Auf der Grundlage deines Postulates, könnte man aber viele verschiedene Modelle als praktikabel akzeptieren. Dann hätte man ein sehr breites Spektrum, um sich der "Wirklichkeit" anzunähern und mehr Toleranz und mehr Handlungsbreite.
Damit habe ich keine Probleme (und mich auch lange genug in "okkulteren" Fachgebieten getummelt

). Sobald man allerdings den Vergleich mit der Wissenschaft sucht, wird es schwierig. Zum einen sind das teilweise geschlossene Systeme mit eigenen, "nicht-wissenschaftlichen" Kontroll- und Evaluierungssystemen, die man, wenn man sie ernst nimmt, nicht mit "wissenschaftlichen" Methoden messen und dementsprechend auch nicht wirklich mit der Wissenschaft vergleichen kann. Zum anderen müssen sie sich natürlich, spätestens wenn es sich um praktisch abgeleitete Nutzanwendungen geht, doch mit entsprechenden Praktiken mit wissenschaftlichem Hintergrund messen lassen. Und da stelle dann auch ich den Anspruch, dass sie sich auf eine vergleichbare Basis "runterrechnen lassen" müssen, und dass ich dann auch einen Vorteil dieser anderen Bezugssysteme gegenüber der Wissenschaft wahrnehmen will. Oder zumindest eine Gleichwertigkeit - Gleichwertigkeit im Nutzen, aber auch Gleichwertigkeit in der Berechenbarkeit des Nutzens.
Aber, wie gesagt, im Prinzip habe ich keine Probleme damit, nicht-wissenschaftliche Modelle zunächst einmal ernst zu nehmen, nach ihren eigenen Prinzipien zu bearbeiten und sie in irgendeiner Schublade
neben den wissenschaftlichen Modellen aufzuheben, ohne dass das eine mit dem anderen in Konflikt geraten muss. Nur wenn es darum geht, womit ich meine Zeit bevorzugt verbringe und was ich bevorzugt für meine eigene Welterkundung nutze, dann nehme ich natürlich eine Abwägung vor - ohne Anspruch auf "absolute Wahrheiten" oder auch nur einer "Universalität der Methodik".
In meinem Verstaendnis haette ich Okkultismus u.ae. auf eine Stufe zur Religion gestellt und nicht zur Wissenschaft.
Der entscheidende Unterschied wäre, dass Religion in der Regel verlangt, Wahrheiten zu glauben, während die "okkulten Wissenschaften" (bitte jetzt nicht über die Begriffe streiten - ich weiß, dass das irgendwie ein Widerspruch in sich ist und förmlich zu den Vergleichen einlädt, die ich oben als problematisch eingestuft habe. Aber irgendwann gehen einem halt die trennscharfen Begriffe aus. Was vermutlich daran liegt, dass früher alles in der "Philosophie" in einem großen Topf zusammenlag, was man besser sauber geschieden hätte
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png) ... äh, wo war ich vor dieser langen Klammer stehen geblieben? Okay, also, im Gegensatz zur Religion versprechen die "okkulten Wissenschaften", dass man metaphysische Wahrheiten nicht glauben muss, sondern sie durch einen entsprechend geschulten Geist und entsprechend geschulte Sinne auch wahrnehmen kann, und zwar genauso wahrnehmen und prüfen, wie man innerhalb der Wissenschaft seine Erkenntnisse mit Experimenten und Messinstrumenten unmittelbar verifizieren kann.
Mein Problem mit dem Ansatz war, dass die "Schulungen" in den okkulten Wissenschaften, die den Geist entsprechend zu Wahrnehmung okkulter Zusammenhänge vorbereiten sollten, letztlich natürlich auf eine Veränderung eben dieses Geistes und seiner Sinne hinausliefen. Sprich: An irgendeinem Punkt hatte ich Zweifel, ob die Erkenntnisse, die der "geschulte Geist" unmittelbar erleben konnte, tatsächlich externe Wahrheiten waren, oder ob die Schulung nicht an sich schon eine Schulung zur Autosuggestion ist, in die der Geist Dinge als externe Wahrheit wahrnimmt, die in Wahrheit nur Einbildung ist.
Ob also beispielsweise die Erlebnisse bei der "Geistreise eines Schamanen" tatsächlich erlebte Wahrheit sind, oder schlicht nur Hirngespinste, die subjektiv als Wahrnehmung erlebt werden, das wiederum lässt sich innerhalb des Systems nicht verifizieren und ist letztendlich doch wieder ein Glaubenssatz. Aber das ist natürlich wieder eine Feststellung aus der Außenperspektive und am Ende eine Systemfrage, bei der man nicht mehr eindeutig die "wahrere Wahrheit" ermitteln kann.
Ich würde mir also nicht anmaßen, "okkulte" oder ähnliche alternative Deutungsmodelle per se zu verwerfen. Ich wüsste im Moment nur keinen Grund, warum man ihnen folgen sollte, wo die wissenschaftliche Modelle allem Augenschein nach derzeit halt deutlich besser funktionieren.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)