Statistik ...

Und wenn man weiß, dass gerade die traditionellen "magischen Wissenschaften" nichts anderes als "Statistik" an ihren historischen Wurzeln haben - nämlich Beobachtung von Empirie und ermitteln von Analogien auf Basis reiner Korrelation -, dann scheint mir eine Argumentation, die sich ausgerechnet auf "magische Methoden" als Gegensatz zu "wissenschaftlicher Statistik" zuspitzt, doch ein wenig ironisch. Ironisch und sehr modern wissenschaftlich gedacht ...
#21
Geschrieben 28 Juni 2010 - 10:30
Meine These daraus wäre, dass der wichtigste Unterschied zwischen Wissenschaft und Aberglaube gar nicht mal so sehr im Zustandekommen der Erkenntnis liegt, sondern mehr in der Haltung des Subjekts, im Umgang mit der Erkenntnis. Für das Subjekt, das sich gerne in Sicherheit wiegt, sich an der vermeintlichen "Sicherheit" wissenschaftlicher Erkenntnis festklammert, wird Wissenschaft zum Aberglauben. Weil das Subjekt in dem Falle nämlich die Wissenschaft missbraucht und sie in seinem psychologischen Gesamtsystem an die Stelle des Aberglaubens setzt - mit wissenschaftlicher Erkenntnis also in abergläubischer Weise umgeht.
Dem kann ich nur zustimmen. Dass Wissenschaft oft genug an die Stelle des Aberglaubens tritt, ist zweifellos richtig. Nur liegt dann eben kein wissenschaftliches Weltbild mehr vor, sondern die Wissenschaft wird von einem abergläubischen Weltbild usurpiert. Und wahrscheinlich gehört eine gehörige Portion Aberglaube auch zur menschlichen Psyche dazu; es gibt wahrscheinlich kaum jemandem, der voll und ganz nur in einer wissenschaftlichen Welt lebt (ich schliesse auch immer mal wieder Abmachungen mit dem Universum ab; blöderweise hält sich dieses nur selten daran). Entscheidend ist wohl, für welche Bereiche man den Aberglauben anwendet.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#22
Geschrieben 28 Juni 2010 - 10:33
Ich traue keiner Statistik, deren Rohdaten und Auswertungsalgorithmen ich nicht einschätzen kann. Aber ich habe auch festgestellt, dass das gern geäußerte Misstrauen gegen Statistiken meist eher eine Ausrede für Faulheit ist - weil die Argumente dafür sich sehr schnell relativieren lassen, wenn man die komplette Statistik betrachtet und nicht nur eine vorgegebene Kurzdeutung. Im Zweifel ziehe ich eher die Freiheit der Deutung der Freiheit der Ignoranz vor.
Entscheidend ist ja nicht die Statistik an sich, wenn die sauber erhoben wurde, sondern deren Interpretation. Eine Statistik alleine kann ja keine Erklärung sein, sondern sie kann nur ein Modell bestätigen oder falsizifieren. Und hier legt eben auch wieder der Unterschied zum Aberglaube, der eben keine Erklärung im eigentlichen Sinn bietet, sondern nur fest stehende Verbindungen zwischen unterschiedlichen Phänomenen, die aufgrund von Wesensgleichheit zustande kommt.
Bearbeitet von simifilm, 28 Juni 2010 - 10:52.
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#23
Geschrieben 28 Juni 2010 - 11:33
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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• (Film) gerade gesehen: Ghost in the Shell (USA 2017, R: Rupert Sanders)
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• (Film) Neuerwerbung: Arrival (USA 2016, R: Denis Villeneuve)
#24
Geschrieben 28 Juni 2010 - 11:47
Nun ja, ich persönlich käme jedenfalls nicht auf die Idee, die Sterne für mein Verhalten verantwortlich zu machen. Ich bin ja kein ungebildeter Trottel und weiß genau, dass es an meinen Genen und an meiner Erziehung liegt.Davon abgesehen kenne ich ebenfalls einige Menschen, die der Einfluss der Sterne oder was in der Art für ihr arschiges Verhalten verantwortlich machen - Entschuldigen müssen sie sich dann ja nicht, schließlich war der Mars dran schuld.
Den Mythos von der Eigenverantwortlichkeit halte ich jedenfalls für ein abergläubisches Konzept, aus einer Zeit, als man noch nicht vermochte, menschliches Verhalten wissenschaftlich zu deuten und auf seine Kausalitäten zu reduzieren. Ich denke, da ist noch einige Aufklärungsarbeit vonnöten.

Bearbeitet von Lomax, 28 Juni 2010 - 11:48.
#25
Geschrieben 28 Juni 2010 - 12:52
Der ist gut ...Nun ja, ich persönlich käme jedenfalls nicht auf die Idee, die Sterne für mein Verhalten verantwortlich zu machen. Ich bin ja kein ungebildeter Trottel und weiß genau, dass es an meinen Genen und an meiner Erziehung liegt.

#26
Geschrieben 28 Juni 2010 - 14:16
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#27
Geschrieben 28 Juni 2010 - 14:49
#28
Geschrieben 28 Juni 2010 - 15:37

/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#29
Geschrieben 28 Juni 2010 - 23:06
Das wussten schon die alten Pharaonen.
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cheers.gif
Kaffee-Pott
Charly-Press - E-Books und Taschenbücher
Meine Homepage: Charlys Phantastik-Cafe
der SFCD auf YouTube
die SFCD-Vereinsgeschichte
#30
Geschrieben 29 Juni 2010 - 08:33
Katzen sind Außerirdische !!!
Das wussten schon die alten Pharaonen.
Kaffee-Pott
Meine Rede. Du glaubst ja nicht wie oft ich schon versucht habe meinen ältesten und
treuesten Kater dazu zu bringen mir seine geheimen Missonsdaten zu enthüllen....
keine Chance die halten absolut dicht die Jungs.
Katzen sind from outer Space jede Wette http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Bearbeitet von Amtranik, 29 Juni 2010 - 08:34.
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