Dann, bevor ich unser Buch weiter lese, etwas zu Dhalgren von Delany
...Ich erinnere mich. Damals, als der Roman in aller Munde war, gab es bei mir in der Stadt einen SciFi Con. Der WDR war auch anwesend und es gab einen eigenen Bereich, wo die Besucher sich hinsetzen konnten und den Hörspielen des WDR lauschen durften. Oft war ein berühmter Autor anwesend, der den Diskussionen zuhörte und seine eigenen Erfahrungen zum Thema weiter gab.
Doch es war so, wie stets in Deutschland, kaum jemand ließ sich animieren, seine Meinung laut zu äußern. Doch Dhalgren war anders, - besonders, da es 1011 Seiten umfaste und damit der längste Roman in Taschenbuchform war (14,80 DM). Später wurde die Länge des Romans mit der Länge des männlichen †¦ verglichen. Aber dazu später. - Jetzt sprachen alle und es wurde eine lebhafte Diskussion. Einige erzählten das, was die Literaturkritiker schrieben, andere versuchten anzumerken, dass der Roman eigentlich nur ein Slum-Roman sei, der realistisch geschrieben zeigt, wie es dort zugeht - besonders, da alle 150 Seiten eine ordentliche Sexorgie abgehalten wurde. Zum Schluss setzte sich die Meinung durch, dass das Buch ein Porno sei und der Autor sich wohl einiges von der Seele geschrieben hatte, besonders da die Ich Form mutmaßen ließ, dass er selbst Slum Bewohner war.
Ich war damals noch Schülerin und hatte den Roman aus der Hand gelegt, als ich leserisch die erste Szene der Orgienbatterie erreichte. Ich fand das peinlich, was dort stand und hätte mich danach nie getraut offen zuzugeben, dass ich Dhalgren in meinem Bücherregal stehen hatte. - Jahre später habe ich das Buch dann gelesen und auch im zweiten Versuch aufgegeben. Es war nervend, ständig die Sexorgien zu erleben. Ich wusste nie, warum ich das Buch jetzt lesen sollte, wegen der lausigen nicht vorliegenden Handlung, dem eigenwilligsten Schreibstil der Welt oder der Überraschung, wenn erneut eine wilde Party stieg und detailliert berichtet wurde, was da alles in der Gesellschaft abgeht! Doch wenn das die Realität widerspiegelte†¦.
Die Handlung ist schnell berichtet. Ein unbekannter Mann ohne Erinnerung bekommt über einen anderen Mann Zugang zu den internen Partys einer Gesellschaft in Amerika. Die Handlung beginnt irgendwo und irgendwann und endet an genau derselben Stelle, wo es zurück zum Beginn geht. Also ist der Roman in sich geschlossen und kann nicht entfliehen aus der Welt. Dazwischen liegen Personen, Wechselspiele der Beziehungen und der Versuch jemanden zum Präsidenten zu machen und eben †¦ alle 150 Seiten eine Sexorgie.
Bearbeitet von Iwen, 07 Dezember 2010 - 19:39.